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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Mad. Barry.
von Dorset unter Händen hatte; Alleine diese
Nacht wurden alle Zwiestigkeiten zwischen ihnen
beygelegt, indem sie ihn in ihrem Logis biß Mor-
gens so vergnügt unterhielte, daß der Lord biß zu
seinem Sterbe-Tag ihr beständiger Freund ver-
bliebe. Doch ist keinesweges zu zweiffeln, daß, als
sie noch jung war, sich auch noch andere Lords
eben so huldreich gegen sie erwiesen haben werden;
Wie man denn saget, daß sie von dem Verdienst
des kleinen und grossen Theatri etliche tausend
Pfund gesamlet haben soll; Als aber endlich der
Tod seine Aufwartung bey ihr machte, agirte sie
ihre Person zum letztenmal in ihrem Hause in Red-
Lion-Court
in Drury-Lane, zum grösten Leid-
wesen der andern Comoedianten, Anno 1713.
im 54sten Jahr ihres Alters.

Die folgenden Brieffe zeigen und bezeugen, daß
Madame Barry schwerlich einer Manns-Person
alleine Farbe gehalten habe.

Mein Engel!

Gleich wie sie das Leben und Vergnü-
gen meiner Seele sind; Also sterbe ich
durch sie, und sehne mich nach sie, mein
Licht! Seit dem ich dero Gegenwart be-
raubet bin: Welches mir unerträglicher
fället, als der grausamste Tod. Jch kan,
ohne sie zu sehen, nicht leben; Also er-

warte

und Mad. Barry.
von Dorſet unter Haͤnden hatte; Alleine dieſe
Nacht wurden alle Zwieſtigkeiten zwiſchen ihnen
beygelegt, indem ſie ihn in ihrem Logis biß Mor-
gens ſo vergnuͤgt unterhielte, daß der Lord biß zu
ſeinem Sterbe-Tag ihr beſtaͤndiger Freund ver-
bliebe. Doch iſt keinesweges zu zweiffeln, daß, als
ſie noch jung war, ſich auch noch andere Lords
eben ſo huldreich gegen ſie erwieſen haben werden;
Wie man denn ſaget, daß ſie von dem Verdienſt
des kleinen und groſſen Theatri etliche tauſend
Pfund geſamlet haben ſoll; Als aber endlich der
Tod ſeine Aufwartung bey ihr machte, agirte ſie
ihre Perſon zum letztenmal in ihrem Hauſe in Red-
Lion-Court
in Drury-Lane, zum groͤſten Leid-
weſen der andern Comœdianten, Anno 1713.
im 54ſten Jahr ihres Alters.

Die folgenden Brieffe zeigen und bezeugen, daß
Madame Barry ſchwerlich einer Manns-Perſon
alleine Farbe gehalten habe.

Mein Engel!

Gleich wie ſie das Leben und Vergnuͤ-
gen meiner Seele ſind; Alſo ſterbe ich
durch ſie, und ſehne mich nach ſie, mein
Licht! Seit dem ich dero Gegenwart be-
raubet bin: Welches mir unertraͤglicher
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[427/0447] und Mad. Barry. von Dorſet unter Haͤnden hatte; Alleine dieſe Nacht wurden alle Zwieſtigkeiten zwiſchen ihnen beygelegt, indem ſie ihn in ihrem Logis biß Mor- gens ſo vergnuͤgt unterhielte, daß der Lord biß zu ſeinem Sterbe-Tag ihr beſtaͤndiger Freund ver- bliebe. Doch iſt keinesweges zu zweiffeln, daß, als ſie noch jung war, ſich auch noch andere Lords eben ſo huldreich gegen ſie erwieſen haben werden; Wie man denn ſaget, daß ſie von dem Verdienſt des kleinen und groſſen Theatri etliche tauſend Pfund geſamlet haben ſoll; Als aber endlich der Tod ſeine Aufwartung bey ihr machte, agirte ſie ihre Perſon zum letztenmal in ihrem Hauſe in Red- Lion-Court in Drury-Lane, zum groͤſten Leid- weſen der andern Comœdianten, Anno 1713. im 54ſten Jahr ihres Alters. Die folgenden Brieffe zeigen und bezeugen, daß Madame Barry ſchwerlich einer Manns-Perſon alleine Farbe gehalten habe. Mein Engel! Gleich wie ſie das Leben und Vergnuͤ- gen meiner Seele ſind; Alſo ſterbe ich durch ſie, und ſehne mich nach ſie, mein Licht! Seit dem ich dero Gegenwart be- raubet bin: Welches mir unertraͤglicher faͤllet, als der grauſamſte Tod. Jch kan, ohne ſie zu ſehen, nicht leben; Alſo er- warte

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/447>, abgerufen am 29.03.2024.