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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Wandel nicht so gar wol/ indem er unmässiger Liebe den Zaum gar zu lang gelassen/ welche ihme dann bald auf den Kirchhof und unter die Erde begleitet.

CXIV. PIETRO TESTA, Luchese genannt/ Kunst- Etz- und Mahler.AUs der Republic Luca in Italien entstunde ein Jüngling/ genant PIETRO TESTA, welchen die große Begierd zu der edlen Mahl-Kunst/ als ein innerlicher Stachel/ stätig getrieben/ deßwegen er auch allda sonderbar berühmt worden/ weil aber nicht ohne Ursach der Romanischen Universal-Academie großes Lob ihme zu Ohren kommen/ wandte er seine Gedanken nach Rom/ als der ohne das zu Hauß nicht viel hinterlassen/ und begab sich in Gestalt eines Pilgrams dahin/ allda er/ als ein armer verlaßner Fremdling/ genug ausgestanden/ gelitten/ und viel Jahr sich sehr hart hingebracht/ zumal er nit viel im zeichnen gekönt/ und im mahlen noch weniger/ welches lezter ihme biß zu End hart gefallen/ dazu er keine Hülf gehabt/ ganz kümmerlich gelebt/ schlecht gekleidt/ und wie ein scheuer Ist gar arm. Stoicus sich behelfen müßen/ und also nichts übriges gehabt/ als einen beständigen Eyfer und Fleiß in Nachzeichnung deren in Publico stehenden Statuen/ Gemälden/ und Antichen Ruinen/ dabey er jederzeit zu finden war/ wie ich ihn dann in dem alten verfallenen Gebäu des Palasts Maggior, und Colisco, auf dem Campidoglio, im Zeichnen vielmals/ fast verwildet/ angetroffen/ mich über seine Nohtdurft erbarmet/ und ihn zu mir genommen/ auch mit Speiß/ Gewand und Geld versehen/ und mir von ihme sehr viel abzeichnen lassen/ das er um schlechte Belohnung gar gerne gethan/ dannenhero ich ihn in Abzeichnung der Galeria Justiniana viel gebraucht/ auch an andere recommandirt.

Komt aber wegen seines Kunstätzens in etwas in die Höhe. Bey solchem Verdienst nun erhube er sich merklich/ und wurde in dem Nachzeichnen der Statuen so geübt/ daß er solche endlich ohne Ansehung des Originals wuste vorzustellen/ ja aus bloßer Einbildung/ gleich als aus eigner Invention, zu bilden und in Kupfer zu ätzen angenommen/ anch damit sich selbsten zur Erhebung den Weg gemacht/ und zu seiner Wolfahrt im Kupfer-ätzen sich je länger je mehr gebässert.

Seine Werke. Unter seinen Werken war sein erstes die Schul der Mahlkunst oder die Wissenschaft und Gebrauch durch Figuren gebildet/ in der Meinung/ daß die Statuen billich für ein anweisenden Lehr-Weg in unsern Studien zu halten/ er verfärtigte damals den Pluto, den Raub der Proserpina, die Redemption Christi an statt der Gerechtigkeit/ die Historie der entleibten Dido auf dem Scheiter-Hauffen zum Opfer verblichen/ mit dem Hector vor Troja und andere Poesien mehr/ die er alle je länger je vernünfftiger mit grosser Bässerung gemacht hat; unter den lezten waren die in grossen Regal-Bögen gemachte vier Elementa/ wol sinnreich und meisterhaft gestellt/ als fürtrefliche nackende Bilder/ mit noch andern seines sinnreichen und arbeitsamen Verstands. In seinem Wandel blieb er immerzu scheu vor den Leuten/ entzoge sich auch von seinen bästen Freunden/ unter welchen er mich für der geliebtesten einen gehalten/ da ich ihn gleichwol hart zu stand bringen konte; dann unangesehen[Spaltenumbruch] alles/ was er geredt/ begründt; gienge er doch immer allein in seinen eignen Gedanken herum/ und vollzoge sein Leben in Melancholi also mit Ersauft in der Tyber. wenig Freude/ biß ihm einest am Ufer der Tyber ein entstandener Sturm-Wind unversehens den Hut vom Kopf in die Tyber gejaget/welchen/ als er wieder langen wollen/ ist er zu seinem Unglück darein gestürzt/ ohne daß ihme zu helffen war/ daß er also elendig ertrinken müssen/ und ist hoch zu bedauren/ daß ein grosser arbeitsamer Geist seinen Lauff so schlecht geendiget/ ohne daß ihme eine seinem Verdienst gemäße Leich-Bestattung hat wögen gehalten werden: Die liebe Jugend aber wolle sich seiner zu einem Exempel bedienen/ und glauben/ daß/ wann dieser trefliche Mann von Jugend an/ neben seiner Lehr und grossen Fleiß sich etwas mehr der humanität befliessen und beliebt gemacht hätte/ ihme seine Tugend grosses Lob/ und sehr reiche Belohnung würde erworben/ und er nicht so viel harte Beschwernissen/ Elend und Jammer auszustehen gehabt haben. Sein Contrefät ist in der Kupferblatte S. zu sehen.

