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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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geht bis zur Stadt Samara (165 Werste von Busuluk) N002
an dem Flusse Samara entlang, anfangs an seiner lin- N003
ken, nach der ersten Station Moika aber, an seiner N004
rechten Seite. Das Land ist noch eben und steppen- N005
artig, zum Theil aber hügelig, und in den Niederun- N006
gen mit Waldungen von Laubholz, meistentheils von N007
Eichen bedeckt, denn Nadelholz findet sich hier gar N008
nicht 1). Es bildet den Südabfall eines Hügelzuges, N009
der sich zwischen dem Tok, der bei Busuluk in die N010
Samara fällt und dem nördlicher fliessenden Sok von N011
dem Ural bis zur Wolga zieht, und durch die in ihm N012
hervorbrechenden Salz- und Asphaltquellen, besonders N013
aber durch die vielen Schwefelquellen ausgezeichnet N014
ist. Eine solche Schwefelquelle trafen wir am Morgen N015
des 30. Sept. bei dem Prigorod (Flecken) Alexejewsk, N016
der am Einfluss des Kinel in die Samara, 27 Werste N017
von der Stadt Samara entfernt liegt. Sie entspringt N018
an den Hügeln, die sich am Ufer der Samara entlang N019
ziehen, und ist mit einem künstlichen Bassin umgeben, N020
in welchem sich das Wasser ansammelt, ehe es zum N021
Flusse abfliesst. Es verbreitete einen starken Geruch N022
von Schwefelwasserstoffgas, war aber klar und rein. N023
An einer Stelle in dem Bassin entwickelten sich eine N024
Menge Blasen, die wahrscheinlich aus kohlensaurem N025
Gase bestanden. Das Wasser hatte an dieser Stelle N026
eine Temperatur von 6°,5 R., während die Luft eine N027
Temperatur von 8°,3 und das dicht daneben fliessende N028
Wasser der Samara von 10° hatte. In dem Bassin N029
und dessen Abfluss hatte sich ein starker weisser er- N030
diger Bodensatz gebildet, der wahrscheinlich aus ei- N031
nem Gemenge von Schwefel und kohlensaurer Kalk- N032
erde bestand, und durch Zersetzung von Schwefel-

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Die Seiten der breiten Landstrasse hatte man mit jungen N002
Birken bepflanzt, und, um sie vor den heftigen Winden, die die Ge- N003
gend häufig heimsuchen, zu schützen, mit grossen korbartigen Ge- N004
flechten umgeben; man zweifelte aber ungeachtet dieser Vorsicht N005
doch, dass sie fortkommen würden.

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geht bis zur Stadt Samara (165 Werste von Busuluk) N002
an dem Flusse Samara entlang, anfangs an seiner lin- N003
ken, nach der ersten Station Moika aber, an seiner N004
rechten Seite. Das Land ist noch eben und steppen- N005
artig, zum Theil aber hügelig, und in den Niederun- N006
gen mit Waldungen von Laubholz, meistentheils von N007
Eichen bedeckt, denn Nadelholz findet sich hier gar N008
nicht 1). Es bildet den Südabfall eines Hügelzuges, N009
der sich zwischen dem Tok, der bei Busuluk in die N010
Samara fällt und dem nördlicher fliessenden Sok von N011
dem Ural bis zur Wolga zieht, und durch die in ihm N012
hervorbrechenden Salz- und Asphaltquellen, besonders N013
aber durch die vielen Schwefelquellen ausgezeichnet N014
ist. Eine solche Schwefelquelle trafen wir am Morgen N015
des 30. Sept. bei dem Prigorod (Flecken) Alexejewsk, N016
der am Einfluss des Kinel in die Samara, 27 Werste N017
von der Stadt Samara entfernt liegt. Sie entspringt N018
an den Hügeln, die sich am Ufer der Samara entlang N019
ziehen, und ist mit einem künstlichen Bassin umgeben, N020
in welchem sich das Wasser ansammelt, ehe es zum N021
Flusse abfliesst. Es verbreitete einen starken Geruch N022
von Schwefelwasserstoffgas, war aber klar und rein. N023
An einer Stelle in dem Bassin entwickelten sich eine N024
Menge Blasen, die wahrscheinlich aus kohlensaurem N025
Gase bestanden. Das Wasser hatte an dieser Stelle N026
eine Temperatur von 6°,5 R., während die Luft eine N027
Temperatur von 8°,3 und das dicht daneben fliessende N028
Wasser der Samara von 10° hatte. In dem Bassin N029
und dessen Abfluss hatte sich ein starker weisser er- N030
diger Bodensatz gebildet, der wahrscheinlich aus ei- N031
nem Gemenge von Schwefel und kohlensaurer Kalk- N032
erde bestand, und durch Zersetzung von Schwefel-

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1) Die Seiten der breiten Landstrasse hatte man mit jungen N002
Birken bepflanzt, und, um sie vor den heftigen Winden, die die Ge- N003
gend häufig heimsuchen, zu schützen, mit grossen korbartigen Ge- N004
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[236/0254] N001 geht bis zur Stadt Samara (165 Werste von Busuluk) N002 an dem Flusse Samara entlang, anfangs an seiner lin- N003 ken, nach der ersten Station Moika aber, an seiner N004 rechten Seite. Das Land ist noch eben und steppen- N005 artig, zum Theil aber hügelig, und in den Niederun- N006 gen mit Waldungen von Laubholz, meistentheils von N007 Eichen bedeckt, denn Nadelholz findet sich hier gar N008 nicht 1). Es bildet den Südabfall eines Hügelzuges, N009 der sich zwischen dem Tok, der bei Busuluk in die N010 Samara fällt und dem nördlicher fliessenden Sok von N011 dem Ural bis zur Wolga zieht, und durch die in ihm N012 hervorbrechenden Salz- und Asphaltquellen, besonders N013 aber durch die vielen Schwefelquellen ausgezeichnet N014 ist. Eine solche Schwefelquelle trafen wir am Morgen N015 des 30. Sept. bei dem Prigorod (Flecken) Alexejewsk, N016 der am Einfluss des Kinel in die Samara, 27 Werste N017 von der Stadt Samara entfernt liegt. Sie entspringt N018 an den Hügeln, die sich am Ufer der Samara entlang N019 ziehen, und ist mit einem künstlichen Bassin umgeben, N020 in welchem sich das Wasser ansammelt, ehe es zum N021 Flusse abfliesst. Es verbreitete einen starken Geruch N022 von Schwefelwasserstoffgas, war aber klar und rein. N023 An einer Stelle in dem Bassin entwickelten sich eine N024 Menge Blasen, die wahrscheinlich aus kohlensaurem N025 Gase bestanden. Das Wasser hatte an dieser Stelle N026 eine Temperatur von 6°,5 R., während die Luft eine N027 Temperatur von 8°,3 und das dicht daneben fliessende N028 Wasser der Samara von 10° hatte. In dem Bassin N029 und dessen Abfluss hatte sich ein starker weisser er- N030 diger Bodensatz gebildet, der wahrscheinlich aus ei- N031 nem Gemenge von Schwefel und kohlensaurer Kalk- N032 erde bestand, und durch Zersetzung von Schwefel- [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Die Seiten der breiten Landstrasse hatte man mit jungen N002 Birken bepflanzt, und, um sie vor den heftigen Winden, die die Ge- N003 gend häufig heimsuchen, zu schützen, mit grossen korbartigen Ge- N004 flechten umgeben; man zweifelte aber ungeachtet dieser Vorsicht N005 doch, dass sie fortkommen würden.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/254>, abgerufen am 24.04.2024.