Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Capitel.
Kriegszug des Churfürsten Moritz wider Carl V.

Landgraf Philipp spottete darüber, als ihm in sei-
nem Gefängniß eine freilich voreilige Kunde von dem Vor-
haben seines Schwiegersohns Moritz gegen den Kaiser zu-
kam. Denn wie wolle ein Sperling den Geier angreifen;
habe doch Moritz selbst die andern Vögel verstört; fremden
Nationen komme es lächerlich vor, daß ein Lutherischer wi-
der den andern sey.

Eben dahin zielten nun die Bemühungen des Markgra-
fen Johann, diesen Zwiespalt zu heben, die beiden sächsischen
Linien zu versöhnen, dem Krieg von Magdeburg ein Ende zu
machen: "damit nicht", sagt er, "wir Christen unserm eini-
gen Haupt Christo zur Schmach, uns unter einander mor-
den und würgen." 1 Auch nach jener Zusammenkunft hält
er noch für nöthig, Moritz zu ermahnen, daß er sich seiner
Verbindung mit den Geistlichen, die nur im Blute der Chri-
sten zu baden wünschen, entschlage, und Christum mit den

1 Was m. gn. Herr Markgr. Hans in entstandener magde-
burgischer gütlicher Unterhandlung an Herzogk Moritz mit eigener
Hand geschrieben. 1551 27 Merz.
Sechstes Capitel.
Kriegszug des Churfürſten Moritz wider Carl V.

Landgraf Philipp ſpottete darüber, als ihm in ſei-
nem Gefängniß eine freilich voreilige Kunde von dem Vor-
haben ſeines Schwiegerſohns Moritz gegen den Kaiſer zu-
kam. Denn wie wolle ein Sperling den Geier angreifen;
habe doch Moritz ſelbſt die andern Vögel verſtört; fremden
Nationen komme es lächerlich vor, daß ein Lutheriſcher wi-
der den andern ſey.

Eben dahin zielten nun die Bemühungen des Markgra-
fen Johann, dieſen Zwieſpalt zu heben, die beiden ſächſiſchen
Linien zu verſöhnen, dem Krieg von Magdeburg ein Ende zu
machen: „damit nicht“, ſagt er, „wir Chriſten unſerm eini-
gen Haupt Chriſto zur Schmach, uns unter einander mor-
den und würgen.“ 1 Auch nach jener Zuſammenkunft hält
er noch für nöthig, Moritz zu ermahnen, daß er ſich ſeiner
Verbindung mit den Geiſtlichen, die nur im Blute der Chri-
ſten zu baden wünſchen, entſchlage, und Chriſtum mit den

1 Was m. gn. Herr Markgr. Hans in entſtandener magde-
burgiſcher guͤtlicher Unterhandlung an Herzogk Moritz mit eigener
Hand geſchrieben. 1551 27 Merz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0222" n="[210]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Sechstes Capitel</hi>.<lb/>
Kriegszug des Churfür&#x017F;ten Moritz wider Carl <hi rendition="#aq">V.</hi></head><lb/>
          <p>Landgraf Philipp &#x017F;pottete darüber, als ihm in &#x017F;ei-<lb/>
nem Gefängniß eine freilich voreilige Kunde von dem Vor-<lb/>
haben &#x017F;eines Schwieger&#x017F;ohns Moritz gegen den Kai&#x017F;er zu-<lb/>
kam. Denn wie wolle ein Sperling den Geier angreifen;<lb/>
habe doch Moritz &#x017F;elb&#x017F;t die andern Vögel ver&#x017F;tört; fremden<lb/>
Nationen komme es lächerlich vor, daß ein Lutheri&#x017F;cher wi-<lb/>
der den andern &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Eben dahin zielten nun die Bemühungen des Markgra-<lb/>
fen Johann, die&#x017F;en Zwie&#x017F;palt zu heben, die beiden &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Linien zu ver&#x017F;öhnen, dem Krieg von Magdeburg ein Ende zu<lb/>
machen: &#x201E;damit nicht&#x201C;, &#x017F;agt er, &#x201E;wir Chri&#x017F;ten un&#x017F;erm eini-<lb/>
gen Haupt Chri&#x017F;to zur Schmach, uns unter einander mor-<lb/>
den und würgen.&#x201C; <note place="foot" n="1">Was m. gn. Herr Markgr. Hans in ent&#x017F;tandener magde-<lb/>
burgi&#x017F;cher gu&#x0364;tlicher Unterhandlung an Herzogk Moritz mit eigener<lb/>
Hand ge&#x017F;chrieben. 1551 27 Merz.</note> Auch nach jener Zu&#x017F;ammenkunft hält<lb/>
er noch für nöthig, Moritz zu ermahnen, daß er &#x017F;ich &#x017F;einer<lb/>
Verbindung mit den Gei&#x017F;tlichen, die nur im Blute der Chri-<lb/>
&#x017F;ten zu baden wün&#x017F;chen, ent&#x017F;chlage, und Chri&#x017F;tum mit den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[210]/0222] Sechstes Capitel. Kriegszug des Churfürſten Moritz wider Carl V. Landgraf Philipp ſpottete darüber, als ihm in ſei- nem Gefängniß eine freilich voreilige Kunde von dem Vor- haben ſeines Schwiegerſohns Moritz gegen den Kaiſer zu- kam. Denn wie wolle ein Sperling den Geier angreifen; habe doch Moritz ſelbſt die andern Vögel verſtört; fremden Nationen komme es lächerlich vor, daß ein Lutheriſcher wi- der den andern ſey. Eben dahin zielten nun die Bemühungen des Markgra- fen Johann, dieſen Zwieſpalt zu heben, die beiden ſächſiſchen Linien zu verſöhnen, dem Krieg von Magdeburg ein Ende zu machen: „damit nicht“, ſagt er, „wir Chriſten unſerm eini- gen Haupt Chriſto zur Schmach, uns unter einander mor- den und würgen.“ 1 Auch nach jener Zuſammenkunft hält er noch für nöthig, Moritz zu ermahnen, daß er ſich ſeiner Verbindung mit den Geiſtlichen, die nur im Blute der Chri- ſten zu baden wünſchen, entſchlage, und Chriſtum mit den 1 Was m. gn. Herr Markgr. Hans in entſtandener magde- burgiſcher guͤtlicher Unterhandlung an Herzogk Moritz mit eigener Hand geſchrieben. 1551 27 Merz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/222
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. [210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/222>, abgerufen am 28.03.2024.