Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] tel: Federn und Schnabel sind vielfar-
bicht, grün, roth und blau. Diese Vö-
gel haben allerhand Namen, z. E. Al-
Siehe Fig. 354.cyon-Martinet, Martinet pescheur, S.
Martinsvogel, oder auch Drapier. Sie
bauen ihre Nester gemeiniglich ins
Schilff, oder auf die Felsen. Wann
die Jndianischen Eisvögel, vor-
nehmlich an der Küste des Königreichs
Cambaya, sich begatten, lassen sie einen
weissen Schaum aus dem Schnabel ge-
hen, aus welchem sie ihr Nest, in Grösse
eines Theeschälgens, machen, darein
ihre Eyer legen und die Jungen aus-
hecken. Diese Nester sind weiß, und
etwas gelblicht, fest und trucken, und
haben keinen sonderlichen Geschmack,
sondern schmecken fast wie Nudeln.

Die Chineser sind dermassen auf die-
se Vogelnester verliebt, daß schier un-
glaublich ist, was für eine Menge der-
selben nach Peking, der Hauptstadt in
China, gebracht wird, woselbst das
Hundert insgemein 50. Tahers gilt,
das ist nach unsrer Müntze 600. Pfund
oder 200. Thaler. Sie legen ihnen
treffliche Eigenschafften zu, denn ausser
[Spaltenumbruch] dem, daß sie dieselben stets zum verspei-
sen brauchen, und mit Geflügel und
Jngber kochen lassen, so achten sie sie
auch gut für die Magenkranckheiten,
und denen, die über Mattigkeit klagen,
dienlich.

Vor diesem waren uns diese Nester
unbekannt, und man glaubte, sie wä-
ren aus dem Schaume des Meeres er-
bauet: seit dem sie aber die Siammer
zu uns gebracht, sind sie ziemlich ge-
mein worden.

Sonst sind auch noch einige andere
Stück von Vogeln, die wir verkauffen,
und einen nicht geringen Handel damit
führen, denn da sind die Schwanenfe-
dern und Kielen, die Federn undSiehe Fig. 355.
Siehe Fig. 356.

Pflaumfedern von Gänsen, und an-
derm Geflügel, welche wir aus Gasco-
gne, Normandie
und der Landschafft
Nivers bringen lassen: ingleichen
Schwalbensteine, dann diese VögelSchwalben-
stein.
Siehe Fig. 357.

vornehmlich des Sommers in Franck-
reich
sehr gemeine seyn. Diese Stei-
ne braucht man als wie die kleinen
Krebssteine, wenn einem ein Stäublein
oder sonst etwas ins Auge gefallen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigste Capitel.
Von den Spanischen Fliegen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Cantharides sind Fliegen, welche
die Bauersleute um Paris herum
zu uns bringen, und sich häuffig auf den
Eschenbäumen, Rosenstöcken und
Siehe Fig. 358.dem Getraide befinden. Diese Fliegen
haben grüne gläntzende Flügel, die we-
gen der schönen lasurblauen Farbe,
welche unter dem goldgelben hervor-
sticht, gar schön anzusehen, dagegen
aber sind sie sehr giftig und stincken
Jtalienische
Cantharides.
heftig. Jn Jtalien giebt es eine Art
dicker Spanischer Fliegen, so aber in
Franckreich nicht gebräuchlich sind.

Man muß die Spanischen Fliegen
erwehlen, welche frisch, trucken und
fein gantz sind, dann so bald sie zwey
oder drey Jahr alt werden, verzehren
sie sich in sich selbst und werden zu eitel
Staube.

