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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Mad. Turner, und der Graf von Warwick.
schlug, gab ihr dieser mit dem Schlag-Wasser sei-
nes Spanischen Rohrs und Degen-Knopffes so
nachdrückliche Kenn-Zeichen seines Schutzes an die
Schläffe ihres Hauptes, daß sie von einem Loch
in der Hirn-Schale, nach vier biß fünff Tagen, im
28sten Jahr ihres Alters ins Graß beissen muste.



XV.
Madame Turner,
und der Graf
von Warwick.

WEil diese Galanterie-Schwester eben
von keiner sonderlichen Extraction
war; so wollen wir nur so viel nicht
verschweigen, daß Mad. Mabellah Turner
im Kirch-Spiel zu St. Giles in the Fields ge-
bohren, und sehr grosser Fleiß auf ihre gute Aufer-
ziehung gewendet worden; und weil sie die gütige
Natur mit admirabler Schönheit begabet, be-
warben sich viele um sie, unter denen einige sie zu
entführen strebten: Weßwegen ihre Eltern sie gleich
einer Nonnen einschränckten, worüber sie aber sehr
ungedultig wurde, und ihre sonst gewöhnliche Frey-
heit zu erhalten eyfferigst trachtete, indem sie sich
gegen ihre Mutter vernehmen ließ: Es ist un-
möglich, daß ein Frauenzimmer, welches
würcklich tugendhafft ist und also ver-

bleibet,
K 5

Mad. Turner, und der Graf von Warwick.
ſchlug, gab ihr dieſer mit dem Schlag-Waſſer ſei-
nes Spaniſchen Rohrs und Degen-Knopffes ſo
nachdruͤckliche Kenn-Zeichen ſeines Schutzes an die
Schlaͤffe ihres Hauptes, daß ſie von einem Loch
in der Hirn-Schale, nach vier biß fuͤnff Tagen, im
28ſten Jahr ihres Alters ins Graß beiſſen muſte.



XV.
Madame Turner,
und der Graf
von Warwick.

WEil dieſe Galanterie-Schweſter eben
von keiner ſonderlichen Extraction
war; ſo wollen wir nur ſo viel nicht
verſchweigen, daß Mad. Mabellah Turner
im Kirch-Spiel zu St. Giles in the Fields ge-
bohren, und ſehr groſſer Fleiß auf ihre gute Aufer-
ziehung gewendet worden; und weil ſie die guͤtige
Natur mit admirabler Schoͤnheit begabet, be-
warben ſich viele um ſie, unter denen einige ſie zu
entfuͤhren ſtrebten: Weßwegen ihre Eltern ſie gleich
einer Nonnen einſchraͤnckten, woruͤber ſie aber ſehr
ungedultig wurde, und ihre ſonſt gewoͤhnliche Frey-
heit zu erhalten eyfferigſt trachtete, indem ſie ſich
gegen ihre Mutter vernehmen ließ: Es iſt un-
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bleibet,
K 5
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[153/0173] Mad. Turner, und der Graf von Warwick. ſchlug, gab ihr dieſer mit dem Schlag-Waſſer ſei- nes Spaniſchen Rohrs und Degen-Knopffes ſo nachdruͤckliche Kenn-Zeichen ſeines Schutzes an die Schlaͤffe ihres Hauptes, daß ſie von einem Loch in der Hirn-Schale, nach vier biß fuͤnff Tagen, im 28ſten Jahr ihres Alters ins Graß beiſſen muſte. XV. Madame Turner, und der Graf von Warwick. WEil dieſe Galanterie-Schweſter eben von keiner ſonderlichen Extraction war; ſo wollen wir nur ſo viel nicht verſchweigen, daß Mad. Mabellah Turner im Kirch-Spiel zu St. Giles in the Fields ge- bohren, und ſehr groſſer Fleiß auf ihre gute Aufer- ziehung gewendet worden; und weil ſie die guͤtige Natur mit admirabler Schoͤnheit begabet, be- warben ſich viele um ſie, unter denen einige ſie zu entfuͤhren ſtrebten: Weßwegen ihre Eltern ſie gleich einer Nonnen einſchraͤnckten, woruͤber ſie aber ſehr ungedultig wurde, und ihre ſonſt gewoͤhnliche Frey- heit zu erhalten eyfferigſt trachtete, indem ſie ſich gegen ihre Mutter vernehmen ließ: Es iſt un- moͤglich, daß ein Frauenzimmer, welches wuͤrcklich tugendhafft iſt und alſo ver- bleibet, K 5

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/173>, abgerufen am 29.03.2024.