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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das fünff und dreyßigste Capitel.
Vom Salpeter und Salniter.
[Spaltenumbruch]

DEr Salpeter, den die Chymici den
Drachen, den Höllenhund, das
höllische Saltz zu nennen pflegen, ist ein
durch Kunst bereitetes Saltz, welches
aus allerhand Materialien gezogen
wird, z. E. aus alten Steinen, daher
er auch den Namen bekommen, aus
Erde, aus Asche, ja gar aus Tauben-
miste. Jch will mich aber bey den
vielerley Arten, wie der Salpeter be-
reitet wird, nicht aufhalten, indem die
Londische Societät ein grosses Buch
ausgehen lassen, man auch an vielen
Orten in Franckreich ihn machen se-
hen kan, wie dann dessen zu Paris im
Arsenal oder Zeughause eine grosse
Menge bereitet, und mit sechserley Na-
men von einander unterschieden wird.
Salpeter de
Houssage.
Denn da ist der Salpeter de Houssage,
welcher von abgekratzten Mauerwerck
bereitet wird, und durch Eßig gehen
Aus Erde be-
reiteter Sal-
peter.
Gemeiner
Salpeter
oder vom er-
sten Wasser.
muß: der zweyte ist der aus Erde berei-
tete Salpeter, so aber zu führen ver-
boten: der dritte ist der gemeine, und
aus Stein und Asche gemacht, wird
von den Salpetersiedern Salpeter
vom ersten Wasser, oder zum ersten
mahl gekochter Salpeter genennet.
Gereinigter
Salpeter.
Der vierte ist der gereinigte Salpeter,
oder vom zweyten Wasser. Der fünffte
heißt Salpeter vom dritten Wasser,
oder zum dritten mahl gekochter Sal-
peter. Der sechste ist der schönste und
feinste, welcher nicht gern im Wasser
zergehet, und wird von dem Salpeter
vom dritten Wasser zugerichtet, und
ohne die geringste Feuchtigkeit ge-
schmoltzen: wenn er drauf wieder kalt
worden, schüttet man ihn in Wasser,
und versendet ihn auf die Gräntzen.
Diesem Salpeter geht weiter nichts
mehr ab, man mag ihn auch hinlegen,
wohin man wolle, allein er wird gar
nicht verkaufft.

Also sind alle Sorten des Salpeters
schlechter oder schöner, nachdem sie
mehr oder weniger gereiniget oder ge-
läutert worden: sind auch, dafern sie
nur gut und wohl beschaffen, zu allerley
dienlich; so kan man auch das beste dar-
aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden
zu ersehen.

[Spaltenumbruch]

Endlich werden auch gantze Parthei-
en Salpeter, über die in Europa
durch Kunst bereitete Arten desselben,
aus Jndien gebracht, zuweilen rohe,
zuweilen geläutert, welches dann ein
sehr schöner und trefflich reiner Salpe-
ter ist. Auch giebt es noch mehr ande-
re Sorten Salpeter/ welche natür-
lich
sind, das ist, die man an den Felsen
und alten Gemäuer, natürlicher Weise,
wie kleine Crystallen, angehencket fin-
det, und von den Alten Aphronitrum ge-Aphronitrum.
nennet worden. Jn Egypten wird
er aus dem Nilwasser bereitet, eben als
wie das Saltz zu Brouage und Ro-
chelle:
und diß ist der Salpeter, aus
Nilwasser bereitet, der für 20. Jahren
in Franckreich gantz gemeine gewesen,
und den Wäscherinnen unter dem Ti-
tel weisse Suda, Natrum und Anatrum,
spottwohlfeil verkauffet wurde.

Wir haben schier keine Waare, wel-
che den alten und neuen Scribenten
mehr zu schaffen gegeben, denn das
Egyptische Natrum, ob es gleich soEgyptisches
Natrum.

gemein, als etwas auf der Welt gewe-
sen, wie denn allein in Paris mehr
denn zehen Millionen Pfund verthan
werden, ohne was die Fleischhauer zu
Einsaltzung ihrer Häute verbrauchten;
darum auch diese weisse Suda oder
Egyptisches Natrum gar verboten,
und deswegen dermassen rar worden
ist, daß es zu ietziger Zeit dem Silber
gleich verkauffet wird, wie dann auch
den Kauffleuten bey höchster Strafe
untersaget ist, es zu verkauffen. Dero-
halben darff man nicht glauben, daß
das Egyptische Natrum oder die weisse
Suda entweder natürlicher Borras
sey, oder aber ein Saltz, das natürlicher
Weise, wie eine graulicht- und dichte
Massa aus der Erden gezogen worden;
obgleich diese beyde Vergleichungen der
Wahrheit näher kommen, weder der-
jenigen ihre, welche vorgegeben haben,
und geschrieben, das Anatrum sey ein
flüchtiges Saltz, und der Schaum des
Glasgemenges, welchen man aus den
Glasöfen bekommt, und grau, weiß,
braun und blaulicht siehet, und zum
Glasmachen gar nicht dienet, auch sonst

zu nichts
Der Spezereyen und Materialien
Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel.
Vom Salpeter und Salniter.
[Spaltenumbruch]

