Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

den Kindern derselben der Vorzug vor Frem-
den gelassen, wenn sie sich anbauen wollten;
auch erhielten sie gänzliche Freyheit von Froh-
nen und Schatzung auf mehrere Jahre.

Man machte ernstliche Anstalten zu Austrock-
nung vieler Moräste und Torfsümpfe, welche man
schon zu den Zeiten der Reunion der Franzosen
vergeblich versucht, und erstaunende Kosten dar-
auf verwendet; weil sie aber nicht wußten, wozu
man eigentlich diese Erde brauche, so blieb das
Werk liegen. Allein in den neuesten Zeiten
lernte man hierinnen durch den Vorgang an-
derer Nationen, vorzüglich durch das Beyspiel
der Schweden, weiter sehen, und bemühete sich,
den Torfgrund so zu bereiten, daß er andern
und sonderlich denen Sandfeldern zur Dün-
gung diene. Man suchte die Kalchdüngung be-
kannter zu machen, suchten die Mergelarten
auf, und veranstaltete, daß die steilen Abhän-
ge der bergigten Aecker wieder mit Hecken und
Pfriemenkraut bepflanzet wurden, damit nicht
die gute Tragerde so sehr verloren gienge. Das
Pferchen mit den Schaafen wurde bey Strafe
anbefohlen, weil es viele Gemeinden unterlies-
sen, und zwar vorzüglich auf den entfernten
Feldern, die man mit dem Dünger nicht ohne
viele Beschwerden erreichen konnte. Man ver-
suchte vorzüglich den Bau der Farberöthe nach
Anweisung der Leipziger Oekonomischen Samm-
lungen auf herrschaftliche Kosten, um durch den
erwünschten Fortgang die Unterthanen zu er-

mun-

den Kindern derſelben der Vorzug vor Frem-
den gelaſſen, wenn ſie ſich anbauen wollten;
auch erhielten ſie gaͤnzliche Freyheit von Froh-
nen und Schatzung auf mehrere Jahre.

Man machte ernſtliche Anſtalten zu Austrock-
nung vieler Moraͤſte und Torfſuͤmpfe, welche man
ſchon zu den Zeiten der Reunion der Franzoſen
vergeblich verſucht, und erſtaunende Koſten dar-
auf verwendet; weil ſie aber nicht wußten, wozu
man eigentlich dieſe Erde brauche, ſo blieb das
Werk liegen. Allein in den neueſten Zeiten
lernte man hierinnen durch den Vorgang an-
derer Nationen, vorzuͤglich durch das Beyſpiel
der Schweden, weiter ſehen, und bemuͤhete ſich,
den Torfgrund ſo zu bereiten, daß er andern
und ſonderlich denen Sandfeldern zur Duͤn-
gung diene. Man ſuchte die Kalchduͤngung be-
kannter zu machen, ſuchten die Mergelarten
auf, und veranſtaltete, daß die ſteilen Abhaͤn-
ge der bergigten Aecker wieder mit Hecken und
Pfriemenkraut bepflanzet wurden, damit nicht
die gute Tragerde ſo ſehr verloren gienge. Das
Pferchen mit den Schaafen wurde bey Strafe
anbefohlen, weil es viele Gemeinden unterlieſ-
ſen, und zwar vorzuͤglich auf den entfernten
Feldern, die man mit dem Duͤnger nicht ohne
viele Beſchwerden erreichen konnte. Man ver-
ſuchte vorzuͤglich den Bau der Farberoͤthe nach
Anweiſung der Leipziger Oekonomiſchen Samm-
lungen auf herrſchaftliche Koſten, um durch den
erwuͤnſchten Fortgang die Unterthanen zu er-

