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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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über ein und andere Gewächse, Thiere etc.
[Spaltenumbruch] man beobachtet, wie sie dasselbe stär-
cken und verwahren. Sind sie, bevor
sie verändert worden, von einem Hir-
sche, Elephanten, Eschenbaume, Nuß-
baume, oder andern dergleichen etwas,
das dem Gifte widerstehet, gewesen,
dann haben sie eine ungemeine Kraft
den Gift zu bezwingen und auszutrei-
ben, um soviel stärcker aber, wann an-
noch der Geruch des Baumes, oder
was es sonst zuvor gewesen, dran zu ver-
spüren. Und ist alsdann gantz glaub-
lich, es werden dieses verwandelten
Cörpers Qualitäten zurücke blieben,
und seine Kräfte, welche in der gantz
subtilen Materie vorhanden, nicht ver-
schwunden, sondern durch den Zugang
dieser neuen unterirdischen Materie
um ein grosses vermehret worden seyn.

Jch habe unterschiedliche solche Stü-
cken. Eines, des Armes starck, drey
Zoll in der Länge, und zwey und einen
halben im Umfang, davon ist die Scha-
le abgerissen, so daß das schneeweisse
Wesen zurück geblieben: wie es dann
die Hände weiß machet. Es lauffen
nach der Länge drauf hin einige blau
und braune Striche, im übrigen ist es
dichte, doch dabey löchericht, und hängt
sich an die Zunge, sieht als wie ein Stü-
cke Hirschhorn, und wieget fünff Untzen:
ich erachte, daß es unter die guten Sor-
ten gehöre.

Ein anderes ist aschgrau, viel dichter,
iedoch weich und wohlriechend, siehet
auch als wie Hirschhorn, und ist starck
anziehend vom Geschmack.

Das dritte ist braun, die auswendige
Schale schwärtzlicht, etwas härter als
das andere, doch läst sichs mit dem Mes-
ser schaben; es ist leicht, anziehend, nicht
also leichte zu zerreiben, wie das andere,
und siehet wie gebranntes Helffenbein.

Noch ein anderes ist braun, iedoch
mit schwartzen, weissen und gelben
Strichen gezeichnet, die Fibern oder Fa-
sen dran lauffen nach der Länge hin;
sonst ist es eines Fingers lang, fünff
Quentlein schwer, gar brüchig und san-
dig, siehet als wie eine Schindel, riecht
nicht unangenehm, ist starck anziehend,
daher ich es auch unter die guten Sor-
ten der gegrabenen Hörner rechne.

Das gegrabene Einhorn giebt mir
Gelegenheit von einer weissen Erde zu
[Spaltenumbruch] reden, welche auf einem Hügel, in der
Herrschaft Moscau, Churfürstlich
Sächsischen Gebiets, gefunden wird;
die gebrauchen die Einwohner, und
machen Brod daraus, wann sie es mit
Mehle vermischen. Dergleichen ist
auch bey Girone in Catalonien zu fin-
den. Diese weisse Erde wird daselbst
Medulla Saxorum, Steinmarck genen-
net. Wobey zu mercken, daß sie nicht
alle solche Erde zum Brod backen neh-
men, sondern nur gewisse kleine Klum-
pen und Küglein, die so weiß sind als
Mehl, und aus der Erde heraus kom-
men, sobald dieselbe von der Sonne ist
durchwärmet worden.

[Ende Spaltensatz]
Vom Oxipetra.

Um Rom herum wird eine Gat-
tung Erde gefunden, die schmeckt säuer-
lich und siehet weiß und etwas gelblicht,
dienet vortrefflich hitzige Fieber zu cu-
riren. Der oberste oder vornehmste Me-
dicus
des Papsts, Pharisiani, hat ihr den
Titel Oxipetra Romanorum Pharisiani, ge-
geben, dieweil er in dieser Erde die Kraft
der Fieber Hitze zu benehmen, hat er-
funden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Radice Britannica.

Bisanhero haben alle und iede Ma-Siehe Fig. 8.
terialisten, ich auch selbst, an statt der
Britannica die Wurtzel der Bistorta oder
Natterwurtzel/ wiewohl unrecht, ver-
kauffet, indem die meisten Autores ge-
schrieben, die Britannica sey nichts nicht
anders, als Bistorta; wiewohl andere
Cyclamen, das Schweinbrod, Tormen-
tillam,
die Tormentillwurtzel, Betoni-
cam,
die Betonie, Plantaginem aquaticam,
den Wasserwegerich, und andere noch
was anders, dafür ausgegeben. Allein
es hat mir einer von meinen guten
Freunden ein kleines Lateinisches Büch-
lein gezeiget, so in Holland, unter dem
Titel Britannica antiquorum vera, ge-
druckt ist worden, darinne gewiesen
wird, daß die Britannica nichts anders sey
als Radix Lapathi sylvestris, oder Hydro-
lapathi nigri,
die Wurtzel der wilden
Grindwurtz, oder der schwartzen Grind-
wurtz, die im Wasser, oder sonst an
feuchten Orten wächst, daher sie auch in-
sonderheit den letzteren lateinischen Ti-
tel überkommen.

