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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Autographie, Hektographie und Farbendruck.
für die Druckfarbe durch chemische Behandlung undurchlässig zu machen
und nur an den Stellen der Schrift durch eine feine Durchlöcherung
der Züge in der einen oder anderen, meist sehr sinnreichen, gleichzeitig
mit dem Schreiben erfolgenden Weise, einem Durchdringen der Druck-
farbe zugänglich zu machen, sodaß man in augenfälliger Weise auf
untergelegtem Papier einen Abdruck vom Original erhalten kann.

Ein ganz besonderes Gebiet, das durch die Lithographie den
größten Aufschwung erhalten hat, bildet der

Farbendruck.

Die Chromolithographie ist zu einem ganz unentbehrlichen Hülfsmittel
der Befriedigung künstlerischen Verlangens und geschäftlicher Praxis
geworden. Diese Künste beschäftigen sich sowohl mit der Herstellung von
Öldrucken, die kaum von Ölgemälden zu unterscheiden sind, wie mit der
Herstellung von bunten Gratulationskarten, Geschäftsanpreisungen und
ähnlichen Sachen, die mehr oder weniger künstlerischen Sinn und ge-
schmackvolle Ausführung zeigen. Die Technik des Farbendrucks im
allgemeinen ist außerordentlich schwierig. Die ganze Manipulation
zerfällt in drei Hauptteile: 1. die Zerlegung des farbigen Bildes in
eine Reihe von Bildern, von denen jedes einzelne nur einen Farbenton ent-
hält, die aber in diesen Tönen übereinandergedruckt die gewünschte mehr-
farbige Kopie geben; 2. die Herstellung guter, festhaftender und leicht
abdruckbarer Farben und 3. den Druck selbst. Der erste Teil läßt sich
direkt als eine Kunst bezeichnen, denn nur durch eine richtige Abtönung der
Einzelbilder in ihren besonderen Farben läßt sich eine gute Wirkung
des Gesamtbildes erreichen. Sehr schwierig ist aber auch die Her-
stellung brauchbarer Farben.
Meistens müssen dieselben zu-
nächst ganz besonders präpariert
werden, damit es möglich wird,
sie genügend fein zu verreiben.
Letzteres geschieht mit Maschinen,
von denen die Fig. 519 und 520
eine klare Anschauung geben.
Der Druck selbst erfolgt in der
Weise, daß eine Farbe über die
andere gedruckt wird, wobei es
natürlich hauptsächlich darauf an-
kommt, daß die verschiedenen
Platten sich an genau derselben
Stelle des Druckblatts abdrucken,
da sonst eine Verzerrung und
Verwischung des Bildes eintreten
würde. Der Farbendruck wird
mittels gewöhnlicher Druckplatten,

[Abbildung] Fig. 519.

Farbreibmaschine mit Reiber.

Autographie, Hektographie und Farbendruck.
für die Druckfarbe durch chemiſche Behandlung undurchläſſig zu machen
und nur an den Stellen der Schrift durch eine feine Durchlöcherung
der Züge in der einen oder anderen, meiſt ſehr ſinnreichen, gleichzeitig
mit dem Schreiben erfolgenden Weiſe, einem Durchdringen der Druck-
farbe zugänglich zu machen, ſodaß man in augenfälliger Weiſe auf
untergelegtem Papier einen Abdruck vom Original erhalten kann.

Ein ganz beſonderes Gebiet, das durch die Lithographie den
größten Aufſchwung erhalten hat, bildet der

Farbendruck.

