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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]
Das fünffte Capitel.
Von der Jalappe.
Siehe Fig. 43.

DJe Jalappa ist die Wurtzel eines
Gewächses, das vier oder fünff Fuß
hoch wächst, und dessen Blätter den
Blättern der grossen Hedera oder Ephen
sehr nahe kommen, ohne daß sie nicht so
dicke sind. Die Jalappe/ welche wir
verkauffen, soll, wie mir der Herr Rous-
seau
geschrieben, und der P. Plumi-
er
selbst gesaget, desjenigen Krautes
Wurtzel seyn, welches vor nicht gar zu
langer Zeit aus Neuspanien gebracht,
und von dem Herren Tournefort also ist
genennet worden: Solanum Mexicanum,
magno flore, semine rugoso, Jalap existima-
tum,
Mexicanischer Nachtschatten/
mit grossen Blumen und runtzlich-
ten Samen/ so für die Jalappe ge-
halten wird.

Der P. Plumier will, es sey dieser
Nachtschatten einer von denenjenigen,
die wir auf Frantzösisch Belle de nuit nen-
nen, denn er dieser Gattung, die auf La-
teinisch Mirabilis Peruviana, zu Teutsch
Schweitzerhosen/ heißt, gantz und gar
gleich siehet. Dieses Gewächs ist in den
Gärten sehr gemeine, und wird deshal-
ben Belle de nuit geheissen, weil es nur die
Nacht über blühet.

Vielleicht dürfften einige nicht glau-
ben wollen, daß die Jalappe die zer-
brochenen Stücke von der Wurtzel die-
ses Gewächses wären: allein, weil der
P. Plumier selbst an denenselbigen Or-
ten gewesen, mir aber ein guter Freund
ein Stücke einer solchen Wurtzel gege-
ben, und ich beobachtet, daß sie blos dar-
inne von der Jalappe unterschieden,
weil sie weisser und leichter, und mehr
Figuren hatte; welcher Unterschied
aber ohne Zweiffel von der unterschied-
lichen Landesgegend herrührete; als
will ich diesen Punct unerörtert lassen,
zumahl, da ich nichts mehr davon erfah-
ren können, und nur dieses annoch sa-
gen, man solle dieselbe Jalappe erweh-
len, welche in grossen Stücken ist, und
sich nicht leichtlich mit blossen Händen
zerbrechen, aber wohl im Mörsel stossen
läßt; die auch äusserlich schwartzgrau,
innerlich gläntzend schwartz siehet, voll
Hartz ist, und ziemlich scharff und wider-
lich schmecket. Endlich gebe man auch
Achtung, daß nicht, wie oftmahls ge-
[Spaltenumbruch] schicht, rad. Eryoniae, die Stickwurtz,
und andre drunter gemenget.

Die Jalappe, die in Franckreich
verkaufft wird, kömmt aus Westin-
dien
; doch meistens aus der Jnsel Ma-
dera,
woselbst sie wilde und ungebauet
wächst.

Man erachtet, die Jalappe sey gut,
die überflüßigen Feuchtigkeiten abzu-
führen; allein, es muß einem ihre Kraft
genau und wohl bekannt seyn, denn sie
überaus starck operiret, vornehmlich,
wenn sie in substantia, an und für sich
selbst, gegeben, und die dosis, welche alle-
zeit nach der Leibesbeschaffenheit, Alter
und Vermögen der Personen soll einge-
richtet werden, nicht vermindert wird:
und um dieser Ursache willen soll man
sie iederzeit mit der grösten Behutsam-
keit gebrauchen.

Die ordentliche dosis ist von einem
halben Scrupel bis auf ein halbes
Qvintlein, in weissem Wein oder andern
tauglichen Säften zu nehmen.

Man kauffe bey leibe kein Jalap-
penpulver,
als bey solchen Kauffleu-
ten, auf die man sich verlassen kan, und
derer Aufrichtigkeit männiglich bekannt
ist; denn es giebt ihrer, welche keine Ja-
lappe pulverisiren, sie sey denn mit
Stickwurtz vermischet, oder vermodert
und wurmstichicht. Es soll auch durch
ein seidin Tuch oder Flor gestäubet wer-
den, denn je zärter es ist, ie mehr Kraft
hat es, und verursachet desto weniger
Ungelegenheit.

Ein Pastetenbecker zu Paris berei-
tet mit diesem Pulver Purgier-Bisco-Purgir-Bi-
scoten.

ten, welche zu allem gut seyn sollen, und
er verthut derselben, in Wahrheit, sehr
viel: ob solches wegen der guten Wir-
ckung, die man daran verspüret, ge-
schicht, oder weil sie so wohlfeil sind, lasse
ich an seinen Ort gestellet seyn, weil die-
ses den Herren Medicis und Apotheckern
ehe als mir zu entscheiden zukommt.

Von der Resina oder dem Magi-
sterio Jalappae.

Aus der Jalappenwurtz wird mit
Weingeist und gemeinem Wasser ein
flüßiges, weisses und klebrichtes Hartz
gezogen, dem Terpentin nicht ungleich:

wenn
E
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnffte Capitel.
Von der Jalappe.
Siehe Fig. 43.

