Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

derenthalben er auch belohnt worden.
Feder-Wildbrät/ so gar auch alle Fisch zur Speis erlaubt. AlsoGen. c. 9.
bezeugt es selbst die Göttliche Schrifft. Und also verdolmetscht
es der H. Chrysost. hom. 26.

Daß Herodes ein schlechte Sach theurer bezahlt/ und
umb einen Tantz eines üppigen Mägdels ein halbes Königreich
anerbotten/ wundert mich so fast nicht/ weil er damals einen
starcken Dampff im Kopff gehabt/ und vor den Wein nicht recht
gewust/ was er thut; wann es endlich geschehen wäre/ und die
saubere Täntzerin die Helffte des anerbottenen Reichs hätte an-
genommen/ glaube ich wol/ er hätte des andern Tags hinter den
Ohren gekratzt; dann der Menschen Freygebigkeit sich so weit
nicht einlast: aber GOtt last ihme nichts umbsonst thun/ ja umb
ein Pferdt hat er gar ein Käyserthum gespendirt/ welches schon
über 400. Jahr florirt.

Rudolphus Grav von Habspurg ritte einest von der Jagd
nach Haus/ und traffe einen Priester an/ der mit dem höchsten
Gut bey sehr unlustigem Wetter/ und schlüpfferigem Weg zu
einem Krancken eilte in das nächst entlegene Dorff/ da ist er also-
bald von dem Pferd herunter gestiegen/ und den Priester (nach-
dem er das heiligste Sacrament verehrt) mit diesen Worten an-
geredt: Es ist nie recht/ daß ich reite/ und der Diener und Träger
meines HErrn zu Fuß gehe. Gibt ihme/ dem Priester hier auf
das Pferd/ ja schenckt ihme solches gäntzlich/ und anbey ein Stuck
Geld zu dessen Unterhalt. Wie des andern Tags gedachter
Grav Rudolph in dem Closter Farre/ zwischen Zürch und Baa-
den gelegen/ ein alt erlebte Closter-Frau/ so seine Baas gewesen/
heimgesucht/ hat solche ihne aus einem Prophetischen Geist mit
diesen Worten bewillkommt: ich verkündige euch/ daß euch wegen
dessen/ was ihr gestern gethan/ GOtt und alle Heilige wol wol-
len: und verspreche euch vor eure Frommkeit und freywilligen
GOttes-Dienst/ euch/ sage ich/ und euren Nachkömmlingen die
höchste Ehr und Würde der West/ und grossen Reichthumen.
Guillimannus Habs. l. 6. c. 4. Der Ausgang dieser Prophe-

zeihung

derenthalben er auch belohnt worden.
Feder-Wildbraͤt/ ſo gar auch alle Fiſch zur Speis erlaubt. AlſoGen. c. 9.
bezeugt es ſelbſt die Goͤttliche Schrifft. Und alſo verdolmetſcht
es der H. Chryſoſt. hom. 26.

Daß Herodes ein ſchlechte Sach theurer bezahlt/ und
umb einen Tantz eines uͤppigen Maͤgdels ein halbes Koͤnigreich
anerbotten/ wundert mich ſo faſt nicht/ weil er damals einen
ſtarcken Dampff im Kopff gehabt/ und vor den Wein nicht recht
gewuſt/ was er thut; wann es endlich geſchehen waͤre/ und die
ſaubere Taͤntzerin die Helffte des anerbottenen Reichs haͤtte an-
genommen/ glaube ich wol/ er haͤtte des andern Tags hinter den
Ohren gekratzt; dann der Menſchen Freygebigkeit ſich ſo weit
nicht einlaſt: aber GOtt laſt ihme nichts umbſonſt thun/ ja umb
ein Pferdt hat er gar ein Kaͤyſerthum geſpendirt/ welches ſchon
uͤber 400. Jahr florirt.

