ne, nach dreien Tagen nur auf die Nase meiner Freunde. Doch muss sie eine gewisse Normal- Zeit aushalten. In asthenischen Nervenkrank- heiten ermüdet sie im Vortrage, beim Zuhören und überhaupt im Verfolgen eines Gegenstandes des Denkens. Sie muss zu oft wechseln, zu oft Ruhepunkte haben und nach ihrer Anstrengung bleibt ein Gefühl von Schwäche zurück. Man- gel an Ausdauer und Bedürfniss des Wechsels verursacht Flatterhaftigkeit. Die Seele hüpft vor schneller Ermüdung von einem Gegen- stand auf den andern, ohne einen festhalten zu können. In schwachen und stumpfen Köpfen ist dieser Fehler habituell. Daher scheint die Narrheit durchgehends mit einem hohen Grad von Flat- terhaftigkeit verbunden zu seyn.
§. 13.
In der Wirklichkeit sind die meisten See- lenkrankheiten Zusammensetzungen. Sie entstehn als unbedeutende Grössen, wachsen aber im Fortwälzen, wie Schneelavinen, zu Massen an, die den ganzen Mikrokosmus bouleversiren. Wir finden sie in Gruppen und Züge, die die Natur aus mehreren Arten in einem Individuum zusammenhäuft. Diese Gruppen bestehn theils aus lauter Seelenkrankheiten, theils aus Krank- heiten von verschiedner Natur. Ihr Causalver- hältniss ist mannichfaltig.
ne, nach dreien Tagen nur auf die Naſe meiner Freunde. Doch muſs ſie eine gewiſſe Normal- Zeit aushalten. In aſtheniſchen Nervenkrank- heiten ermüdet ſie im Vortrage, beim Zuhören und überhaupt im Verfolgen eines Gegenſtandes des Denkens. Sie muſs zu oft wechſeln, zu oft Ruhepunkte haben und nach ihrer Anſtrengung bleibt ein Gefühl von Schwäche zurück. Man- gel an Ausdauer und Bedürfniſs des Wechſels verurſacht Flatterhaftigkeit. Die Seele hüpft vor ſchneller Ermüdung von einem Gegen- ſtand auf den andern, ohne einen feſthalten zu können. In ſchwachen und ſtumpfen Köpfen iſt dieſer Fehler habituell. Daher ſcheint die Narrheit durchgehends mit einem hohen Grad von Flat- terhaftigkeit verbunden zu ſeyn.
§. 13.
In der Wirklichkeit ſind die meiſten See- lenkrankheiten Zuſammenſetzungen. Sie entſtehn als unbedeutende Gröſsen, wachſen aber im Fortwälzen, wie Schneelavinen, zu Maſſen an, die den ganzen Mikrokosmus bouleverſiren. Wir finden ſie in Gruppen und Züge, die die Natur aus mehreren Arten in einem Individuum zuſammenhäuft. Dieſe Gruppen beſtehn theils aus lauter Seelenkrankheiten, theils aus Krank- heiten von verſchiedner Natur. Ihr Cauſalver- hältniſs iſt mannichfaltig.
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ne, nach dreien Tagen nur auf die Naſe meiner
Freunde. Doch muſs ſie eine gewiſſe Normal-
Zeit aushalten. In aſtheniſchen Nervenkrank-
heiten ermüdet ſie im Vortrage, beim Zuhören
und überhaupt im Verfolgen eines Gegenſtandes
des Denkens. Sie muſs zu oft wechſeln, zu oft
Ruhepunkte haben und nach ihrer Anſtrengung
bleibt ein Gefühl von Schwäche zurück. Man-
gel an Ausdauer und Bedürfniſs des Wechſels
verurſacht Flatterhaftigkeit. Die Seele
hüpft vor ſchneller Ermüdung von einem Gegen-
ſtand auf den andern, ohne einen feſthalten zu
können. In ſchwachen und ſtumpfen Köpfen iſt
dieſer Fehler habituell. Daher ſcheint die Narrheit
durchgehends mit einem hohen Grad von Flat-
terhaftigkeit verbunden zu ſeyn.
§. 13.
In der Wirklichkeit ſind die meiſten See-
lenkrankheiten Zuſammenſetzungen. Sie
entſtehn als unbedeutende Gröſsen, wachſen aber
im Fortwälzen, wie Schneelavinen, zu Maſſen
an, die den ganzen Mikrokosmus bouleverſiren.
Wir finden ſie in Gruppen und Züge, die die
Natur aus mehreren Arten in einem Individuum
zuſammenhäuft. Dieſe Gruppen beſtehn theils
aus lauter Seelenkrankheiten, theils aus Krank-
heiten von verſchiedner Natur. Ihr Cauſalver-
hältniſs iſt mannichfaltig.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/128>, abgerufen am 28.03.2024.
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