Die Spanischen Fliegen werden
äusserlich gebrauchet, denn sie sind ein
starckes Vesicatorium und Mittel zum
Blasenziehen: daher sie auch die Apo-
thecker zum Grundstücke desjenigen
[Spaltenumbruch] Pflasters machen, welches zum Bla-
senziehen gebrauchet wird. Die
Schmiede brauchen sie gleichfalls sehr
offte, zur Raude und andern Kranck-
heiten der Pferde, dazu sie trefflich die-
nen. Allein sie sind eines von den
stärcksten Giften, und soll der innerli-
che Gebrauch durchaus verboten seyn,
denn man darff denen nicht trauen,
welche vorgeben, daß sie auch innerlich
könten gebrauchet werden, wenn nur
die Flügel, der Kopf und die Beine da-
von gethan würden. Deswegen sol-
ten sie auch die Spezereyhändler und
Apothecker nicht einem ieden, und den
sie nicht wohl kennen, verkauffen; oder
aber, sie müssen gewiß wissen, daß sie
nur äusserlich gebrauchet werden. So
sollen sie auch besorget seyn, und, zu Fol-
ge des königlichen Befehls, sich von den
Käuffern, eben als wie wegen ande-
rer Gifte, die in diesem Buche sollen
bemercket werden, Zettel oder Scheine
geben lassen.

[Ende Spaltensatz]
Das
L l 2

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] tel: Federn und Schnabel ſind vielfar-
bicht, gruͤn, roth und blau. Dieſe Voͤ-
gel haben allerhand Namen, z. E. Al-
Siehe Fig. 354.cyon-Martinet, Martinet peſcheur, S.
Martinsvogel, oder auch Drapier. Sie
bauen ihre Neſter gemeiniglich ins
Schilff, oder auf die Felſen. Wann
die Jndianiſchen Eisvoͤgel, vor-
nehmlich an der Kuͤſte des Koͤnigreichs
Cambaya, ſich begatten, laſſen ſie einen
weiſſen Schaum aus dem Schnabel ge-
hen, aus welchem ſie ihr Neſt, in Groͤſſe
eines Theeſchaͤlgens, machen, darein
ihre Eyer legen und die Jungen aus-
hecken. Dieſe Neſter ſind weiß, und
etwas gelblicht, feſt und trucken, und
haben keinen ſonderlichen Geſchmack,
ſondern ſchmecken faſt wie Nudeln.

Die Chineſer ſind dermaſſen auf die-
ſe Vogelneſter verliebt, daß ſchier un-
glaublich iſt, was fuͤr eine Menge der-
ſelben nach Peking, der Hauptſtadt in
China, gebracht wird, woſelbſt das
Hundert insgemein 50. Tahers gilt,
das iſt nach unſrer Muͤntze 600. Pfund
oder 200. Thaler. Sie legen ihnen
treffliche Eigenſchafften zu, denn auſſer
[Spaltenumbruch] dem, daß ſie dieſelben ſtets zum verſpei-
ſen brauchen, und mit Gefluͤgel und
Jngber kochen laſſen, ſo achten ſie ſie
auch gut fuͤr die Magenkranckheiten,
und denen, die uͤber Mattigkeit klagen,
dienlich.

Vor dieſem waren uns dieſe Neſter
unbekannt, und man glaubte, ſie waͤ-
ren aus dem Schaume des Meeres er-
bauet: ſeit dem ſie aber die Siammer
zu uns gebracht, ſind ſie ziemlich ge-
mein worden.

Sonſt ſind auch noch einige andere
Stuͤck von Vogeln, die wir verkauffen,
und einen nicht geringen Handel damit
fuͤhren, denn da ſind die Schwanenfe-
dern und Kielen, die Federn undSiehe Fig. 355.
Siehe Fig. 356.

Pflaumfedern von Gaͤnſen, und an-
derm Gefluͤgel, welche wir aus Gaſco-
gne, Normandie
und der Landſchafft
Nivers bringen laſſen: ingleichen
Schwalbenſteine, dann dieſe VoͤgelSchwalben-
ſtein.
Siehe Fig. 357.

vornehmlich des Sommers in Franck-
reich
ſehr gemeine ſeyn. Dieſe Stei-
ne braucht man als wie die kleinen
Krebsſteine, wenn einem ein Staͤublein
oder ſonſt etwas ins Auge gefallen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigſte Capitel.
Von den Spaniſchen Fliegen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Cantharides ſind Fliegen, welche
die Bauersleute um Paris herum
zu uns bringen, und ſich haͤuffig auf den
Eſchenbaͤumen, Roſenſtoͤcken und
Siehe Fig. 358.dem Getraide befinden. Dieſe Fliegen
haben gruͤne glaͤntzende Fluͤgel, die we-
gen der ſchoͤnen laſurblauen Farbe,
welche unter dem goldgelben hervor-
ſticht, gar ſchoͤn anzuſehen, dagegen
aber ſind ſie ſehr giftig und ſtincken
Jtalieniſche
Cantharides.
heftig. Jn Jtalien giebt es eine Art
dicker Spaniſcher Fliegen, ſo aber in
Franckreich nicht gebraͤuchlich ſind.