CXV. SALVATOR ROSA, ein Landschaft-Mahler.NEben diesen wurde ein Neapolitaner/ SALVATOR ROSA genant/ sehr berühmt in Landschaften mit Bildern/ zwischen den Antichen und Modernen sehr zierlich und geistreich/ die er/ als kriegende Soldaten/ auf ofnen Plätzen vorgestellet/ auch machte er von Thieren und andern ganz ungemeine Landschaften/ mit sehr artigen fremden Sachen/ und hat derselbe sich erst noch neulich zu Rom aufgehalten.

CXVI. MICHAEL ANGELO, ein Bataglien-Mahler.SO war alda der MICHAEL ANGELO della Marqua in Bataglien zu Pferd und zu Fuß sehr berühmt/ welche Manier er angenommen von einem seiner Nachbaren von Antorf/ genant VINCENTIO Leckerbetien/ CXVII. VINCENZO Leckerbetien von Antorff.weil er aber nur eine Hand gehabt/ und mit der linken mahlen muste/ haben sie ihn den Manciol genant/ Er hat aber durch fürtrefliche Landschaften in Bataglien viel verricht.

CXIIX. MALTESO, Teppich-Mahler.MALTESO wurde in stillstehenden Sachen gepriesen/ sonderlich in Bildung der Teppichen/ war er dem Leben fast gleich.

CXIX. FRANCESCO ROMANEL, Mahler in fresco.EIn Lehrling von Pietro de Cortona, FRANCESCO ROMANEL genant/ sonst von Viterbo bürtig/ war wegen seiner großen Frömmigkeit und Tugend sehr geliebt von seinem Lehrherren/ dannenhero er ihn auch sehr befördert/ und wol unterrichtet/ auch viel in seinen großen Werken neben sich gebrauche/ wordurch er erhoben/ und zu einem berühmten Mann worden ist/ besonderlich in Fresco-mahlen/ deßwegen er auch von Rom nacher Pariß beruffen worden/ und daselbst/ neben grosser Ehr/ ein ansehliches Gut erworben/ allwo er auch biß dato noch die Kunst rühmlich continuiren soll.

CXX. GIOANNI BENEDETTO von Genoua.DEr Genoueser GIOANNI BENEDETTO beflisse sich sehr der Antichen Manier/ und machte viel Bilder Spannen groß/ aus den alten

[Spaltenumbruch] Wandel nicht so gar wol/ indem er unmässiger Liebe den Zaum gar zu lang gelassen/ welche ihme dann bald auf den Kirchhof und unter die Erde begleitet.

