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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Gegensätze in dem übrigen Europa. Schweiz.
burg, die zwar nicht kirchlich, aber doch politisch zu Bern
zu halten gewohnt waren, in diese Verbindung zu ziehen.
In der That gelang es bei Solothurn. Eine katholische
Stadt nahm den Heerd des westlichen Protestantismus in
seinen Schirm. Gregor XIII. erschrak, und wandte alles
an, um wenigstens Freiburg zurückzuhalten. Hierin ka-
men ihm nun die Lucerner zu Hülfe. Eine Gesandtschaft
derselben vereinte ihre Bemühungen mit dem päpstlichen
Nuntius. Freiburg verzichtete nicht allein auf jenes Bünd-
niß: es rief selbst die Jesuiten: mit Hülfe des Papstes
ward auch hier ein Collegium zu Stande gebracht.

Indessen begannen die Einwirkungen Carl Borromeo's.
Er hatte vornehmlich in den Waldcantonen Verbindungen;
Melchior Lussi, Landammann von Unterwalden, galt als sein
besonderer Freund; zuerst schickte Borromeo Capuziner her-
über, die besonders in dem Gebirge durch ihre strenge
und einfache Lebensart Eindruck machten: dann folgten die
Zöglinge des helvetischen Collegiums, das er ja allein zu
diesem Zweck gegründet hatte.

Bald spürte man in allen öffentlichen Verhältnis-
sen diesen Einfluß. Im Herbst 1579 schlossen die ka-
tholischen Cantone einen Bund mit dem Bischof zu Basel,
in welchem sie nicht allein versprachen ihn bei seiner Re-
ligion zu schützen, sondern auch von seinen Unterthanen
die, welche protestantisch geworden, bei Gelegenheit wieder
"zum wahren katholischen Glauben" zu bringen. Bestim-
mungen welche den evangelischen Theil der Natur der Sache
nach in Bewegung setzten. Die Spaltung trat stärker her-
vor, als seit langer Zeit. Es langte ein päpstlicher Nun-

Gegenſaͤtze in dem uͤbrigen Europa. Schweiz.
burg, die zwar nicht kirchlich, aber doch politiſch zu Bern
zu halten gewohnt waren, in dieſe Verbindung zu ziehen.
In der That gelang es bei Solothurn. Eine katholiſche
Stadt nahm den Heerd des weſtlichen Proteſtantismus in
ſeinen Schirm. Gregor XIII. erſchrak, und wandte alles
an, um wenigſtens Freiburg zuruͤckzuhalten. Hierin ka-
men ihm nun die Lucerner zu Huͤlfe. Eine Geſandtſchaft
derſelben vereinte ihre Bemuͤhungen mit dem paͤpſtlichen
Nuntius. Freiburg verzichtete nicht allein auf jenes Buͤnd-
niß: es rief ſelbſt die Jeſuiten: mit Huͤlfe des Papſtes
ward auch hier ein Collegium zu Stande gebracht.

Indeſſen begannen die Einwirkungen Carl Borromeo’s.
Er hatte vornehmlich in den Waldcantonen Verbindungen;
Melchior Luſſi, Landammann von Unterwalden, galt als ſein
beſonderer Freund; zuerſt ſchickte Borromeo Capuziner her-
uͤber, die beſonders in dem Gebirge durch ihre ſtrenge
und einfache Lebensart Eindruck machten: dann folgten die
Zoͤglinge des helvetiſchen Collegiums, das er ja allein zu
dieſem Zweck gegruͤndet hatte.

Bald ſpuͤrte man in allen oͤffentlichen Verhaͤltniſ-
ſen dieſen Einfluß. Im Herbſt 1579 ſchloſſen die ka-
tholiſchen Cantone einen Bund mit dem Biſchof zu Baſel,
in welchem ſie nicht allein verſprachen ihn bei ſeiner Re-
ligion zu ſchuͤtzen, ſondern auch von ſeinen Unterthanen
die, welche proteſtantiſch geworden, bei Gelegenheit wieder
„zum wahren katholiſchen Glauben“ zu bringen. Beſtim-
mungen welche den evangeliſchen Theil der Natur der Sache
nach in Bewegung ſetzten. Die Spaltung trat ſtaͤrker her-
vor, als ſeit langer Zeit. Es langte ein paͤpſtlicher Nun-

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[91/0103] Gegenſaͤtze in dem uͤbrigen Europa. Schweiz. burg, die zwar nicht kirchlich, aber doch politiſch zu Bern zu halten gewohnt waren, in dieſe Verbindung zu ziehen. In der That gelang es bei Solothurn. Eine katholiſche Stadt nahm den Heerd des weſtlichen Proteſtantismus in ſeinen Schirm. Gregor XIII. erſchrak, und wandte alles an, um wenigſtens Freiburg zuruͤckzuhalten. Hierin ka- men ihm nun die Lucerner zu Huͤlfe. Eine Geſandtſchaft derſelben vereinte ihre Bemuͤhungen mit dem paͤpſtlichen Nuntius. Freiburg verzichtete nicht allein auf jenes Buͤnd- niß: es rief ſelbſt die Jeſuiten: mit Huͤlfe des Papſtes ward auch hier ein Collegium zu Stande gebracht. Indeſſen begannen die Einwirkungen Carl Borromeo’s. Er hatte vornehmlich in den Waldcantonen Verbindungen; Melchior Luſſi, Landammann von Unterwalden, galt als ſein beſonderer Freund; zuerſt ſchickte Borromeo Capuziner her- uͤber, die beſonders in dem Gebirge durch ihre ſtrenge und einfache Lebensart Eindruck machten: dann folgten die Zoͤglinge des helvetiſchen Collegiums, das er ja allein zu dieſem Zweck gegruͤndet hatte. Bald ſpuͤrte man in allen oͤffentlichen Verhaͤltniſ- ſen dieſen Einfluß. Im Herbſt 1579 ſchloſſen die ka- tholiſchen Cantone einen Bund mit dem Biſchof zu Baſel, in welchem ſie nicht allein verſprachen ihn bei ſeiner Re- ligion zu ſchuͤtzen, ſondern auch von ſeinen Unterthanen die, welche proteſtantiſch geworden, bei Gelegenheit wieder „zum wahren katholiſchen Glauben“ zu bringen. Beſtim- mungen welche den evangeliſchen Theil der Natur der Sache nach in Bewegung ſetzten. Die Spaltung trat ſtaͤrker her- vor, als ſeit langer Zeit. Es langte ein paͤpſtlicher Nun-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/103>, abgerufen am 29.03.2024.