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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Sechstes Capitel.
Erneuerung des osmanisch-französischen Krieges.
1541, 1542.

Nachdem jene Combination eines Bundes mit Frank-
reich
, welche die Aussicht auf eine Abkunft mit den Osma-
nen in sich schloß, aufgegeben war, ließ sich gar nichts an-
deres erwarten, als eine Erneuerung dieser Feindseligkeiten.
Diese Gefahr, täglich unzweifelhafter eingehende Nachrichten
von kriegerischen Regungen der Osmanen, erweckten die pa-
cificatorischen Tendenzen die der Kaiser am Reichstage kund
gab. Eben darum hatte es für ihn ein so großes Interesse,
eine Aussöhnung zu Stande zu bringen, welche ein eifriges
und herzliches Anschließen der deutschen Fürsten an ihn, ihr
Oberhaupt, möglich gemacht hätte. Dahin war es nun
nicht gekommen: er hatte sich begnügen müssen, mit jedem
der beiden Theile besondere Verträge zu treffen, durch welche
sie nur zunächst vermocht wurden sich nicht zu seinen Geg-
nern zu schlagen. Und ohne Zweifel war schon dieß ein
Gewinn; ob es aber in den schwierigen Zeiten denen man
entgegengieng, auch ausreichen würde? ob dieß Nur-nicht-
sich-entgegensetzen ihm genügen, ihm die Unterstützung ver-

Sechstes Capitel.
Erneuerung des osmaniſch-franzöſiſchen Krieges.
1541, 1542.

Nachdem jene Combination eines Bundes mit Frank-
reich
, welche die Ausſicht auf eine Abkunft mit den Osma-
nen in ſich ſchloß, aufgegeben war, ließ ſich gar nichts an-
deres erwarten, als eine Erneuerung dieſer Feindſeligkeiten.
Dieſe Gefahr, täglich unzweifelhafter eingehende Nachrichten
von kriegeriſchen Regungen der Osmanen, erweckten die pa-
cificatoriſchen Tendenzen die der Kaiſer am Reichstage kund
gab. Eben darum hatte es für ihn ein ſo großes Intereſſe,
eine Ausſöhnung zu Stande zu bringen, welche ein eifriges
und herzliches Anſchließen der deutſchen Fürſten an ihn, ihr
Oberhaupt, möglich gemacht hätte. Dahin war es nun
nicht gekommen: er hatte ſich begnügen müſſen, mit jedem
der beiden Theile beſondere Verträge zu treffen, durch welche
ſie nur zunächſt vermocht wurden ſich nicht zu ſeinen Geg-
nern zu ſchlagen. Und ohne Zweifel war ſchon dieß ein
Gewinn; ob es aber in den ſchwierigen Zeiten denen man
entgegengieng, auch ausreichen würde? ob dieß Nur-nicht-
ſich-entgegenſetzen ihm genügen, ihm die Unterſtützung ver-

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[[229]/0241] Sechstes Capitel. Erneuerung des osmaniſch-franzöſiſchen Krieges. 1541, 1542. Nachdem jene Combination eines Bundes mit Frank- reich, welche die Ausſicht auf eine Abkunft mit den Osma- nen in ſich ſchloß, aufgegeben war, ließ ſich gar nichts an- deres erwarten, als eine Erneuerung dieſer Feindſeligkeiten. Dieſe Gefahr, täglich unzweifelhafter eingehende Nachrichten von kriegeriſchen Regungen der Osmanen, erweckten die pa- cificatoriſchen Tendenzen die der Kaiſer am Reichstage kund gab. Eben darum hatte es für ihn ein ſo großes Intereſſe, eine Ausſöhnung zu Stande zu bringen, welche ein eifriges und herzliches Anſchließen der deutſchen Fürſten an ihn, ihr Oberhaupt, möglich gemacht hätte. Dahin war es nun nicht gekommen: er hatte ſich begnügen müſſen, mit jedem der beiden Theile beſondere Verträge zu treffen, durch welche ſie nur zunächſt vermocht wurden ſich nicht zu ſeinen Geg- nern zu ſchlagen. Und ohne Zweifel war ſchon dieß ein Gewinn; ob es aber in den ſchwierigen Zeiten denen man entgegengieng, auch ausreichen würde? ob dieß Nur-nicht- ſich-entgegenſetzen ihm genügen, ihm die Unterſtützung ver-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. [229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/241>, abgerufen am 29.03.2024.