Rudolphus Grav von Habſpurg ritte eineſt von der Jagd
nach Haus/ und traffe einen Prieſter an/ der mit dem hoͤchſten
Gut bey ſehr unluſtigem Wetter/ und ſchluͤpfferigem Weg zu
einem Krancken eilte in das naͤchſt entlegene Dorff/ da iſt er alſo-
bald von dem Pferd herunter geſtiegen/ und den Prieſter (nach-
dem er das heiligſte Sacrament verehrt) mit dieſen Worten an-
geredt: Es iſt nie recht/ daß ich reite/ und der Diener und Traͤger
meines HErꝛn zu Fuß gehe. Gibt ihme/ dem Prieſter hier auf
das Pferd/ ja ſchenckt ihme ſolches gaͤntzlich/ und anbey ein Stuck
Geld zu deſſen Unterhalt. Wie des andern Tags gedachter
Grav Rudolph in dem Cloſter Farre/ zwiſchen Zuͤrch und Baa-
den gelegen/ ein alt erlebte Cloſter-Frau/ ſo ſeine Baas geweſen/
heimgeſucht/ hat ſolche ihne aus einem Prophetiſchen Geiſt mit
dieſen Worten bewillkommt: ich verkuͤndige euch/ daß euch wegen
deſſen/ was ihr geſtern gethan/ GOtt und alle Heilige wol wol-
len: und verſpreche euch vor eure Frommkeit und freywilligen
GOttes-Dienſt/ euch/ ſage ich/ und euren Nachkoͤmmlingen die
hoͤchſte Ehr und Wuͤrde der Weſt/ und groſſen Reichthumen.
Guillimannus Habs. l. 6. c. 4. Der Ausgang dieſer Prophe-

