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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat keine gute Meynung/
und theure Complementa, vermeinten also/ es wäre fast Rathsa-
mer gewesen/ daß man an statt dieser Salben wäre denen armen
Leuthen beygesprungen. Also legt es neben andern aus der Heilige
Cyrillus lib. 8. in Joan. c. 7. O! wie viel gibt es Judas Brüder/
denen die gute Meynung manglen thut. Petrus der Heil Pabst
hat sich zu Anfang ger Kirchen ein Weil zu Joppen/ unweit der
Stadt Jerusalem ausgehalten/ und sein Herberg genommen bey ei-
nem Lederer oder Gerber/ der auch Simon genannt war. Jch
Jch will gar nicht zweifflen/ dieser gute ehrliche Mann habe auch
mit Cordabon gehandelt/ dann GOtt und allen seinen Heiligen
nichts werther und lieber ist/ als Cordabon: Das Wort aber ist
Lateinisch/ und heist auf Teutsch/ ein gutes Hertz/ ein redliche
Meynung/ welches allein der Allerhöchste sucht bey denen Men-
schen/ wenig achtend das äusserliche Werck.

Das Fasten ist bey GOTT dem HERRN ein sehr ange-
nehmes Werck/ dann Elias durch das Fasten so viel verdient/
daß er in einem Feurigen Wagen ist in das irrdische Paradeiß ver-
zuckt worden. Judith durch das Fasten so viel verdient/ daß sie
dem Holofernem sieghafft überwunden/ und folgsam die betrang-
te Stadt Bethuliam in die gewünschte Sicherheit gesetzt hat. Ni-
nive durch das Fasten so viel verdient/ daß/ in Ansehung dessen
der erzürnte GOTT besänfftiget worden/ und die angedrohete
Straff barmhertzigst zuruck gehalten. Franciscus der Seraphi-
sche Patriarch hat auf dem Berg Alvernia durch das Fasten/
welches er zu Ehren des Heiligen Ertz-Engels Michaels verricht/
so viel verdient/ daß ihme ein gecreutzigter Seraphim die sünff
Wunden mahl des Heylands JESU CHRJSTJ eingedru-
cket/ worvon Franciscus ein lebendiges Contrafet worden unsers
gebenedeyten Heylands/ und können wir besser anjetzo sagen/
was vor diesem voller Wunder/ der hochmüthige König Nebu-
chodonosor
sich hören lassen/ als er in dem Feuerfllammenden
Ofen zu Babylon hinein geschaut/ daß er nemlich nicht nur die
drey Knaben/ so durch seinen Befehl hinein geworffen worden/

mit

Judas hat keine gute Meynung/
und theure Complementa, vermeinten alſo/ es waͤre faſt Rathſa-
mer geweſen/ daß man an ſtatt dieſer Salben waͤre denen armen
Leuthen beygeſprungen. Alſo legt es neben andern aus der Heilige
Cyrillus lib. 8. in Joan. c. 7. O! wie viel gibt es Judas Bruͤder/
denen die gute Meynung manglen thut. Petrus der Heil Pabſt
hat ſich zu Anfang ger Kirchen ein Weil zu Joppen/ unweit der
Stadt Jeruſalem auſgehalten/ und ſein Herberg genommen bey ei-
nem Lederer oder Gerber/ der auch Simon genannt war. Jch
Jch will gar nicht zweifflen/ dieſer gute ehrliche Mann habe auch
mit Cordabon gehandelt/ dann GOtt und allen ſeinen Heiligen
nichts werther und lieber iſt/ als Cordabon: Das Wort aber iſt
Lateiniſch/ und heiſt auf Teutſch/ ein gutes Hertz/ ein redliche
Meynung/ welches allein der Allerhoͤchſte ſucht bey denen Men-
ſchen/ wenig achtend das aͤuſſerliche Werck.

