Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Hauptbeschreibung dritter Theil.
Das vierte Capitel.
Vom Judenpech.
[Spaltenumbruch]

ASphaltum, das Judenpech/ ist ein
Hartz, welches auf dem Wasser des-
jenigen Sees schwimmet, wo ehemahls
Sodom und Gomorrha gestanden. Den
Namen Asphaltum hat es von dem Lacu
Asphaltite
bekommen, welches soviel be-
deutet, als ein Meer der Sicherheit,
denn es ist überaus starck, und alles
was man drauf wirfft, schwimmet: es
wird auch das todte Meer genennet,
weil es weder Fische noch andere leben-
dige Thiere ernähret, indem es über alle
massen saltzicht und bitter ist, auch einen
stinckenden Geruch hat. Dagegen und
zum Vergelt findet sich allda die Menge
dieses Hartzes, welches als wie Fett
oben drauf schwimmet. Die an denen-
selben Orten wohnende Araber ziehen
guten Nutzen davon, und bedienen sich
seiner ihre Schiffe damit zu calfatern
und zu verpichen. Zu bewundern ists,
wenn der See zuviel mit Peche beschwe-
ret ist, daß sich ein grosser Gestanck in die
Luft erhebet, der die Einwohner daher-
um bemüßiget, dasselbige zu sammlen
und ans Land zu bringen, auch ist der
Gestanck also groß, daß die über den See
hinfliegende Vögel darein fallen, und
verursachet, daß die Leute der Orten
nicht gar zu lange leben.

Das Jüdische Hartz, bitume de Ju-
dee
oder Asphaltum sieht dem schönen
schwartzen Stockholmer Peche dermas-
sen ähnlich, daß kein Mensch einigen
Unterschied darzwischen würde zu ma-
chen wissen, wofern der heftige Gestanck
des Pechs nicht thäte, und das Juden-
hartz nicht etwas härter wäre. Welche
grosse Gleichheit den Propheten Esras
veranlasset, daß er es Pech genennet,
allermassen aus dem 10. Vers des IV.
Cap. im IV. Buche zu ersehen, da er
spricht: Du böses Volck, sey eingedenck,
[Spaltenumbruch] was ich Sodom und Gomorrha gethan
habe, derer Land in Pech- und Aschen-
hauffen liegt.

Das Judenhartz oder Pech wird
gebrauchet, wenn man das schöne glän-
tzende Chinesische Schwartz zurichten
will: auch wird es etwas weniges in
der Artzney gebraucht, indem es unter
die Stücken, die zum Theriac genom-
men werden, gehöret, da es denn keiner
andern Zubereitung nöthig hat, als
daß es aufrichtig sey, fein gläntzend
schwartz und ohne Geruch: dabey muß
man Achtung geben, daß kein schwartz
Pech, gekünsteltes Pissasphaltum genen-Gekünsteltes
Pissasphal-
tum.

net, drunter gemischet sey, welches doch
ohnschwer zu erkennen ist, indem dieses
gekünstelte Pech gar häßlich schwartz
siehet und stincket. Man irret, wenn
man glaubet, was etliche Autores auf-
gezeichnet, und unter diesen auch Fure-
tiere,
welcher meldet, daß kein Juden-
pech
mehr herausgebracht werde; was
aber die Apothecker zu verkauffen pfleg-
ten, sey ein Gemenge von Pech und Pe-
teröl. Allein, dieses ist so weit von der
Vernunft entfernet, daß ich nicht den-
cke, es werde unter den Apotheckern der-
gleichen Betrüger und unverständige
Leute geben, die einen solchen Misch-
masch zurichten solten, indem wir ja das
Judenpech wohlfeil genug geben. Es
wäre besser, daß er und viele andere ge-
schwiegen hätten, die sich unterfangen
von Materialien zu schreiben, darauf
sie sich doch eben so wenig verstehen, als
wenn sie Hochteutsch reden sollen. Das
ist aber die Ursache so vieler schrecklicher
Fehler gewesen, und ist es auch noch heut
zu Tage, daß eines an statt des andern
gegeben wird, welches doch des Königes
hohe Person und den gemeinen Nutzen
angehet.