zeihung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0155" n="143"/><fw type="header" place="top">derenthalben er auch belohnt worden.</fw><lb/>
Feder-Wildbra&#x0364;t/ &#x017F;o gar auch alle Fi&#x017F;ch zur Speis erlaubt. Al&#x017F;o<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen. c.</hi> 9.</note><lb/>
bezeugt es &#x017F;elb&#x017F;t die Go&#x0364;ttliche Schrifft. <hi rendition="#fr">U</hi>nd al&#x017F;o verdolmet&#x017F;cht<lb/>
es der H. <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;t. hom.</hi> 26.</p><lb/>
          <p>Daß Herodes ein &#x017F;chlechte Sach theurer bezahlt/ und<lb/>
umb einen Tantz eines u&#x0364;ppigen Ma&#x0364;gdels ein halbes Ko&#x0364;nigreich<lb/>
anerbotten/ wundert mich &#x017F;o fa&#x017F;t nicht/ weil er damals einen<lb/>
&#x017F;tarcken Dampff im Kopff gehabt/ und vor den Wein nicht recht<lb/>
gewu&#x017F;t/ was er thut; wann es endlich ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re/ und die<lb/>
&#x017F;aubere Ta&#x0364;ntzerin die Helffte des anerbottenen Reichs ha&#x0364;tte an-<lb/>
genommen/ glaube ich wol/ er ha&#x0364;tte des andern Tags hinter den<lb/>
Ohren gekratzt; dann der Men&#x017F;chen Freygebigkeit &#x017F;ich &#x017F;o weit<lb/>
nicht einla&#x017F;t: aber GOtt la&#x017F;t ihme nichts umb&#x017F;on&#x017F;t thun/ ja umb<lb/>
ein Pferdt hat er gar ein Ka&#x0364;y&#x017F;erthum ge&#x017F;pendirt/ welches &#x017F;chon<lb/>
u&#x0364;ber 400. Jahr <hi rendition="#aq">flor</hi>irt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Rudolphus</hi> Grav von Hab&#x017F;purg ritte eine&#x017F;t von der Jagd<lb/>
nach Haus/ und traffe einen Prie&#x017F;ter an/ der mit dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Gut bey &#x017F;ehr unlu&#x017F;tigem Wetter/ und &#x017F;chlu&#x0364;pfferigem Weg zu<lb/>
einem Krancken eilte in das na&#x0364;ch&#x017F;t entlegene Dorff/ da i&#x017F;t er al&#x017F;o-<lb/>
bald von dem Pferd herunter ge&#x017F;tiegen/ und den Prie&#x017F;ter (nach-<lb/>
dem er das heilig&#x017F;te Sacrament verehrt) mit die&#x017F;en Worten an-<lb/>
geredt: Es i&#x017F;t nie recht/ daß ich reite/ und der Diener und Tra&#x0364;ger<lb/>
meines HEr&#xA75B;n zu Fuß gehe. Gibt ihme/ dem Prie&#x017F;ter hier auf<lb/>
das Pferd/ ja &#x017F;chenckt ihme &#x017F;olches ga&#x0364;ntzlich/ und anbey ein Stuck<lb/>
Geld zu de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">U</hi>nterhalt. Wie des andern Tags gedachter<lb/>
Grav Rudolph in dem Clo&#x017F;ter Farre/ zwi&#x017F;chen Zu&#x0364;rch und Baa-<lb/>
den gelegen/ ein alt erlebte Clo&#x017F;ter-Frau/ &#x017F;o &#x017F;eine Baas gewe&#x017F;en/<lb/>
heimge&#x017F;ucht/ hat &#x017F;olche ihne aus einem Propheti&#x017F;chen Gei&#x017F;t mit<lb/>
die&#x017F;en Worten bewillkommt: ich verku&#x0364;ndige euch/ daß euch wegen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en/ was ihr ge&#x017F;tern gethan/ GOtt und alle Heilige wol wol-<lb/>
len: und ver&#x017F;preche euch vor eure Frommkeit und freywilligen<lb/>
GOttes-Dien&#x017F;t/ euch/ &#x017F;age ich/ und euren Nachko&#x0364;mmlingen die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Ehr und Wu&#x0364;rde der We&#x017F;t/ und gro&#x017F;&#x017F;en Reichthumen.<lb/><hi rendition="#aq">Guillimannus Habs. l. 6. c.</hi> 4. Der Ausgang die&#x017F;er Prophe-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">zeihung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0155] derenthalben er auch belohnt worden. Feder-Wildbraͤt/ ſo gar auch alle Fiſch zur Speis erlaubt. Alſo bezeugt es ſelbſt die Goͤttliche Schrifft. Und alſo verdolmetſcht es der H. Chryſoſt. hom. 26. Gen. c. 9. Daß Herodes ein ſchlechte Sach theurer bezahlt/ und umb einen Tantz eines uͤppigen Maͤgdels ein halbes Koͤnigreich anerbotten/ wundert mich ſo faſt nicht/ weil er damals einen ſtarcken Dampff im Kopff gehabt/ und vor den Wein nicht recht gewuſt/ was er thut; wann es endlich geſchehen waͤre/ und die ſaubere Taͤntzerin die Helffte des anerbottenen Reichs haͤtte an- genommen/ glaube ich wol/ er haͤtte des andern Tags hinter den Ohren gekratzt; dann der Menſchen Freygebigkeit ſich ſo weit nicht einlaſt: aber GOtt laſt ihme nichts umbſonſt thun/ ja umb ein Pferdt hat er gar ein Kaͤyſerthum geſpendirt/ welches ſchon uͤber 400. Jahr florirt. Rudolphus Grav von Habſpurg ritte eineſt von der Jagd nach Haus/ und traffe einen Prieſter an/ der mit dem hoͤchſten Gut bey ſehr unluſtigem Wetter/ und ſchluͤpfferigem Weg zu einem Krancken eilte in das naͤchſt entlegene Dorff/ da iſt er alſo- bald von dem Pferd herunter geſtiegen/ und den Prieſter (nach- dem er das heiligſte Sacrament verehrt) mit dieſen Worten an- geredt: Es iſt nie recht/ daß ich reite/ und der Diener und Traͤger meines HErꝛn zu Fuß gehe. Gibt ihme/ dem Prieſter hier auf das Pferd/ ja ſchenckt ihme ſolches gaͤntzlich/ und anbey ein Stuck Geld zu deſſen Unterhalt. Wie des andern Tags gedachter Grav Rudolph in dem Cloſter Farre/ zwiſchen Zuͤrch und Baa- den gelegen/ ein alt erlebte Cloſter-Frau/ ſo ſeine Baas geweſen/ heimgeſucht/ hat ſolche ihne aus einem Prophetiſchen Geiſt mit dieſen Worten bewillkommt: ich verkuͤndige euch/ daß euch wegen deſſen/ was ihr geſtern gethan/ GOtt und alle Heilige wol wol- len: und verſpreche euch vor eure Frommkeit und freywilligen GOttes-Dienſt/ euch/ ſage ich/ und euren Nachkoͤmmlingen die hoͤchſte Ehr und Wuͤrde der Weſt/ und groſſen Reichthumen. Guillimannus Habs. l. 6. c. 4. Der Ausgang dieſer Prophe- zeihung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/155
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/155>, abgerufen am 29.03.2024.