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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
nachbarten Festlandes und das oceanischer Inseln ab und vereinigt
bis zu einem gewissen Grade beide. Japan steht unter dem Einfluss
der Monsune und der sie vielfach deflectierenden und ihre Wirkungen
abschwächenden See. Die Depressionen des Luftdrucks folgen in der
Regel der Hauptrichtung der Inseln von SW. nach NO.; sie sind im
Winter häufig und verlaufen dann meist rasch. Die vorherrschende
Richtung der Stürme um diese Zeit ist von W., S. und O. Im Sommer
treten die Depressionen im Barometerstande seltener auf, sind weniger
gross und schreiten langsamer vor von S. nach N. oder von SO. nach
NW. Dementsprechend herrschen gelinde Winde und treten Stürme
selten auf, und meist aus S. und O. Im Nachsommer und Herbst
nehmen Zahl und Geschwindigkeit der Depressionen schnell zu; ihre
Richtung kehrt in die normale aus SW. zurück und es entwickeln sich
unter allgemein verbreiteten heftigen und anhaltenden Regen mehrere
Taifune. Diese gefürchteten Drehwinde stellen sich am häufigsten
im September, zur Zeit der höchsten Meerestemperatur ein, so auch
die beiden vorjährigen, von denen der eine am 15. September, der
andere am 17. und 18. September beobachtet wurde.*) Während des
ersten, welcher am 15. September 1884 von SW. nach NO. über den
südöstlichen Theil von Hondo hinzog, sank das Barometer innerhalb
41/2 Stunden um 45 mm bis auf 705 mm und stieg dann fast eben so
rasch wieder empor. -- Abgesehen von diesen einzelnen Fällen sind
die Barometerschwankungen im Laufe eines Jahres ebenfalls gering.

Im Winter setzt sich der hohe Barometerstand des benachbarten
asiatischen Festlandes nach Japan fort und bringt diesem heftige
Winde aus W. und NW. und bedeckten Himmel mit viel Schneefall auf
Seite des Japanischen Meeres, dagegen heiteren Himmel und wenig
Schnee auf der andern (Lee-) Seite. Der Uebergang der gelinden, war-
men und feuchten südlichen Winde des Sommers zu den rauhen und
verhältnissmässig trocknen nördlichen Monsunwinden des Winters er-
folgt keineswegs schroff und unvermittelt, noch weniger die Umkehrung
im Frühjahr. Dieser Umschlag der Windrichtungen im Frühjahr und
Herbst bezeichnet das Ende beziehungsweise den Anfang der beiden
Hauptjahreszeiten: Winter und Sommer. Wenn im Frühjahr (im März
oder April, je nach der Breite) der südliche Monsun seine Herrschaft
antritt und das eigentliche Japan seine ersten warmen Regen empfängt,
beginnt die Aussaat der Sommerfrüchte, zumal des Reis, und wenn

verdienstvollen Leiters der meteorologischen Beobachtungsstationen in Japan,
E. Knipping in Tokio, benutzt.
*) Siehe Annalen der Hydrographie und Marit. Meteorologie 1885 pag. 99 ff.

1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
nachbarten Festlandes und das oceanischer Inseln ab und vereinigt
bis zu einem gewissen Grade beide. Japan steht unter dem Einfluss
der Monsune und der sie vielfach deflectierenden und ihre Wirkungen
abschwächenden See. Die Depressionen des Luftdrucks folgen in der
Regel der Hauptrichtung der Inseln von SW. nach NO.; sie sind im
Winter häufig und verlaufen dann meist rasch. Die vorherrschende
Richtung der Stürme um diese Zeit ist von W., S. und O. Im Sommer
treten die Depressionen im Barometerstande seltener auf, sind weniger
gross und schreiten langsamer vor von S. nach N. oder von SO. nach
NW. Dementsprechend herrschen gelinde Winde und treten Stürme
selten auf, und meist aus S. und O. Im Nachsommer und Herbst
nehmen Zahl und Geschwindigkeit der Depressionen schnell zu; ihre
Richtung kehrt in die normale aus SW. zurück und es entwickeln sich
unter allgemein verbreiteten heftigen und anhaltenden Regen mehrere
Taifune. Diese gefürchteten Drehwinde stellen sich am häufigsten
im September, zur Zeit der höchsten Meerestemperatur ein, so auch
die beiden vorjährigen, von denen der eine am 15. September, der
andere am 17. und 18. September beobachtet wurde.*) Während des
ersten, welcher am 15. September 1884 von SW. nach NO. über den
südöstlichen Theil von Hondo hinzog, sank das Barometer innerhalb
4½ Stunden um 45 mm bis auf 705 mm und stieg dann fast eben so
rasch wieder empor. — Abgesehen von diesen einzelnen Fällen sind
die Barometerschwankungen im Laufe eines Jahres ebenfalls gering.