[Ende Spaltensatz]
Das fünffte Capitel.
Von Steinkohlen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Steinkohlen sind eine Gat-
tung Hartz, derer sich die Schlösser
und Schmiede bedienen, das Eisen heiß
zu machen. Die Englischen werden
für die besten gehalten, wiewohl einige
[Spaltenumbruch] versichern, daß die in Auvergne gegra-
ben werden, ihnen nichts im geringsten
nachgeben. Es ist eine Waare, die in
Franckreich häuffig verthan wird, wie
wir dann einen starcken Handel damit

trei-
D d d 3
Hauptbeſchreibung dritter Theil.
Das vierte Capitel.
Vom Judenpech.
[Spaltenumbruch]

ASphaltum, das Judenpech/ iſt ein
Hartz, welches auf dem Waſſer des-
jenigen Sees ſchwimmet, wo ehemahls
Sodom und Gomorrha geſtanden. Den
Namen Asphaltum hat es von dem Lacu
Asphaltite
bekommen, welches ſoviel be-
deutet, als ein Meer der Sicherheit,
denn es iſt uͤberaus ſtarck, und alles
was man drauf wirfft, ſchwimmet: es
wird auch das todte Meer genennet,
weil es weder Fiſche noch andere leben-
dige Thiere ernaͤhret, indem es uͤber alle
maſſen ſaltzicht und bitter iſt, auch einen
ſtinckenden Geruch hat. Dagegen und
zum Vergelt findet ſich allda die Menge
dieſes Hartzes, welches als wie Fett
oben drauf ſchwimmet. Die an denen-
ſelben Orten wohnende Araber ziehen
guten Nutzen davon, und bedienen ſich
ſeiner ihre Schiffe damit zu calfatern
und zu verpichen. Zu bewundern iſts,
wenn der See zuviel mit Peche beſchwe-
ret iſt, daß ſich ein groſſer Geſtanck in die
Luft erhebet, der die Einwohner daher-
um bemuͤßiget, daſſelbige zu ſammlen
und ans Land zu bringen, auch iſt der
Geſtanck alſo groß, daß die uͤber den See
hinfliegende Voͤgel darein fallen, und
verurſachet, daß die Leute der Orten
nicht gar zu lange leben.

Das Juͤdiſche Hartz, bitume de Ju-
dée
oder Aſphaltum ſieht dem ſchoͤnen
ſchwartzen Stockholmer Peche dermaſ-
ſen aͤhnlich, daß kein Menſch einigen
Unterſchied darzwiſchen wuͤrde zu ma-
chen wiſſen, wofern der heftige Geſtanck
des Pechs nicht thaͤte, und das Juden-
hartz nicht etwas haͤrter waͤre. Welche
groſſe Gleichheit den Propheten Eſras
veranlaſſet, daß er es Pech genennet,
allermaſſen aus dem 10. Vers des IV.
Cap. im IV. Buche zu erſehen, da er
ſpricht: Du boͤſes Volck, ſey eingedenck,
[Spaltenumbruch] was ich Sodom und Gomorrha gethan
habe, derer Land in Pech- und Aſchen-
hauffen liegt.