Man muß die Spaniſchen Fliegen
erwehlen, welche friſch, trucken und
fein gantz ſind, dann ſo bald ſie zwey
oder drey Jahr alt werden, verzehren
ſie ſich in ſich ſelbſt und werden zu eitel
Staube.

Die Spaniſchen Fliegen werden
aͤuſſerlich gebrauchet, denn ſie ſind ein
ſtarckes Veſicatorium und Mittel zum
Blaſenziehen: daher ſie auch die Apo-
thecker zum Grundſtuͤcke desjenigen
[Spaltenumbruch] Pflaſters machen, welches zum Bla-
ſenziehen gebrauchet wird. Die
Schmiede brauchen ſie gleichfalls ſehr
offte, zur Raude und andern Kranck-
heiten der Pferde, dazu ſie trefflich die-
nen. Allein ſie ſind eines von den
ſtaͤrckſten Giften, und ſoll der innerli-
che Gebrauch durchaus verboten ſeyn,
denn man darff denen nicht trauen,
welche vorgeben, daß ſie auch innerlich
koͤnten gebrauchet werden, wenn nur
die Fluͤgel, der Kopf und die Beine da-
von gethan wuͤrden. Deswegen ſol-
ten ſie auch die Spezereyhaͤndler und
Apothecker nicht einem ieden, und den
ſie nicht wohl kennen, verkauffen; oder
aber, ſie muͤſſen gewiß wiſſen, daß ſie
nur aͤuſſerlich gebrauchet werden. So
ſollen ſie auch beſorget ſeyn, und, zu Fol-
ge des koͤniglichen Befehls, ſich von den
Kaͤuffern, eben als wie wegen ande-
rer Gifte, die in dieſem Buche ſollen
bemercket werden, Zettel oder Scheine
geben laſſen.

