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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

5) Quin, J. J.: Report by Her Majestys Acting Consulate Hako-
date on the Lacquer Industry of Japan. London 1882.*)

6) H. Yoshida: On Urushi-Lacquer. Journal Chem. Soc. 1883
pg. 472 ff.

7) O. Korschelt and H. Yoshida: The Chemistry of Japanese
Lacquer. Transact. As. Soc. Japan XII. pg. 182--220.

Während meine beschränkten chemischen Hülfsmittel in Japan mir
nur eine qualitative Untersuchung des Rohlacks ermöglichten, ist es
den Verfassern dieses hochinteressanten Artikels gelungen, über die
Constitution der verschiedenen Gemengtheile desselben Licht zu ver-
breiten. Insbesondere hat Korschelt in der Lacksäure den wichtigsten
Bestandtheil desselben nachgewiesen und ihre Eigenschaften eingehend
untersucht, auf ihr Verhalten auch mehrere interessante Erscheinungen
beim japanischen Lackierverfahren zurückgeführt und entsprechende
Vorschläge gemacht. Wo ich anderer Ansicht bin, wie er, habe ich
dies an der betreffenden Stelle besonders hervorgehoben.

Gewinnungsweise und Eigenschaften des japanischen
Rohlacks
.

Das Material für die in Rede stehende Industrie ist eine Emul-
sion, der Saft des in China und Japan cultivierten Lackbaums oder
Urushi-no-ki (Rhus vernicifera D. C.). Ueber den Charakter dieser

Berlin. Jener Bericht ist auch die Grundlage für diese Abhandlung. Um ihn zu
ergänzen, die Cultur und Verwerthung des Lackbaums im Innern des Landes und
die übrigen Industriezweige näher kennen zu lernen, begab ich mich dann auf
Reisen. Ein Bericht über die Cultur des Lackbaums, die Gewinnung des Roh-
lacks und des Pflanzentalges folgte, nachdem ich alle grösseren Centren jener
Cultur, sowie fast alle Orte mit bedeutenderer Lackindustrie besucht und das Wis-
senswertheste darüber kennen gelernt hatte. Die nachfolgenden Spalten bringen
es in thunlichster Kürze und nehmen dabei auch vielfach Bezug auf jene Muster-
sammlung im Königlichen Kunstgewerbemuseum, die durch die Art ihrer Ent-
stehung und ihren instructiven Werth wohl einzig dastehen dürfte.
*) In Balfour's Cyclopaedia of India vom Jahre 1873 heisst es noch: "The manner
of preparing the varnish, and the mode of applying it, is and is likely to remain
a secret". Sir Joseph Hooker in Kew in seinem Report für 1882 citiert dies und
behauptet, dass Quin, Consul in Hakodate, das Geheimniss gelöst habe. Von den
oben angeführten Arbeiten des Pater d'Incarville und Dr. Wagener scheinen also
beide ebensowenig Kenntniss gehabt zu haben, als von meinen Lackstudien in
Japan. Aber Sir Harry Parkes, der frühere englische Gesandte, kannte die letz-
teren genau und war im Frühjahr 1874 unter den geladenen Gästen in der
deutschen Legation zu Tokio, als ich die Resultate jener Studien vorführte, ja
er übertrug später die dabei erhaltene Anregung auf seinen Untergebenen, den
Consul Quin.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

5) Quin, J. J.: Report by Her Majestys Acting Consulate Hako-
date on the Lacquer Industry of Japan. London 1882.*)

6) H. Yoshida: On Urushi-Lacquer. Journal Chem. Soc. 1883
pg. 472 ff.

7) O. Korschelt and H. Yoshida: The Chemistry of Japanese
Lacquer. Transact. As. Soc. Japan XII. pg. 182—220.

Während meine beschränkten chemischen Hülfsmittel in Japan mir
nur eine qualitative Untersuchung des Rohlacks ermöglichten, ist es
den Verfassern dieses hochinteressanten Artikels gelungen, über die
Constitution der verschiedenen Gemengtheile desselben Licht zu ver-
breiten. Insbesondere hat Korschelt in der Lacksäure den wichtigsten
Bestandtheil desselben nachgewiesen und ihre Eigenschaften eingehend
untersucht, auf ihr Verhalten auch mehrere interessante Erscheinungen
beim japanischen Lackierverfahren zurückgeführt und entsprechende
Vorschläge gemacht. Wo ich anderer Ansicht bin, wie er, habe ich
dies an der betreffenden Stelle besonders hervorgehoben.

Gewinnungsweise und Eigenschaften des japanischen
Rohlacks
.

