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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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erst 1736, wie neuerlich angegeben wurde.
Man pflanzte um Hanau herum viel Bäume,
die ein vortreffliches Wachsthum erhielten, und
vorzügliche Seidenzucht versprechen.

In dem Zweybrückischen rechnet man auf
100000 Maulbeerbäume, welche durch die
Vorsorge des Hofs und der von ihm errichteten
Oekonomiedeputation angepflanzt wurden. So
hat man auch in der Churpfalz von neuem schon
über 100000 Maulbeerbäume versetzt; die
ältesten stehen auf der Chaussee zwischen Man-
heim und Schwetzingen; so bauet man auch
viele bey dem Dorfe Neckerau. Man bedien-
te sich in der Churpfalz zur Beförderung des
Seidenbaues eines vorzüglichen und nachah-
mungswürdigen Mittels. Man richtete näm-
lich Seidenmanufacturen an durch eine Gesell-
schaft, welcher man die Seiden- und Maul-
beerzucht überhaupt überließ. Es erhielt die-
selbige 1771 auf 20 Jahr das ausschliessende
Recht, Seidenzucht, Maulbeerplantagen und
Strumpfmanufacturen anzulegen, doch mit der
Bedingung, daß sie während dieser Zeit 200000
Maulbeerbäume anziehen, den jährlichen Fort-
gang bescheinigen, die Unterthanen in dem
Baue und der Seidenzucht ordentlich unterrich-
ten lassen, und daher bey jeden 10000 Bäu-
men einen Aufseher und Lehrer auf ihre Kosten
bestellen sollten, der die Unterthanen, denen
die Cultur überlassen ist, unterrichten sollte.
Man hat dieses Mittel mit dem, das man in

dem

erſt 1736, wie neuerlich angegeben wurde.
Man pflanzte um Hanau herum viel Baͤume,
die ein vortreffliches Wachsthum erhielten, und
vorzuͤgliche Seidenzucht verſprechen.

In dem Zweybruͤckiſchen rechnet man auf
100000 Maulbeerbaͤume, welche durch die
Vorſorge des Hofs und der von ihm errichteten
Oekonomiedeputation angepflanzt wurden. So
hat man auch in der Churpfalz von neuem ſchon
uͤber 100000 Maulbeerbaͤume verſetzt; die
aͤlteſten ſtehen auf der Chauſſee zwiſchen Man-
heim und Schwetzingen; ſo bauet man auch
viele bey dem Dorfe Neckerau. Man bedien-
te ſich in der Churpfalz zur Befoͤrderung des
Seidenbaues eines vorzuͤglichen und nachah-
mungswuͤrdigen Mittels. Man richtete naͤm-
lich Seidenmanufacturen an durch eine Geſell-
ſchaft, welcher man die Seiden- und Maul-
beerzucht uͤberhaupt uͤberließ. Es erhielt die-
ſelbige 1771 auf 20 Jahr das ausſchlieſſende
Recht, Seidenzucht, Maulbeerplantagen und
Strumpfmanufacturen anzulegen, doch mit der
Bedingung, daß ſie waͤhrend dieſer Zeit 200000
Maulbeerbaͤume anziehen, den jaͤhrlichen Fort-
gang beſcheinigen, die Unterthanen in dem
Baue und der Seidenzucht ordentlich unterrich-
ten laſſen, und daher bey jeden 10000 Baͤu-
men einen Aufſeher und Lehrer auf ihre Koſten
beſtellen ſollten, der die Unterthanen, denen
die Cultur uͤberlaſſen iſt, unterrichten ſollte.
Man hat dieſes Mittel mit dem, das man in

dem
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[302/0328] erſt 1736, wie neuerlich angegeben wurde. Man pflanzte um Hanau herum viel Baͤume, die ein vortreffliches Wachsthum erhielten, und vorzuͤgliche Seidenzucht verſprechen. In dem Zweybruͤckiſchen rechnet man auf 100000 Maulbeerbaͤume, welche durch die Vorſorge des Hofs und der von ihm errichteten Oekonomiedeputation angepflanzt wurden. So hat man auch in der Churpfalz von neuem ſchon uͤber 100000 Maulbeerbaͤume verſetzt; die aͤlteſten ſtehen auf der Chauſſee zwiſchen Man- heim und Schwetzingen; ſo bauet man auch viele bey dem Dorfe Neckerau. Man bedien- te ſich in der Churpfalz zur Befoͤrderung des Seidenbaues eines vorzuͤglichen und nachah- mungswuͤrdigen Mittels. Man richtete naͤm- lich Seidenmanufacturen an durch eine Geſell- ſchaft, welcher man die Seiden- und Maul- beerzucht uͤberhaupt uͤberließ. Es erhielt die- ſelbige 1771 auf 20 Jahr das ausſchlieſſende Recht, Seidenzucht, Maulbeerplantagen und Strumpfmanufacturen anzulegen, doch mit der Bedingung, daß ſie waͤhrend dieſer Zeit 200000 Maulbeerbaͤume anziehen, den jaͤhrlichen Fort- gang beſcheinigen, die Unterthanen in dem Baue und der Seidenzucht ordentlich unterrich- ten laſſen, und daher bey jeden 10000 Baͤu- men einen Aufſeher und Lehrer auf ihre Koſten beſtellen ſollten, der die Unterthanen, denen die Cultur uͤberlaſſen iſt, unterrichten ſollte. Man hat dieſes Mittel mit dem, das man in dem

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/328>, abgerufen am 24.04.2024.