DJe Jalappa iſt die Wurtzel eines
Gewaͤchſes, das vier oder fuͤnff Fuß
hoch waͤchſt, und deſſen Blaͤtter den
Blaͤttern der groſſen Hedera oder Ephen
ſehr nahe kommen, ohne daß ſie nicht ſo
dicke ſind. Die Jalappe/ welche wir
verkauffen, ſoll, wie mir der Herꝛ Rouſ-
ſeau
geſchrieben, und der P. Plumi-
er
ſelbſt geſaget, desjenigen Krautes
Wurtzel ſeyn, welches vor nicht gar zu
langer Zeit aus Neuſpanien gebracht,
und von dem Herren Tournefort alſo iſt
genennet worden: Solanum Mexicanum,
magno flore, ſemine rugoſo, Jalap exiſtima-
tum,
Mexicaniſcher Nachtſchatten/
mit groſſen Blumen und runtzlich-
ten Samen/ ſo fuͤr die Jalappe ge-
halten wird.

Der P. Plumier will, es ſey dieſer
Nachtſchatten einer von denenjenigen,
die wir auf Frantzoͤſiſch Belle de nuit nen-
nen, denn er dieſer Gattung, die auf La-
teiniſch Mirabilis Peruviana, zu Teutſch
Schweitzerhoſen/ heißt, gantz und gar
gleich ſiehet. Dieſes Gewaͤchs iſt in den
Gaͤrten ſehr gemeine, und wird deshal-
ben Belle de nuit geheiſſen, weil es nur die
Nacht uͤber bluͤhet.

Vielleicht duͤrfften einige nicht glau-
ben wollen, daß die Jalappe die zer-
brochenen Stuͤcke von der Wurtzel die-
ſes Gewaͤchſes waͤren: allein, weil der
P. Plumier ſelbſt an denenſelbigen Or-
ten geweſen, mir aber ein guter Freund
ein Stuͤcke einer ſolchen Wurtzel gege-
ben, und ich beobachtet, daß ſie blos dar-
inne von der Jalappe unterſchieden,
weil ſie weiſſer und leichter, und mehr
Figuren hatte; welcher Unterſchied
aber ohne Zweiffel von der unterſchied-
lichen Landesgegend herruͤhrete; als
will ich dieſen Punct uneroͤrtert laſſen,
zumahl, da ich nichts mehr davon erfah-
ren koͤnnen, und nur dieſes annoch ſa-
gen, man ſolle dieſelbe Jalappe erweh-
len, welche in groſſen Stuͤcken iſt, und
ſich nicht leichtlich mit bloſſen Haͤnden
zerbrechen, aber wohl im Moͤrſel ſtoſſen
laͤßt; die auch aͤuſſerlich ſchwartzgrau,
innerlich glaͤntzend ſchwartz ſiehet, voll
Hartz iſt, und ziemlich ſcharff und wider-
lich ſchmecket. Endlich gebe man auch
Achtung, daß nicht, wie oftmahls ge-
[Spaltenumbruch] ſchicht, rad. Eryoniæ, die Stickwurtz,
und andre drunter gemenget.

Die Jalappe, die in Franckreich
verkaufft wird, koͤmmt aus Weſtin-
dien
; doch meiſtens aus der Jnſel Ma-
dera,
woſelbſt ſie wilde und ungebauet
waͤchſt.

Man erachtet, die Jalappe ſey gut,
die uͤberfluͤßigen Feuchtigkeiten abzu-
fuͤhren; allein, es muß einem ihre Kraft
genau und wohl bekannt ſeyn, denn ſie
uͤberaus ſtarck operiret, vornehmlich,
wenn ſie in ſubſtantia, an und fuͤr ſich
ſelbſt, gegeben, und die doſis, welche alle-
zeit nach der Leibesbeſchaffenheit, Alter
und Vermoͤgen der Perſonen ſoll einge-
richtet werden, nicht vermindert wird:
und um dieſer Urſache willen ſoll man
ſie iederzeit mit der groͤſten Behutſam-
keit gebrauchen.

Die ordentliche doſis iſt von einem
halben Scrupel bis auf ein halbes
Qvintlein, in weiſſem Wein oder andern
tauglichen Saͤften zu nehmen.

Man kauffe bey leibe kein Jalap-
penpulver,
als bey ſolchen Kauffleu-
ten, auf die man ſich verlaſſen kan, und
deꝛer Aufrichtigkeit maͤnniglich bekannt
iſt; denn es giebt ihrer, welche keine Ja-
lappe pulveriſiren, ſie ſey denn mit
Stickwurtz vermiſchet, oder vermodert
und wurmſtichicht. Es ſoll auch durch
ein ſeidin Tuch oder Flor geſtaͤubet wer-
den, denn je zaͤrter es iſt, ie mehr Kraft
hat es, und verurſachet deſto weniger
Ungelegenheit.

Ein Paſtetenbecker zu Paris berei-
tet mit dieſem Pulver Purgier-Biſco-Purgir-Bi-
ſcoten.

ten, welche zu allem gut ſeyn ſollen, und
er verthut derſelben, in Wahrheit, ſehr
viel: ob ſolches wegen der guten Wir-
ckung, die man daran verſpuͤret, ge-
ſchicht, oder weil ſie ſo wohlfeil ſind, laſſe
ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn, weil die-
ſes den Herꝛen Medicis und Apotheckern
ehe als mir zu entſcheiden zukommt.

Von der Reſina oder dem Magi-
ſterio Jalappæ.

Aus der Jalappenwurtz wird mit
Weingeiſt und gemeinem Waſſer ein
fluͤßiges, weiſſes und klebrichtes Hartz
gezogen, dem Terpentin nicht ungleich:

wenn
E
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/69>, abgerufen am 25.04.2024.