Das Faſten iſt bey GOTT dem HERRN ein ſehr ange-
nehmes Werck/ dann Elias durch das Faſten ſo viel verdient/
daß er in einem Feurigen Wagen iſt in das irꝛdiſche Paradeiß ver-
zuckt worden. Judith durch das Faſten ſo viel verdient/ daß ſie
dem Holofernem ſieghafft uͤberwunden/ und folgſam die betrang-
te Stadt Bethuliam in die gewuͤnſchte Sicherheit geſetzt hat. Ni-
nive durch das Faſten ſo viel verdient/ daß/ in Anſehung deſſen
der erzuͤrnte GOTT beſaͤnfftiget worden/ und die angedrohete
Straff barmhertzigſt zuruck gehalten. Franciſcus der Seraphi-
ſche Patriarch hat auf dem Berg Alvernia durch das Faſten/
welches er zu Ehren des Heiligen Ertz-Engels Michaels verricht/
ſo viel verdient/ daß ihme ein gecreutzigter Seraphim die ſuͤnff
Wunden mahl des Heylands JESU CHRJSTJ eingedru-
cket/ worvon Franciſcus ein lebendiges Contrafet worden unſers
gebenedeyten Heylands/ und koͤnnen wir beſſer anjetzo ſagen/
was vor dieſem voller Wunder/ der hochmuͤthige Koͤnig Nebu-
chodonoſor
ſich hoͤren laſſen/ als er in dem Feuerfllammenden
Ofen zu Babylon hinein geſchaut/ daß er nemlich nicht nur die
drey Knaben/ ſo durch ſeinen Befehl hinein geworffen worden/

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[146/0158] Judas hat keine gute Meynung/ und theure Complementa, vermeinten alſo/ es waͤre faſt Rathſa- mer geweſen/ daß man an ſtatt dieſer Salben waͤre denen armen Leuthen beygeſprungen. Alſo legt es neben andern aus der Heilige Cyrillus lib. 8. in Joan. c. 7. O! wie viel gibt es Judas Bruͤder/ denen die gute Meynung manglen thut. Petrus der Heil Pabſt hat ſich zu Anfang ger Kirchen ein Weil zu Joppen/ unweit der Stadt Jeruſalem auſgehalten/ und ſein Herberg genommen bey ei- nem Lederer oder Gerber/ der auch Simon genannt war. Jch Jch will gar nicht zweifflen/ dieſer gute ehrliche Mann habe auch mit Cordabon gehandelt/ dann GOtt und allen ſeinen Heiligen nichts werther und lieber iſt/ als Cordabon: Das Wort aber iſt Lateiniſch/ und heiſt auf Teutſch/ ein gutes Hertz/ ein redliche Meynung/ welches allein der Allerhoͤchſte ſucht bey denen Men- ſchen/ wenig achtend das aͤuſſerliche Werck. Das Faſten iſt bey GOTT dem HERRN ein ſehr ange- nehmes Werck/ dann Elias durch das Faſten ſo viel verdient/ daß er in einem Feurigen Wagen iſt in das irꝛdiſche Paradeiß ver- zuckt worden. Judith durch das Faſten ſo viel verdient/ daß ſie dem Holofernem ſieghafft uͤberwunden/ und folgſam die betrang- te Stadt Bethuliam in die gewuͤnſchte Sicherheit geſetzt hat. Ni- nive durch das Faſten ſo viel verdient/ daß/ in Anſehung deſſen der erzuͤrnte GOTT beſaͤnfftiget worden/ und die angedrohete Straff barmhertzigſt zuruck gehalten. Franciſcus der Seraphi- ſche Patriarch hat auf dem Berg Alvernia durch das Faſten/ welches er zu Ehren des Heiligen Ertz-Engels Michaels verricht/ ſo viel verdient/ daß ihme ein gecreutzigter Seraphim die ſuͤnff Wunden mahl des Heylands JESU CHRJSTJ eingedru- cket/ worvon Franciſcus ein lebendiges Contrafet worden unſers gebenedeyten Heylands/ und koͤnnen wir beſſer anjetzo ſagen/ was vor dieſem voller Wunder/ der hochmuͤthige Koͤnig Nebu- chodonoſor ſich hoͤren laſſen/ als er in dem Feuerfllammenden Ofen zu Babylon hinein geſchaut/ daß er nemlich nicht nur die drey Knaben/ ſo durch ſeinen Befehl hinein geworffen worden/ mit

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/158>, abgerufen am 20.04.2024.