CXIV. PIETRO TESTA, Luchese genannt/ Kunst- Etz- und Mahler.AUs der Republic Luca in Italien entstunde ein Jüngling/ genant PIETRO TESTA, welchen die große Begierd zu der edlen Mahl-Kunst/ als ein innerlicher Stachel/ stätig getrieben/ deßwegen er auch allda sonderbar berühmt worden/ weil aber nicht ohne Ursach der Romanischen Universal-Academie großes Lob ihme zu Ohren kommen/ wandte er seine Gedanken nach Rom/ als der ohne das zu Hauß nicht viel hinterlassen/ und begab sich in Gestalt eines Pilgrams dahin/ allda er/ als ein armer verlaßner Fremdling/ genug ausgestanden/ gelitten/ und viel Jahr sich sehr hart hingebracht/ zumal er nit viel im zeichnen gekönt/ und im mahlen noch weniger/ welches lezter ihme biß zu End hart gefallen/ dazu er keine Hülf gehabt/ ganz kümmerlich gelebt/ schlecht gekleidt/ und wie ein scheuer Ist gar arm. Stoicus sich behelfen müßen/ und also nichts übriges gehabt/ als einen beständigen Eyfer und Fleiß in Nachzeichnung deren in Publico stehenden Statuen/ Gemälden/ und Antichen Ruinen/ dabey er jederzeit zu finden war/ wie ich ihn dann in dem alten verfallenen Gebäu des Palasts Maggior, und Colisco, auf dem Campidoglio, im Zeichnen vielmals/ fast verwildet/ angetroffen/ mich über seine Nohtdurft erbarmet/ und ihn zu mir genommen/ auch mit Speiß/ Gewand und Geld versehen/ und mir von ihme sehr viel abzeichnen lassen/ das er um schlechte Belohnung gar gerne gethan/ dannenhero ich ihn in Abzeichnung der Galeria Justiniana viel gebraucht/ auch an andere recommandirt.

Komt aber wegen seines Kunstätzens in etwas in die Höhe. Bey solchem Verdienst nun erhube er sich merklich/ und wurde in dem Nachzeichnen der Statuen so geübt/ daß er solche endlich ohne Ansehung des Originals wuste vorzustellen/ ja aus bloßer Einbildung/ gleich als aus eigner Invention, zu bilden und in Kupfer zu ätzen angenommen/ anch damit sich selbsten zur Erhebung den Weg gemacht/ und zu seiner Wolfahrt im Kupfer-ätzen sich je länger je mehr gebässert.

Seine Werke. Unter seinen Werken war sein erstes die Schul der Mahlkunst oder die Wissenschaft und Gebrauch durch Figuren gebildet/ in der Meinung/ daß die Statuen billich für ein anweisenden Lehr-Weg in unsern Studien zu halten/ er verfärtigte damals den Pluto, den Raub der Proserpina, die Redemption Christi an statt der Gerechtigkeit/ die Historie der entleibten Dido auf dem Scheiter-Hauffen zum Opfer verblichen/ mit dem Hector vor Troja und andere Poësien mehr/ die er alle je länger je vernünfftiger mit grosser Bässerung gemacht hat; unter den lezten waren die in grossen Regal-Bögen gemachte vier Elementa/ wol sinnreich und meisterhaft gestellt/ als fürtrefliche nackende Bilder/ mit noch andern seines sinnreichen und arbeitsamen Verstands. In seinem Wandel blieb er immerzu scheu vor den Leuten/ entzoge sich auch von seinen bästen Freunden/ unter welchen er mich für der geliebtesten einen gehalten/ da ich ihn gleichwol hart zu stand bringen konte; dann unangesehen[Spaltenumbruch] alles/ was er geredt/ begründt; gienge er doch immer allein in seinen eignen Gedanken herum/ und vollzoge sein Leben in Melancholi also mit Ersauft in der Tyber. wenig Freude/ biß ihm einest am Ufer der Tyber ein entstandener Sturm-Wind unversehens den Hut vom Kopf in die Tyber gejaget/welchen/ als er wieder langen wollen/ ist er zu seinem Unglück darein gestürzt/ ohne daß ihme zu helffen war/ daß er also elendig ertrinken müssen/ und ist hoch zu bedauren/ daß ein grosser arbeitsamer Geist seinen Lauff so schlecht geendiget/ ohne daß ihme eine seinem Verdienst gemäße Leich-Bestattung hat wögen gehalten werden: Die liebe Jugend aber wolle sich seiner zu einem Exempel bedienen/ und glauben/ daß/ wann dieser trefliche Mann von Jugend an/ neben seiner Lehr und grossen Fleiß sich etwas mehr der humanität befliessen und beliebt gemacht hätte/ ihme seine Tugend grosses Lob/ und sehr reiche Belohnung würde erworben/ und er nicht so viel harte Beschwernissen/ Elend und Jammer auszustehen gehabt haben. Sein Contrefät ist in der Kupferblatte S. zu sehen.

