Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Jsere und Oise finden, allda sie auch bis-
weilen gefangen werden. Allein in der
Elbe, und in andern grossen Flüssen in
Teutschland und Polen/ vor allen
aber in der grossen Rivier in Canada
werden ihrer viel gefangen.

Die Theurung des Bibergeils, und
der Geitz gewisser loser Leute bringt
dieselben dazu, daß sie alles versuchet,
ob sie es nachzumachen vermöchten.
Sie machen aber ein Gemenge von
rechten Bibergeilpulver und einigen
Gummen, die zu nennen unnöthig,
damit füllen sie die Beutel, darinne die
Geilen von Lämmern oder jungen Zie-
gen gelegen, an, binden und hengen sie
einige Zeit in den Rauch, und verkauf-
fen dieselben, wenn sie harte genug
worden, denenjenigen, die es nicht wohl
zu unterscheiden wissen, für aufrichti-
ges Bibergeil. Allein dieser Betrug
mag gar leichtlich erkannt werden;
man schneide nur die Säcklein auf, und
sehe nach obbemelden Zeichen, unter
denen das vornehmste, daß man hier
weder Fasen, noch Häutlein durchein-
ander gezogen finden wird; wie auch,
daß man das gerechte Bibergeil stossen
und durch ein Florsieb stäuben kan, da
dann die kleinen Häutlein auf dem
Flore zurücke bleiben; die Gummen
aber können nicht hindurch fallen, son-
dern bleiben drauf, sonder Häutlein,
in einem Klumpen beliegen.

Jch setze beyseit, was gar viel berühm-
te Scribenten vom Biber geschrieben,
daß er nämlich, wenn er sich von denen
Jägern verfolget siehet, mit den Zäh-
nen die Geilen abbeisse, oder ausreisse,
und sie ihnen zu seiner Rantzion hin-
werffe; denn es ist ihm eben so unmög-
lich seinen Leib bis zu denenselbigen hin
zu beugen, daß er sie mit den Zähnen
erreichen könte, als unmöglich dieses ei-
nem Eber fallen würde: überdiß, kan
er sich auch gar leichte ins Wasser stür-
tzen, weil er sich nicht zu weit vom Ufer
entfernet.

Das Bibergeil wird auf unterschie-
dene Art zugerichtet oder präpariret,
und wider die Haupt- und Mutter-
Kranckheiten trefflich gerühmet, es
mag nun innerlich oder äusserlich ge-
brauchet werden. Den schmierichten
Saft braucht man zu Salben und zur
Bereitung des Bibergeilöls.

[Spaltenumbruch]

Jn der Academie derer Wissenschaf-
ten ist ein Biber zerschnitten oder ana-
tomir
et worden, welcher drey und einen
halben Fuß lang gewesen, von der
Schnautze an bis zum Ende des
Schwantzes gerechnet. Wo er am brei-
testen, war er zwölff Zoll breit, und wu-
ge über dreyßig Pfund. Seine Farbe
war braun und gläntzend, ohngefehr
wie die Farbe an der Minoriten Klei-
dung: das längste Haar war andert-
halb Zoll lang, und so zart wie das
Haupthaar eines Menschen, das kür-
tzeste einen Zoll, und so gelinde als wie
Pflaumfedern. Die Ohren waren
rund und sehr kurtz, inwendig ohne
Haar, auswendig aber rauch. Er hat-
te vier hauende Zähne, als wie die Eich-
hörnlein, Ratten und andere Thiere,
welche zu beissen und zu nagen gewoh-
net sind: die untersten waaren länger
denn acht Zoll, und die öbersten, welche
über die andern hervorrageten, stunden
jenen nicht gerade entgegen, sondern
waren also gesetzet, daß er als wie mit
einer Scheere schneiden können, wenn
er sie gegen einander gerieben: vornen
an der Spitze waren sie über die Maas
scharff, und schneidend und gleichsam
als eine Scheere zugeschliffen: inwen-
dig sahen sie weiß, auswendig lichtroth
und fast so gelb, als wie Safflor. Er
hatte ferner 16. Backenzähne, achte auf
ieder Seite. Die hintersten Zähen wa-
ren wie die Gänspfoten, mit einer Haut
zusammengehencket; die vordersten
aber ohne Haut, wie die Murmelthier-
leinpfoten, deren sie sich, als wie die
Eichhörnlein, an statt der Hände bedie-
nen. Die Nägel waren krum, und
hol, wie eine Schreibefeder. Der
Schwantz dieses Thiers hat mehr von
der Natur eines Fisches, denn eines
Landthieres, desgleichen auch die hin-
tern Füsse, welche auch eben also schme-
cken. Er war mit Schupen bedeckt,
welche so dicke als ein Pergament, und
anderthalbe Linie lang und sechsecket,
doch irregular, welche das Häutlein,
das sie zusammenhielte, machten oder
formirten: lang war er eilff Zoll, und
länglichtrund, als wie ein Ey, an der
Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten
fünff Zoll breit, und das Thier bedien-
te sich desselben, nebst den Hinterfüs-