[Ende Spaltensatz]
Das
L l 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0403"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="533"/>
tel: Federn und Schnabel &#x017F;ind vielfar-<lb/>
bicht, gru&#x0364;n, roth und blau. Die&#x017F;e Vo&#x0364;-<lb/>
gel haben allerhand Namen, z. E. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Al-</hi></hi><lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 354.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cyon-Martinet, Martinet pe&#x017F;cheur,</hi></hi> S.<lb/>
Martinsvogel, oder auch <hi rendition="#aq">Drapier.</hi> Sie<lb/>
bauen ihre Ne&#x017F;ter gemeiniglich ins<lb/>
Schilff, oder auf die Fel&#x017F;en. Wann<lb/>
die <hi rendition="#fr">Jndiani&#x017F;chen Eisvo&#x0364;gel,</hi> vor-<lb/>
nehmlich an der Ku&#x0364;&#x017F;te des Ko&#x0364;nigreichs<lb/>
Cambaya, &#x017F;ich begatten, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie einen<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Schaum aus dem Schnabel ge-<lb/>
hen, aus welchem &#x017F;ie ihr Ne&#x017F;t, in Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
eines Thee&#x017F;cha&#x0364;lgens, machen, darein<lb/>
ihre Eyer legen und die Jungen aus-<lb/>
hecken. Die&#x017F;e Ne&#x017F;ter &#x017F;ind weiß, und<lb/>
etwas gelblicht, fe&#x017F;t und trucken, und<lb/>
haben keinen &#x017F;onderlichen Ge&#x017F;chmack,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;chmecken fa&#x017F;t wie Nudeln.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Chine&#x017F;er</hi> &#x017F;ind derma&#x017F;&#x017F;en auf die-<lb/>
&#x017F;e Vogelne&#x017F;ter verliebt, daß &#x017F;chier un-<lb/>
glaublich i&#x017F;t, was fu&#x0364;r eine Menge der-<lb/>
&#x017F;elben nach <hi rendition="#fr">Peking,</hi> der Haupt&#x017F;tadt in<lb/><hi rendition="#fr">China,</hi> gebracht wird, wo&#x017F;elb&#x017F;t das<lb/>
Hundert insgemein 50. Tahers gilt,<lb/>
das i&#x017F;t nach un&#x017F;rer Mu&#x0364;ntze 600. Pfund<lb/>
oder 200. Thaler. Sie legen ihnen<lb/>
treffliche Eigen&#x017F;chafften zu, denn au&#x017F;&#x017F;er<lb/><cb n="534"/>
dem, daß &#x017F;ie die&#x017F;elben &#x017F;tets zum ver&#x017F;pei-<lb/>
&#x017F;en brauchen, und mit Geflu&#x0364;gel und<lb/>
Jngber kochen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o achten &#x017F;ie &#x017F;ie<lb/>
auch gut fu&#x0364;r die Magenkranckheiten,<lb/>
und denen, die u&#x0364;ber Mattigkeit klagen,<lb/>
dienlich.</p><lb/>
              <p>Vor die&#x017F;em waren uns die&#x017F;e Ne&#x017F;ter<lb/>
unbekannt, und man glaubte, &#x017F;ie wa&#x0364;-<lb/>
ren aus dem Schaume des Meeres er-<lb/>
bauet: &#x017F;eit dem &#x017F;ie aber die <hi rendition="#fr">Siammer</hi><lb/>
zu uns gebracht, &#x017F;ind &#x017F;ie ziemlich ge-<lb/>
mein worden.</p><lb/>
              <p>Son&#x017F;t &#x017F;ind auch noch einige andere<lb/>
Stu&#x0364;ck von Vogeln, die wir verkauffen,<lb/>
und einen nicht geringen Handel damit<lb/>
fu&#x0364;hren, denn da &#x017F;ind die Schwanenfe-<lb/>
dern und Kielen, die Federn und<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 355.<lb/>
Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 356.</note><lb/>
Pflaumfedern von Ga&#x0364;n&#x017F;en, und an-<lb/>
derm Geflu&#x0364;gel, welche wir aus <hi rendition="#fr">Ga&#x017F;co-<lb/>
gne, Normandie</hi> und der Land&#x017F;chafft<lb/><hi rendition="#fr">Nivers</hi> bringen la&#x017F;&#x017F;en: ingleichen<lb/><hi rendition="#fr">Schwalben&#x017F;teine,</hi> dann die&#x017F;e Vo&#x0364;gel<note place="right">Schwalben-<lb/>
&#x017F;tein.<lb/>
Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 357.</note><lb/>
vornehmlich des Sommers in <hi rendition="#fr">Franck-<lb/>
reich</hi> &#x017F;ehr gemeine &#x017F;eyn. Die&#x017F;e Stei-<lb/>
ne braucht man als wie die kleinen<lb/>