Jm
K k k

uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch] man beobachtet, wie ſie daſſelbe ſtaͤr-
cken und verwahren. Sind ſie, bevor
ſie veraͤndert worden, von einem Hir-
ſche, Elephanten, Eſchenbaume, Nuß-
baume, oder andern dergleichen etwas,
das dem Gifte widerſtehet, geweſen,
dann haben ſie eine ungemeine Kraft
den Gift zu bezwingen und auszutrei-
ben, um ſoviel ſtaͤrcker aber, wann an-
noch der Geruch des Baumes, oder
was es ſonſt zuvor geweſen, dran zu ver-
ſpuͤren. Und iſt alsdann gantz glaub-
lich, es werden dieſes verwandelten
Coͤrpers Qualitaͤten zuruͤcke blieben,
und ſeine Kraͤfte, welche in der gantz
ſubtilen Materie vorhanden, nicht ver-
ſchwunden, ſondern durch den Zugang
dieſer neuen unterirdiſchen Materie
um ein groſſes vermehret worden ſeyn.

Jch habe unterſchiedliche ſolche Stuͤ-
cken. Eines, des Armes ſtarck, drey
Zoll in der Laͤnge, und zwey und einen
halben im Umfang, davon iſt die Scha-
le abgeriſſen, ſo daß das ſchneeweiſſe
Weſen zuruͤck geblieben: wie es dann
die Haͤnde weiß machet. Es lauffen
nach der Laͤnge drauf hin einige blau
und braune Striche, im uͤbrigen iſt es
dichte, doch dabey loͤchericht, und haͤngt
ſich an die Zunge, ſieht als wie ein Stuͤ-
cke Hirſchhorn, und wieget fuͤnff Untzen:
ich erachte, daß es unter die guten Sor-
ten gehoͤre.

Ein anderes iſt aſchgrau, viel dichter,
iedoch weich und wohlriechend, ſiehet
auch als wie Hirſchhorn, und iſt ſtarck
anziehend vom Geſchmack.

Das dritte iſt braun, die auswendige
Schale ſchwaͤrtzlicht, etwas haͤrter als
das andere, doch laͤſt ſichs mit dem Meſ-
ſer ſchaben; es iſt leicht, anziehend, nicht
alſo leichte zu zerreiben, wie das andere,
und ſiehet wie gebranntes Helffenbein.

Noch ein anderes iſt braun, iedoch
mit ſchwartzen, weiſſen und gelben
Strichen gezeichnet, die Fibern oder Fa-
ſen dran lauffen nach der Laͤnge hin;
ſonſt iſt es eines Fingers lang, fuͤnff
Quentlein ſchwer, gar bruͤchig und ſan-
dig, ſiehet als wie eine Schindel, riecht
nicht unangenehm, iſt ſtarck anziehend,
daher ich es auch unter die guten Sor-
ten der gegrabenen Hoͤrner rechne.

Das gegrabene Einhorn giebt mir
Gelegenheit von einer weiſſen Erde zu
[Spaltenumbruch] reden, welche auf einem Huͤgel, in der
Herrſchaft Moſcau, Churfuͤrſtlich
Saͤchſiſchen Gebiets, gefunden wird;
die gebrauchen die Einwohner, und
machen Brod daraus, wann ſie es mit
Mehle vermiſchen. Dergleichen iſt
auch bey Girone in Catalonien zu fin-
den. Dieſe weiſſe Erde wird daſelbſt
Medulla Saxorum, Steinmarck genen-
net. Wobey zu mercken, daß ſie nicht
alle ſolche Erde zum Brod backen neh-
men, ſondern nur gewiſſe kleine Klum-
pen und Kuͤglein, die ſo weiß ſind als
Mehl, und aus der Erde heraus kom-
men, ſobald dieſelbe von der Sonne iſt
durchwaͤrmet worden.

[Ende Spaltensatz]
Vom Oxipetra.

Um Rom herum wird eine Gat-
tung Erde gefunden, die ſchmeckt ſaͤuer-
lich und ſiehet weiß und etwas gelblicht,
dienet vortrefflich hitzige Fieber zu cu-
riren. Der oberſte oder vornehmſte Me-
dicus
des Papſts, Phariſiani, hat ihr den
Titel Oxipetra Romanorum Phariſiani, ge-
geben, dieweil er in dieſer Erde die Kraft
der Fieber Hitze zu benehmen, hat er-
funden.

[Ende Spaltensatz]
Von der Radice Britannica.

Bisanhero haben alle und iede Ma-Siehe Fig. 8.
terialiſten, ich auch ſelbſt, an ſtatt der
Britannica die Wurtzel der Biſtorta oder
Natterwurtzel/ wiewohl unrecht, ver-
kauffet, indem die meiſten Autores ge-
ſchrieben, die Britannica ſey nichts nicht
anders, als Biſtorta; wiewohl andere
Cyclamen, das Schweinbrod, Tormen-
tillam,
die Tormentillwurtzel, Betoni-
cam,
die Betonie, Plantaginem aquaticam,
den Waſſerwegerich, und andere noch
was anders, dafuͤr ausgegeben. Allein
es hat mir einer von meinen guten
Freunden ein kleines Lateiniſches Buͤch-
lein gezeiget, ſo in Holland, unter dem
Titel Britannica antiquorum vera, ge-
druckt iſt worden, darinne gewieſen
wird, daß die Britannica nichts anders ſey
als Radix Lapathi ſylveſtris, oder Hydro-
lapathi nigri,
die Wurtzel der wilden
Grindwurtz, oder der ſchwartzen Grind-
wurtz, die im Waſſer, oder ſonſt an
feuchten Orten waͤchſt, daher ſie auch in-
ſonderheit den letzteren lateiniſchen Ti-
tel uͤberkommen.

Jm
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/593>, abgerufen am 20.04.2024.