Das Judenhartz oder Pech wird
gebrauchet, wenn man das ſchoͤne glaͤn-
tzende Chineſiſche Schwartz zurichten
will: auch wird es etwas weniges in
der Artzney gebraucht, indem es unter
die Stuͤcken, die zum Theriac genom-
men werden, gehoͤret, da es denn keiner
andern Zubereitung noͤthig hat, als
daß es aufrichtig ſey, fein glaͤntzend
ſchwartz und ohne Geruch: dabey muß
man Achtung geben, daß kein ſchwartz
Pech, gekuͤnſteltes Piſſaſphaltum genen-Gekuͤnſteltes
Piſſaſphal-
tum.

net, drunter gemiſchet ſey, welches doch
ohnſchwer zu erkennen iſt, indem dieſes
gekuͤnſtelte Pech gar haͤßlich ſchwartz
ſiehet und ſtincket. Man irret, wenn
man glaubet, was etliche Autores auf-
gezeichnet, und unter dieſen auch Fure-
tiere,
welcher meldet, daß kein Juden-
pech
mehr herausgebracht werde; was
aber die Apothecker zu verkauffen pfleg-
ten, ſey ein Gemenge von Pech und Pe-
teroͤl. Allein, dieſes iſt ſo weit von der
Vernunft entfernet, daß ich nicht den-
cke, es werde unter den Apotheckern der-
gleichen Betruͤger und unverſtaͤndige
Leute geben, die einen ſolchen Miſch-
maſch zurichten ſolten, indem wir ja das
Judenpech wohlfeil genug geben. Es
waͤre beſſer, daß er und viele andere ge-
ſchwiegen haͤtten, die ſich unterfangen
von Materialien zu ſchreiben, darauf
ſie ſich doch eben ſo wenig verſtehen, als
wenn ſie Hochteutſch reden ſollen. Das
iſt aber die Urſache ſo vieler ſchrecklicher
Fehler geweſen, und iſt es auch noch heut
zu Tage, daß eines an ſtatt des andern
gegeben wird, welches doch des Koͤniges
hohe Perſon und den gemeinen Nutzen
angehet.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnffte Capitel.
Von Steinkohlen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Steinkohlen ſind eine Gat-
tung Hartz, derer ſich die Schloͤſſer
und Schmiede bedienen, das Eiſen heiß
zu machen. Die Engliſchen werden
fuͤr die beſten gehalten, wiewohl einige
[Spaltenumbruch] verſichern, daß die in Auvergne gegra-
ben werden, ihnen nichts im geringſten
nachgeben. Es iſt eine Waare, die in
Franckreich haͤuffig verthan wird, wie
wir dann einen ſtarcken Handel damit

