Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschlechtszärtlichkeit findet endlich Statt zwischen Personen, die im gemeinen Leben beyde für Männer oder beyde für Weiber gelten, wenn Geschlechtssympathie, oft gröber oder feiner, der prädominierende Trieb ist, der sie an einander kettet.

Unter jungen Leuten giebt es viele sogenannte Freundschaften, welche eher verdienten zur Geschlechtszärtlichkeit gerechnet zu werden, so unschuldig und edel auch die schmelzende Lebhaftigkeit ist, mit der sie an einander hängen.

Freundschaft kann dagegen auch Statt finden unter Personen, die zu verschiedenem Geschlechte äußern Kennzeichen nach gerechnet werden, wenn ihre innern Dispositionen dem Geschlechte nach ähnlich sind, und Sympathie mit dem Gleichartigen in ihrer Verbindung prädominiert. Doch darüber mehr im achten Buche.

Neuntes Kapitel.

Absonderung der Freundschaft und Geschlechtszärtlichkeit von andern liebenden und nicht liebenden Verhältnissen, mittelst Hinweisung auf die folgenden Bücher.

Die einzelne Aufwallung der Sympathie mit dem Gleichartigen oder der Geschlechtssympathie, begründen weder Liebe noch Anhänglichkeit. Nicht jede Anhänglichkeit, welche die eine oder die andere Sympathie zum Grunde hat, ist liebend. Nicht jede liebende Anhänglichkeit ist Vereinigung gleichartiger, oder Vermählung geschlechtsverschiedener Naturen. Endlich hat die Zärtlichkeit mehrere Grade von Wärme und Kälte, aber sie

Geschlechtszärtlichkeit findet endlich Statt zwischen Personen, die im gemeinen Leben beyde für Männer oder beyde für Weiber gelten, wenn Geschlechtssympathie, oft gröber oder feiner, der prädominierende Trieb ist, der sie an einander kettet.

Unter jungen Leuten giebt es viele sogenannte Freundschaften, welche eher verdienten zur Geschlechtszärtlichkeit gerechnet zu werden, so unschuldig und edel auch die schmelzende Lebhaftigkeit ist, mit der sie an einander hängen.

Freundschaft kann dagegen auch Statt finden unter Personen, die zu verschiedenem Geschlechte äußern Kennzeichen nach gerechnet werden, wenn ihre innern Dispositionen dem Geschlechte nach ähnlich sind, und Sympathie mit dem Gleichartigen in ihrer Verbindung prädominiert. Doch darüber mehr im achten Buche.

Neuntes Kapitel.

Absonderung der Freundschaft und Geschlechtszärtlichkeit von andern liebenden und nicht liebenden Verhältnissen, mittelst Hinweisung auf die folgenden Bücher.

Die einzelne Aufwallung der Sympathie mit dem Gleichartigen oder der Geschlechtssympathie, begründen weder Liebe noch Anhänglichkeit. Nicht jede Anhänglichkeit, welche die eine oder die andere Sympathie zum Grunde hat, ist liebend. Nicht jede liebende Anhänglichkeit ist Vereinigung gleichartiger, oder Vermählung geschlechtsverschiedener Naturen. Endlich hat die Zärtlichkeit mehrere Grade von Wärme und Kälte, aber sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0237" n="237"/>
          <p>Geschlechtszärtlichkeit findet endlich Statt zwischen Personen, die im gemeinen Leben beyde für Männer oder beyde für Weiber gelten, wenn Geschlechtssympathie, oft gröber oder feiner, der prädominierende Trieb ist, der sie an einander kettet.</p>
          <p>Unter jungen Leuten giebt es viele sogenannte Freundschaften, welche eher verdienten zur Geschlechtszärtlichkeit gerechnet zu werden, so unschuldig und edel auch die schmelzende Lebhaftigkeit ist, mit der sie an einander hängen.</p>
          <p>Freundschaft kann dagegen auch Statt finden unter Personen, die zu verschiedenem Geschlechte äußern Kennzeichen nach gerechnet werden, wenn ihre innern Dispositionen dem Geschlechte nach ähnlich sind, und Sympathie mit dem Gleichartigen in ihrer Verbindung prädominiert. Doch darüber mehr im achten Buche.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Neuntes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Absonderung der Freundschaft und Geschlechtszärtlichkeit von andern liebenden und nicht liebenden Verhältnissen, mittelst Hinweisung auf die folgenden Bücher.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Die einzelne Aufwallung der Sympathie mit dem Gleichartigen oder der Geschlechtssympathie, begründen weder Liebe noch Anhänglichkeit. Nicht jede Anhänglichkeit, welche die eine oder die andere Sympathie zum Grunde hat, ist liebend. Nicht jede liebende Anhänglichkeit ist Vereinigung gleichartiger, oder Vermählung geschlechtsverschiedener Naturen. Endlich hat die Zärtlichkeit mehrere Grade von Wärme und Kälte, aber sie
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0237] Geschlechtszärtlichkeit findet endlich Statt zwischen Personen, die im gemeinen Leben beyde für Männer oder beyde für Weiber gelten, wenn Geschlechtssympathie, oft gröber oder feiner, der prädominierende Trieb ist, der sie an einander kettet. Unter jungen Leuten giebt es viele sogenannte Freundschaften, welche eher verdienten zur Geschlechtszärtlichkeit gerechnet zu werden, so unschuldig und edel auch die schmelzende Lebhaftigkeit ist, mit der sie an einander hängen. Freundschaft kann dagegen auch Statt finden unter Personen, die zu verschiedenem Geschlechte äußern Kennzeichen nach gerechnet werden, wenn ihre innern Dispositionen dem Geschlechte nach ähnlich sind, und Sympathie mit dem Gleichartigen in ihrer Verbindung prädominiert. Doch darüber mehr im achten Buche. Neuntes Kapitel. Absonderung der Freundschaft und Geschlechtszärtlichkeit von andern liebenden und nicht liebenden Verhältnissen, mittelst Hinweisung auf die folgenden Bücher. Die einzelne Aufwallung der Sympathie mit dem Gleichartigen oder der Geschlechtssympathie, begründen weder Liebe noch Anhänglichkeit. Nicht jede Anhänglichkeit, welche die eine oder die andere Sympathie zum Grunde hat, ist liebend. Nicht jede liebende Anhänglichkeit ist Vereinigung gleichartiger, oder Vermählung geschlechtsverschiedener Naturen. Endlich hat die Zärtlichkeit mehrere Grade von Wärme und Kälte, aber sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/237
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/237>, abgerufen am 19.04.2024.