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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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II. Die Beherrschung der Naturkräfte.

1. Die Motoren.

Allgemeines.

Das Streben des Menschen, die in dem Kampfe um das Dasein
zu verrichtende Arbeit nach Möglichkeit sich zu erleichtern und von
sich fern zu halten, ist fast so alt wie die Geschichte des menschlichen
Geschlechtes selbst.

Schon bei den auf der niedrigsten Stufe der Kultur stehenden
Völkern finden wir die Ausnützung der Tiere und der Sklaven für
den Transport, für die Bestellung des Ackers und für anderweitige
notwendige Verrichtungen.

Mit zunehmender Gesittung und Bildung wandte sich die er-
finderische Thätigkeit der Ausnützung der in der Natur aufgespeicherten
Kräfte zu. Es kamen zunächst für eine lange Reihe von Jahrhunderten
nur die Kraft des bewegten Wassers und des Windes in Betracht.
Noch heute finden die zur Ausnützung dieser Naturkräfte ersonnenen
Motoren eine weite Anwendung, und wir werden uns mit der Be-
sprechung derselben ebenso eingehend zu befassen haben, wie mit der
Beschreibung der nach den neuesten Prinzipien konstruierten Dampf-
maschinen.

Hatte man in den ältesten Zeiten des menschlichen Geschlechtes
sich der teueren Arbeitskräfte der niedrig Gestellten oder der Tiere
bedient, so war man hierbei gezwungen, die Kräfte dieser lebendigen
Motoren durch geeignete Pflege zu erhalten, um dieselben thunlichst
lange ausnützen zu können. Diese Rücksicht fiel bei den mit Hilfe des
Wassers oder des Windes bewegten toten Motoren fort. Dafür aber
hatten diese wiederum verschiedene schwer wiegende Nachteile.

Um zunächst bei der bewegten Luft, dem Winde, zu verweilen, so
ist diese Betriebskraft außerordentlich abhängig von Verhältnissen, welche
sich der Beeinflussung und Regelung seitens der Menschen vollständig

II. Die Beherrſchung der Naturkräfte.

1. Die Motoren.

Allgemeines.

Das Streben des Menſchen, die in dem Kampfe um das Daſein
zu verrichtende Arbeit nach Möglichkeit ſich zu erleichtern und von
ſich fern zu halten, iſt faſt ſo alt wie die Geſchichte des menſchlichen
Geſchlechtes ſelbſt.

Schon bei den auf der niedrigſten Stufe der Kultur ſtehenden
Völkern finden wir die Ausnützung der Tiere und der Sklaven für
den Transport, für die Beſtellung des Ackers und für anderweitige
notwendige Verrichtungen.

Mit zunehmender Geſittung und Bildung wandte ſich die er-
finderiſche Thätigkeit der Ausnützung der in der Natur aufgeſpeicherten
Kräfte zu. Es kamen zunächſt für eine lange Reihe von Jahrhunderten
nur die Kraft des bewegten Waſſers und des Windes in Betracht.
Noch heute finden die zur Ausnützung dieſer Naturkräfte erſonnenen
Motoren eine weite Anwendung, und wir werden uns mit der Be-
ſprechung derſelben ebenſo eingehend zu befaſſen haben, wie mit der
Beſchreibung der nach den neueſten Prinzipien konſtruierten Dampf-
maſchinen.

Hatte man in den älteſten Zeiten des menſchlichen Geſchlechtes
ſich der teueren Arbeitskräfte der niedrig Geſtellten oder der Tiere
bedient, ſo war man hierbei gezwungen, die Kräfte dieſer lebendigen
Motoren durch geeignete Pflege zu erhalten, um dieſelben thunlichſt
lange ausnützen zu können. Dieſe Rückſicht fiel bei den mit Hilfe des
Waſſers oder des Windes bewegten toten Motoren fort. Dafür aber
hatten dieſe wiederum verſchiedene ſchwer wiegende Nachteile.

Um zunächſt bei der bewegten Luft, dem Winde, zu verweilen, ſo
iſt dieſe Betriebskraft außerordentlich abhängig von Verhältniſſen, welche
ſich der Beeinfluſſung und Regelung ſeitens der Menſchen vollſtändig

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[[50]/0068] II. Die Beherrſchung der Naturkräfte. 1. Die Motoren. Allgemeines. Das Streben des Menſchen, die in dem Kampfe um das Daſein zu verrichtende Arbeit nach Möglichkeit ſich zu erleichtern und von ſich fern zu halten, iſt faſt ſo alt wie die Geſchichte des menſchlichen Geſchlechtes ſelbſt. Schon bei den auf der niedrigſten Stufe der Kultur ſtehenden Völkern finden wir die Ausnützung der Tiere und der Sklaven für den Transport, für die Beſtellung des Ackers und für anderweitige notwendige Verrichtungen. Mit zunehmender Geſittung und Bildung wandte ſich die er- finderiſche Thätigkeit der Ausnützung der in der Natur aufgeſpeicherten Kräfte zu. Es kamen zunächſt für eine lange Reihe von Jahrhunderten nur die Kraft des bewegten Waſſers und des Windes in Betracht. Noch heute finden die zur Ausnützung dieſer Naturkräfte erſonnenen Motoren eine weite Anwendung, und wir werden uns mit der Be- ſprechung derſelben ebenſo eingehend zu befaſſen haben, wie mit der Beſchreibung der nach den neueſten Prinzipien konſtruierten Dampf- maſchinen. Hatte man in den älteſten Zeiten des menſchlichen Geſchlechtes ſich der teueren Arbeitskräfte der niedrig Geſtellten oder der Tiere bedient, ſo war man hierbei gezwungen, die Kräfte dieſer lebendigen Motoren durch geeignete Pflege zu erhalten, um dieſelben thunlichſt lange ausnützen zu können. Dieſe Rückſicht fiel bei den mit Hilfe des Waſſers oder des Windes bewegten toten Motoren fort. Dafür aber hatten dieſe wiederum verſchiedene ſchwer wiegende Nachteile. Um zunächſt bei der bewegten Luft, dem Winde, zu verweilen, ſo iſt dieſe Betriebskraft außerordentlich abhängig von Verhältniſſen, welche ſich der Beeinfluſſung und Regelung ſeitens der Menſchen vollſtändig

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. [50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/68>, abgerufen am 28.03.2024.