trei-
D d d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0547"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung dritter Theil.</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das vierte Capitel.<lb/>
Vom Judenpech.</hi> </head><lb/>
              <cb n="791"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi>Sphaltum,</hi> das <hi rendition="#fr">Judenpech/</hi> i&#x017F;t ein<lb/>
Hartz, welches auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er des-<lb/>
jenigen Sees &#x017F;chwimmet, wo ehemahls<lb/>
Sodom und Gomorrha ge&#x017F;tanden. Den<lb/>
Namen <hi rendition="#aq">Asphaltum</hi> hat es von dem <hi rendition="#aq">Lacu<lb/>
Asphaltite</hi> bekommen, welches &#x017F;oviel be-<lb/>
deutet, als ein Meer der Sicherheit,<lb/>
denn es i&#x017F;t u&#x0364;beraus &#x017F;tarck, und alles<lb/>
was man drauf wirfft, &#x017F;chwimmet: es<lb/>
wird auch das todte Meer genennet,<lb/>
weil es weder Fi&#x017F;che noch andere leben-<lb/>
dige Thiere erna&#x0364;hret, indem es u&#x0364;ber alle<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;altzicht und bitter i&#x017F;t, auch einen<lb/>
&#x017F;tinckenden Geruch hat. Dagegen und<lb/>
zum Vergelt findet &#x017F;ich allda die Menge<lb/>
die&#x017F;es Hartzes, welches als wie Fett<lb/>
oben drauf &#x017F;chwimmet. Die an denen-<lb/>
&#x017F;elben Orten wohnende <hi rendition="#fr">Araber</hi> ziehen<lb/>
guten Nutzen davon, und bedienen &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;einer ihre Schiffe damit zu calfatern<lb/>
und zu verpichen. Zu bewundern i&#x017F;ts,<lb/>
wenn der See zuviel mit Peche be&#x017F;chwe-<lb/>
ret i&#x017F;t, daß &#x017F;ich ein gro&#x017F;&#x017F;er Ge&#x017F;tanck in die<lb/>
Luft erhebet, der die Einwohner daher-<lb/>
um bemu&#x0364;ßiget, da&#x017F;&#x017F;elbige zu &#x017F;ammlen<lb/>
und ans Land zu bringen, auch i&#x017F;t der<lb/>
Ge&#x017F;tanck al&#x017F;o groß, daß die u&#x0364;ber den See<lb/>
hinfliegende Vo&#x0364;gel darein fallen, und<lb/>
verur&#x017F;achet, daß die Leute der Orten<lb/>
nicht gar zu lange leben.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;di&#x017F;che Hartz,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bitume de Ju-<lb/>
dée</hi></hi> oder <hi rendition="#aq">A&#x017F;phaltum</hi> &#x017F;ieht dem &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;chwartzen Stockholmer Peche derma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en a&#x0364;hnlich, daß kein Men&#x017F;ch einigen<lb/>
Unter&#x017F;chied darzwi&#x017F;chen wu&#x0364;rde zu ma-<lb/>
chen wi&#x017F;&#x017F;en, wofern der heftige Ge&#x017F;tanck<lb/>
des Pechs nicht tha&#x0364;te, und das Juden-<lb/>
hartz nicht etwas ha&#x0364;rter wa&#x0364;re. Welche<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Gleichheit den Propheten E&#x017F;ras<lb/>
veranla&#x017F;&#x017F;et, daß er es Pech genennet,<lb/>
allerma&#x017F;&#x017F;en aus dem 10. Vers des <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
Cap. im <hi rendition="#aq">IV.</hi> Buche zu er&#x017F;ehen, da er<lb/>
&#x017F;pricht: Du bo&#x0364;&#x017F;es Volck, &#x017F;ey eingedenck,<lb/><cb n="792"/>
was ich Sodom und Gomorrha gethan<lb/>
habe, derer Land in Pech- und A&#x017F;chen-<lb/>
hauffen liegt.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Judenhartz</hi> oder <hi rendition="#fr">Pech</hi> wird<lb/>
gebrauchet, wenn man das &#x017F;cho&#x0364;ne gla&#x0364;n-<lb/>
tzende Chine&#x017F;i&#x017F;che Schwartz zurichten<lb/>
will: auch wird es etwas weniges in<lb/>