sen

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Jſere und Oiſe finden, allda ſie auch bis-
weilen gefangen werden. Allein in der
Elbe, und in andern groſſen Fluͤſſen in
Teutſchland und Polen/ vor allen
aber in der groſſen Rivier in Canada
werden ihrer viel gefangen.

Die Theurung des Bibergeils, und
der Geitz gewiſſer loſer Leute bringt
dieſelben dazu, daß ſie alles verſuchet,
ob ſie es nachzumachen vermoͤchten.
Sie machen aber ein Gemenge von
rechten Bibergeilpulver und einigen
Gummen, die zu nennen unnoͤthig,
damit fuͤllen ſie die Beutel, darinne die
Geilen von Laͤmmern oder jungen Zie-
gen gelegen, an, binden und hengen ſie
einige Zeit in den Rauch, und verkauf-
fen dieſelben, wenn ſie harte genug
worden, denenjenigen, die es nicht wohl
zu unterſcheiden wiſſen, fuͤr aufrichti-
ges Bibergeil. Allein dieſer Betrug
mag gar leichtlich erkannt werden;
man ſchneide nur die Saͤcklein auf, und
ſehe nach obbemelden Zeichen, unter
denen das vornehmſte, daß man hier
weder Faſen, noch Haͤutlein durchein-
ander gezogen finden wird; wie auch,
daß man das gerechte Bibergeil ſtoſſen
und durch ein Florſieb ſtaͤuben kan, da
dann die kleinen Haͤutlein auf dem
Flore zuruͤcke bleiben; die Gummen
aber koͤnnen nicht hindurch fallen, ſon-
dern bleiben drauf, ſonder Haͤutlein,
in einem Klumpen beliegen.

Jch ſetze beyſeit, was gar viel beruͤhm-
te Scribenten vom Biber geſchrieben,
daß er naͤmlich, wenn er ſich von denen
Jaͤgern verfolget ſiehet, mit den Zaͤh-
nen die Geilen abbeiſſe, oder ausreiſſe,
und ſie ihnen zu ſeiner Rantzion hin-
werffe; denn es iſt ihm eben ſo unmoͤg-
lich ſeinen Leib bis zu denenſelbigen hin
zu beugen, daß er ſie mit den Zaͤhnen
erreichen koͤnte, als unmoͤglich dieſes ei-
nem Eber fallen wuͤrde: uͤberdiß, kan
er ſich auch gar leichte ins Waſſer ſtuͤr-
tzen, weil er ſich nicht zu weit vom Ufer
entfernet.

Das Bibergeil wird auf unterſchie-
dene Art zugerichtet oder praͤpariret,
und wider die Haupt- und Mutter-
Kranckheiten trefflich geruͤhmet, es
mag nun innerlich oder aͤuſſerlich ge-
brauchet werden. Den ſchmierichten
Saft braucht man zu Salben und zur
Bereitung des Bibergeiloͤls.