CXV. SALVATOR ROSA, ein Landschaft-Mahler.NEben diesen wurde ein Neapolitaner/ SALVATOR ROSA genant/ sehr berühmt in Landschaften mit Bildern/ zwischen den Antichen und Modernen sehr zierlich und geistreich/ die er/ als kriegende Soldaten/ auf ofnen Plätzen vorgestellet/ auch machte er von Thieren und andern ganz ungemeine Landschaften/ mit sehr artigen fremden Sachen/ und hat derselbe sich erst noch neulich zu Rom aufgehalten.

CXVI. MICHAEL ANGELO, ein Bataglien-Mahler.SO war alda der MICHAEL ANGELO della Marqua in Bataglien zu Pferd und zu Fuß sehr berühmt/ welche Manier er angenommen von einem seiner Nachbaren von Antorf/ genant VINCENTIO Leckerbetien/ CXVII. VINCENZO Leckerbetien von Antorff.weil er aber nur eine Hand gehabt/ und mit der linken mahlen muste/ haben sie ihn den Manciol genant/ Er hat aber durch fürtrefliche Landschaften in Bataglien viel verricht.

CXIIX. MALTESO, Teppich-Mahler.MALTESO wurde in stillstehenden Sachen gepriesen/ sonderlich in Bildung der Teppichen/ war er dem Leben fast gleich.

CXIX. FRANCESCO ROMANEL, Mahler in fresco.EIn Lehrling von Pietro de Cortona, FRANCESCO ROMANEL genant/ sonst von Viterbo bürtig/ war wegen seiner großen Frömmigkeit und Tugend sehr geliebt von seinem Lehrherren/ dannenhero er ihn auch sehr befördert/ und wol unterrichtet/ auch viel in seinen großen Werken neben sich gebrauche/ wordurch er erhoben/ und zu einem berühmten Mann worden ist/ besonderlich in Fresco-mahlen/ deßwegen er auch von Rom nacher Pariß beruffen worden/ und daselbst/ neben grosser Ehr/ ein ansehliches Gut erworben/ allwo er auch biß dato noch die Kunst rühmlich continuiren soll.

CXX. GIOANNI BENEDETTO von Genoua.DEr Genoueser GIOANNI BENEDETTO beflisse sich sehr der Antichen Manier/ und machte viel Bilder Spannen groß/ aus den alten