Im Winter setzt sich der hohe Barometerstand des benachbarten
asiatischen Festlandes nach Japan fort und bringt diesem heftige
Winde aus W. und NW. und bedeckten Himmel mit viel Schneefall auf
Seite des Japanischen Meeres, dagegen heiteren Himmel und wenig
Schnee auf der andern (Lee-) Seite. Der Uebergang der gelinden, war-
men und feuchten südlichen Winde des Sommers zu den rauhen und
verhältnissmässig trocknen nördlichen Monsunwinden des Winters er-
folgt keineswegs schroff und unvermittelt, noch weniger die Umkehrung
im Frühjahr. Dieser Umschlag der Windrichtungen im Frühjahr und
Herbst bezeichnet das Ende beziehungsweise den Anfang der beiden
Hauptjahreszeiten: Winter und Sommer. Wenn im Frühjahr (im März
oder April, je nach der Breite) der südliche Monsun seine Herrschaft
antritt und das eigentliche Japan seine ersten warmen Regen empfängt,
beginnt die Aussaat der Sommerfrüchte, zumal des Reis, und wenn

verdienstvollen Leiters der meteorologischen Beobachtungsstationen in Japan,
E. Knipping in Tôkio, benutzt.
*) Siehe Annalen der Hydrographie und Marit. Meteorologie 1885 pag. 99 ff.
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[13/0033] 1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen. nachbarten Festlandes und das oceanischer Inseln ab und vereinigt bis zu einem gewissen Grade beide. Japan steht unter dem Einfluss der Monsune und der sie vielfach deflectierenden und ihre Wirkungen abschwächenden See. Die Depressionen des Luftdrucks folgen in der Regel der Hauptrichtung der Inseln von SW. nach NO.; sie sind im Winter häufig und verlaufen dann meist rasch. Die vorherrschende Richtung der Stürme um diese Zeit ist von W., S. und O. Im Sommer treten die Depressionen im Barometerstande seltener auf, sind weniger gross und schreiten langsamer vor von S. nach N. oder von SO. nach NW. Dementsprechend herrschen gelinde Winde und treten Stürme selten auf, und meist aus S. und O. Im Nachsommer und Herbst nehmen Zahl und Geschwindigkeit der Depressionen schnell zu; ihre Richtung kehrt in die normale aus SW. zurück und es entwickeln sich unter allgemein verbreiteten heftigen und anhaltenden Regen mehrere Taifune. Diese gefürchteten Drehwinde stellen sich am häufigsten im September, zur Zeit der höchsten Meerestemperatur ein, so auch die beiden vorjährigen, von denen der eine am 15. September, der andere am 17. und 18. September beobachtet wurde. *) Während des ersten, welcher am 15. September 1884 von SW. nach NO. über den südöstlichen Theil von Hondo hinzog, sank das Barometer innerhalb 4½ Stunden um 45 mm bis auf 705 mm und stieg dann fast eben so rasch wieder empor. — Abgesehen von diesen einzelnen Fällen sind die Barometerschwankungen im Laufe eines Jahres ebenfalls gering. Im Winter setzt sich der hohe Barometerstand des benachbarten asiatischen Festlandes nach Japan fort und bringt diesem heftige Winde aus W. und NW. und bedeckten Himmel mit viel Schneefall auf Seite des Japanischen Meeres, dagegen heiteren Himmel und wenig Schnee auf der andern (Lee-) Seite. Der Uebergang der gelinden, war- men und feuchten südlichen Winde des Sommers zu den rauhen und verhältnissmässig trocknen nördlichen Monsunwinden des Winters er- folgt keineswegs schroff und unvermittelt, noch weniger die Umkehrung im Frühjahr. Dieser Umschlag der Windrichtungen im Frühjahr und Herbst bezeichnet das Ende beziehungsweise den Anfang der beiden Hauptjahreszeiten: Winter und Sommer. Wenn im Frühjahr (im März oder April, je nach der Breite) der südliche Monsun seine Herrschaft antritt und das eigentliche Japan seine ersten warmen Regen empfängt, beginnt die Aussaat der Sommerfrüchte, zumal des Reis, und wenn *) *) Siehe Annalen der Hydrographie und Marit. Meteorologie 1885 pag. 99 ff. *) verdienstvollen Leiters der meteorologischen Beobachtungsstationen in Japan, E. Knipping in Tôkio, benutzt.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/33>, abgerufen am 24.04.2024.