[Spaltenumbruch]

Jn der Academie derer Wiſſenſchaf-
ten iſt ein Biber zerſchnitten oder ana-
tomir
et worden, welcher drey und einen
halben Fuß lang geweſen, von der
Schnautze an bis zum Ende des
Schwantzes gerechnet. Wo er am brei-
teſten, war er zwoͤlff Zoll breit, und wu-
ge uͤber dreyßig Pfund. Seine Farbe
war braun und glaͤntzend, ohngefehr
wie die Farbe an der Minoriten Klei-
dung: das laͤngſte Haar war andert-
halb Zoll lang, und ſo zart wie das
Haupthaar eines Menſchen, das kuͤr-
tzeſte einen Zoll, und ſo gelinde als wie
Pflaumfedern. Die Ohren waren
rund und ſehr kurtz, inwendig ohne
Haar, auswendig aber rauch. Er hat-
te vier hauende Zaͤhne, als wie die Eich-
hoͤrnlein, Ratten und andere Thiere,
welche zu beiſſen und zu nagen gewoh-
net ſind: die unterſten waaren laͤnger
denn acht Zoll, und die oͤberſten, welche
uͤber die andern hervorrageten, ſtunden
jenen nicht gerade entgegen, ſondern
waren alſo geſetzet, daß er als wie mit
einer Scheere ſchneiden koͤnnen, wenn
er ſie gegen einander gerieben: vornen
an der Spitze waren ſie uͤber die Maas
ſcharff, und ſchneidend und gleichſam
als eine Scheere zugeſchliffen: inwen-
dig ſahen ſie weiß, auswendig lichtroth
und faſt ſo gelb, als wie Safflor. Er
hatte ferner 16. Backenzaͤhne, achte auf
ieder Seite. Die hinterſten Zaͤhen wa-
ren wie die Gaͤnspfoten, mit einer Haut
zuſammengehencket; die vorderſten
aber ohne Haut, wie die Murmelthier-
leinpfoten, deren ſie ſich, als wie die
Eichhoͤrnlein, an ſtatt der Haͤnde bedie-
nen. Die Naͤgel waren krum, und
hol, wie eine Schreibefeder. Der
Schwantz dieſes Thiers hat mehr von
der Natur eines Fiſches, denn eines
Landthieres, desgleichen auch die hin-
tern Fuͤſſe, welche auch eben alſo ſchme-
cken. Er war mit Schupen bedeckt,
welche ſo dicke als ein Pergament, und
anderthalbe Linie lang und ſechsecket,
doch irregular, welche das Haͤutlein,
das ſie zuſammenhielte, machten oder
formirten: lang war er eilff Zoll, und
laͤnglichtrund, als wie ein Ey, an der
Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten
fuͤnff Zoll breit, und das Thier bedien-
te ſich deſſelben, nebſt den Hinterfuͤſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0379"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="493"/>
J&#x017F;ere und Oi&#x017F;e finden, allda &#x017F;ie auch bis-<lb/>
weilen gefangen werden. Allein in der<lb/>
Elbe, und in andern gro&#x017F;&#x017F;en Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in<lb/><hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland</hi> und <hi rendition="#fr">Polen/</hi> vor allen<lb/>
aber in der gro&#x017F;&#x017F;en Rivier in <hi rendition="#fr">Canada</hi><lb/>
werden ihrer viel gefangen.</p><lb/>
              <p>Die Theurung des <hi rendition="#fr">Bibergeils,</hi> und<lb/>
der Geitz gewi&#x017F;&#x017F;er lo&#x017F;er Leute bringt<lb/>
die&#x017F;elben dazu, daß &#x017F;ie alles ver&#x017F;uchet,<lb/>
ob &#x017F;ie es nachzumachen vermo&#x0364;chten.<lb/>
Sie machen aber ein Gemenge von<lb/>
rechten Bibergeilpulver und einigen<lb/>
Gummen, die zu nennen unno&#x0364;thig,<lb/>
damit fu&#x0364;llen &#x017F;ie die Beutel, darinne die<lb/>
Geilen von La&#x0364;mmern oder jungen Zie-<lb/>
gen gelegen, an, binden und hengen &#x017F;ie<lb/>
