Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

gung der Manufacturen, und erlaubte zu deren
Behuf noch die Einfuhr fremder roher Seide,
um das angehende Manufacturwesen nicht aus
Mangel der rohen Materialien zu unterbrechen
und zu hemmen, eine Vorsicht, welche man
bey Einführung der Cultur fremder Produkte,
denen man durch angelegte Manufacturen Ab-
satz und Ermunterung verschaffen will, jeder-
zeit beobachten sollte, um nicht seinen Zweck zu
verfehlen.

Die Seidenmanufacturen im Brandenbur-
gischen waren schon durch den großen Churfürst
Friedrich Wilhelm einigermaßen begründet,
welcher die Reformirten, die aus Frankreich
der Religion wegen entwichen, aufnahm, und
sie zur Errichtung der Fabriken und Manufac-
turen in seinem Lande ermunterte. Allein sein
Sohn Friedrich I. gieng viel weiter. Er er-
bauete Manufacturhäuser auf königliche Kosten
für die Seidenmanufacturen, sonderlich das
Seidenmagazin, und legte dazu einen Fond
von fast 100000 Thl. nieder; aus demselben
wurde fremde Seide angekauft, so wie auch die
inländische von denen, die sich mit Abhasp ce-
lung und Zubereitung nicht abgeben. Aus die-
ser Niederlage bekommen die Manufacturen
Seide auf Credit, große auf 9, kleine auf 6
Monate gegen Provision; auch war ihnen er-
laubt, sich unmittelbar auswärtige zu verschrei-
ben, welche doch aus dem königl. Seidenma-
gazin bezahlt wurde. Das königl. Vergütungs-

comptoir
T

gung der Manufacturen, und erlaubte zu deren
Behuf noch die Einfuhr fremder roher Seide,
um das angehende Manufacturweſen nicht aus
Mangel der rohen Materialien zu unterbrechen
und zu hemmen, eine Vorſicht, welche man
bey Einfuͤhrung der Cultur fremder Produkte,
denen man durch angelegte Manufacturen Ab-
ſatz und Ermunterung verſchaffen will, jeder-
zeit beobachten ſollte, um nicht ſeinen Zweck zu
verfehlen.

Die Seidenmanufacturen im Brandenbur-
giſchen waren ſchon durch den großen Churfuͤrſt
Friedrich Wilhelm einigermaßen begruͤndet,
welcher die Reformirten, die aus Frankreich
der Religion wegen entwichen, aufnahm, und
ſie zur Errichtung der Fabriken und Manufac-
turen in ſeinem Lande ermunterte. Allein ſein
Sohn Friedrich I. gieng viel weiter. Er er-
bauete Manufacturhaͤuſer auf koͤnigliche Koſten
fuͤr die Seidenmanufacturen, ſonderlich das
Seidenmagazin, und legte dazu einen Fond
von faſt 100000 Thl. nieder; aus demſelben
wurde fremde Seide angekauft, ſo wie auch die
inlaͤndiſche von denen, die ſich mit Abhaſp ce-
lung und Zubereitung nicht abgeben. Aus die-
ſer Niederlage bekommen die Manufacturen
Seide auf Credit, große auf 9, kleine auf 6
Monate gegen Proviſion; auch war ihnen er-
laubt, ſich unmittelbar auswaͤrtige zu verſchrei-
ben, welche doch aus dem koͤnigl. Seidenma-
gazin bezahlt wurde. Das koͤnigl. Verguͤtungs-

