Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Rohgewinnung der Metalle.
Kadmium kann, so lange Zink im Überschuß vorhanden ist, ausgefällt
werden.

Eigenschaften. Das Cadmium ist von weißer Farbe und
starkem Glanze, den es aber an der Luft nach einiger Zeit verliert.
Es ist dehnbar, hämmerbar, schmilzt bei 360°C. und siedet bei 860°C.
Seine Dämpfe verbrennen mit brauner Flamme zu braunem Kadmium-
oxyd. Sein spezifisches Gewicht ist 8,6.

Legierungen. Mit Blei, Zinn und Wismut bildet es eine
Legierung, Woods Legierung genannt, deren Schmelzpunkt wesentlich
niedriger liegt, als der des Kadmiums, denn eine solche Legierung,
bestehend aus 3 Teilen Kadmium, 4 Teilen Zinn, 15 Teilen Wismut
und 8 Teilen Blei, schmilzt schon bei 70°C. Eine andere Legierung
des Kadmiums, bestehend aus 50 Teilen Blei, 36 Teilen Zinn und
22,5 Teilen Kadmium, liefert das Metall zur Darstellung der Cliches.

Geschichtliches. 1818 wurde das Kadmium von Stromeyer
und Hermann gleichzeitig entdeckt.

Das Antimon.

Vorkommen. Das Antimon, dessen chemische Formel (von
stibium abgeleitet) Sb ist, findet sich -- wenn auch selten -- gediegen.
Häufiger kommt es mit Schwefel verbunden als Antimonglanz oder
Grauspießglanzerz Sb2 S3 und auch mit Sauerstoff Sb2 O3 als Valentinit
und Senarmontit vor.

Darstellung. Man gewinnt das Antimon hauptsächlich aus
dem Grauspießglanzerz und trennt es von seiner Gangart durch den
Saigerprozeß, da es viel leichter schmelzbar ist, als das begleitende
Gestein. Zu diesem Zwecke wird es mit dem Gestein in Tiegeln erhitzt,
deren Boden durchlöchert ist, und welche zwischen zwei mit Zuglöchern
versehenen Mauern stehen. Fig. 363 zeigt diese Anordnung, bei welcher
unter dem Schmelztiegel b ein kleinerer Tiegel c steht, um das aus dem
durchlöcherten Boden des Tiegels b ausfließende Schwefelantimon auf-

[Abbildung] Fig. 363.

Antimonschmelzofen.

[Abbildung] Fig. 364.

Antimonschmelzofen (Vertikalschnitt)

Die Rohgewinnung der Metalle.
Kadmium kann, ſo lange Zink im Überſchuß vorhanden iſt, ausgefällt
werden.

Eigenſchaften. Das Cadmium iſt von weißer Farbe und
ſtarkem Glanze, den es aber an der Luft nach einiger Zeit verliert.
Es iſt dehnbar, hämmerbar, ſchmilzt bei 360°C. und ſiedet bei 860°C.
Seine Dämpfe verbrennen mit brauner Flamme zu braunem Kadmium-
oxyd. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 8,6.

Legierungen. Mit Blei, Zinn und Wismut bildet es eine
Legierung, Woods Legierung genannt, deren Schmelzpunkt weſentlich
niedriger liegt, als der des Kadmiums, denn eine ſolche Legierung,
beſtehend aus 3 Teilen Kadmium, 4 Teilen Zinn, 15 Teilen Wismut
und 8 Teilen Blei, ſchmilzt ſchon bei 70°C. Eine andere Legierung
des Kadmiums, beſtehend aus 50 Teilen Blei, 36 Teilen Zinn und
22,5 Teilen Kadmium, liefert das Metall zur Darſtellung der Clichés.

Geſchichtliches. 1818 wurde das Kadmium von Stromeyer
und Hermann gleichzeitig entdeckt.

Das Antimon.