Das Material für die in Rede stehende Industrie ist eine Emul-
sion, der Saft des in China und Japan cultivierten Lackbaums oder
Urushi-no-ki (Rhus vernicifera D. C.). Ueber den Charakter dieser

Berlin. Jener Bericht ist auch die Grundlage für diese Abhandlung. Um ihn zu
ergänzen, die Cultur und Verwerthung des Lackbaums im Innern des Landes und
die übrigen Industriezweige näher kennen zu lernen, begab ich mich dann auf
Reisen. Ein Bericht über die Cultur des Lackbaums, die Gewinnung des Roh-
lacks und des Pflanzentalges folgte, nachdem ich alle grösseren Centren jener
Cultur, sowie fast alle Orte mit bedeutenderer Lackindustrie besucht und das Wis-
senswertheste darüber kennen gelernt hatte. Die nachfolgenden Spalten bringen
es in thunlichster Kürze und nehmen dabei auch vielfach Bezug auf jene Muster-
sammlung im Königlichen Kunstgewerbemuseum, die durch die Art ihrer Ent-
stehung und ihren instructiven Werth wohl einzig dastehen dürfte.
*) In Balfour’s Cyclopaedia of India vom Jahre 1873 heisst es noch: »The manner
of preparing the varnish, and the mode of applying it, is and is likely to remain
a secret«. Sir Joseph Hooker in Kew in seinem Report für 1882 citiert dies und
behauptet, dass Quin, Consul in Hakodate, das Geheimniss gelöst habe. Von den
oben angeführten Arbeiten des Pater d’Incarville und Dr. Wagener scheinen also
beide ebensowenig Kenntniss gehabt zu haben, als von meinen Lackstudien in
Japan. Aber Sir Harry Parkes, der frühere englische Gesandte, kannte die letz-
teren genau und war im Frühjahr 1874 unter den geladenen Gästen in der
deutschen Legation zu Tôkio, als ich die Resultate jener Studien vorführte, ja
er übertrug später die dabei erhaltene Anregung auf seinen Untergebenen, den
Consul Quin.
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[404/0428] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. 5) Quin, J. J.: Report by Her Majestys Acting Consulate Hako- date on the Lacquer Industry of Japan. London 1882. *) 6) H. Yoshida: On Urushi-Lacquer. Journal Chem. Soc. 1883 pg. 472 ff. 7) O. Korschelt and H. Yoshida: The Chemistry of Japanese Lacquer. Transact. As. Soc. Japan XII. pg. 182—220. Während meine beschränkten chemischen Hülfsmittel in Japan mir nur eine qualitative Untersuchung des Rohlacks ermöglichten, ist es den Verfassern dieses hochinteressanten Artikels gelungen, über die Constitution der verschiedenen Gemengtheile desselben Licht zu ver- breiten. Insbesondere hat Korschelt in der Lacksäure den wichtigsten Bestandtheil desselben nachgewiesen und ihre Eigenschaften eingehend untersucht, auf ihr Verhalten auch mehrere interessante Erscheinungen beim japanischen Lackierverfahren zurückgeführt und entsprechende Vorschläge gemacht. Wo ich anderer Ansicht bin, wie er, habe ich dies an der betreffenden Stelle besonders hervorgehoben. Gewinnungsweise und Eigenschaften des japanischen Rohlacks. Das Material für die in Rede stehende Industrie ist eine Emul- sion, der Saft des in China und Japan cultivierten Lackbaums oder Urushi-no-ki (Rhus vernicifera D. C.). Ueber den Charakter dieser *) *) In Balfour’s Cyclopaedia of India vom Jahre 1873 heisst es noch: »The manner of preparing the varnish, and the mode of applying it, is and is likely to remain a secret«. Sir Joseph Hooker in Kew in seinem Report für 1882 citiert dies und behauptet, dass Quin, Consul in Hakodate, das Geheimniss gelöst habe. Von den oben angeführten Arbeiten des Pater d’Incarville und Dr. Wagener scheinen also beide ebensowenig Kenntniss gehabt zu haben, als von meinen Lackstudien in Japan. Aber Sir Harry Parkes, der frühere englische Gesandte, kannte die letz- teren genau und war im Frühjahr 1874 unter den geladenen Gästen in der deutschen Legation zu Tôkio, als ich die Resultate jener Studien vorführte, ja er übertrug später die dabei erhaltene Anregung auf seinen Untergebenen, den Consul Quin. *) Berlin. Jener Bericht ist auch die Grundlage für diese Abhandlung. Um ihn zu ergänzen, die Cultur und Verwerthung des Lackbaums im Innern des Landes und die übrigen Industriezweige näher kennen zu lernen, begab ich mich dann auf Reisen. Ein Bericht über die Cultur des Lackbaums, die Gewinnung des Roh- lacks und des Pflanzentalges folgte, nachdem ich alle grösseren Centren jener Cultur, sowie fast alle Orte mit bedeutenderer Lackindustrie besucht und das Wis- senswertheste darüber kennen gelernt hatte. Die nachfolgenden Spalten bringen es in thunlichster Kürze und nehmen dabei auch vielfach Bezug auf jene Muster- sammlung im Königlichen Kunstgewerbemuseum, die durch die Art ihrer Ent- stehung und ihren instructiven Werth wohl einzig dastehen dürfte.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/428>, abgerufen am 28.03.2024.