Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

tete: der portugiesische Gesandte, der Napoleon auf-
fallend gleicht, ein neapolitanischer Exminister, den
das verfehlte Revolutioniren hierher gebracht, der
französische Herr, den ich Dir in Brighton schilderte,
und meine deutsche Wenigkeit, welche jedoch diesmal
den Sieg davon trug, denn ich gewann 8 Rubber und
zwei Affen (Monkeys).

Was ist ein Monkey? rufst Du.

Den verschiedenen Spielmarken hat die Mode solche
eigenthümliche Namen gegeben; eine 25 £. St. Marke
heißt ein Pony (kleines Pferd) und eine von 50 Pfund
ein Monkey (Affe).



Du bist schon gewohnt, daß ich Dich oft vom Pal-
laste in die Hütte, und aus dem geschmückten Saal
in die schönere Natur führe. Heute folge mir einmal
zu meinem Zahnarzt, dem berühmten Herrn Cartright.

Dieser Mann gewinnt durch seine Kunst jährlich
10,000 £. St., und behandelt sie im grandiosesten
Styl. Fürs Erste geht er selbst zu Niemand in sei-
nem Geschäft, außer zum König. Jeder Andre, Herr
oder Dame, muß zu ihm kommen. Aber auch das ist
noch nicht hinlänglich. Man muß sich auch 8 -- 14
Tage vorher anmelden, und um Audienz bitten. Dann
erhält man eine Karte folgenden Inhalts:

"Es wird H. Cartright zum Vergnügen gereichen,
N. N. den und den Tag um ... Uhr bei sich
zu sehen."

tete: der portugieſiſche Geſandte, der Napoleon auf-
fallend gleicht, ein neapolitaniſcher Exminiſter, den
das verfehlte Revolutioniren hierher gebracht, der
franzöſiſche Herr, den ich Dir in Brighton ſchilderte,
und meine deutſche Wenigkeit, welche jedoch diesmal
den Sieg davon trug, denn ich gewann 8 Rubber und
zwei Affen (Monkeys).

Was iſt ein Monkey? rufſt Du.

Den verſchiedenen Spielmarken hat die Mode ſolche
eigenthümliche Namen gegeben; eine 25 £. St. Marke
heißt ein Pony (kleines Pferd) und eine von 50 Pfund
ein Monkey (Affe).



Du biſt ſchon gewohnt, daß ich Dich oft vom Pal-
laſte in die Hütte, und aus dem geſchmückten Saal
in die ſchönere Natur führe. Heute folge mir einmal
zu meinem Zahnarzt, dem berühmten Herrn Cartright.

Dieſer Mann gewinnt durch ſeine Kunſt jährlich
10,000 £. St., und behandelt ſie im grandioſeſten
Styl. Fürs Erſte geht er ſelbſt zu Niemand in ſei-
nem Geſchäft, außer zum König. Jeder Andre, Herr
oder Dame, muß zu ihm kommen. Aber auch das iſt
noch nicht hinlänglich. Man muß ſich auch 8 — 14
Tage vorher anmelden, und um Audienz bitten. Dann
erhält man eine Karte folgenden Inhalts:

„Es wird H. Cartright zum Vergnügen gereichen,
N. N. den und den Tag um … Uhr bei ſich
zu ſehen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0453" n="407"/>
tete: der portugie&#x017F;i&#x017F;che Ge&#x017F;andte, der Napoleon auf-<lb/>
fallend gleicht, ein neapolitani&#x017F;cher Exmini&#x017F;ter, den<lb/>
das verfehlte Revolutioniren hierher gebracht, der<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;che Herr, den ich Dir in Brighton &#x017F;childerte,<lb/>
und meine deut&#x017F;che Wenigkeit, welche jedoch diesmal<lb/>
den Sieg davon trug, denn ich gewann 8 Rubber und<lb/>
zwei Affen (Monkeys).</p><lb/>
          <p>Was i&#x017F;t ein Monkey? ruf&#x017F;t Du.</p><lb/>
          <p>Den ver&#x017F;chiedenen Spielmarken hat die Mode &#x017F;olche<lb/>
eigenthümliche Namen gegeben; eine 25 £. St. Marke<lb/>
heißt ein Pony (kleines Pferd) und eine von 50 Pfund<lb/>
ein Monkey (Affe).</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 3ten April.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Du bi&#x017F;t &#x017F;chon gewohnt, daß ich Dich oft vom Pal-<lb/>
la&#x017F;te in die Hütte, und aus dem ge&#x017F;chmückten Saal<lb/>
in die &#x017F;chönere Natur führe. Heute folge mir einmal<lb/>
zu meinem Zahnarzt, dem berühmten Herrn Cartright.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Mann gewinnt durch &#x017F;eine Kun&#x017F;t jährlich<lb/>
10,000 £. St., und behandelt &#x017F;ie im grandio&#x017F;e&#x017F;ten<lb/>
Styl. Fürs Er&#x017F;te geht er &#x017F;elb&#x017F;t zu Niemand in &#x017F;ei-<lb/>
nem Ge&#x017F;chäft, außer zum König. Jeder Andre, Herr<lb/>
oder Dame, muß zu ihm kommen. Aber auch das i&#x017F;t<lb/>
noch nicht hinlänglich. Man muß &#x017F;ich auch 8 &#x2014; 14<lb/>
Tage vorher anmelden, und um Audienz bitten. Dann<lb/>
erhält man eine Karte folgenden Inhalts:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es wird H. Cartright zum Vergnügen gereichen,<lb/><hi rendition="#aq">N. N.</hi> den und den Tag um &#x2026; Uhr bei &#x017F;ich<lb/>
zu &#x017F;ehen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0453] tete: der portugieſiſche Geſandte, der Napoleon auf- fallend gleicht, ein neapolitaniſcher Exminiſter, den das verfehlte Revolutioniren hierher gebracht, der franzöſiſche Herr, den ich Dir in Brighton ſchilderte, und meine deutſche Wenigkeit, welche jedoch diesmal den Sieg davon trug, denn ich gewann 8 Rubber und zwei Affen (Monkeys). Was iſt ein Monkey? rufſt Du. Den verſchiedenen Spielmarken hat die Mode ſolche eigenthümliche Namen gegeben; eine 25 £. St. Marke heißt ein Pony (kleines Pferd) und eine von 50 Pfund ein Monkey (Affe). Den 3ten April. Du biſt ſchon gewohnt, daß ich Dich oft vom Pal- laſte in die Hütte, und aus dem geſchmückten Saal in die ſchönere Natur führe. Heute folge mir einmal zu meinem Zahnarzt, dem berühmten Herrn Cartright. Dieſer Mann gewinnt durch ſeine Kunſt jährlich 10,000 £. St., und behandelt ſie im grandioſeſten Styl. Fürs Erſte geht er ſelbſt zu Niemand in ſei- nem Geſchäft, außer zum König. Jeder Andre, Herr oder Dame, muß zu ihm kommen. Aber auch das iſt noch nicht hinlänglich. Man muß ſich auch 8 — 14 Tage vorher anmelden, und um Audienz bitten. Dann erhält man eine Karte folgenden Inhalts: „Es wird H. Cartright zum Vergnügen gereichen, N. N. den und den Tag um … Uhr bei ſich zu ſehen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/453
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/453>, abgerufen am 19.04.2024.