einige Zeit in den Rauch, und verkauf-<lb/>
fen die&#x017F;elben, wenn &#x017F;ie harte genug<lb/>
worden, denenjenigen, die es nicht wohl<lb/>
zu unter&#x017F;cheiden wi&#x017F;&#x017F;en, fu&#x0364;r aufrichti-<lb/>
ges Bibergeil. Allein die&#x017F;er Betrug<lb/>
mag gar leichtlich erkannt werden;<lb/>
man &#x017F;chneide nur die Sa&#x0364;cklein auf, und<lb/>
&#x017F;ehe nach obbemelden Zeichen, unter<lb/>
denen das vornehm&#x017F;te, daß man hier<lb/>
weder Fa&#x017F;en, noch Ha&#x0364;utlein durchein-<lb/>
ander gezogen finden wird; wie auch,<lb/>
daß man das gerechte Bibergeil &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und durch ein Flor&#x017F;ieb &#x017F;ta&#x0364;uben kan, da<lb/>
dann die kleinen Ha&#x0364;utlein auf dem<lb/>
Flore zuru&#x0364;cke bleiben; die Gummen<lb/>
aber ko&#x0364;nnen nicht hindurch fallen, &#x017F;on-<lb/>
dern bleiben drauf, &#x017F;onder Ha&#x0364;utlein,<lb/>
in einem Klumpen beliegen.</p><lb/>
              <p>Jch &#x017F;etze bey&#x017F;eit, was gar viel beru&#x0364;hm-<lb/>
te Scribenten vom <hi rendition="#fr">Biber</hi> ge&#x017F;chrieben,<lb/>
daß er na&#x0364;mlich, wenn er &#x017F;ich von denen<lb/>
Ja&#x0364;gern verfolget &#x017F;iehet, mit den Za&#x0364;h-<lb/>
nen die Geilen abbei&#x017F;&#x017F;e, oder ausrei&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
und &#x017F;ie ihnen zu &#x017F;einer Rantzion hin-<lb/>
werffe; denn es i&#x017F;t ihm eben &#x017F;o unmo&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;einen Leib bis zu denen&#x017F;elbigen hin<lb/>
zu beugen, daß er &#x017F;ie mit den Za&#x0364;hnen<lb/>
erreichen ko&#x0364;nte, als unmo&#x0364;glich die&#x017F;es ei-<lb/>
nem Eber fallen wu&#x0364;rde: u&#x0364;berdiß, kan<lb/>
er &#x017F;ich auch gar leichte ins Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
tzen, weil er &#x017F;ich nicht zu weit vom Ufer<lb/>
entfernet.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Bibergeil</hi> wird auf unter&#x017F;chie-<lb/>
dene Art zugerichtet oder pra&#x0364;pariret,<lb/>
und wider die Haupt- und Mutter-<lb/>
Kranckheiten trefflich geru&#x0364;hmet, es<lb/>
mag nun innerlich oder a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich ge-<lb/>
brauchet werden. Den &#x017F;chmierichten<lb/>
Saft braucht man zu Salben und zur<lb/>
Bereitung des Bibergeilo&#x0364;ls.</p><lb/>
              <cb n="494"/>
              <p>Jn der Academie derer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf-<lb/>
ten i&#x017F;t ein Biber zer&#x017F;chnitten oder <hi rendition="#aq">ana-<lb/>
tomir</hi>et worden, welcher drey und einen<lb/>
halben Fuß lang gewe&#x017F;en, von der<lb/>
Schnautze an bis zum Ende des<lb/>
Schwantzes gerechnet. Wo er am brei-<lb/>
te&#x017F;ten, war er zwo&#x0364;lff Zoll breit, und wu-<lb/>
ge u&#x0364;ber dreyßig Pfund. Seine Farbe<lb/>
war braun und gla&#x0364;ntzend, ohngefehr<lb/>
wie die Farbe an der Minoriten Klei-<lb/>
dung: das la&#x0364;ng&#x017F;te Haar war andert-<lb/>
halb Zoll lang, und &#x017F;o zart wie das<lb/>
Haupthaar eines Men&#x017F;chen, das ku&#x0364;r-<lb/>
tze&#x017F;te einen Zoll, und &#x017F;o gelinde als wie<lb/>
Pflaumfedern. Die Ohren waren<lb/>
rund und &#x017F;ehr kurtz, inwendig ohne<lb/>
Haar, auswendig aber rauch. Er hat-<lb/>
