Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Adolf Friedrich V., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Altstrelitz, 14. April 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

das er meinem gn. herrn gemacht, VIIII gld. rh. XXXII dn" Rechnung
von 1468. Wstr. Btr. V. 204. Schon a° 1477 hörte in München die Zunft
der Salwurche auf für sich zu bestehen und wurde den Hafneren und Zinn-
gießern zugetheilt. v. Sutner's Gewerbs-Polizey v. München p. 481. 530.
544... Saro (gen. saruues, gisaruut, geserwe, alte Sprache: Harnisch
Panzer. Daher Sar-balg, lederner Behälter für den Harnisch,
Sar-ring, Panzerring, Sarrroch, Sar-wat, Panzerkleid.

Heißt es nun nicht, die Geduld Ew Königl Hoheit mißbrauchen,
wenn ich zum Abschluß noch hinzufüge, daß ich in meinem "Verdeutschungs-
wörterbuch["] (1884) unter Sergeant S. 206b eine Stelle aus dem Simpli[-]
cissimus angeführt habe: So haben sie keinen Wachtmeister, der
sie commandirt, keinen "Feldwäibel" od. "Schergianten", der
ihnen das Wams ausklopft
- und aus einem Aufsatz von dem
General-Postmeister Dr. Heinrich von Stephan den Satz: Könnte man
nicht auch aus den altdeutschen Heerscharen den Stückmeister und den
Rottmeister wieder erwecken und damit den Sergeanten begraben,
der in Schreibweise und Aussprache unsern Leuten so viel Mühe macht,
daß sie ihn bereits in einen Schersand umgetauft haben?

Aus dem Vorstehenden, für dessen übergroße Ausführlich-
keit oder Weitschweifigkeit ich wiederholt um freundliche Nachsicht
und Entschuldigung bitte, ersehen Ew. Königliche Hoheit wohl,
daß ich die Bezeichnung des Ausdruckes Sergeant als eines deut-
schen, dann "romanisierten" und in der fremden Form und Aussprache
wieder ins Deutsche zurückgenommenen nicht als unbegründet

bezeichnen

das er meinem gn. herrn gemacht, VIIII gld. rh. XXXII dn“ Rechnung
von 1468. Wstr. Btr. V. 204. Schon a° 1477 hörte in München die Zunft
der Salwurche auf für sich zu bestehen und wurde den Hafneren und Ziñ-
gießern zugetheilt. v. Sutner’s Gewerbs-Polizey v. München p. 481. 530.
544... Saro (gen. saruues, gisaruut, geserwe, alte Sprache: Harnisch
Panzer. Daher Sar-balg, lederner Behälter für den Harnisch,
Sar-ring, Panzerring, Sarrroch, Sar-wât, Panzerkleid.

Heißt es nun nicht, die Geduld Ew Königl Hoheit mißbrauchen,
weñ ich zum Abschluß noch hinzufüge, daß ich in meinem „Verdeutschungs-
wörterbuch[“] (1884) unter Sergeant S. 206b eine Stelle aus dem Simpli[-]
cissimus angeführt habe: So haben sie keinen Wachtmeister, der
sie commandirt, keinen „Feldwäibel“ od. „Schergianten“, der
ihnen das Wams ausklopft
– und aus einem Aufsatz von dem
General-Postmeister Dr. Heinrich von Stephan den Satz: Könnte man
nicht auch aus den altdeutschen Heerscharen den Stückmeister und den
Rottmeister wieder erwecken und damit den Sergeanten begraben,
der in Schreibweise und Aussprache unsern Leuten so viel Mühe macht,
daß sie ihn bereits in einen Schersand umgetauft haben?

Aus dem Vorstehenden, für dessen übergroße Ausführlich-
keit oder Weitschweifigkeit ich wiederholt um freundliche Nachsicht
und Entschuldigung bitte, ersehen Ew. Königliche Hoheit wohl,
daß ich die Bezeichnung des Ausdruckes Sergeant als eines deut-
schen, dañ „romanisierten“ und in der fremden Form und Aussprache
wieder ins Deutsche zurückgenom̃enen nicht als unbegründet

