Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes
Die Ander Handlung.
Der Erster Auffzug.
" Der Friede tritt allein auff mit traurigem Ant-
litze und Gebehrden/ fähet also an zu reden.

NUn du verblendetes elendes Teutsch-
land/ nun hast du endlich mich/ dein al-
lerhöhestes zeitliches Guht den edelsten
Friede gantz muthwilliger weise von dir hin-
weg gejaget und vertrieben/ und nun meinest
du noch dazu/ du habest die Sache sehr wol
außgerichtet. Aber O grosse Blindheit! O
schrekliche Sicherheit/ durch welche du dich so
gantz unbesonnener weise in daß eusserste Ver-
derben stürtzest! Ach Teutschland/ was warest
du doch eine glükselige Königinn/ als sich der
Friede mit deinem unvergleichlichem Nutze
bei dir auffhielte. Jch/ Jch der Friede habe
durch Gottes Gnade/ Hülffe und Beistand
erworben und zu wege gebracht/ daß das edle
Wohrt des Lebens rein und lauter in Teutsch-
land ward gelehret/ daß hohe und niedrige
Schulen darinnen blüeten/ daß alle gute Kün-
ste/ Sprachen und Wissenschafften immer hö-
her stiegen/ daß die Rahtstühle bei den Höfen
und in den Städten wol bestellet wurden/ daß
einem
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Die Ander Handlung.
Der Erſter Auffzug.
Der Friede tritt allein auff mit traurigem Ant-
litze und Gebehrden/ faͤhet alſo an zu reden.

NUn du verblendetes elendes Teutſch-
land/ nun haſt du endlich mich/ dein al-
lerhoͤheſtes zeitliches Guht den edelſten
Friede gantz muthwilliger weiſe von dir hin-
weg gejaget und vertrieben/ und nun meineſt
du noch dazu/ du habeſt die Sache ſehr wol
außgerichtet. Aber O groſſe Blindheit! O
ſchrekliche Sicherheit/ durch welche du dich ſo
gantz unbeſonnener weiſe in daß euſſerſte Ver-
derben ſtuͤrtzeſt! Ach Teutſchland/ was wareſt
du doch eine gluͤkſelige Koͤniginn/ als ſich der
Friede mit deinem unvergleichlichem Nutze
bei dir auffhielte. Jch/ Jch der Friede habe
durch Gottes Gnade/ Huͤlffe und Beiſtand
erworben und zu wege gebracht/ daß das edle
Wohrt des Lebens rein und lauter in Teutſch-
land ward gelehret/ daß hohe und niedrige
Schulen darinnen bluͤeten/ daß alle gute Kuͤn-
ſte/ Sprachen und Wiſſenſchafften immer hoͤ-
her ſtiegen/ daß die Rahtſtuͤhle bei den Hoͤfen
und in den Staͤdten wol beſtellet wurden/ daß
einem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0118" n="50"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Ander Handlung.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Er&#x017F;ter Auffzug.</hi> </head><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>&#x201E; <hi rendition="#fr">Der Friede</hi></speaker>
            <stage> <hi rendition="#fr">tritt allein auff mit traurigem Ant-<lb/>
litze und Gebehrden/ fa&#x0364;het al&#x017F;o an zu reden.</hi> </stage><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Un du verblendetes elendes Teut&#x017F;ch-<lb/>
land/ nun ha&#x017F;t du endlich mich/ dein al-<lb/>
lerho&#x0364;he&#x017F;tes zeitliches Guht den edel&#x017F;ten<lb/>
Friede gantz muthwilliger wei&#x017F;e von dir hin-<lb/>
weg gejaget und vertrieben/ und nun meine&#x017F;t<lb/>
du noch dazu/ du habe&#x017F;t die Sache &#x017F;ehr wol<lb/>
außgerichtet. Aber O gro&#x017F;&#x017F;e Blindheit! O<lb/>
&#x017F;chrekliche Sicherheit/ durch welche du dich &#x017F;o<lb/>
gantz unbe&#x017F;onnener wei&#x017F;e in daß eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Ver-<lb/>
derben &#x017F;tu&#x0364;rtze&#x017F;t! Ach Teut&#x017F;chland/ was ware&#x017F;t<lb/>
du doch eine glu&#x0364;k&#x017F;elige Ko&#x0364;niginn/ als &#x017F;ich der<lb/>
Friede mit deinem unvergleichlichem Nutze<lb/>
bei dir auffhielte. Jch/ Jch der Friede habe<lb/>
durch Gottes Gnade/ Hu&#x0364;lffe und Bei&#x017F;tand<lb/>
erworben und zu wege gebracht/ daß das edle<lb/>
Wohrt des Lebens rein und lauter in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land ward gelehret/ daß hohe und niedrige<lb/>
Schulen darinnen blu&#x0364;eten/ daß alle gute Ku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te/ Sprachen und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften immer ho&#x0364;-<lb/>
her &#x017F;tiegen/ daß die Raht&#x017F;tu&#x0364;hle bei den Ho&#x0364;fen<lb/>
und in den Sta&#x0364;dten wol be&#x017F;tellet wurden/ daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einem</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0118] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Die Ander Handlung. Der Erſter Auffzug. „ Der Friede tritt allein auff mit traurigem Ant- litze und Gebehrden/ faͤhet alſo an zu reden. NUn du verblendetes elendes Teutſch- land/ nun haſt du endlich mich/ dein al- lerhoͤheſtes zeitliches Guht den edelſten Friede gantz muthwilliger weiſe von dir hin- weg gejaget und vertrieben/ und nun meineſt du noch dazu/ du habeſt die Sache ſehr wol außgerichtet. Aber O groſſe Blindheit! O ſchrekliche Sicherheit/ durch welche du dich ſo gantz unbeſonnener weiſe in daß euſſerſte Ver- derben ſtuͤrtzeſt! Ach Teutſchland/ was wareſt du doch eine gluͤkſelige Koͤniginn/ als ſich der Friede mit deinem unvergleichlichem Nutze bei dir auffhielte. Jch/ Jch der Friede habe durch Gottes Gnade/ Huͤlffe und Beiſtand erworben und zu wege gebracht/ daß das edle Wohrt des Lebens rein und lauter in Teutſch- land ward gelehret/ daß hohe und niedrige Schulen darinnen bluͤeten/ daß alle gute Kuͤn- ſte/ Sprachen und Wiſſenſchafften immer hoͤ- her ſtiegen/ daß die Rahtſtuͤhle bei den Hoͤfen und in den Staͤdten wol beſtellet wurden/ daß einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/118
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/118>, abgerufen am 28.03.2024.