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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Er wird gleichfalls, wiewohl sehr we-
nig, zur Artzney gebrauchet, so daß es
[Spaltenumbruch] kaum der Mühe werth, daß man da-
von rede.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigste Capitel.
Vom Fischleim.
[Beginn Spaltensatz]

WAs im Frantzösischen Colle de poisson,
auf Lateinisch gluten alkanak, auf
Griechisch Ichthyocolla, auf Arabisch
Alkanna, und auf Teutsch Fischleim/
Hausenblase
genennet wird, dasselbi-
ge sind die schleimichten Theile eines Fi-
sches, dessen Rücken gantz voller weisser
Schuppen ist, welche sehr stachlicht und
in sehr zierlicher Ordnung an einander
gestellet sind. Gemeiniglich wird er in
der Moßkowitischen See gefunden,
und deshalben wird auch alle Hausen-
blase/
die wir aus Holland bekom-
men, von Archangel dahin überbracht,
denn dieses ist die Stadt, in welcher der
so berühmte Marckt von Archangel ge-
halten wird. Jhrer etliche, die von dem
Fische, von dem der Fischleim gemachet
wird, geschrieben haben, und unter die-
sen Rondelet/ vermelden, daß er keine
Gräten habe, daher er auch der Fisch
ohne Gräten
ist benennet worden;
und geben vor, daß er keine Stacheln
habe, welches aber unwahr, alldieweil
sein Rücken dermassen damit versehen
ist, daß ihn kein Fisch, er sey so groß er
nur wolle, zu beissen getrauet, indem
seine, obschon sehr kleine Schuppen,
dennoch überaus stachlicht sind, und
Siehe Fig. 369.eben also sehen, wie sie die Figur darstel-
let, die ich nach dem Originale stechen
lassen, das ich in Händen habe. Die
Alten haben auch gesaget, daß es ein
Fisch, und dem Geschlechte nach, ein
Wallfisch sey, weil er des Wallfisches
und Delphins Natur und Grösse ha-
be, indem sein Kopf überaus dicke,
schwer und breit sey, der Rachen weit
und offen stehend, am obersten Kieffel
aber etwas langes, als wie ein Bart,
herabhange. Das Fleisch ist klebricht,
und weich, folglich ohngeschmack, wenn
es nicht eine Zeit vorher, ehe denn es
verspeiset wird, im Saltze gelegen hat.
Was die Art und Weise diesen Leim
zu machen betrifft, da nehmen die
Moßkowiter die spannadrichten
Theile dieses Fisches, welche, nachdem
sie gesotten worden, dem schleimichten
Wesen, das an dem Felle des Kabe-
[Spaltenumbruch] liaues befindlich ist, gleichet, und lassen
sie bis zur gebührenden Dicke einsieden:
hernach breiten sie die Materie auf son-
derlich dazu verfertigte Jnstrumente
aus, damit sie so dünne werde als ein
Blatt Papier, und machen daraus,
nachdem sie trucken worden, solche Stü-
cklein, von der Grösse und Dicke, wie
wir sie zu sehen bekommen.

Fast aller Fischleim/ den wir aus
Holland kommen lassen, ist an Fäden
gereihet und wie ein halber Mond zu-
sammen gebogen: soll er aber seyn, wie
sichs gebühret, so muß er weiß, hell und
durchsichtig seyn, ohne Geruch, und so
wenig, als möglich, mit anderem Zeuge
ausgestopfet; denn es giebet solchen,
sonderlich, der an starcken Schnüren
hänget, welcher mit gelben, trucknem
und dürren, bisweilen heftig stincken-
dem Leime ausgestopfet und angefüllet
ist. Daher auch diejenigen, die ihn
nöthig haben, sich lieber an den halten,
welcher an kleinen Schnüren hanget,
und da ein Stück eine oder anderthalbe
Untze wieget, weil er nicht so leichtlich
ausgestopfet ist: welches nun wohl
nicht so gar uneben ist, doch aber ist es
auch keine allgemeine Regel, und finden
sich unter den kleinern so wohl als un-
ter den grössern, mangelhafte Stücke.