Krebs&#x017F;teine, wenn einem ein Sta&#x0364;ublein<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t etwas ins Auge gefallen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwey und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von den Spani&#x017F;chen Fliegen.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#aq">Cantharides</hi> &#x017F;ind Fliegen, welche<lb/>
die Bauersleute um <hi rendition="#fr">Paris</hi> herum<lb/>
zu uns bringen, und &#x017F;ich ha&#x0364;uffig auf den<lb/>
E&#x017F;chenba&#x0364;umen, Ro&#x017F;en&#x017F;to&#x0364;cken und<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 358.</note>dem Getraide befinden. Die&#x017F;e Fliegen<lb/>
haben gru&#x0364;ne gla&#x0364;ntzende Flu&#x0364;gel, die we-<lb/>
gen der &#x017F;cho&#x0364;nen la&#x017F;urblauen Farbe,<lb/>
welche unter dem goldgelben hervor-<lb/>
&#x017F;ticht, gar &#x017F;cho&#x0364;n anzu&#x017F;ehen, dagegen<lb/>
aber &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;ehr giftig und &#x017F;tincken<lb/><note place="left">Jtalieni&#x017F;che<lb/>
Cantharides.</note>heftig. Jn <hi rendition="#fr">Jtalien</hi> giebt es eine Art<lb/>
dicker Spani&#x017F;cher Fliegen, &#x017F;o aber in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> nicht gebra&#x0364;uchlich &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Man muß die <hi rendition="#fr">Spani&#x017F;chen Fliegen</hi><lb/>
erwehlen, welche fri&#x017F;ch, trucken und<lb/>
fein gantz &#x017F;ind, dann &#x017F;o bald &#x017F;ie zwey<lb/>
oder drey Jahr alt werden, verzehren<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und werden zu eitel<lb/>
Staube.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Spani&#x017F;chen Fliegen</hi> werden<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gebrauchet, denn &#x017F;ie &#x017F;ind ein<lb/>
&#x017F;tarckes <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;icatorium</hi> und Mittel zum<lb/>
Bla&#x017F;enziehen: daher &#x017F;ie auch die Apo-<lb/>
thecker zum Grund&#x017F;tu&#x0364;cke desjenigen<lb/><cb/>
Pfla&#x017F;ters machen, welches zum Bla-<lb/>
&#x017F;enziehen gebrauchet wird. Die<lb/>
Schmiede brauchen &#x017F;ie gleichfalls &#x017F;ehr<lb/>
offte, zur Raude und andern Kranck-<lb/>
heiten der Pferde, dazu &#x017F;ie trefflich die-<lb/>
nen. Allein &#x017F;ie &#x017F;ind eines von den<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten Giften, und &#x017F;oll der innerli-<lb/>
che Gebrauch durchaus verboten &#x017F;eyn,<lb/>
denn man darff denen nicht trauen,<lb/>
welche vorgeben, daß &#x017F;ie auch innerlich<lb/>
ko&#x0364;nten gebrauchet werden, wenn nur<lb/>
die Flu&#x0364;gel, der Kopf und die Beine da-<lb/>
von gethan wu&#x0364;rden. Deswegen &#x017F;ol-<lb/>
ten &#x017F;ie auch die Spezereyha&#x0364;ndler und<lb/>
Apothecker nicht einem ieden, und den<lb/>
&#x017F;ie nicht wohl kennen, verkauffen; oder<lb/>
aber, &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gewiß wi&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie<lb/>
nur a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gebrauchet werden. So<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie auch be&#x017F;orget &#x017F;eyn, und, zu Fol-<lb/>
ge des ko&#x0364;niglichen Befehls, &#x017F;ich von den<lb/>
Ka&#x0364;uffern, eben als wie wegen ande-<lb/>
rer Gifte, die in die&#x017F;em Buche &#x017F;ollen<lb/>
bemercket werden, Zettel oder Scheine<lb/>