DEr Salpeter, den die Chymici den
Drachen, den Hoͤllenhund, das
hoͤlliſche Saltz zu nennen pflegen, iſt ein
durch Kunſt bereitetes Saltz, welches
aus allerhand Materialien gezogen
wird, z. E. aus alten Steinen, daher
er auch den Namen bekommen, aus
Erde, aus Aſche, ja gar aus Tauben-
miſte. Jch will mich aber bey den
vielerley Arten, wie der Salpeter be-
reitet wird, nicht aufhalten, indem die
Londiſche Societaͤt ein groſſes Buch
ausgehen laſſen, man auch an vielen
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hen kan, wie dann deſſen zu Paris im
Arſenal oder Zeughauſe eine groſſe
Menge bereitet, und mit ſechſerley Na-
men von einander unterſchieden wird.
Salpeter de
Houſſage.
Denn da iſt der Salpeter de Houſſage,
welcher von abgekratzten Mauerwerck
bereitet wird, und durch Eßig gehen
Aus Erde be-
reiteter Sal-
peter.
Gemeiner
Salpeter
oder vom er-
ſten Waſſer.
muß: der zweyte iſt der aus Erde berei-
tete Salpeter, ſo aber zu fuͤhren ver-
boten: der dritte iſt der gemeine, und
aus Stein und Aſche gemacht, wird
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vom erſten Waſſer, oder zum erſten
mahl gekochter Salpeter genennet.
Gereinigter
Salpeter.
Der vierte iſt der gereinigte Salpeter,
oder vom zweyten Waſſer. Der fuͤnffte
heißt Salpeter vom dritten Waſſer,
oder zum dritten mahl gekochter Sal-
peter. Der ſechſte iſt der ſchoͤnſte und
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zergehet, und wird von dem Salpeter
vom dritten Waſſer zugerichtet, und
ohne die geringſte Feuchtigkeit ge-
ſchmoltzen: wenn er drauf wieder kalt
worden, ſchuͤttet man ihn in Waſſer,
und verſendet ihn auf die Graͤntzen.
Dieſem Salpeter geht weiter nichts
mehr ab, man mag ihn auch hinlegen,
wohin man wolle, allein er wird gar
nicht verkaufft.

Alſo ſind alle Sorten des Salpeters
ſchlechter oder ſchoͤner, nachdem ſie
mehr oder weniger gereiniget oder ge-
laͤutert worden: ſind auch, dafern ſie
nur gut und wohl beſchaffen, zu allerley
dienlich; ſo kan man auch das beſte dar-
aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden
zu erſehen.

[Spaltenumbruch]

Endlich werden auch gantze Parthei-
en Salpeter, uͤber die in Europa
durch Kunſt bereitete Arten deſſelben,
aus Jndien gebracht, zuweilen rohe,
zuweilen gelaͤutert, welches dann ein
ſehr ſchoͤner und trefflich reiner Salpe-
ter iſt. Auch giebt es noch mehr ande-
re Sorten Salpeter/ welche natuͤr-
lich
ſind, das iſt, die man an den Felſen
und alten Gemaͤuer, natuͤrlicher Weiſe,
wie kleine Cryſtallen, angehencket fin-
det, und von den Alten Aphronitrum ge-Aphronitrum.
nennet worden. Jn Egypten wird
er aus dem Nilwaſſer bereitet, eben als
wie das Saltz zu Brouage und Ro-
chelle:
und diß iſt der Salpeter, aus
Nilwaſſer bereitet, der fuͤr 20. Jahren
in Franckreich gantz gemeine geweſen,
und den Waͤſcherinnen unter dem Ti-
tel weiſſe Suda, Natrum und Anatrum,
ſpottwohlfeil verkauffet wurde.

Wir haben ſchier keine Waare, wel-
che den alten und neuen Scribenten
mehr zu ſchaffen gegeben, denn das
Egyptiſche Natrum, ob es gleich ſoEgyptiſches
Natrum.

gemein, als etwas auf der Welt gewe-
ſen, wie denn allein in Paris mehr
denn zehen Millionen Pfund verthan
werden, ohne was die Fleiſchhauer zu
Einſaltzung ihrer Haͤute verbrauchten;
darum auch dieſe weiſſe Suda oder
Egyptiſches Natrum gar verboten,
und deswegen dermaſſen rar worden
iſt, daß es zu ietziger Zeit dem Silber
gleich verkauffet wird, wie dann auch
den Kauffleuten bey hoͤchſter Strafe
unterſaget iſt, es zu verkauffen. Dero-
halben darff man nicht glauben, daß
das Egyptiſche Natrum oder die weiſſe
Suda entweder natuͤrlicher Borras
ſey, oder aber ein Saltz, das natuͤrlicher
Weiſe, wie eine graulicht- und dichte
Maſſa aus der Erden gezogen worden;
obgleich dieſe beyde Vergleichungen der
Wahrheit naͤher kommen, weder der-
jenigen ihre, welche vorgegeben haben,
und geſchrieben, das Anatrum ſey ein
fluͤchtiges Saltz, und der Schaum des
Glasgemenges, welchen man aus den
Glasoͤfen bekommt, und grau, weiß,
braun und blaulicht ſiehet, und zum
Glasmachen gar nicht dienet, auch ſonſt

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/534>, abgerufen am 20.04.2024.