te vier hauende Za&#x0364;hne, als wie die Eich-<lb/>
ho&#x0364;rnlein, Ratten und andere Thiere,<lb/>
welche zu bei&#x017F;&#x017F;en und zu nagen gewoh-<lb/>
net &#x017F;ind: die unter&#x017F;ten waaren la&#x0364;nger<lb/>
denn acht Zoll, und die o&#x0364;ber&#x017F;ten, welche<lb/>
u&#x0364;ber die andern hervorrageten, &#x017F;tunden<lb/>
jenen nicht gerade entgegen, &#x017F;ondern<lb/>
waren al&#x017F;o ge&#x017F;etzet, daß er als wie mit<lb/>
einer Scheere &#x017F;chneiden ko&#x0364;nnen, wenn<lb/>
er &#x017F;ie gegen einander gerieben: vornen<lb/>
an der Spitze waren &#x017F;ie u&#x0364;ber die Maas<lb/>
&#x017F;charff, und &#x017F;chneidend und gleich&#x017F;am<lb/>
als eine Scheere zuge&#x017F;chliffen: inwen-<lb/>
dig &#x017F;ahen &#x017F;ie weiß, auswendig lichtroth<lb/>
und fa&#x017F;t &#x017F;o gelb, als wie Safflor. Er<lb/>
hatte ferner 16. Backenza&#x0364;hne, achte auf<lb/>
ieder Seite. Die hinter&#x017F;ten Za&#x0364;hen wa-<lb/>
ren wie die Ga&#x0364;nspfoten, mit einer Haut<lb/>
zu&#x017F;ammengehencket; die vorder&#x017F;ten<lb/>
aber ohne Haut, wie die Murmelthier-<lb/>
leinpfoten, deren &#x017F;ie &#x017F;ich, als wie die<lb/>
Eichho&#x0364;rnlein, an &#x017F;tatt der Ha&#x0364;nde bedie-<lb/>
nen. Die Na&#x0364;gel waren krum, und<lb/>
hol, wie eine Schreibefeder. Der<lb/>
Schwantz die&#x017F;es Thiers hat mehr von<lb/>
der Natur eines Fi&#x017F;ches, denn eines<lb/>
Landthieres, desgleichen auch die hin-<lb/>
tern Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche auch eben al&#x017F;o &#x017F;chme-<lb/>
cken. Er war mit Schupen bedeckt,<lb/>
welche &#x017F;o dicke als ein Pergament, und<lb/>
anderthalbe Linie lang und &#x017F;echsecket,<lb/>
doch irregular, welche das Ha&#x0364;utlein,<lb/>
das &#x017F;ie zu&#x017F;ammenhielte, machten oder<lb/>
formirten: lang war er eilff Zoll, und<lb/>
la&#x0364;nglichtrund, als wie ein Ey, an der<lb/>
Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten<lb/>
fu&#x0364;nff Zoll breit, und das Thier bedien-<lb/>
te &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben, neb&#x017F;t den Hinterfu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0379] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. Jſere und Oiſe finden, allda ſie auch bis- weilen gefangen werden. Allein in der Elbe, und in andern groſſen Fluͤſſen in Teutſchland und Polen/ vor allen aber in der groſſen Rivier in Canada werden ihrer viel gefangen. Die Theurung des Bibergeils, und der Geitz gewiſſer loſer Leute bringt dieſelben dazu, daß ſie alles verſuchet, ob ſie es nachzumachen vermoͤchten. Sie machen aber ein Gemenge von rechten Bibergeilpulver und einigen Gummen, die zu nennen unnoͤthig, damit fuͤllen ſie die Beutel, darinne die Geilen von Laͤmmern oder jungen Zie- gen gelegen, an, binden und hengen ſie einige Zeit in den Rauch, und verkauf- fen dieſelben, wenn ſie harte genug worden, denenjenigen, die es nicht wohl zu unterſcheiden wiſſen, fuͤr aufrichti- ges Bibergeil. Allein dieſer Betrug mag gar leichtlich erkannt werden; man ſchneide nur die Saͤcklein auf, und ſehe nach obbemelden Zeichen, unter denen das vornehmſte, daß man hier weder Faſen, noch Haͤutlein durchein- ander gezogen finden wird; wie auch, daß man das gerechte Bibergeil ſtoſſen