geben la&#x017F;&#x017F;en.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">L l 2</hi> </fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0403] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. tel: Federn und Schnabel ſind vielfar- bicht, gruͤn, roth und blau. Dieſe Voͤ- gel haben allerhand Namen, z. E. Al- cyon-Martinet, Martinet peſcheur, S. Martinsvogel, oder auch Drapier. Sie bauen ihre Neſter gemeiniglich ins Schilff, oder auf die Felſen. Wann die Jndianiſchen Eisvoͤgel, vor- nehmlich an der Kuͤſte des Koͤnigreichs Cambaya, ſich begatten, laſſen ſie einen weiſſen Schaum aus dem Schnabel ge- hen, aus welchem ſie ihr Neſt, in Groͤſſe eines Theeſchaͤlgens, machen, darein ihre Eyer legen und die Jungen aus- hecken. Dieſe Neſter ſind weiß, und etwas gelblicht, feſt und trucken, und haben keinen ſonderlichen Geſchmack, ſondern ſchmecken faſt wie Nudeln. Siehe Fig. 354. Die Chineſer ſind dermaſſen auf die- ſe Vogelneſter verliebt, daß ſchier un- glaublich iſt, was fuͤr eine Menge der- ſelben nach Peking, der Hauptſtadt in China, gebracht wird, woſelbſt das Hundert insgemein 50. Tahers gilt, das iſt nach unſrer Muͤntze 600. Pfund oder 200. Thaler. Sie legen ihnen treffliche Eigenſchafften zu, denn auſſer dem, daß ſie dieſelben ſtets zum verſpei- ſen brauchen, und mit Gefluͤgel und Jngber kochen laſſen, ſo achten ſie ſie auch gut fuͤr die Magenkranckheiten, und denen, die uͤber Mattigkeit klagen, dienlich. Vor dieſem waren uns dieſe Neſter unbekannt, und man glaubte, ſie waͤ- ren aus dem Schaume des Meeres er- bauet: ſeit dem ſie aber die Siammer zu uns gebracht, ſind ſie ziemlich ge- mein worden. Sonſt ſind auch noch einige andere Stuͤck von Vogeln, die wir verkauffen, und einen nicht geringen Handel damit fuͤhren, denn da ſind die Schwanenfe- dern und Kielen, die Federn und Pflaumfedern von Gaͤnſen, und an- derm Gefluͤgel, welche wir aus Gaſco- gne, Normandie und der Landſchafft Nivers bringen laſſen: ingleichen Schwalbenſteine, dann dieſe Voͤgel vornehmlich des Sommers in Franck- reich ſehr gemeine ſeyn. Dieſe Stei- ne braucht man als wie die kleinen Krebsſteine, wenn einem ein Staͤublein oder ſonſt etwas ins Auge gefallen. Siehe Fig. 355. Siehe Fig. 356. Schwalben- ſtein. Siehe Fig. 357. Das zwey und zwantzigſte Capitel. Von den Spaniſchen Fliegen. DJe Cantharides ſind Fliegen, welche die Bauersleute um Paris herum zu uns bringen, und ſich haͤuffig auf den Eſchenbaͤumen, Roſenſtoͤcken und dem Getraide befinden. Dieſe Fliegen haben gruͤne glaͤntzende Fluͤgel, die we- gen der ſchoͤnen laſurblauen Farbe, welche unter dem goldgelben hervor- ſticht, gar ſchoͤn anzuſehen, dagegen aber ſind ſie ſehr giftig und ſtincken heftig. Jn Jtalien giebt es eine Art dicker Spaniſcher Fliegen, ſo aber in Franckreich nicht gebraͤuchlich ſind. Siehe Fig. 358. Jtalieniſche Cantharides. Man muß die Spaniſchen Fliegen erwehlen, welche friſch, trucken und fein gantz ſind, dann ſo bald ſie zwey oder drey Jahr alt werden, verzehren ſie ſich in ſich ſelbſt und werden zu eitel Staube. Die Spaniſchen Fliegen werden aͤuſſerlich gebrauchet, denn ſie ſind ein ſtarckes Veſicatorium und Mittel zum Blaſenziehen: daher ſie auch die Apo- thecker zum Grundſtuͤcke desjenigen Pflaſters machen, welches zum Bla- ſenziehen gebrauchet wird. Die Schmiede brauchen ſie gleichfalls ſehr offte, zur Raude und andern Kranck- heiten der Pferde, dazu ſie trefflich die- nen. Allein ſie ſind eines von den ſtaͤrckſten Giften, und ſoll der innerli- che Gebrauch durchaus verboten ſeyn, denn man darff denen nicht trauen, welche vorgeben, daß ſie auch innerlich koͤnten gebrauchet werden, wenn nur die Fluͤgel, der Kopf und die Beine da- von gethan wuͤrden. Deswegen ſol- ten ſie auch die Spezereyhaͤndler und Apothecker nicht einem ieden, und den ſie nicht wohl kennen, verkauffen; oder aber, ſie muͤſſen gewiß wiſſen, daß ſie nur aͤuſſerlich gebrauchet werden. So ſollen ſie auch beſorget ſeyn, und, zu Fol- ge des koͤniglichen Befehls, ſich von den Kaͤuffern, eben als wie wegen ande- rer Gifte, die in dieſem Buche ſollen bemercket werden, Zettel oder Scheine geben laſſen. Das L l 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/403
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/403>, abgerufen am 18.04.2024.