Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
besteht aus einigen Strassen mit hölzernen Häusern N002
und wird von noch nicht 2000 Einwohnern bewohnt. N003
Sie ist nach allen Seiten offen, hat aber noch eine N004
sogenannte Festung, die jedoch in nichts anderm als N005
in einem grossen freien Raume besteht, der mit eini- N006
gen Häusern besetzt und mit Wall und Graben um- N007
geben ist.

N001
Wir blieben den heutigen Tag hier, theils weil N002
es zweckmässiger war, die weitere Reise, zu der wir N003
noch mancherlei Vorkehrungen zu machen hatten, mit N004
dem frühen Morgen zu beginnen, theils weil Herr v. N005
Humboldt die Inklination der Magnetnadel für diesen N006
Ort bestimmen und Sonnenhöhen nehmen wollte. 1) Ich N007
benutzte daher den Vormittag um eine Exkursion in die N008
Berge zu machen. Ich setzte über die Ulba, die erst N009
einige Werste abwärts von der Stadt sich in den N010
Irtysch ergiesst, und fuhr sodann in fast nördlicher N011
Richtung zu einigen 11 Werste von der Stadt entfern- N012
ten Bergkuppen, die ziemlich die letzten Ausläufer N013
nach der Steppe zu bildeten. Die Gebirgsarten be- N014
standen aus Granit, und erhoben sich ebenso unmit- N015
telbar aus der Steppe, wie die Granitfelsen am Koly- N016
wanschen See, nur mit gewöhnlichern, weniger ausge- N017
zeichneten Formen. Auch die Beschaffenheit des Gesteins N018
war noch ziemlich dieselbe; der sich hier findende N019
Granit unterschied sich nur dadurch von dem andern, N020
dass Feldspath und Albit von gleicher gelblichweis- N021
ser Farbe waren, weshalb das gegenseitige Menge- N022
Verhältniss beider Gemengtheile schwer zu erkennen N023
war; die übrigen Verhältnisse waren dieselben. An- N024
deres Gestein war auf dem Wege fast gar nicht zu N025
sehen, nur an dem Ufer der Ulba fand sich bei der N026
Ueberfahrtstelle noch Thonschiefer, der von grau- N027
lichgrüner Farbe war, und in seigeren Schichten an- N028
stand, die von dem Flusse fast rechtwinklig durch-

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 47',6.

N001
besteht aus einigen Strassen mit hölzernen Häusern N002
und wird von noch nicht 2000 Einwohnern bewohnt. N003
Sie ist nach allen Seiten offen, hat aber noch eine N004
sogenannte Festung, die jedoch in nichts anderm als N005
in einem grossen freien Raume besteht, der mit eini- N006
gen Häusern besetzt und mit Wall und Graben um- N007
geben ist.

N001
Wir blieben den heutigen Tag hier, theils weil N002
es zweckmässiger war, die weitere Reise, zu der wir N003
noch mancherlei Vorkehrungen zu machen hatten, mit N004
dem frühen Morgen zu beginnen, theils weil Herr v. N005
Humboldt die Inklination der Magnetnadel für diesen N006
Ort bestimmen und Sonnenhöhen nehmen wollte. 1) Ich N007
benutzte daher den Vormittag um eine Exkursion in die N008
Berge zu machen. Ich setzte über die Ulba, die erst N009
einige Werste abwärts von der Stadt sich in den N010
Irtysch ergiesst, und fuhr sodann in fast nördlicher N011
Richtung zu einigen 11 Werste von der Stadt entfern- N012
ten Bergkuppen, die ziemlich die letzten Ausläufer N013
nach der Steppe zu bildeten. Die Gebirgsarten be- N014
standen aus Granit, und erhoben sich ebenso unmit- N015
telbar aus der Steppe, wie die Granitfelsen am Koly- N016
wanschen See, nur mit gewöhnlichern, weniger ausge- N017
zeichneten Formen. Auch die Beschaffenheit des Gesteins N018
war noch ziemlich dieselbe; der sich hier findende N019
Granit unterschied sich nur dadurch von dem andern, N020
dass Feldspath und Albit von gleicher gelblichweis- N021
ser Farbe waren, weshalb das gegenseitige Menge- N022
Verhältniss beider Gemengtheile schwer zu erkennen N023
war; die übrigen Verhältnisse waren dieselben. An- N024
deres Gestein war auf dem Wege fast gar nicht zu N025
sehen, nur an dem Ufer der Ulba fand sich bei der N026
Ueberfahrtstelle noch Thonschiefer, der von grau- N027
lichgrüner Farbe war, und in seigeren Schichten an- N028
stand, die von dem Flusse fast rechtwinklig durch-

