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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wiegen, ja noch drüber, welches iedoch
etwas ausserordentliches ist, ich aber mit
einem solchen Aloekürbis erweisen kan,
der 102. Pfund wieget. Dem sey, wie
ihm sey, man erwehle nur die Aloe/
wenn sie leberfarben siehet, denn daher
hat sie den Zunamen hepatica bekom-
men, dieweil das Griechische Wort He-
par
so viel bedeutet als Leber; die auch
recht trucken sey, und so wenig als mög-
lich, stincke. Denn man findet ihrer,
welche schmiericht ist, und zweyerley
Farbe hat, castanienbraun und schwartz,
ist anbey gläntzend, und stinckt dermas-
sen, daß man es schier unmöglich ertra-
gen kan: welches, wie man mich berich-
tet, daher kommen soll, daß sie von den
Blättern dieses Gewächses bereitet
worden. Welches auch gar wohl seyn
kan, alldieweil diese Blätter, wenn sie
zerbrochen oder zerschnitten werden, so
sehr stincken, daß man sie bey nahe nicht
einmahl vor die Nase bringen kan. Da-
gegen ist die, so von der Wurtzel bereitet
worden, hierinne gantz und gar von je-
ner unterschieden, denn sie hat fast gar
keinen Geruch, ist aber im Gegentheil
desto bitterer.

Diese Aloe solte billich nicht zur Artz-
ney genommen, sondern allein für die
Pferde gebrauchet werden, weil sie doch
noch besser ist als die Pferde Aloe,
Aloe Caballina, von der ich hernach reden
werde.

Was die unterschiedenen Farben be-
[Spaltenumbruch] trifft, die sich an dieser Aloe befinden,
dieselben sind ihr an ihrer Beschaffen-
heit nicht im geringsten nachtheilig, weil
selbige nur daher entstehen, daß sie in
der Mitten nicht so trucken ist, wie aus-
senher, dieweil die Luft nicht gnugsam
dazu gekonnt, sie auch noch gantz warm
in die Kürbse ist geschüttet worden, da
sich denn die Wärme inwendig concen-
triret oder zusammengezogen, und ihr
diese schwärtzlichte Farbe gegeben; wel-
ches ingleichen auch die Ursache ist, daß
sie so weich und klebricht.

Die dritte Sorte der Aloe ist die,
welche schwartz, trucken, und schier oh-
ne allen Geruch ist; wird von uns AloeAloe Caballi-
na.

Caballina genennet, weil sie gemeiniglich
in Körben von Palmblättern oder Bin-
tzen, von den Lateinern Caballino be-
namset, gebracht wird: oder weil sie,
nach anderer Meinung, blos für die
Pferde soll gebrauchet werden. Doch
ist dieses ein ziemlich grober Schnitzer;
denn sie dienet weder für die Menschen,
noch für die Pferde, weil sie nichts als
eitel Unrath ist, oder besser zu sagen, ver-
brannt Zeug, welches weder Kraft
noch Macht hat, und darum billich sol-
te verworffen werden. Ja man solte
den Kauffleuten nicht nur diese, sondern
auch andere dergleichen schändliche
Waaren zu führen und zu verkauffen
verbieten, absonderlich, wenn selbige
zur Artzney sollen gebrauchet werden.

[Ende Spaltensatz]
Das sechste Capitel.
Vom Succo Hypocistidis.
[Spaltenumbruch]

HYpocistis, im Frantzösischen Hypochiste
genannt, ist ein dicker Saft, den man
aus einer Art Beyschößlingen machet,
welche aus der Wurtzel eines Strau-
ches, Cistos benamset, herauswachsen.
Dieser Strauch ist in Provence und
Languedoc gar sehr gemein, und wir
lassen allen Succum hypocistidis, den wir
verkauffen, daher bringen.