Darff man derohalben weder auf die
Gestalt, noch auf die Dicke sehen, son-
dern man muß Achtung geben, daß er
sey, wie oben gemeldet, welches man
auch stracks erkennen kan, wenn man
ihn entzwey bricht, und vor die Nase
hält, zu erfahren, ob er nicht etwa übel
rieche. Was diejenigen belanget, die
gantze Fässer voll kauffen, die müssen
nicht nur ein Dutzt dieser Schnüre, son-
dern alle mit einander durchsehen, und
das um so viel desto mehr, weil es eine
Waare, da allezeit die gute mit mangel-
hafter vermenget ist. Doch ist ein Faß
mehr denn das andere mit solchen aus-
gestopften Schnüren überladen, welches
aber nichts geringes, indem es eine
ziemlich theure Waare ist. Auch muß
sie in wohlverwahrten Behältnüssen

auf-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Er wird gleichfalls, wiewohl ſehr we-
nig, zur Artzney gebrauchet, ſo daß es
[Spaltenumbruch] kaum der Muͤhe werth, daß man da-
von rede.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigſte Capitel.
Vom Fiſchleim.
[Beginn Spaltensatz]

WAs im Frantzoͤſiſchen Colle de poiſſon,
auf Lateiniſch gluten alkanak, auf
Griechiſch Ichthyocolla, auf Arabiſch
Alkanna, und auf Teutſch Fiſchleim/
Hauſenblaſe
genennet wird, daſſelbi-
ge ſind die ſchleimichten Theile eines Fi-
ſches, deſſen Ruͤcken gantz voller weiſſer
Schuppen iſt, welche ſehr ſtachlicht und
in ſehr zierlicher Ordnung an einander
geſtellet ſind. Gemeiniglich wird er in
der Moßkowitiſchen See gefunden,
und deshalben wird auch alle Hauſen-
blaſe/
die wir aus Holland bekom-
men, von Archangel dahin uͤberbracht,
denn dieſes iſt die Stadt, in welcher der
ſo beruͤhmte Marckt von Archangel ge-
halten wird. Jhrer etliche, die von dem
Fiſche, von dem der Fiſchleim gemachet
wird, geſchrieben haben, und unter die-
ſen Rondelet/ vermelden, daß er keine
Graͤten habe, daher er auch der Fiſch
ohne Graͤten
iſt benennet worden;
und geben vor, daß er keine Stacheln
habe, welches aber unwahr, alldieweil
ſein Ruͤcken dermaſſen damit verſehen
iſt, daß ihn kein Fiſch, er ſey ſo groß er
nur wolle, zu beiſſen getrauet, indem
ſeine, obſchon ſehr kleine Schuppen,
dennoch uͤberaus ſtachlicht ſind, und
Siehe Fig. 369.eben alſo ſehen, wie ſie die Figur darſtel-
let, die ich nach dem Originale ſtechen
laſſen, das ich in Haͤnden habe. Die
Alten haben auch geſaget, daß es ein
Fiſch, und dem Geſchlechte nach, ein
Wallfiſch ſey, weil er des Wallfiſches
und Delphins Natur und Groͤſſe ha-
be, indem ſein Kopf uͤberaus dicke,
ſchwer und breit ſey, der Rachen weit
und offen ſtehend, am oberſten Kieffel
aber etwas langes, als wie ein Bart,
herabhange. Das Fleiſch iſt klebricht,
und weich, folglich ohngeſchmack, wenn
es nicht eine Zeit vorher, ehe denn es
verſpeiſet wird, im Saltze gelegen hat.