Die Chromolithographie iſt zu einem ganz unentbehrlichen Hülfsmittel
der Befriedigung künſtleriſchen Verlangens und geſchäftlicher Praxis
geworden. Dieſe Künſte beſchäftigen ſich ſowohl mit der Herſtellung von
Öldrucken, die kaum von Ölgemälden zu unterſcheiden ſind, wie mit der
Herſtellung von bunten Gratulationskarten, Geſchäftsanpreiſungen und
ähnlichen Sachen, die mehr oder weniger künſtleriſchen Sinn und ge-
ſchmackvolle Ausführung zeigen. Die Technik des Farbendrucks im
allgemeinen iſt außerordentlich ſchwierig. Die ganze Manipulation
zerfällt in drei Hauptteile: 1. die Zerlegung des farbigen Bildes in
eine Reihe von Bildern, von denen jedes einzelne nur einen Farbenton ent-
hält, die aber in dieſen Tönen übereinandergedruckt die gewünſchte mehr-
farbige Kopie geben; 2. die Herſtellung guter, feſthaftender und leicht
abdruckbarer Farben und 3. den Druck ſelbſt. Der erſte Teil läßt ſich
direkt als eine Kunſt bezeichnen, denn nur durch eine richtige Abtönung der
Einzelbilder in ihren beſonderen Farben läßt ſich eine gute Wirkung
des Geſamtbildes erreichen. Sehr ſchwierig iſt aber auch die Her-
ſtellung brauchbarer Farben.
Meiſtens müſſen dieſelben zu-
nächſt ganz beſonders präpariert
werden, damit es möglich wird,
ſie genügend fein zu verreiben.
Letzteres geſchieht mit Maſchinen,
von denen die Fig. 519 und 520
eine klare Anſchauung geben.
Der Druck ſelbſt erfolgt in der
Weiſe, daß eine Farbe über die
andere gedruckt wird, wobei es
natürlich hauptſächlich darauf an-
kommt, daß die verſchiedenen
Platten ſich an genau derſelben
Stelle des Druckblatts abdrucken,
da ſonſt eine Verzerrung und
Verwiſchung des Bildes eintreten
würde. Der Farbendruck wird
mittels gewöhnlicher Druckplatten,

[Abbildung] Fig. 519.

Farbreibmaſchine mit Reiber.

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[975/0993] Autographie, Hektographie und Farbendruck. für die Druckfarbe durch chemiſche Behandlung undurchläſſig zu machen und nur an den Stellen der Schrift durch eine feine Durchlöcherung der Züge in der einen oder anderen, meiſt ſehr ſinnreichen, gleichzeitig mit dem Schreiben erfolgenden Weiſe, einem Durchdringen der Druck- farbe zugänglich zu machen, ſodaß man in augenfälliger Weiſe auf untergelegtem Papier einen Abdruck vom Original erhalten kann. Ein ganz beſonderes Gebiet, das durch die Lithographie den größten Aufſchwung erhalten hat, bildet der Farbendruck. Die Chromolithographie iſt zu einem ganz unentbehrlichen Hülfsmittel der Befriedigung künſtleriſchen Verlangens und geſchäftlicher Praxis geworden. Dieſe Künſte beſchäftigen ſich ſowohl mit der Herſtellung von Öldrucken, die kaum von Ölgemälden zu unterſcheiden ſind, wie mit der Herſtellung von bunten Gratulationskarten, Geſchäftsanpreiſungen und ähnlichen Sachen, die mehr oder weniger künſtleriſchen Sinn und ge- ſchmackvolle Ausführung zeigen. Die Technik des Farbendrucks im allgemeinen iſt außerordentlich ſchwierig. Die ganze Manipulation zerfällt in drei Hauptteile: 1. die Zerlegung des farbigen Bildes in eine Reihe von Bildern, von denen jedes einzelne nur einen Farbenton ent- hält, die aber in dieſen Tönen übereinandergedruckt die gewünſchte mehr- farbige Kopie geben; 2. die Herſtellung guter, feſthaftender und leicht abdruckbarer Farben und 3. den Druck ſelbſt. Der erſte Teil läßt ſich direkt als eine Kunſt bezeichnen, denn nur durch eine richtige Abtönung der Einzelbilder in ihren beſonderen Farben läßt ſich eine gute Wirkung des Geſamtbildes erreichen. Sehr ſchwierig iſt aber auch die Her- ſtellung brauchbarer Farben. Meiſtens müſſen dieſelben zu- nächſt ganz beſonders präpariert werden, damit es möglich wird, ſie genügend fein zu verreiben. Letzteres geſchieht mit Maſchinen, von denen die Fig. 519 und 520 eine klare Anſchauung geben. Der Druck ſelbſt erfolgt in der Weiſe, daß eine Farbe über die andere gedruckt wird, wobei es natürlich hauptſächlich darauf an- kommt, daß die verſchiedenen Platten ſich an genau derſelben Stelle des Druckblatts abdrucken, da ſonſt eine Verzerrung und Verwiſchung des Bildes eintreten würde. Der Farbendruck wird mittels gewöhnlicher Druckplatten, [Abbildung Fig. 519. Farbreibmaſchine mit Reiber.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/993>, abgerufen am 29.03.2024.