der Artzney gebraucht, indem es unter<lb/>
die Stu&#x0364;cken, die zum Theriac genom-<lb/>
men werden, geho&#x0364;ret, da es denn keiner<lb/>
andern Zubereitung no&#x0364;thig hat, als<lb/>
daß es aufrichtig &#x017F;ey, fein gla&#x0364;ntzend<lb/>
&#x017F;chwartz und ohne Geruch: dabey muß<lb/>
man Achtung geben, daß kein &#x017F;chwartz<lb/>
Pech, geku&#x0364;n&#x017F;teltes <hi rendition="#aq">Pi&#x017F;&#x017F;a&#x017F;phaltum</hi> genen-<note place="right">Geku&#x0364;n&#x017F;teltes<lb/><hi rendition="#aq">Pi&#x017F;&#x017F;a&#x017F;phal-<lb/>
tum.</hi></note><lb/>
net, drunter gemi&#x017F;chet &#x017F;ey, welches doch<lb/>
ohn&#x017F;chwer zu erkennen i&#x017F;t, indem die&#x017F;es<lb/>
geku&#x0364;n&#x017F;telte Pech gar ha&#x0364;ßlich &#x017F;chwartz<lb/>
&#x017F;iehet und &#x017F;tincket. Man irret, wenn<lb/>
man glaubet, was etliche Autores auf-<lb/>
gezeichnet, und unter die&#x017F;en auch <hi rendition="#fr">Fure-<lb/>
tiere,</hi> welcher meldet, daß kein <hi rendition="#fr">Juden-<lb/>
pech</hi> mehr herausgebracht werde; was<lb/>
aber die Apothecker zu verkauffen pfleg-<lb/>
ten, &#x017F;ey ein Gemenge von Pech und Pe-<lb/>
tero&#x0364;l. Allein, die&#x017F;es i&#x017F;t &#x017F;o weit von der<lb/>
Vernunft entfernet, daß ich nicht den-<lb/>
cke, es werde unter den Apotheckern der-<lb/>
gleichen Betru&#x0364;ger und unver&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Leute geben, die einen &#x017F;olchen Mi&#x017F;ch-<lb/>
ma&#x017F;ch zurichten &#x017F;olten, indem wir ja das<lb/>
Judenpech wohlfeil genug geben. Es<lb/>
wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er, daß er und viele andere ge-<lb/>
&#x017F;chwiegen ha&#x0364;tten, die &#x017F;ich unterfangen<lb/>
von Materialien zu &#x017F;chreiben, darauf<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich doch eben &#x017F;o wenig ver&#x017F;tehen, als<lb/>
wenn &#x017F;ie Hochteut&#x017F;ch reden &#x017F;ollen. Das<lb/>
i&#x017F;t aber die Ur&#x017F;ache &#x017F;o vieler &#x017F;chrecklicher<lb/>
Fehler gewe&#x017F;en, und i&#x017F;t es auch noch heut<lb/>
zu Tage, daß eines an &#x017F;tatt des andern<lb/>
gegeben wird, welches doch des Ko&#x0364;niges<lb/>
hohe Per&#x017F;on und den gemeinen Nutzen<lb/>
angehet.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nffte Capitel.<lb/>
Von Steinkohlen.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Steinkohlen</hi> &#x017F;ind eine Gat-<lb/>
tung Hartz, derer &#x017F;ich die Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und Schmiede bedienen, das Ei&#x017F;en heiß<lb/>
zu machen. Die <hi rendition="#fr">Engli&#x017F;chen</hi> werden<lb/>
fu&#x0364;r die be&#x017F;ten gehalten, wiewohl einige<lb/><cb/>
ver&#x017F;ichern, daß die in <hi rendition="#fr">Auvergne</hi> gegra-<lb/>
ben werden, ihnen nichts im gering&#x017F;ten<lb/>
nachgeben. Es i&#x017F;t eine Waare, die in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> ha&#x0364;uffig verthan wird, wie<lb/>
wir dann einen &#x017F;tarcken Handel damit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">trei-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0547] Hauptbeſchreibung dritter Theil. Das vierte Capitel. Vom Judenpech. ASphaltum, das Judenpech/ iſt ein Hartz, welches auf dem Waſſer des- jenigen Sees ſchwimmet, wo ehemahls Sodom und Gomorrha geſtanden. Den Namen Asphaltum hat es von dem Lacu Asphaltite bekommen, welches ſoviel be- deutet, als ein Meer der Sicherheit, denn es iſt uͤberaus ſtarck, und alles was man drauf