Was die Art und Weiſe dieſen Leim
zu machen betrifft, da nehmen die
Moßkowiter die ſpannadrichten
Theile dieſes Fiſches, welche, nachdem
ſie geſotten worden, dem ſchleimichten
Weſen, das an dem Felle des Kabe-
[Spaltenumbruch] liaues befindlich iſt, gleichet, und laſſen
ſie bis zur gebuͤhrenden Dicke einſieden:
hernach breiten ſie die Materie auf ſon-
derlich dazu verfertigte Jnſtrumente
aus, damit ſie ſo duͤnne werde als ein
Blatt Papier, und machen daraus,
nachdem ſie trucken worden, ſolche Stuͤ-
cklein, von der Groͤſſe und Dicke, wie
wir ſie zu ſehen bekommen.

Faſt aller Fiſchleim/ den wir aus
Holland kommen laſſen, iſt an Faͤden
gereihet und wie ein halber Mond zu-
ſammen gebogen: ſoll er aber ſeyn, wie
ſichs gebuͤhret, ſo muß er weiß, hell und
durchſichtig ſeyn, ohne Geruch, und ſo
wenig, als moͤglich, mit anderem Zeuge
ausgeſtopfet; denn es giebet ſolchen,
ſonderlich, der an ſtarcken Schnuͤren
haͤnget, welcher mit gelben, trucknem
und duͤrren, bisweilen heftig ſtincken-
dem Leime ausgeſtopfet und angefuͤllet
iſt. Daher auch diejenigen, die ihn
noͤthig haben, ſich lieber an den halten,
welcher an kleinen Schnuͤren hanget,
und da ein Stuͤck eine oder anderthalbe
Untze wieget, weil er nicht ſo leichtlich
ausgeſtopfet iſt: welches nun wohl
nicht ſo gar uneben iſt, doch aber iſt es
auch keine allgemeine Regel, und finden
ſich unter den kleinern ſo wohl als un-
ter den groͤſſern, mangelhafte Stuͤcke.
Darff man derohalben weder auf die
Geſtalt, noch auf die Dicke ſehen, ſon-
dern man muß Achtung geben, daß er
ſey, wie oben gemeldet, welches man
auch ſtracks erkennen kan, wenn man
ihn entzwey bricht, und vor die Naſe
haͤlt, zu erfahren, ob er nicht etwa uͤbel
rieche. Was diejenigen belanget, die
gantze Faͤſſer voll kauffen, die muͤſſen
nicht nur ein Dutzt dieſer Schnuͤre, ſon-
dern alle mit einander durchſehen, und
das um ſo viel deſto mehr, weil es eine
Waare, da allezeit die gute mit mangel-
hafter vermenget iſt. Doch iſt ein Faß
mehr denn das andere mit ſolchen aus-
geſtopften Schnuͤꝛen uͤberladen, welches
aber nichts geringes, indem es eine
ziemlich theure Waare iſt. Auch muß
ſie in wohlverwahrten Behaͤltnuͤſſen

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[0434] Der Spezereyen und Materialien Er wird gleichfalls, wiewohl ſehr we- nig, zur Artzney gebrauchet, ſo daß es kaum der Muͤhe werth, daß man da- von rede. Das zwey und dreyßigſte Capitel. Vom Fiſchleim. WAs im Frantzoͤſiſchen Colle de poiſſon, auf Lateiniſch gluten alkanak, auf Griechiſch Ichthyocolla, auf Arabiſch Alkanna, und auf Teutſch Fiſchleim/ Hauſenblaſe genennet wird, daſſelbi- ge ſind die ſchleimichten Theile eines Fi- ſches, deſſen Ruͤcken gantz voller weiſſer Schuppen iſt, welche ſehr ſtachlicht und in ſehr zierlicher Ordnung an einander geſtellet ſind. Gemeiniglich wird er in der Moßkowitiſchen See gefunden, und deshalben wird auch alle Hauſen- blaſe/ die wir aus Holland bekom- men, von Archangel dahin uͤberbracht, denn dieſes iſt die Stadt, in welcher der ſo beruͤhmte Marckt von Archangel ge- halten wird. Jhrer etliche, die von dem Fiſche, von dem der Fiſchleim gemachet wird, geſchrieben haben, und unter die- ſen Rondelet/ vermelden, daß