Der Herr Charras, und der ihn so
wacker ausgeschrieben, Mävius/ ha-
ben beydes die Figur und die Farbe die-
ser Nebenschossen, also wohl beschrieben,
wie ingleichen den Strauch, der sie brin-
get, daß ich nicht für dienlich erachtet,
dieses Cap. zu vergrössern, sondern ha-
Siehe Fig. 316.be mich begnügen lassen, die Figur, die
[Spaltenumbruch] ich nach dem Originale stechen lassen,Siehe Fig. 316.
hierbey zu setzen.

Diesen Saft nun muß man erkiesen,
der da fein wohl gekocht, das ist, frisch
sey, gläntzend schwartz, gar wenig ver-
brannt, und so viel nur möglich, eines
anziehenden Geschmacks, auch gewiß
von Hypocistide bereitet. Jch sage nicht
ohn Ursache, daß man den erwehlen
müsse, der gantz gewiß vom Hypocistide
bereitet worden, denn Mävius saget,
die Apothecker, welche die Leute zu be-
trügen pflegten, gebrauchten insge-
mein den an der Sonne getreugten
Saft der Bocksbartwurtzel dafür. Al-
lein, ich dencke immer, er habe ihnen in
diesem Stücke ein wenig zu viel gethan,

denn

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wiegen, ja noch druͤber, welches iedoch
etwas auſſerordentliches iſt, ich aber mit
einem ſolchen Aloekuͤrbis erweiſen kan,
der 102. Pfund wieget. Dem ſey, wie
ihm ſey, man erwehle nur die Aloe/
wenn ſie leberfarben ſiehet, denn daher
hat ſie den Zunamen hepatica bekom-
men, dieweil das Griechiſche Wort He-
par
ſo viel bedeutet als Leber; die auch
recht trucken ſey, und ſo wenig als moͤg-
lich, ſtincke. Denn man findet ihrer,
welche ſchmiericht iſt, und zweyerley
Farbe hat, caſtanienbꝛaun und ſchwartz,
iſt anbey glaͤntzend, und ſtinckt dermaſ-
ſen, daß man es ſchier unmoͤglich ertra-
gen kan: welches, wie man mich berich-
tet, daher kommen ſoll, daß ſie von den
Blaͤttern dieſes Gewaͤchſes bereitet
worden. Welches auch gar wohl ſeyn
kan, alldieweil dieſe Blaͤtter, wenn ſie
zerbrochen oder zerſchnitten werden, ſo
ſehr ſtincken, daß man ſie bey nahe nicht
einmahl vor die Naſe bringen kan. Da-
gegen iſt die, ſo von der Wurtzel bereitet
worden, hierinne gantz und gar von je-
ner unterſchieden, denn ſie hat faſt gar
keinen Geruch, iſt aber im Gegentheil
deſto bitterer.

Dieſe Aloe ſolte billich nicht zur Artz-
ney genommen, ſondern allein fuͤr die
Pferde gebrauchet werden, weil ſie doch
noch beſſer iſt als die Pferde Aloe,
Aloë Caballina, von der ich hernach reden
werde.

Was die unterſchiedenen Farben be-
[Spaltenumbruch] trifft, die ſich an dieſer Aloe befinden,
dieſelben ſind ihr an ihrer Beſchaffen-
heit nicht im geringſten nachtheilig, weil
ſelbige nur daher entſtehen, daß ſie in
der Mitten nicht ſo trucken iſt, wie auſ-
ſenher, dieweil die Luft nicht gnugſam
dazu gekonnt, ſie auch noch gantz warm
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ſich denn die Waͤrme inwendig concen-
triret oder zuſammengezogen, und ihr
dieſe ſchwaͤrtzlichte Farbe gegeben; wel-
ches ingleichen auch die Urſache iſt, daß
ſie ſo weich und klebricht.

Die dritte Sorte der Aloe iſt die,
welche ſchwartz, trucken, und ſchier oh-
ne allen Geruch iſt; wird von uns AloëAloë Caballi-
na.