und durch ein Florſieb ſtaͤuben kan, da dann die kleinen Haͤutlein auf dem Flore zuruͤcke bleiben; die Gummen aber koͤnnen nicht hindurch fallen, ſon- dern bleiben drauf, ſonder Haͤutlein, in einem Klumpen beliegen. Jch ſetze beyſeit, was gar viel beruͤhm- te Scribenten vom Biber geſchrieben, daß er naͤmlich, wenn er ſich von denen Jaͤgern verfolget ſiehet, mit den Zaͤh- nen die Geilen abbeiſſe, oder ausreiſſe, und ſie ihnen zu ſeiner Rantzion hin- werffe; denn es iſt ihm eben ſo unmoͤg- lich ſeinen Leib bis zu denenſelbigen hin zu beugen, daß er ſie mit den Zaͤhnen erreichen koͤnte, als unmoͤglich dieſes ei- nem Eber fallen wuͤrde: uͤberdiß, kan er ſich auch gar leichte ins Waſſer ſtuͤr- tzen, weil er ſich nicht zu weit vom Ufer entfernet. Das Bibergeil wird auf unterſchie- dene Art zugerichtet oder praͤpariret, und wider die Haupt- und Mutter- Kranckheiten trefflich geruͤhmet, es mag nun innerlich oder aͤuſſerlich ge- brauchet werden. Den ſchmierichten Saft braucht man zu Salben und zur Bereitung des Bibergeiloͤls. Jn der Academie derer Wiſſenſchaf- ten iſt ein Biber zerſchnitten oder ana- tomiret worden, welcher drey und einen halben Fuß lang geweſen, von der Schnautze an bis zum Ende des Schwantzes gerechnet. Wo er am brei- teſten, war er zwoͤlff Zoll breit, und wu- ge uͤber dreyßig Pfund. Seine Farbe war braun und glaͤntzend, ohngefehr wie die Farbe an der Minoriten Klei- dung: das laͤngſte Haar war andert- halb Zoll lang, und ſo zart wie das Haupthaar eines Menſchen, das kuͤr- tzeſte einen Zoll, und ſo gelinde als wie Pflaumfedern. Die Ohren waren rund und ſehr kurtz, inwendig ohne Haar, auswendig aber rauch. Er hat- te vier hauende Zaͤhne, als wie die Eich- hoͤrnlein, Ratten und andere Thiere, welche zu beiſſen und zu nagen gewoh- net ſind: die unterſten waaren laͤnger denn acht Zoll, und die oͤberſten, welche uͤber die andern hervorrageten, ſtunden jenen nicht gerade entgegen, ſondern waren alſo geſetzet, daß er als wie mit einer Scheere ſchneiden koͤnnen, wenn er ſie gegen einander gerieben: vornen an der Spitze waren ſie uͤber die Maas ſcharff, und ſchneidend und gleichſam als eine Scheere zugeſchliffen: inwen- dig ſahen ſie weiß, auswendig lichtroth und faſt ſo gelb, als wie Safflor. Er hatte ferner 16. Backenzaͤhne, achte auf ieder Seite. Die hinterſten Zaͤhen wa- ren wie die Gaͤnspfoten, mit einer Haut zuſammengehencket; die vorderſten aber ohne Haut, wie die Murmelthier- leinpfoten, deren ſie ſich, als wie die Eichhoͤrnlein, an ſtatt der Haͤnde bedie- nen. Die Naͤgel waren krum, und hol, wie eine Schreibefeder. Der Schwantz dieſes Thiers hat mehr von der Natur eines Fiſches, denn eines Landthieres, desgleichen auch die hin- tern Fuͤſſe, welche auch eben alſo ſchme- cken. Er war mit Schupen bedeckt, welche ſo dicke als ein Pergament, und anderthalbe Linie lang und ſechsecket, doch irregular, welche das Haͤutlein, das ſie zuſammenhielte, machten oder formirten: lang war er eilff Zoll, und laͤnglichtrund, als wie ein Ey, an der Wurtzel vier Zoll, und in der Mitten fuͤnff Zoll breit, und das Thier bedien- te ſich deſſelben, nebſt den Hinterfuͤſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/379
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/379>, abgerufen am 28.03.2024.