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          <p xml:id="p417.7"><note place="right"><hi rendition="#aq">CXIX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-33 http://d-nb.info/gnd/121473880 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500007779 http://viaf.org/viaf/47058305">FRANCESCO ROMANEL</persName>,</hi> Mahler in <hi rendition="#aq">fresco</hi>.</note>EIn Lehrling von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-624 http://d-nb.info/gnd/118638599 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115154 http://viaf.org/viaf/95204251">Pietro de Cortona</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-33 http://d-nb.info/gnd/121473880 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500007779 http://viaf.org/viaf/47058305">FRANCESCO ROMANEL</persName></hi> genant/ sonst von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-37 http://www.geonames.org/3164039/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000875">Viterbo</placeName></hi> bürtig/ war wegen seiner großen Frömmigkeit und Tugend sehr geliebt von seinem Lehrherren/ dannenhero er ihn auch sehr befördert/ und wol unterrichtet/ auch viel in seinen großen Werken neben sich gebrauche/ wordurch er erhoben/ und zu einem berühmten Mann worden ist/ besonderlich in <hi rendition="#aq">Fresco</hi>-mahlen/ deßwegen er auch von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008038">Pariß</placeName> beruffen worden/ und daselbst/ neben grosser Ehr/ ein ansehliches Gut erworben/ allwo er auch biß <hi rendition="#aq">dato</hi> noch die Kunst rühmlich <hi rendition="#aq">continui</hi>ren soll.</p>
          <p xml:id="p417.8"><note place="right"><hi rendition="#aq">CXX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-40 http://d-nb.info/gnd/119044021 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115299 http://viaf.org/viaf/34728703">GIOANNI BENEDETTO</persName></hi> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-156 http://www.geonames.org/3176219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008546">Genoua</placeName>.</note>DEr Genoueser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-40 http://d-nb.info/gnd/119044021 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115299 http://viaf.org/viaf/34728703">GIOANNI BENEDETTO</persName></hi> beflisse sich sehr der <hi rendition="#aq">Antich</hi>en Manier/ und machte viel Bilder Spannen groß/ aus den alten
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 202]/0240] Wandel nicht so gar wol/ indem er unmässiger Liebe den Zaum gar zu lang gelassen/ welche ihme dann bald auf den Kirchhof und unter die Erde begleitet. AUs der Republic Luca in Italien entstunde ein Jüngling/ genant PIETRO TESTA, welchen die große Begierd zu der edlen Mahl-Kunst/ als ein innerlicher Stachel/ stätig getrieben/ deßwegen er auch allda sonderbar berühmt worden/ weil aber nicht ohne Ursach der Romanischen Universal-Academie großes Lob ihme zu Ohren kommen/ wandte er seine Gedanken nach Rom/ als der ohne das zu Hauß nicht viel hinterlassen/ und begab sich in Gestalt eines Pilgrams dahin/ allda er/ als ein armer verlaßner Fremdling/ genug ausgestanden/ gelitten/ und viel Jahr sich sehr hart hingebracht/ zumal er nit viel im zeichnen gekönt/ und im mahlen noch weniger/ welches lezter ihme biß zu End hart gefallen/ dazu er keine Hülf gehabt/ ganz kümmerlich gelebt/ schlecht gekleidt/ und wie ein scheuer Stoicus sich behelfen müßen/ und also nichts übriges gehabt/ als einen beständigen Eyfer und Fleiß in Nachzeichnung deren in Publico stehenden Statuen/ Gemälden/ und Antichen Ruinen/ dabey er jederzeit zu finden war/ wie ich ihn dann in dem alten verfallenen Gebäu des Palasts Maggior, und Colisco, auf dem Campidoglio, im Zeichnen vielmals/ fast verwildet/ angetroffen/ mich über seine Nohtdurft erbarmet/ und ihn zu mir genommen/ auch mit Speiß/ Gewand und Geld versehen/ und mir von ihme sehr viel abzeichnen lassen/ das er um schlechte Belohnung gar gerne gethan/ dannenhero ich ihn in Abzeichnung der Galeria Justiniana viel gebraucht/ auch an andere recommandirt. CXIV. PIETRO TESTA, Luchese genannt/ Kunst- Etz- und Mahler. Ist gar arm. Bey solchem Verdienst nun erhube er sich merklich/ und wurde in dem Nachzeichnen der Statuen so geübt/ daß er solche endlich ohne Ansehung des Originals wuste vorzustellen/ ja aus bloßer Einbildung/ gleich als aus eigner Invention, zu bilden und in Kupfer zu ätzen angenommen/ anch damit sich selbsten zur Erhebung den Weg gemacht/ und zu seiner Wolfahrt im Kupfer-ätzen sich je länger je mehr gebässert. Komt aber wegen seines Kunstätzens in etwas in die Höhe. Unter seinen Werken war sein erstes die Schul der Mahlkunst oder die Wissenschaft und Gebrauch durch Figuren gebildet/ in der Meinung/ daß die Statuen billich für ein anweisenden Lehr-Weg in unsern Studien zu halten/ er verfärtigte damals den Pluto, den Raub der Proserpina, die Redemption Christi an statt der Gerechtigkeit/ die Historie der entleibten Dido auf dem Scheiter-Hauffen zum Opfer verblichen/ mit dem Hector vor Troja und andere Poësien mehr/ die er alle je länger je vernünfftiger mit grosser Bässerung gemacht hat; unter den lezten waren die in grossen Regal-Bögen gemachte vier Elementa/ wol sinnreich und meisterhaft gestellt/ als fürtrefliche nackende Bilder/ mit noch andern seines sinnreichen und arbeitsamen Verstands. In seinem Wandel blieb er immerzu scheu vor den Leuten/ entzoge sich auch von seinen bästen Freunden/ unter welchen er mich für der geliebtesten einen gehalten/ da ich ihn gleichwol hart zu stand bringen konte; dann unangesehen alles/ was er geredt/ begründt; gienge er doch immer allein in seinen eignen Gedanken herum/ und vollzoge sein Leben in Melancholi also mit wenig Freude/ biß ihm einest am Ufer der Tyber ein entstandener Sturm-Wind unversehens den Hut vom Kopf in die Tyber gejaget/welchen/ als er wieder langen wollen/ ist er zu seinem Unglück darein gestürzt/ ohne daß ihme zu helffen war/ daß er also elendig ertrinken müssen/ und ist hoch zu bedauren/ daß ein grosser arbeitsamer Geist seinen Lauff so schlecht geendiget/ ohne daß ihme eine seinem Verdienst gemäße Leich-Bestattung hat wögen gehalten werden: Die liebe Jugend aber wolle sich seiner zu einem Exempel bedienen/ und glauben/ daß/ wann dieser trefliche Mann von Jugend an/ neben seiner Lehr und grossen Fleiß sich etwas mehr der humanität befliessen und beliebt gemacht hätte/ ihme seine Tugend grosses Lob/ und sehr reiche Belohnung würde erworben/ und er nicht so viel harte Beschwernissen/ Elend und Jammer auszustehen gehabt haben. Sein Contrefät ist in der Kupferblatte S. zu sehen. Seine Werke. Ersauft in der Tyber. NEben diesen wurde ein Neapolitaner/ SALVATOR ROSA genant/ sehr berühmt in Landschaften mit Bildern/ zwischen den Antichen und Modernen sehr zierlich und geistreich/ die er/ als kriegende Soldaten/ auf ofnen Plätzen vorgestellet/ auch machte er von Thieren und andern ganz ungemeine Landschaften/ mit sehr artigen fremden Sachen/ und hat derselbe sich erst noch neulich zu Rom aufgehalten. CXV. SALVATOR ROSA, ein Landschaft-Mahler. SO war alda der MICHAEL ANGELO della Marqua in Bataglien zu Pferd und zu Fuß sehr berühmt/ welche Manier er angenommen von einem seiner Nachbaren von Antorf/ genant VINCENTIO Leckerbetien/ weil er aber nur eine Hand gehabt/ und mit der linken mahlen muste/ haben sie ihn den Manciol genant/ Er hat aber durch fürtrefliche Landschaften in Bataglien viel verricht. CXVI. MICHAEL ANGELO, ein Bataglien-Mahler. CXVII. VINCENZO Leckerbetien von Antorff. MALTESO wurde in stillstehenden Sachen gepriesen/ sonderlich in Bildung der Teppichen/ war er dem Leben fast gleich. CXIIX. MALTESO, Teppich-Mahler. EIn Lehrling von Pietro de Cortona, FRANCESCO ROMANEL genant/ sonst von Viterbo bürtig/ war wegen seiner großen Frömmigkeit und Tugend sehr geliebt von seinem Lehrherren/ dannenhero er ihn auch sehr befördert/ und wol unterrichtet/ auch viel in seinen großen Werken neben sich gebrauche/ wordurch er erhoben/ und zu einem berühmten Mann worden ist/ besonderlich in Fresco-mahlen/ deßwegen er auch von Rom nacher Pariß beruffen worden/ und daselbst/ neben grosser Ehr/ ein ansehliches Gut erworben/ allwo er auch biß dato noch die Kunst rühmlich continuiren soll. CXIX. FRANCESCO ROMANEL, Mahler in fresco. DEr Genoueser GIOANNI BENEDETTO beflisse sich sehr der Antichen Manier/ und machte viel Bilder Spannen groß/ aus den alten CXX. GIOANNI BENEDETTO von Genoua.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/240>, abgerufen am 25.04.2024.