Caballina genennet, weil ſie gemeiniglich
in Koͤrben von Palmblaͤttern oder Bin-
tzen, von den Lateinern Caballino be-
namſet, gebracht wird: oder weil ſie,
nach anderer Meinung, blos fuͤr die
Pferde ſoll gebrauchet werden. Doch
iſt dieſes ein ziemlich grober Schnitzer;
denn ſie dienet weder fuͤr die Menſchen,
noch fuͤr die Pferde, weil ſie nichts als
eitel Unrath iſt, oder beſſer zu ſagen, ver-
brannt Zeug, welches weder Kraft
noch Macht hat, und darum billich ſol-
te verworffen werden. Ja man ſolte
den Kauffleuten nicht nur dieſe, ſondern
auch andere dergleichen ſchaͤndliche
Waaren zu fuͤhren und zu verkauffen
verbieten, abſonderlich, wenn ſelbige
zur Artzney ſollen gebrauchet werden.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechſte Capitel.
Vom Succo Hypociſtidis.
[Spaltenumbruch]

HYpociſtis, im Frantzoͤſiſchen Hypochiſte
genannt, iſt ein dicker Saft, den man
aus einer Art Beyſchoͤßlingen machet,
welche aus der Wurtzel eines Strau-
ches, Ciſtos benamſet, herauswachſen.
Dieſer Strauch iſt in Provence und
Languedoc gar ſehr gemein, und wir
laſſen allen Succum hypociſtidis, den wir
verkauffen, daher bringen.

Der Herr Charras, und der ihn ſo
wacker ausgeſchrieben, Maͤvius/ ha-
ben beydes die Figur und die Farbe die-
ſer Nebenſchoſſen, alſo wohl beſchrieben,
wie ingleichen den Strauch, der ſie brin-
get, daß ich nicht fuͤr dienlich erachtet,
dieſes Cap. zu vergroͤſſern, ſondern ha-
Siehe Fig. 316.be mich begnuͤgen laſſen, die Figur, die
[Spaltenumbruch] ich nach dem Originale ſtechen laſſen,Siehe Fig. 316.
hierbey zu ſetzen.

Dieſen Saft nun muß man erkieſen,
der da fein wohl gekocht, das iſt, friſch
ſey, glaͤntzend ſchwartz, gar wenig ver-
brannt, und ſo viel nur moͤglich, eines
anziehenden Geſchmacks, auch gewiß
von Hypociſtide bereitet. Jch ſage nicht
ohn Urſache, daß man den erwehlen
muͤſſe, der gantz gewiß vom Hypociſtide
bereitet worden, denn Maͤvius ſaget,
die Apothecker, welche die Leute zu be-
truͤgen pflegten, gebrauchten insge-
mein den an der Sonne getreugten
Saft der Bocksbartwurtzel dafuͤr. Al-
lein, ich dencke immer, er habe ihnen in
dieſem Stuͤcke ein wenig zu viel gethan,

