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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat etliche gute Werck gethan/
Bastarten: nun aber macht der allerhöchste GOtt alle fromme
Christen als liebste Kinder zu Erben seines himmlischen Reichs/
denen Gottlosen aber gibt er andere Schanckungen/ weil sie kein
Theil an dieser Erbschafft haben/ und diese Schanckungen beste-
hen in einer zeitlichen Glückseeligkeit/ daher kommts/ daß meh-
rern Theils die böse und Lasterhaffte Leut in besserm Wolstand
leben/ als die Fromme; daher kommts/ daß Türcken und Hey-
den in weit grössern Reichthumen sitzen/ ein längers und gesun-
ders Leben haben/ als die wahre/ fromme/ rechtglaubige Chri-
sten: Daher kommts/ daß mancher König und Monarch/ der
sonst eines unlöblichen Wandels/ mit viel Glück/ Seegen/ Vi-
ctori
und Sieg von GOtt begnadet wird/ weil nemlichen GOtt
der HErr ihme einige gute Werck mit zeitlicher Belohnung ver-
gelten thut/ zumalen er vorsicht/ daß er die ewige nicht zuge-
warten hat. Wann du also wahrnimmst/ daß je schlimmer der
Mensch/ je besser das Glück/ so habe mehrer ein Mitleiden mit
ihme/ als daß du ihne derenthalben sollest benedeyen/ zumalen
er ein gar zergänglichen Recompens hat; wann du aber beyne-
bens erfahrest/ daß die Fromme mit einer und andern Trübsal
und Trangsal beladen werden/ so thue dich auch dessenthalden
nicht befrembden/ massen kein Mensch so fromm/ daß er nicht
einige kleine Unvollkommenheiten an sich hat/ wessenthalben ih-
ne GOtt der HERR hier zeitlich straffet/ damit er ihme dort
ewig verschone.

Nichts umbsonst.

Den Adam hat GOtt der HERR mit lauter Obst und
Kräutern tractirt/ zumalen er ihme und den Seinigen kein an-
dere Speis verordnet. Wie aber nach dem Sündfluß der Noe
dieser gerechte Alt-Vatter GOtt dem HERRN ein Altar hat
aufgericht/ und ihme einige Opffer demüthigst abgelegt/ so wolte
ihme der Allerhöchste diesen Dienst gar nicht lassen umsonst thun/
sondern er hat dem Noe alsobald völligen Gewalt geben/ daß er
hinfüran nit allein Obst und Kräuter für sein tägliche Nahrung
und Unterhaltung haben solte/ sondern ihme alles Fleisch/ alles

Feder-

Judas hat etliche gute Werck gethan/
Baſtarten: nun aber macht der allerhoͤchſte GOtt alle fromme
Chriſten als liebſte Kinder zu Erben ſeines himmliſchen Reichs/
denen Gottloſen aber gibt er andere Schanckungen/ weil ſie kein
Theil an dieſer Erbſchafft haben/ und dieſe Schanckungen beſte-
hen in einer zeitlichen Gluͤckſeeligkeit/ daher kommts/ daß meh-
rern Theils die boͤſe und Laſterhaffte Leut in beſſerm Wolſtand
leben/ als die Fromme; daher kommts/ daß Tuͤrcken und Hey-
den in weit groͤſſern Reichthumen ſitzen/ ein laͤngers und geſun-
ders Leben haben/ als die wahre/ fromme/ rechtglaubige Chri-
ſten: Daher kommts/ daß mancher Koͤnig und Monarch/ der
ſonſt eines unloͤblichen Wandels/ mit viel Gluͤck/ Seegen/ Vi-
ctori
und Sieg von GOtt begnadet wird/ weil nemlichen GOtt
der HErꝛ ihme einige gute Werck mit zeitlicher Belohnung ver-
gelten thut/ zumalen er vorſicht/ daß er die ewige nicht zuge-
warten hat. Wann du alſo wahrnimmſt/ daß je ſchlimmer der
Menſch/ je beſſer das Gluͤck/ ſo habe mehrer ein Mitleiden mit
ihme/ als daß du ihne derenthalben ſolleſt benedeyen/ zumalen
er ein gar zergaͤnglichen Recompens hat; wann du aber beyne-
bens erfahreſt/ daß die Fromme mit einer und andern Truͤbſal
und Trangſal beladen werden/ ſo thue dich auch deſſenthalden
nicht befrembden/ maſſen kein Menſch ſo fromm/ daß er nicht
einige kleine Unvollkommenheiten an ſich hat/ weſſenthalben ih-
ne GOtt der HERR hier zeitlich ſtraffet/ damit er ihme dort
ewig verſchone.