wirfft, ſchwimmet: es wird auch das todte Meer genennet, weil es weder Fiſche noch andere leben- dige Thiere ernaͤhret, indem es uͤber alle maſſen ſaltzicht und bitter iſt, auch einen ſtinckenden Geruch hat. Dagegen und zum Vergelt findet ſich allda die Menge dieſes Hartzes, welches als wie Fett oben drauf ſchwimmet. Die an denen- ſelben Orten wohnende Araber ziehen guten Nutzen davon, und bedienen ſich ſeiner ihre Schiffe damit zu calfatern und zu verpichen. Zu bewundern iſts, wenn der See zuviel mit Peche beſchwe- ret iſt, daß ſich ein groſſer Geſtanck in die Luft erhebet, der die Einwohner daher- um bemuͤßiget, daſſelbige zu ſammlen und ans Land zu bringen, auch iſt der Geſtanck alſo groß, daß die uͤber den See hinfliegende Voͤgel darein fallen, und verurſachet, daß die Leute der Orten nicht gar zu lange leben. Das Juͤdiſche Hartz, bitume de Ju- dée oder Aſphaltum ſieht dem ſchoͤnen ſchwartzen Stockholmer Peche dermaſ- ſen aͤhnlich, daß kein Menſch einigen Unterſchied darzwiſchen wuͤrde zu ma- chen wiſſen, wofern der heftige Geſtanck des Pechs nicht thaͤte, und das Juden- hartz nicht etwas haͤrter waͤre. Welche groſſe Gleichheit den Propheten Eſras veranlaſſet, daß er es Pech genennet, allermaſſen aus dem 10. Vers des IV. Cap. im IV. Buche zu erſehen, da er ſpricht: Du boͤſes Volck, ſey eingedenck, was ich Sodom und Gomorrha gethan habe, derer Land in Pech- und Aſchen- hauffen liegt. Das Judenhartz oder Pech wird gebrauchet, wenn man das ſchoͤne glaͤn- tzende Chineſiſche Schwartz zurichten will: auch wird es etwas weniges in der Artzney gebraucht, indem es unter die Stuͤcken, die zum Theriac genom- men werden, gehoͤret, da es denn keiner andern Zubereitung noͤthig hat, als daß es aufrichtig ſey, fein glaͤntzend ſchwartz und ohne Geruch: dabey muß man Achtung geben, daß kein ſchwartz Pech, gekuͤnſteltes Piſſaſphaltum genen- net, drunter gemiſchet ſey, welches doch ohnſchwer zu erkennen iſt, indem dieſes gekuͤnſtelte Pech gar haͤßlich ſchwartz ſiehet und ſtincket. Man irret, wenn man glaubet, was etliche Autores auf- gezeichnet, und unter dieſen auch Fure- tiere, welcher meldet, daß kein Juden- pech mehr herausgebracht werde; was aber die Apothecker zu verkauffen pfleg- ten, ſey ein Gemenge von Pech und Pe- teroͤl. Allein, dieſes iſt ſo weit von der Vernunft entfernet, daß ich nicht den- cke, es werde unter den Apotheckern der- gleichen Betruͤger und unverſtaͤndige Leute geben, die einen ſolchen Miſch- maſch zurichten ſolten, indem wir ja das Judenpech wohlfeil genug geben. Es waͤre beſſer, daß er und viele andere ge- ſchwiegen haͤtten, die ſich unterfangen von Materialien zu ſchreiben, darauf ſie ſich doch eben ſo wenig verſtehen, als wenn ſie Hochteutſch reden ſollen. Das iſt aber die Urſache ſo vieler ſchrecklicher Fehler geweſen, und iſt es auch noch heut zu Tage, daß eines an ſtatt des andern gegeben wird, welches doch des Koͤniges hohe Perſon und den gemeinen Nutzen angehet. Gekuͤnſteltes Piſſaſphal- tum. Das fuͤnffte Capitel. Von Steinkohlen. DJe Steinkohlen ſind eine Gat- tung Hartz, derer ſich die Schloͤſſer und Schmiede bedienen, das Eiſen heiß zu machen. Die Engliſchen werden fuͤr die beſten gehalten, wiewohl einige verſichern, daß die in Auvergne gegra- ben werden, ihnen nichts im geringſten nachgeben. Es iſt eine Waare, die in Franckreich haͤuffig verthan wird, wie wir dann einen ſtarcken Handel damit trei- D d d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/547
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/547>, abgerufen am 28.03.2024.