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Sanders, Daniel: Brief an Heinrich von Löbell. Altstrelitz, 1. März 1880.

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will, Der wird ab und an einen ihm sympathischen Autor lesen,
während er durch Betreiben des Neugriechischen seine Kenntnisse des Altgrie[-]
chischen zu stören befürchten muß[?]. Für eine Anzahl Gymnasiallehrer
aber, glauben wir, müsste ein gewisses Interesse vorhanden sein; eine
kleine Auflage, sollten wir meinen, müsste sich in Deutschland
schon absetzen lassen. Sind also die Bedingungen, unter denen der
Verlag erfolgen kann, nicht eben drückend, so werden wir uns gern
zum Druck erbieten. Manches bedeutende und sehr gangbare Werk
unseres Verlages ist ins Englische übersetzt worden, aber nie
haben, seien es wir, sei es der Verfasser, ein Honorar für die Über-
setzung erhalten. Auch in diesem Falle glauben wir kaum, daß
ein solcher für den Originalautor möglich sein dürfte, es sei
denn ein kleines Bezeugungspartum."

Meiner Überzeugung nach ist die oben von mir bereits
mit einem Fragezeichen begleitete "Befürchtung" eine vollkommen
unbegründete. Das Lesen neugriechischer Schriften etc. stört die
Kenntnis des Altgriechischen so wenig wir die Beschäftigung mit
dem Italienischen die Kenntnis des Lateinischen etc. Aber, obgleich
ich die Begründung nicht anerkennen, so muß ich doch jedenfalls
aus Erfahrung die Thatsache zugeben, daß nur sehr wenige
Gymnasiasten etc. ihre eigene Mußezeit dem Neugriechischen
zuwenden und auch künftighin zuwenden werden. In Eng-
land
, wo seit langem lebhafte staatliche und Handelsbeziehungen
mitin der Levante ins Spiel kommen, ist die Sachlage

will, Der wird ab und an einen ihm sympathischen Autor lesen,
während er durch Betreiben des Neugriechischen seine Kenntnisse des Altgrie[-]
chischen zu stören befürchten muß[?]. Für eine Anzahl Gymnasiallehrer
aber, glauben wir, müsste ein gewisses Interesse vorhanden sein; eine
kleine Auflage, sollten wir meinen, müsste sich in Deutschland
schon absetzen lassen. Sind also die Bedingungen, unter denen der
Verlag erfolgen kann, nicht eben drückend, so werden wir uns gern
zum Druck erbieten. Manches bedeutende und sehr gangbare Werk
unseres Verlages ist ins Englische übersetzt worden, aber nie
haben, seien es wir, sei es der Verfasser, ein Honorar für die Über-
setzung erhalten. Auch in diesem Falle glauben wir kaum, daß
ein solcher für den Originalautor möglich sein dürfte, es sei
denn ein kleines Bezeugungspartum.“

Meiner Überzeugung nach ist die oben von mir bereits
mit einem Fragezeichen begleitete „Befürchtung“ eine vollkom̃en
unbegründete. Das Lesen neugriechischer Schriften etc. stört die
Kenntnis des Altgriechischen so wenig wir die Beschäftigung mit
dem Italienischen die Kenntnis des Lateinischen etc. Aber, obgleich
ich die Begründung nicht anerkennen, so muß ich doch jedenfalls
aus Erfahrung die Thatsache zugeben, daß nur sehr wenige
Gymnasiasten etc. ihre eigene Mußezeit dem Neugriechischen
zuwenden und auch künftighin zuwenden werden. In Eng-
land
, wo seit langem lebhafte staatliche und Handelsbeziehungen
mitin der Levante ins Spiel kommen, ist die Sachlage

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Sebastian Göttel: Herausgeber.
Linda Martin: Transkription und TEI-Textannotation.

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Diesem Brief folgt ein Schreiben von Heinrich von Löbell an Edgar Vincent D'Abernon. Beide sind gemeinsam auf einem Briefbogen abgefasst.




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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Heinrich von Löbell. Altstrelitz, 1. März 1880, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_loebell2_1880/2>, abgerufen am 16.04.2024.