bezeichnen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p>
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0003" n="[2r]"/>
das er meinem gn. herrn gemacht, VIIII gld. rh. XXXII dn&#x201C;               Rechnung<lb/>
von 1468. Wstr. Btr. V. 204. Schon a° 1477 hörte in München die               Zunft<lb/>
der <hi rendition="#u">Salwurche</hi> auf für sich zu bestehen und wurde               den Hafneren und Zin&#x0303;-<lb/>
gießern zugetheilt. v. Sutner&#x2019;s Gewerbs-Polizey v. München               p. 481. 530.<lb/>
544... <hi rendition="#u">Saro</hi> (gen. <hi rendition="#u">saruues</hi>, <hi rendition="#u"><choice><sic>gisarum&#x0303;</sic><corr>gisaruut</corr></choice>, geserwe</hi>, alte Sprache: Harnisch<lb/>
Panzer. Daher <hi rendition="#u">Sar-balg</hi>, lederner Behälter für den Harnisch,<lb/><hi rendition="#u">Sar-ring</hi>, Panzerring, <hi rendition="#u">Sarrroch,                 Sar-wât</hi>, Panzerkleid.</quote>
          </cit>
          <note type="editorial">
            <bibl>Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch.               Dritter Theil. Stuttgart und Tübingen 1836, S. 278.</bibl>
            <ref target="http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10912051_00296.html">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 28.04.2020.</ref>
          </note>
        </p><lb/>
        <p>Heißt es nun nicht, die Geduld Ew Königl Hoheit mißbrauchen,<lb/>
wen&#x0303; ich zum Abschluß           noch hinzufüge, daß ich in meinem &#x201E;Verdeutschungs-<lb/>
wörterbuch<supplied>&#x201C;</supplied>             (1884)<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Verdeutschungs-Wörterbuch. Leipzig               1884. Kein Digitalisat vorhanden.</bibl></note> unter <hi rendition="#u">Sergeant</hi> S. 206b eine Stelle aus dem Simpli<supplied>-</supplied><lb/>
cissimus angeführt habe: <cit><quote>So haben sie keinen Wachtmeister, der<lb/>
sie commandirt, keinen &#x201E;<hi rendition="#u">Feldwäibel</hi>&#x201C; od. <hi rendition="#u">&#x201E;Schergianten&#x201C;</hi>, der<lb/>
ihnen das Wams ausklopft</quote></cit><note type="editorial">Sanders zitiert hier aus <bibl>Grimmelhausen&#x2019;s               Simplicianische Schriften. Erster Theil. Leipzig 1863, S. 407</bibl> <ref target="https://archive.org/details/hansjacobchrist00kurzgoog/page/n488">Online               verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 14.08.2019.</ref>, basierend auf dem             Originaltext <bibl>Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch</bibl> von Hans Jakob             Christoffel von Grimmelshausen aus dem Jahre 1668/69.</note> &#x2013; und aus einem Aufsatz von           dem<lb/>
General-Postmeister Dr. <persName ref="https://d-nb.info/gnd/118798715"><choice><abbr>Heinr. v.</abbr><expan>Heinrich von</expan></choice> Stephan</persName> den Satz: <cit><quote>Könnte man<lb/>
nicht auch aus den altdeutschen Heerscharen den <hi rendition="#u">Stückmeister</hi> und den<lb/><hi rendition="#u">Rottmeister</hi> wieder erwecken und damit den <hi rendition="#u">Sergeanten</hi> begraben,<lb/>
der in Schreibweise und Aussprache unsern Leuten so               viel Mühe macht,<lb/>
daß sie ihn bereits in einen <hi rendition="#u">Schersand</hi> umgetauft haben?</quote></cit><note type="editorial">Vortrag von H. v. Stephan <bibl>&#x201E;Die Fremdwörter&#x201C;</bibl>,             abgedruckt in: <bibl>Der Sammler. Belletristische Beilage zur &#x201E;Ausgburger Abendzeitung&#x201C;,               Nr. 23, 1877, S. 4.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=KE_5JHB7RvQC&amp;pg=RA18-PA4">Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 14.08.2019.</ref></note></p><lb/>
        <p>Aus dem Vorstehenden, für dessen übergroße Ausführlich-<lb/>
keit oder Weitschweifigkeit           ich wiederholt um freundliche Nachsicht<lb/>
und Entschuldigung bitte, ersehen Ew.           Königliche Hoheit wohl,<lb/>
daß ich die Bezeichnung des Ausdruckes <hi rendition="#u">Sergeant</hi> als eines deut-<lb/>
schen, dan&#x0303; &#x201E;romanisierten&#x201C; und in der fremden Form           und Aussprache<lb/>
wieder ins Deutsche zurückgenom&#x0303;enen nicht als unbegründet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bezeichnen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2r]/0003] das er meinem gn. herrn gemacht, VIIII gld. rh. XXXII dn“ Rechnung von 1468. Wstr. Btr. V. 204. Schon a° 1477 hörte in München die Zunft der Salwurche auf für sich zu bestehen und wurde den Hafneren und Ziñ- gießern zugetheilt. v. Sutner’s Gewerbs-Polizey v. München p. 481. 530. 544... Saro (gen. saruues, gisaruut, geserwe, alte Sprache: Harnisch Panzer. Daher Sar-balg, lederner Behälter für den Harnisch, Sar-ring, Panzerring, Sarrroch, Sar-wât, Panzerkleid. Heißt es nun nicht, die Geduld Ew Königl Hoheit mißbrauchen, weñ ich zum Abschluß noch hinzufüge, daß ich in meinem „Verdeutschungs- wörterbuch“ (1884) unter Sergeant S. 206b eine Stelle aus dem Simpli- cissimus angeführt habe: So haben sie keinen Wachtmeister, der sie commandirt, keinen „Feldwäibel“ od. „Schergianten“, der ihnen das Wams ausklopft – und aus einem Aufsatz von dem General-Postmeister Dr. Heinr. v. Stephan den Satz: Könnte man nicht auch aus den altdeutschen Heerscharen den Stückmeister und den Rottmeister wieder erwecken und damit den Sergeanten begraben, der in Schreibweise und Aussprache unsern Leuten so viel Mühe macht, daß sie ihn bereits in einen Schersand umgetauft haben? Aus dem Vorstehenden, für dessen übergroße Ausführlich- keit oder Weitschweifigkeit ich wiederholt um freundliche Nachsicht und Entschuldigung bitte, ersehen Ew. Königliche Hoheit wohl, daß ich die Bezeichnung des Ausdruckes Sergeant als eines deut- schen, dañ „romanisierten“ und in der fremden Form und Aussprache wieder ins Deutsche zurückgenom̃enen nicht als unbegründet bezeichnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber. (2020-04-30T10:00:00Z)
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation. (2020-04-30T10:00:00Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894/3
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adolf Friedrich V., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Altstrelitz, 14. April 1894, S. [2r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894/3>, abgerufen am 25.04.2024.