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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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N001
wir eine Podoroschna, oder einen Erlaubnisschein mit N002
Postpferden reisen zu können, gelöst hatten, unsere N003
Reise sogleich fortsetzen. Bei dem Dorfe Schrunden N004
setzten wir den Abend des folgenden Tages über die N005
Windau; der Eisgang war hier schon vorüber, aber N006
das hohe Wasser und die schlechten Ufer, die durch N007
den Eisgang sehr beschädigt waren, erschwerten sehr N008
die Ueberfahrt. Eben so hielt uns den folgenden Tag N009
ein kleiner Fluss, die Schwete auf, über welchem die N010
Brücke zwar noch stehen geblieben war, doch wie N011
eine Insel in einem weiten See hervorragte. Mit dem N012
Ungemach der bösen Wege kämpfend wurden wir N013
durch die gastliche Freundlichkeit des Herrn Starosten N014
von der Ropp auf Paplacken (zwischen Tadaiken N015
und Oberbartau) überrascht, der uns durch seinen N016
jüngern Sohn, einen muntern Knaben, Erfrischungen N017
schickte. Der Starost hat angefangen, auf seine Kosten N018
die vaterländischen Vögel in einzelnen Heften zu be- N019
schreiben. Am Abend kamen wir nach Mitau. Die N020
Aa und Düna, über die wir jenseits Mitau setzen N021
mussten, waren wegen des hohen Wassers in der Nacht N022
nicht zu befahren, wir entschlossen uns daher die Nacht N023
in Mitau zu bleiben, wo wir eine Deichsel wieder in Stand N024
setzen liessen, die während des Tages zerbrochen war.

N001
Auf dem Wege von Polangen nach Mitau sieht N002
man nur wenig grosse Dörfer. Die Gehöfte der Bauern N003
liegen einzeln und zerstreut, wie auch die Güter der N004
Edelleute, wodurch aber die Gegend viel Abwechse- N005
lung und Leben erhält, und in einer bessern Jahres- N006
zeit auch recht angenehm zu bereisen sein muss. Jetzt N007
aber war hier noch völliger Winter.

N001
Die Ueberfahrt über die Aa am Morgen des 24sten N002
ging trotz des hohen Wassers recht gut, schwieriger N003
war die Ueberfahrt bei Riga über die Düna, die noch N004
im Eisgange begriffen war. Die Wagen wurden ein- N005
zeln in grosse Boote geladen, auf denen wir mit vollen N006
Segeln immer zwischen den Eisschollen durchsegelten.

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wir eine Podoroschna, oder einen Erlaubnisschein mit N002
Postpferden reisen zu können, gelöst hatten, unsere N003
Reise sogleich fortsetzen. Bei dem Dorfe Schrunden N004
setzten wir den Abend des folgenden Tages über die N005
Windau; der Eisgang war hier schon vorüber, aber N006
das hohe Wasser und die schlechten Ufer, die durch N007
den Eisgang sehr beschädigt waren, erschwerten sehr N008
die Ueberfahrt. Eben so hielt uns den folgenden Tag N009
ein kleiner Fluss, die Schwete auf, über welchem die N010
Brücke zwar noch stehen geblieben war, doch wie N011
eine Insel in einem weiten See hervorragte. Mit dem N012
Ungemach der bösen Wege kämpfend wurden wir N013
durch die gastliche Freundlichkeit des Herrn Starosten N014
von der Ropp auf Paplacken (zwischen Tadaiken N015
und Oberbartau) überrascht, der uns durch seinen N016
jüngern Sohn, einen muntern Knaben, Erfrischungen N017
schickte. Der Starost hat angefangen, auf seine Kosten N018
die vaterländischen Vögel in einzelnen Heften zu be- N019
schreiben. Am Abend kamen wir nach Mitau. Die N020
Aa und Düna, über die wir jenseits Mitau setzen N021
mussten, waren wegen des hohen Wassers in der Nacht N022
nicht zu befahren, wir entschlossen uns daher die Nacht N023
in Mitau zu bleiben, wo wir eine Deichsel wieder in Stand N024
setzen liessen, die während des Tages zerbrochen war.

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Auf dem Wege von Polangen nach Mitau sieht N002
man nur wenig grosse Dörfer. Die Gehöfte der Bauern N003
liegen einzeln und zerstreut, wie auch die Güter der N004
Edelleute, wodurch aber die Gegend viel Abwechse- N005
lung und Leben erhält, und in einer bessern Jahres- N006
zeit auch recht angenehm zu bereisen sein muss. Jetzt N007
aber war hier noch völliger Winter.

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Die Ueberfahrt über die Aa am Morgen des 24sten N002
ging trotz des hohen Wassers recht gut, schwieriger N003
war die Ueberfahrt bei Riga über die Düna, die noch N004
im Eisgange begriffen war. Die Wagen wurden ein- N005
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Segeln immer zwischen den Eisschollen durchsegelten.

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[16/0050] N001 wir eine Podoroschna, oder einen Erlaubnisschein mit N002 Postpferden reisen zu können, gelöst hatten, unsere N003 Reise sogleich fortsetzen. Bei dem Dorfe Schrunden N004 setzten wir den Abend des folgenden Tages über die N005 Windau; der Eisgang war hier schon vorüber, aber N006 das hohe Wasser und die schlechten Ufer, die durch N007 den Eisgang sehr beschädigt waren, erschwerten sehr N008 die Ueberfahrt. Eben so hielt uns den folgenden Tag N009 ein kleiner Fluss, die Schwete auf, über welchem die N010 Brücke zwar noch stehen geblieben war, doch wie N011 eine Insel in einem weiten See hervorragte. Mit dem N012 Ungemach der bösen Wege kämpfend wurden wir N013 durch die gastliche Freundlichkeit des Herrn Starosten N014 von der Ropp auf Paplacken (zwischen Tadaiken N015 und Oberbartau) überrascht, der uns durch seinen N016 jüngern Sohn, einen muntern Knaben, Erfrischungen N017 schickte. Der Starost hat angefangen, auf seine Kosten N018 die vaterländischen Vögel in einzelnen Heften zu be- N019 schreiben. Am Abend kamen wir nach Mitau. Die N020 Aa und Düna, über die wir jenseits Mitau setzen N021 mussten, waren wegen des hohen Wassers in der Nacht N022 nicht zu befahren, wir entschlossen uns daher die Nacht N023 in Mitau zu bleiben, wo wir eine Deichsel wieder in Stand N024 setzen liessen, die während des Tages zerbrochen war. N001 Auf dem Wege von Polangen nach Mitau sieht N002 man nur wenig grosse Dörfer. Die Gehöfte der Bauern N003 liegen einzeln und zerstreut, wie auch die Güter der N004 Edelleute, wodurch aber die Gegend viel Abwechse- N005 lung und Leben erhält, und in einer bessern Jahres- N006 zeit auch recht angenehm zu bereisen sein muss. Jetzt N007 aber war hier noch völliger Winter. N001 Die Ueberfahrt über die Aa am Morgen des 24sten N002 ging trotz des hohen Wassers recht gut, schwieriger N003 war die Ueberfahrt bei Riga über die Düna, die noch N004 im Eisgange begriffen war. Die Wagen wurden ein- N005 zeln in grosse Boote geladen, auf denen wir mit vollen N006 Segeln immer zwischen den Eisschollen durchsegelten.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/50>, abgerufen am 28.03.2024.