comptoir
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0315" n="289"/>
gung der Manufacturen, und erlaubte zu deren<lb/>
Behuf noch die Einfuhr fremder roher Seide,<lb/>
um das angehende Manufacturwe&#x017F;en nicht aus<lb/>
Mangel der rohen Materialien zu unterbrechen<lb/>
und zu hemmen, eine Vor&#x017F;icht, welche man<lb/>
bey Einfu&#x0364;hrung der Cultur fremder Produkte,<lb/>
denen man durch angelegte Manufacturen Ab-<lb/>
&#x017F;atz und Ermunterung ver&#x017F;chaffen will, jeder-<lb/>
zeit beobachten &#x017F;ollte, um nicht &#x017F;einen Zweck zu<lb/>
verfehlen.</p><lb/>
        <p>Die Seidenmanufacturen im Brandenbur-<lb/>
gi&#x017F;chen waren &#x017F;chon durch den großen Churfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Friedrich Wilhelm einigermaßen begru&#x0364;ndet,<lb/>
welcher die Reformirten, die aus Frankreich<lb/>
der Religion wegen entwichen, aufnahm, und<lb/>
&#x017F;ie zur Errichtung der Fabriken und Manufac-<lb/>
turen in &#x017F;einem Lande ermunterte. Allein &#x017F;ein<lb/>
Sohn Friedrich <hi rendition="#aq">I.</hi> gieng viel weiter. Er er-<lb/>
bauete Manufacturha&#x0364;u&#x017F;er auf ko&#x0364;nigliche Ko&#x017F;ten<lb/>
fu&#x0364;r die Seidenmanufacturen, &#x017F;onderlich das<lb/>
Seidenmagazin, und legte dazu einen Fond<lb/>
von fa&#x017F;t 100000 Thl. nieder; aus dem&#x017F;elben<lb/>
wurde fremde Seide angekauft, &#x017F;o wie auch die<lb/>
inla&#x0364;ndi&#x017F;che von denen, die &#x017F;ich mit Abha&#x017F;p ce-<lb/>
lung und Zubereitung nicht abgeben. Aus die-<lb/>
&#x017F;er Niederlage bekommen die Manufacturen<lb/>
Seide auf Credit, große auf 9, kleine auf 6<lb/>
Monate gegen Provi&#x017F;ion; auch war ihnen er-<lb/>
laubt, &#x017F;ich unmittelbar auswa&#x0364;rtige zu ver&#x017F;chrei-<lb/>
ben, welche doch aus dem ko&#x0364;nigl. Seidenma-<lb/>
gazin bezahlt wurde. Das ko&#x0364;nigl. Vergu&#x0364;tungs-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">comptoir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0315] gung der Manufacturen, und erlaubte zu deren Behuf noch die Einfuhr fremder roher Seide, um das angehende Manufacturweſen nicht aus Mangel der rohen Materialien zu unterbrechen und zu hemmen, eine Vorſicht, welche man bey Einfuͤhrung der Cultur fremder Produkte, denen man durch angelegte Manufacturen Ab- ſatz und Ermunterung verſchaffen will, jeder- zeit beobachten ſollte, um nicht ſeinen Zweck zu verfehlen. Die Seidenmanufacturen im Brandenbur- giſchen waren ſchon durch den großen Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm einigermaßen begruͤndet, welcher die Reformirten, die aus Frankreich der Religion wegen entwichen, aufnahm, und ſie zur Errichtung der Fabriken und Manufac- turen in ſeinem Lande ermunterte. Allein ſein Sohn Friedrich I. gieng viel weiter. Er er- bauete Manufacturhaͤuſer auf koͤnigliche Koſten fuͤr die Seidenmanufacturen, ſonderlich das Seidenmagazin, und legte dazu einen Fond von faſt 100000 Thl. nieder; aus demſelben wurde fremde Seide angekauft, ſo wie auch die inlaͤndiſche von denen, die ſich mit Abhaſp ce- lung und Zubereitung nicht abgeben. Aus die- ſer Niederlage bekommen die Manufacturen Seide auf Credit, große auf 9, kleine auf 6 Monate gegen Proviſion; auch war ihnen er- laubt, ſich unmittelbar auswaͤrtige zu verſchrei- ben, welche doch aus dem koͤnigl. Seidenma- gazin bezahlt wurde. Das koͤnigl. Verguͤtungs- comptoir T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/315
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/315>, abgerufen am 25.04.2024.