Vorkommen. Das Antimon, deſſen chemiſche Formel (von
stibium abgeleitet) Sb iſt, findet ſich — wenn auch ſelten — gediegen.
Häufiger kommt es mit Schwefel verbunden als Antimonglanz oder
Grauſpießglanzerz Sb2 S3 und auch mit Sauerſtoff Sb2 O3 als Valentinit
und Senarmontit vor.

Darſtellung. Man gewinnt das Antimon hauptſächlich aus
dem Grauſpießglanzerz und trennt es von ſeiner Gangart durch den
Saigerprozeß, da es viel leichter ſchmelzbar iſt, als das begleitende
Geſtein. Zu dieſem Zwecke wird es mit dem Geſtein in Tiegeln erhitzt,
deren Boden durchlöchert iſt, und welche zwiſchen zwei mit Zuglöchern
verſehenen Mauern ſtehen. Fig. 363 zeigt dieſe Anordnung, bei welcher
unter dem Schmelztiegel b ein kleinerer Tiegel c ſteht, um das aus dem
durchlöcherten Boden des Tiegels b ausfließende Schwefelantimon auf-

[Abbildung] Fig. 363.

Antimonſchmelzofen.

[Abbildung] Fig. 364.

Antimonſchmelzofen (Vertikalſchnitt)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0622" n="604"/><fw place="top" type="header">Die Rohgewinnung der Metalle.</fw><lb/>
Kadmium kann, &#x017F;o lange Zink im Über&#x017F;chuß vorhanden i&#x017F;t, ausgefällt<lb/>
werden.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Eigen&#x017F;chaften</hi>. Das Cadmium i&#x017F;t von weißer Farbe und<lb/>
&#x017F;tarkem Glanze, den es aber an der Luft nach einiger Zeit verliert.<lb/>
Es i&#x017F;t dehnbar, hämmerbar, &#x017F;chmilzt bei 360°<hi rendition="#aq">C</hi>. und &#x017F;iedet bei 860°<hi rendition="#aq">C</hi>.<lb/>
Seine Dämpfe verbrennen mit brauner Flamme zu braunem Kadmium-<lb/>
oxyd. Sein &#x017F;pezifi&#x017F;ches Gewicht i&#x017F;t 8,6.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Legierungen</hi>. Mit Blei, Zinn und Wismut bildet es eine<lb/>
Legierung, Woods Legierung genannt, deren Schmelzpunkt we&#x017F;entlich<lb/>
niedriger liegt, als der des Kadmiums, denn eine &#x017F;olche Legierung,<lb/>
be&#x017F;tehend aus 3 Teilen Kadmium, 4 Teilen Zinn, 15 Teilen Wismut<lb/>
und 8 Teilen Blei, &#x017F;chmilzt &#x017F;chon bei 70°<hi rendition="#aq">C</hi>. Eine andere Legierung<lb/>
des Kadmiums, be&#x017F;tehend aus 50 Teilen Blei, 36 Teilen Zinn und<lb/>
22,5 Teilen Kadmium, liefert das Metall zur Dar&#x017F;tellung der Clich<hi rendition="#aq">é</hi>s.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Ge&#x017F;chichtliches</hi>. 1818 wurde das Kadmium von Stromeyer<lb/>
und Hermann gleichzeitig entdeckt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Das Antimon.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Vorkommen</hi>. Das Antimon, de&#x017F;&#x017F;en chemi&#x017F;che Formel (von<lb/><hi rendition="#aq">stibium</hi> abgeleitet) <hi rendition="#aq">Sb</hi> i&#x017F;t, findet &#x017F;ich &#x2014; wenn auch &#x017F;elten &#x2014; gediegen.<lb/>
Häufiger kommt es mit Schwefel verbunden als Antimonglanz oder<lb/>
Grau&#x017F;pießglanzerz <hi rendition="#aq">Sb<hi rendition="#sub">2</hi> S<hi rendition="#sub">3</hi></hi> und auch mit Sauer&#x017F;toff <hi rendition="#aq">Sb<hi rendition="#sub">2</hi> O<hi rendition="#sub">3</hi></hi> als Valentinit<lb/>