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 47',6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0612" xml:id="img_0612" n="578"/>
        <p><lb n="N001"/>
besteht aus einigen Strassen mit hölzernen Häusern             <lb n="N002"/>
und wird von noch nicht 2000 Einwohnern bewohnt.             <lb n="N003"/>
Sie ist nach allen Seiten offen, hat aber noch eine             <lb n="N004"/>
sogenannte Festung, die jedoch in nichts anderm als             <lb n="N005"/>
in einem grossen freien Raume besteht, der mit eini-             <lb n="N006"/>
gen Häusern besetzt und mit Wall und Graben um-             <lb n="N007"/>
geben ist.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Wir blieben den heutigen Tag hier, theils weil             <lb n="N002"/>
es zweckmässiger war, die weitere Reise, zu der wir             <lb n="N003"/>
noch mancherlei Vorkehrungen zu machen hatten, mit             <lb n="N004"/>
dem frühen Morgen zu beginnen, theils weil Herr v.             <lb n="N005"/>
Humboldt die Inklination der Magnetnadel für diesen             <lb n="N006"/>
Ort bestimmen und Sonnenhöhen nehmen wollte. 1) Ich             <lb n="N007"/>
benutzte daher den Vormittag um eine Exkursion in die             <lb n="N008"/>
Berge zu machen. Ich setzte über die Ulba, die erst             <lb n="N009"/>
einige Werste abwärts von der Stadt sich in den             <lb n="N010"/>
Irtysch ergiesst, und fuhr sodann in fast nördlicher             <lb n="N011"/>
Richtung zu einigen 11 Werste von der Stadt entfern-             <lb n="N012"/>
ten Bergkuppen, die ziemlich die letzten Ausläufer             <lb n="N013"/>
nach der Steppe zu bildeten. Die Gebirgsarten be-             <lb n="N014"/>
standen aus Granit, und erhoben sich ebenso unmit-             <lb n="N015"/>
telbar aus der Steppe, wie die Granitfelsen am Koly-             <lb n="N016"/>
wanschen See, nur mit gewöhnlichern, weniger ausge- <lb n="N017"/>
zeichneten Formen. Auch die Beschaffenheit des Gesteins             <lb n="N018"/>
war noch ziemlich dieselbe; der sich hier findende             <lb n="N019"/>
Granit unterschied sich nur dadurch von dem andern,             <lb n="N020"/>
dass Feldspath und Albit von gleicher gelblichweis-             <lb n="N021"/>
ser Farbe waren, weshalb das gegenseitige Menge-             <lb n="N022"/>
Verhältniss beider Gemengtheile schwer zu erkennen             <lb n="N023"/>
war; die übrigen Verhältnisse waren dieselben. An-             <lb n="N024"/>
deres Gestein war auf dem Wege fast gar nicht zu             <lb n="N025"/>
sehen, nur an dem Ufer der Ulba fand sich bei der             <lb n="N026"/>
Ueberfahrtstelle noch Thonschiefer, der von grau-             <lb n="N027"/>
lichgrüner Farbe war, und in seigeren Schichten an-             <lb n="N028"/>
stand, die von dem Flusse fast rechtwinklig durch-</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 47',6.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0612] N001 besteht aus einigen Strassen mit hölzernen Häusern N002 und wird von noch nicht 2000 Einwohnern bewohnt. N003 Sie ist nach allen Seiten offen, hat aber noch eine N004 sogenannte Festung, die jedoch in nichts anderm als N005 in einem grossen freien Raume besteht, der mit eini- N006 gen Häusern besetzt und mit Wall und Graben um- N007 geben ist. N001 Wir blieben den heutigen Tag hier, theils weil N002 es zweckmässiger war, die weitere Reise, zu der wir N003 noch mancherlei Vorkehrungen zu machen hatten, mit N004 dem frühen Morgen zu beginnen, theils weil Herr v. N005 Humboldt die Inklination der Magnetnadel für diesen N006 Ort bestimmen und Sonnenhöhen nehmen wollte. 1) Ich N007 benutzte daher den Vormittag um eine Exkursion in die N008 Berge zu machen. Ich setzte über die Ulba, die erst N009 einige Werste abwärts von der Stadt sich in den N010 Irtysch ergiesst, und fuhr sodann in fast nördlicher N011 Richtung zu einigen 11 Werste von der Stadt entfern- N012 ten Bergkuppen, die ziemlich die letzten Ausläufer N013 nach der Steppe zu bildeten. Die Gebirgsarten be- N014 standen aus Granit, und erhoben sich ebenso unmit- N015 telbar aus der Steppe, wie die Granitfelsen am Koly- N016 wanschen See, nur mit gewöhnlichern, weniger ausge- N017 zeichneten Formen. Auch die Beschaffenheit des Gesteins N018 war noch ziemlich dieselbe; der sich hier findende N019 Granit unterschied sich nur dadurch von dem andern, N020 dass Feldspath und Albit von gleicher gelblichweis- N021 ser Farbe waren, weshalb das gegenseitige Menge- N022 Verhältniss beider Gemengtheile schwer zu erkennen N023 war; die übrigen Verhältnisse waren dieselben. An- N024 deres Gestein war auf dem Wege fast gar nicht zu N025 sehen, nur an dem Ufer der Ulba fand sich bei der N026 Ueberfahrtstelle noch Thonschiefer, der von grau- N027 lichgrüner Farbe war, und in seigeren Schichten an- N028 stand, die von dem Flusse fast rechtwinklig durch- [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 47',6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/612
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/612>, abgerufen am 28.03.2024.