mun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0192" n="166"/>
den Kindern der&#x017F;elben der Vorzug vor Frem-<lb/>
den gela&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich anbauen wollten;<lb/>
auch erhielten &#x017F;ie ga&#x0364;nzliche Freyheit von Froh-<lb/>
nen und Schatzung auf mehrere Jahre.</p><lb/>
        <p>Man machte ern&#x017F;tliche An&#x017F;talten zu Austrock-<lb/>
nung vieler Mora&#x0364;&#x017F;te <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Torf&#x017F;u&#x0364;mpfe, welche man<lb/>
&#x017F;chon zu den Zeiten der Reunion der Franzo&#x017F;en<lb/>
vergeblich ver&#x017F;ucht, und er&#x017F;taunende Ko&#x017F;ten dar-<lb/>
auf verwendet; weil &#x017F;ie aber nicht wußten, wozu<lb/>
man eigentlich die&#x017F;e Erde brauche, &#x017F;o blieb das<lb/>
Werk liegen. Allein in den neue&#x017F;ten Zeiten<lb/>
lernte man hierinnen durch den Vorgang an-<lb/>
derer Nationen, vorzu&#x0364;glich durch das Bey&#x017F;piel<lb/>
der Schweden, weiter &#x017F;ehen, und bemu&#x0364;hete &#x017F;ich,<lb/>
den Torfgrund &#x017F;o zu bereiten, daß er andern<lb/>
und &#x017F;onderlich denen Sandfeldern zur Du&#x0364;n-<lb/>
gung diene. Man &#x017F;uchte die Kalchdu&#x0364;ngung be-<lb/>
kannter zu machen, &#x017F;uchten die Mergelarten<lb/>
auf, und veran&#x017F;taltete, daß die &#x017F;teilen Abha&#x0364;n-<lb/>
ge der bergigten Aecker wieder mit Hecken und<lb/>
Pfriemenkraut bepflanzet wurden, damit nicht<lb/>
die gute Tragerde &#x017F;o &#x017F;ehr verloren gienge. Das<lb/>
Pferchen mit den Schaafen wurde bey Strafe<lb/>
anbefohlen, weil es viele Gemeinden unterlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und zwar vorzu&#x0364;glich auf den entfernten<lb/>
Feldern, die man mit dem Du&#x0364;nger nicht ohne<lb/>
viele Be&#x017F;chwerden erreichen konnte. Man ver-<lb/>
&#x017F;uchte vorzu&#x0364;glich den Bau der Farbero&#x0364;the nach<lb/>
Anwei&#x017F;ung der Leipziger Oekonomi&#x017F;chen Samm-<lb/>
lungen auf herr&#x017F;chaftliche Ko&#x017F;ten, um durch den<lb/>
erwu&#x0364;n&#x017F;chten Fortgang die Unterthanen zu er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0192] den Kindern derſelben der Vorzug vor Frem- den gelaſſen, wenn ſie ſich anbauen wollten; auch erhielten ſie gaͤnzliche Freyheit von Froh- nen und Schatzung auf mehrere Jahre. Man machte ernſtliche Anſtalten zu Austrock- nung vieler Moraͤſte und Torfſuͤmpfe, welche man ſchon zu den Zeiten der Reunion der Franzoſen vergeblich verſucht, und erſtaunende Koſten dar- auf verwendet; weil ſie aber nicht wußten, wozu man eigentlich dieſe Erde brauche, ſo blieb das Werk liegen. Allein in den neueſten Zeiten lernte man hierinnen durch den Vorgang an- derer Nationen, vorzuͤglich durch das Beyſpiel der Schweden, weiter ſehen, und bemuͤhete ſich, den Torfgrund ſo zu bereiten, daß er andern und ſonderlich denen Sandfeldern zur Duͤn- gung diene. Man ſuchte die Kalchduͤngung be- kannter zu machen, ſuchten die Mergelarten auf, und veranſtaltete, daß die ſteilen Abhaͤn- ge der bergigten Aecker wieder mit Hecken und Pfriemenkraut bepflanzet wurden, damit nicht die gute Tragerde ſo ſehr verloren gienge. Das Pferchen mit den Schaafen wurde bey Strafe anbefohlen, weil es viele Gemeinden unterlieſ- ſen, und zwar vorzuͤglich auf den entfernten Feldern, die man mit dem Duͤnger nicht ohne viele Beſchwerden erreichen konnte. Man ver- ſuchte vorzuͤglich den Bau der Farberoͤthe nach Anweiſung der Leipziger Oekonomiſchen Samm- lungen auf herrſchaftliche Koſten, um durch den erwuͤnſchten Fortgang die Unterthanen zu er- mun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/192
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/192>, abgerufen am 25.04.2024.