er keine Graͤten habe, daher er auch der Fiſch ohne Graͤten iſt benennet worden; und geben vor, daß er keine Stacheln habe, welches aber unwahr, alldieweil ſein Ruͤcken dermaſſen damit verſehen iſt, daß ihn kein Fiſch, er ſey ſo groß er nur wolle, zu beiſſen getrauet, indem ſeine, obſchon ſehr kleine Schuppen, dennoch uͤberaus ſtachlicht ſind, und eben alſo ſehen, wie ſie die Figur darſtel- let, die ich nach dem Originale ſtechen laſſen, das ich in Haͤnden habe. Die Alten haben auch geſaget, daß es ein Fiſch, und dem Geſchlechte nach, ein Wallfiſch ſey, weil er des Wallfiſches und Delphins Natur und Groͤſſe ha- be, indem ſein Kopf uͤberaus dicke, ſchwer und breit ſey, der Rachen weit und offen ſtehend, am oberſten Kieffel aber etwas langes, als wie ein Bart, herabhange. Das Fleiſch iſt klebricht, und weich, folglich ohngeſchmack, wenn es nicht eine Zeit vorher, ehe denn es verſpeiſet wird, im Saltze gelegen hat. Was die Art und Weiſe dieſen Leim zu machen betrifft, da nehmen die Moßkowiter die ſpannadrichten Theile dieſes Fiſches, welche, nachdem ſie geſotten worden, dem ſchleimichten Weſen, das an dem Felle des Kabe- liaues befindlich iſt, gleichet, und laſſen ſie bis zur gebuͤhrenden Dicke einſieden: hernach breiten ſie die Materie auf ſon- derlich dazu verfertigte Jnſtrumente aus, damit ſie ſo duͤnne werde als ein Blatt Papier, und machen daraus, nachdem ſie trucken worden, ſolche Stuͤ- cklein, von der Groͤſſe und Dicke, wie wir ſie zu ſehen bekommen. Siehe Fig. 369. Faſt aller Fiſchleim/ den wir aus Holland kommen laſſen, iſt an Faͤden gereihet und wie ein halber Mond zu- ſammen gebogen: ſoll er aber ſeyn, wie ſichs gebuͤhret, ſo muß er weiß, hell und durchſichtig ſeyn, ohne Geruch, und ſo wenig, als moͤglich, mit anderem Zeuge ausgeſtopfet; denn es giebet ſolchen, ſonderlich, der an ſtarcken Schnuͤren haͤnget, welcher mit gelben, trucknem und duͤrren, bisweilen heftig ſtincken- dem Leime ausgeſtopfet und angefuͤllet iſt. Daher auch diejenigen, die ihn noͤthig haben, ſich lieber an den halten, welcher an kleinen Schnuͤren hanget, und da ein Stuͤck eine oder anderthalbe Untze wieget, weil er nicht ſo leichtlich ausgeſtopfet iſt: welches nun wohl nicht ſo gar uneben iſt, doch aber iſt es auch keine allgemeine Regel, und finden ſich unter den kleinern ſo wohl als un- ter den groͤſſern, mangelhafte Stuͤcke. Darff man derohalben weder auf die Geſtalt, noch auf die Dicke ſehen, ſon- dern man muß Achtung geben, daß er ſey, wie oben gemeldet, welches man auch ſtracks erkennen kan, wenn man ihn entzwey bricht, und vor die Naſe haͤlt, zu erfahren, ob er nicht etwa uͤbel rieche. Was diejenigen belanget, die gantze Faͤſſer voll kauffen, die muͤſſen nicht nur ein Dutzt dieſer Schnuͤre, ſon- dern alle mit einander durchſehen, und das um ſo viel deſto mehr, weil es eine Waare, da allezeit die gute mit mangel- hafter vermenget iſt. Doch iſt ein Faß mehr denn das andere mit ſolchen aus- geſtopften Schnuͤꝛen uͤberladen, welches aber nichts geringes, indem es eine ziemlich theure Waare iſt. Auch muß ſie in wohlverwahrten Behaͤltnuͤſſen auf-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/434>, abgerufen am 28.03.2024.