und Senarmontit vor.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Dar&#x017F;tellung</hi>. Man gewinnt das Antimon haupt&#x017F;ächlich aus<lb/>
dem Grau&#x017F;pießglanzerz und trennt es von &#x017F;einer Gangart durch den<lb/>
Saigerprozeß, da es viel leichter &#x017F;chmelzbar i&#x017F;t, als das begleitende<lb/>
Ge&#x017F;tein. Zu die&#x017F;em Zwecke wird es mit dem Ge&#x017F;tein in Tiegeln erhitzt,<lb/>
deren Boden durchlöchert i&#x017F;t, und welche zwi&#x017F;chen zwei mit Zuglöchern<lb/>
ver&#x017F;ehenen Mauern &#x017F;tehen. Fig. 363 zeigt die&#x017F;e Anordnung, bei welcher<lb/>
unter dem Schmelztiegel <hi rendition="#aq">b</hi> ein kleinerer Tiegel <hi rendition="#aq">c</hi> &#x017F;teht, um das aus dem<lb/>
durchlöcherten Boden des Tiegels <hi rendition="#aq">b</hi> ausfließende Schwefelantimon auf-<lb/><figure><head>Fig. 363. </head><p>Antimon&#x017F;chmelzofen.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 364.</head><lb/><p>Antimon&#x017F;chmelzofen (Vertikal&#x017F;chnitt)</p></figure><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[604/0622] Die Rohgewinnung der Metalle. Kadmium kann, ſo lange Zink im Überſchuß vorhanden iſt, ausgefällt werden. Eigenſchaften. Das Cadmium iſt von weißer Farbe und ſtarkem Glanze, den es aber an der Luft nach einiger Zeit verliert. Es iſt dehnbar, hämmerbar, ſchmilzt bei 360°C. und ſiedet bei 860°C. Seine Dämpfe verbrennen mit brauner Flamme zu braunem Kadmium- oxyd. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 8,6. Legierungen. Mit Blei, Zinn und Wismut bildet es eine Legierung, Woods Legierung genannt, deren Schmelzpunkt weſentlich niedriger liegt, als der des Kadmiums, denn eine ſolche Legierung, beſtehend aus 3 Teilen Kadmium, 4 Teilen Zinn, 15 Teilen Wismut und 8 Teilen Blei, ſchmilzt ſchon bei 70°C. Eine andere Legierung des Kadmiums, beſtehend aus 50 Teilen Blei, 36 Teilen Zinn und 22,5 Teilen Kadmium, liefert das Metall zur Darſtellung der Clichés. Geſchichtliches. 1818 wurde das Kadmium von Stromeyer und Hermann gleichzeitig entdeckt. Das Antimon. Vorkommen. Das Antimon, deſſen chemiſche Formel (von stibium abgeleitet) Sb iſt, findet ſich — wenn auch ſelten — gediegen. Häufiger kommt es mit Schwefel verbunden als Antimonglanz oder Grauſpießglanzerz Sb2 S3 und auch mit Sauerſtoff Sb2 O3 als Valentinit und Senarmontit vor. Darſtellung. Man gewinnt das Antimon hauptſächlich aus dem Grauſpießglanzerz und trennt es von ſeiner Gangart durch den Saigerprozeß, da es viel leichter ſchmelzbar iſt, als das begleitende Geſtein. Zu dieſem Zwecke wird es mit dem Geſtein in Tiegeln erhitzt, deren Boden durchlöchert iſt, und welche zwiſchen zwei mit Zuglöchern verſehenen Mauern ſtehen. Fig. 363 zeigt dieſe Anordnung, bei welcher unter dem Schmelztiegel b ein kleinerer Tiegel c ſteht, um das aus dem durchlöcherten Boden des Tiegels b ausfließende Schwefelantimon auf- [Abbildung Fig. 363. Antimonſchmelzofen.] [Abbildung Fig. 364. Antimonſchmelzofen (Vertikalſchnitt)]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/622
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/622>, abgerufen am 25.04.2024.