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[0346] Der Spezereyen und Materialien wiegen, ja noch druͤber, welches iedoch etwas auſſerordentliches iſt, ich aber mit einem ſolchen Aloekuͤrbis erweiſen kan, der 102. Pfund wieget. Dem ſey, wie ihm ſey, man erwehle nur die Aloe/ wenn ſie leberfarben ſiehet, denn daher hat ſie den Zunamen hepatica bekom- men, dieweil das Griechiſche Wort He- par ſo viel bedeutet als Leber; die auch recht trucken ſey, und ſo wenig als moͤg- lich, ſtincke. Denn man findet ihrer, welche ſchmiericht iſt, und zweyerley Farbe hat, caſtanienbꝛaun und ſchwartz, iſt anbey glaͤntzend, und ſtinckt dermaſ- ſen, daß man es ſchier unmoͤglich ertra- gen kan: welches, wie man mich berich- tet, daher kommen ſoll, daß ſie von den Blaͤttern dieſes Gewaͤchſes bereitet worden. Welches auch gar wohl ſeyn kan, alldieweil dieſe Blaͤtter, wenn ſie zerbrochen oder zerſchnitten werden, ſo ſehr ſtincken, daß man ſie bey nahe nicht einmahl vor die Naſe bringen kan. Da- gegen iſt die, ſo von der Wurtzel bereitet worden, hierinne gantz und gar von je- ner unterſchieden, denn ſie hat faſt gar keinen Geruch, iſt aber im Gegentheil deſto bitterer. Dieſe Aloe ſolte billich nicht zur Artz- ney genommen, ſondern allein fuͤr die Pferde gebrauchet werden, weil ſie doch noch beſſer iſt als die Pferde Aloe, Aloë Caballina, von der ich hernach reden werde. Was die unterſchiedenen Farben be- trifft, die ſich an dieſer Aloe befinden, dieſelben ſind ihr an ihrer Beſchaffen- heit nicht im geringſten nachtheilig, weil ſelbige nur daher entſtehen, daß ſie in der Mitten nicht ſo trucken iſt, wie auſ- ſenher, dieweil die Luft nicht gnugſam dazu gekonnt, ſie auch noch gantz warm in die Kuͤrbſe iſt geſchuͤttet worden, da ſich denn die Waͤrme inwendig concen- triret oder zuſammengezogen, und ihr dieſe ſchwaͤrtzlichte Farbe gegeben; wel- ches ingleichen auch die Urſache iſt, daß ſie ſo weich und klebricht. Die dritte Sorte der Aloe iſt die, welche ſchwartz, trucken, und ſchier oh- ne allen Geruch iſt; wird von uns Aloë Caballina genennet, weil ſie gemeiniglich in Koͤrben von Palmblaͤttern oder Bin- tzen, von den Lateinern Caballino be- namſet, gebracht wird: oder weil ſie, nach anderer Meinung, blos fuͤr die Pferde ſoll gebrauchet werden. Doch iſt dieſes ein ziemlich grober Schnitzer; denn ſie dienet weder fuͤr die Menſchen, noch fuͤr die Pferde, weil ſie nichts als eitel Unrath iſt, oder beſſer zu ſagen, ver- brannt Zeug, welches weder Kraft noch Macht hat, und darum billich ſol- te verworffen werden. Ja man ſolte den Kauffleuten nicht nur dieſe, ſondern auch andere dergleichen ſchaͤndliche Waaren zu fuͤhren und zu verkauffen verbieten, abſonderlich, wenn ſelbige zur Artzney ſollen gebrauchet werden. Aloë Caballi- na. Das ſechſte Capitel. Vom Succo Hypociſtidis. HYpociſtis, im Frantzoͤſiſchen Hypochiſte genannt, iſt ein dicker Saft, den man aus einer Art Beyſchoͤßlingen machet, welche aus der Wurtzel eines Strau- ches, Ciſtos benamſet, herauswachſen. Dieſer Strauch iſt in Provence und Languedoc gar ſehr gemein, und wir laſſen allen Succum hypociſtidis, den wir verkauffen, daher bringen. Der Herr Charras, und der ihn ſo wacker ausgeſchrieben, Maͤvius/ ha- ben beydes die Figur und die Farbe die- ſer Nebenſchoſſen, alſo wohl beſchrieben, wie ingleichen den Strauch, der ſie brin- get, daß ich nicht fuͤr dienlich erachtet, dieſes Cap. zu vergroͤſſern, ſondern ha- be mich begnuͤgen laſſen, die Figur, die ich nach dem Originale ſtechen laſſen, hierbey zu ſetzen. Siehe Fig. 316. Siehe Fig. 316. Dieſen Saft nun muß man erkieſen, der da fein wohl gekocht, das iſt, friſch ſey, glaͤntzend ſchwartz, gar wenig ver- brannt, und ſo viel nur moͤglich, eines anziehenden Geſchmacks, auch gewiß von Hypociſtide bereitet. Jch ſage nicht ohn Urſache, daß man den erwehlen muͤſſe, der gantz gewiß vom Hypociſtide bereitet worden, denn Maͤvius ſaget, die Apothecker, welche die Leute zu be- truͤgen pflegten, gebrauchten insge- mein den an der Sonne getreugten Saft der Bocksbartwurtzel dafuͤr. Al- lein, ich dencke immer, er habe ihnen in dieſem Stuͤcke ein wenig zu viel gethan, denn

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/346>, abgerufen am 25.04.2024.