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Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803.

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Verschiedenheit des Geldes entstehen, auszuweichen,
thut man wohl, sich mit Münze desjenigen Landes,
in welchem man reiset, zu versehen. Freilich ist es
unangenehm, wenn ein Sachse seine Pistole im
Hannöverschen nur zu 4 Rthlr. 16 Ggr. ausgeben
kann; allein man kann doch nicht verlangen, daß
der Postbediente den Verlust tragen soll, da der¬
selbe auf Landesmünze angewiesen ist, und deren
Werth in Rechnung und an die Herrschaftliche Kasse
abliefern muß. Will ein Reisender immer erst bei
jeder Post wechseln, sein Geld nach dem Cours
reduciren und darüber mit den Postofficianten ab¬
rechnen; so entstehet dadurch leicht Mißverständ¬
niß, wenigstens Aufenthalt, wobei der Postmann
verdrüßlich werden kann, zumal wenn man ihm
ausländische Münze aufbürdet, welche er an seinem
Orte nicht wieder anbringen kann. Oesterreichische
und Reichs-Kreutzerstücke, Batzen u. dergl. nimmt
man im nördlichen Deutschland nicht gern, auch
nicht mit Agio. Den hierdurch entstehenden Ver¬
lust muß der Reisende tragen und zu seinen übri¬
gen Reisekosten schlagen. Er mag sich deshalben
über die verschiedenen Münzherren beklagen, welche
sich noch nicht zu einerlei Münzfuß haben vereini¬
gen wollen. --


Verſchiedenheit des Geldes entſtehen, auszuweichen,
thut man wohl, ſich mit Muͤnze desjenigen Landes,
in welchem man reiſet, zu verſehen. Freilich iſt es
unangenehm, wenn ein Sachſe ſeine Piſtole im
Hannoͤverſchen nur zu 4 Rthlr. 16 Ggr. ausgeben
kann; allein man kann doch nicht verlangen, daß
der Poſtbediente den Verluſt tragen ſoll, da der¬
ſelbe auf Landesmuͤnze angewieſen iſt, und deren
Werth in Rechnung und an die Herrſchaftliche Kaſſe
abliefern muß. Will ein Reiſender immer erſt bei
jeder Poſt wechſeln, ſein Geld nach dem Cours
reduciren und daruͤber mit den Poſtofficianten ab¬
rechnen; ſo entſtehet dadurch leicht Mißverſtaͤnd¬
niß, wenigſtens Aufenthalt, wobei der Poſtmann
verdruͤßlich werden kann, zumal wenn man ihm
auslaͤndiſche Muͤnze aufbuͤrdet, welche er an ſeinem
Orte nicht wieder anbringen kann. Oeſterreichiſche
und Reichs-Kreutzerſtuͤcke, Batzen u. dergl. nimmt
man im noͤrdlichen Deutſchland nicht gern, auch
nicht mit Agio. Den hierdurch entſtehenden Ver¬
luſt muß der Reiſende tragen und zu ſeinen uͤbri¬
gen Reiſekoſten ſchlagen. Er mag ſich deshalben
uͤber die verſchiedenen Muͤnzherren beklagen, welche
ſich noch nicht zu einerlei Muͤnzfuß haben vereini¬
gen wollen. —


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[30/0038] Verſchiedenheit des Geldes entſtehen, auszuweichen, thut man wohl, ſich mit Muͤnze desjenigen Landes, in welchem man reiſet, zu verſehen. Freilich iſt es unangenehm, wenn ein Sachſe ſeine Piſtole im Hannoͤverſchen nur zu 4 Rthlr. 16 Ggr. ausgeben kann; allein man kann doch nicht verlangen, daß der Poſtbediente den Verluſt tragen ſoll, da der¬ ſelbe auf Landesmuͤnze angewieſen iſt, und deren Werth in Rechnung und an die Herrſchaftliche Kaſſe abliefern muß. Will ein Reiſender immer erſt bei jeder Poſt wechſeln, ſein Geld nach dem Cours reduciren und daruͤber mit den Poſtofficianten ab¬ rechnen; ſo entſtehet dadurch leicht Mißverſtaͤnd¬ niß, wenigſtens Aufenthalt, wobei der Poſtmann verdruͤßlich werden kann, zumal wenn man ihm auslaͤndiſche Muͤnze aufbuͤrdet, welche er an ſeinem Orte nicht wieder anbringen kann. Oeſterreichiſche und Reichs-Kreutzerſtuͤcke, Batzen u. dergl. nimmt man im noͤrdlichen Deutſchland nicht gern, auch nicht mit Agio. Den hierdurch entſtehenden Ver¬ luſt muß der Reiſende tragen und zu ſeinen uͤbri¬ gen Reiſekoſten ſchlagen. Er mag ſich deshalben uͤber die verſchiedenen Muͤnzherren beklagen, welche ſich noch nicht zu einerlei Muͤnzfuß haben vereini¬ gen wollen. —

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Zitationshilfe: Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/38>, abgerufen am 28.03.2024.