Nichts umbſonſt.

Den Adam hat GOtt der HERR mit lauter Obſt und
Kraͤutern tractirt/ zumalen er ihme und den Seinigen kein an-
dere Speis verordnet. Wie aber nach dem Suͤndfluß der Noe
dieſer gerechte Alt-Vatter GOtt dem HERRN ein Altar hat
aufgericht/ und ihme einige Opffer demuͤthigſt abgelegt/ ſo wolte
ihme der Allerhoͤchſte dieſen Dienſt gar nicht laſſen umſonſt thun/
ſondern er hat dem Noe alſobald voͤlligen Gewalt geben/ daß er
hinfuͤran nit allein Obſt und Kraͤuter fuͤr ſein taͤgliche Nahrung
und Unterhaltung haben ſolte/ ſondern ihme alles Fleiſch/ alles

Feder-
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[142/0154] Judas hat etliche gute Werck gethan/ Baſtarten: nun aber macht der allerhoͤchſte GOtt alle fromme Chriſten als liebſte Kinder zu Erben ſeines himmliſchen Reichs/ denen Gottloſen aber gibt er andere Schanckungen/ weil ſie kein Theil an dieſer Erbſchafft haben/ und dieſe Schanckungen beſte- hen in einer zeitlichen Gluͤckſeeligkeit/ daher kommts/ daß meh- rern Theils die boͤſe und Laſterhaffte Leut in beſſerm Wolſtand leben/ als die Fromme; daher kommts/ daß Tuͤrcken und Hey- den in weit groͤſſern Reichthumen ſitzen/ ein laͤngers und geſun- ders Leben haben/ als die wahre/ fromme/ rechtglaubige Chri- ſten: Daher kommts/ daß mancher Koͤnig und Monarch/ der ſonſt eines unloͤblichen Wandels/ mit viel Gluͤck/ Seegen/ Vi- ctori und Sieg von GOtt begnadet wird/ weil nemlichen GOtt der HErꝛ ihme einige gute Werck mit zeitlicher Belohnung ver- gelten thut/ zumalen er vorſicht/ daß er die ewige nicht zuge- warten hat. Wann du alſo wahrnimmſt/ daß je ſchlimmer der Menſch/ je beſſer das Gluͤck/ ſo habe mehrer ein Mitleiden mit ihme/ als daß du ihne derenthalben ſolleſt benedeyen/ zumalen er ein gar zergaͤnglichen Recompens hat; wann du aber beyne- bens erfahreſt/ daß die Fromme mit einer und andern Truͤbſal und Trangſal beladen werden/ ſo thue dich auch deſſenthalden nicht befrembden/ maſſen kein Menſch ſo fromm/ daß er nicht einige kleine Unvollkommenheiten an ſich hat/ weſſenthalben ih- ne GOtt der HERR hier zeitlich ſtraffet/ damit er ihme dort ewig verſchone. Nichts umbſonſt. Den Adam hat GOtt der HERR mit lauter Obſt und Kraͤutern tractirt/ zumalen er ihme und den Seinigen kein an- dere Speis verordnet. Wie aber nach dem Suͤndfluß der Noe dieſer gerechte Alt-Vatter GOtt dem HERRN ein Altar hat aufgericht/ und ihme einige Opffer demuͤthigſt abgelegt/ ſo wolte ihme der Allerhoͤchſte dieſen Dienſt gar nicht laſſen umſonſt thun/ ſondern er hat dem Noe alſobald voͤlligen Gewalt geben/ daß er hinfuͤran nit allein Obſt und Kraͤuter fuͤr ſein taͤgliche Nahrung und Unterhaltung haben ſolte/ ſondern ihme alles Fleiſch/ alles Feder-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/154>, abgerufen am 28.03.2024.