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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ob schon das äusserliche Werck nicht übel geschienen.
als sie auf ein Zeit ihnen allerley Nahrungs-Nothdurfften auf dem
Marckt eingekaufft/ und derenthalben etwas zu spath nach Haus
kommen/ da ist der eyffersichtige Mann also hart mit ihr verfah-
ren/ daß er sie durch das gantze Haus dergestalten bey den Haa-
ren gezogen/ daß er ihr alle aus dem Kopff gerauffet/ und die
arme Haut einen völligen Elisaeischen Glatz-Kopff bekommen/
welches der Tröpffin nicht einen geringen Schmertzen verursacht/
sorderst in Erwegung/ daß sie die völlige Zierde ihres Haupts/
(auch fromme Weiber wollen halt auch schön seyn) so schmäh-
lich verlohren; Dahero die Mindere Ordens-Genossen S. Fran-
cisci,
worunter dazumal der berühmte Antonius Patavianus wa-
re/ demüthigst ersucht/ sie wollen doch/ in Ansehung so vieler ih-
rem Closter geleisten Gutthaten/ GOtt den HErrn für sie bit-
ten/ damit solcher ihr entblöstes Haupt wiederumb möchte bede-
cken. Sihe Wunder! GOtt wolte nicht unbelohnter lassen dieAnn. Mi-
nor.
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Gutthaten/ so diese Frau denen Geistlichen gethan/ sondern hat
alsobalden durch ein grosses Wunderwerck gemacht/ daß ihr alle
Haar wiederumb auf dem Kopff gestanden/ und nicht das geringste
Härl in Verlurst gangen.

Von dem Sem, als einen Sohn des Patriarchen Noe wird
von denen Dollmetschern Göttlicher Schrifft registrirt/ was Ge-
stalten derselbe noch auf der Welt etlich hundert Jahr im grösten
Glückstand habe gelebt; und als der Patriarch Abraham derent-Vega
Dom. 6.
post Pen.

halben ihne befragt/ wie er doch solches umb GOtt verdienet ha-
be/ gab er zur Antwort: Wie daß er in der Archen seines Vatters
Noe alle Tag denen Thieren die Speiß ausgetheilt/ damit sie
nicht vor Hunger verderben; in Ansehung dessen habe ihn GOtt
also stattlich auch auf der Welt beglücket.

Wann dann der Allerhöchste Gott nicht unvergolten last das
Futter/ so man denen vernunfftlosen Thieren darreicht/ wie wird
Er erst belohnen die Gutthaten/ so seinet wegen denen Religiosen
erwiesen werden? Es ist ein Herr/ der heist Ferdinand Trof/ gar ein
überaus guter Mann/ der schickt/ wo nicht alle Tag/ wenigst alle

Wochen
T 3

ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen.
als ſie auf ein Zeit ihnen allerley Nahrungs-Nothdurfften auf dem
Marckt eingekaufft/ und derenthalben etwas zu ſpath nach Haus
kommen/ da iſt der eyfferſichtige Mann alſo hart mit ihr verfah-
ren/ daß er ſie durch das gantze Haus dergeſtalten bey den Haa-
ren gezogen/ daß er ihr alle aus dem Kopff gerauffet/ und die
arme Haut einen voͤlligen Eliſæiſchen Glatz-Kopff bekommen/
welches der Troͤpffin nicht einen geringen Schmertzen verurſacht/
ſorderſt in Erwegung/ daß ſie die voͤllige Zierde ihres Haupts/
(auch fromme Weiber wollen halt auch ſchoͤn ſeyn) ſo ſchmaͤh-
lich verlohren; Dahero die Mindere Ordens-Genoſſen S. Fran-
ciſci,
worunter dazumal der beruͤhmte Antonius Patavianus wa-
re/ demuͤthigſt erſucht/ ſie wollen doch/ in Anſehung ſo vieler ih-
rem Cloſter geleiſten Gutthaten/ GOtt den HErꝛn fuͤr ſie bit-
ten/ damit ſolcher ihr entbloͤſtes Haupt wiederumb moͤchte bede-
cken. Sihe Wunder! GOtt wolte nicht unbelohnter laſſen dieAnn. Mi-
nor.
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Gutthaten/ ſo dieſe Frau denen Geiſtlichen gethan/ ſondern hat
alſobalden durch ein groſſes Wunderwerck gemacht/ daß ihr alle
Haar wiederumb auf dem Kopff geſtanden/ und nicht das geringſte
Haͤrl in Verlurſt gangen.

Von dem Sem, als einen Sohn des Patriarchen Noë wird
von denen Dollmetſchern Goͤttlicher Schrifft regiſtrirt/ was Ge-
ſtalten derſelbe noch auf der Welt etlich hundert Jahr im groͤſten
Gluͤckſtand habe gelebt; und als der Patriarch Abraham derent-Vega
Dom. 6.
poſt Pen.

halben ihne befragt/ wie er doch ſolches umb GOtt verdienet ha-
be/ gab er zur Antwort: Wie daß er in der Archen ſeines Vatters
Noë alle Tag denen Thieren die Speiß ausgetheilt/ damit ſie
nicht vor Hunger verderben; in Anſehung deſſen habe ihn GOtt
alſo ſtattlich auch auf der Welt begluͤcket.

Wann dann der Allerhoͤchſte Gott nicht unvergolten laſt das
Futter/ ſo man denen vernunfftloſen Thieren darreicht/ wie wird
Er erſt belohnen die Gutthaten/ ſo ſeinet wegen denen Religioſen
erwieſen werden? Es iſt ein Herꝛ/ der heiſt Ferdinand Trof/ gar ein
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Wochen
T 3
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[149/0161] ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen. als ſie auf ein Zeit ihnen allerley Nahrungs-Nothdurfften auf dem Marckt eingekaufft/ und derenthalben etwas zu ſpath nach Haus kommen/ da iſt der eyfferſichtige Mann alſo hart mit ihr verfah- ren/ daß er ſie durch das gantze Haus dergeſtalten bey den Haa- ren gezogen/ daß er ihr alle aus dem Kopff gerauffet/ und die arme Haut einen voͤlligen Eliſæiſchen Glatz-Kopff bekommen/ welches der Troͤpffin nicht einen geringen Schmertzen verurſacht/ ſorderſt in Erwegung/ daß ſie die voͤllige Zierde ihres Haupts/ (auch fromme Weiber wollen halt auch ſchoͤn ſeyn) ſo ſchmaͤh- lich verlohren; Dahero die Mindere Ordens-Genoſſen S. Fran- ciſci, worunter dazumal der beruͤhmte Antonius Patavianus wa- re/ demuͤthigſt erſucht/ ſie wollen doch/ in Anſehung ſo vieler ih- rem Cloſter geleiſten Gutthaten/ GOtt den HErꝛn fuͤr ſie bit- ten/ damit ſolcher ihr entbloͤſtes Haupt wiederumb moͤchte bede- cken. Sihe Wunder! GOtt wolte nicht unbelohnter laſſen die Gutthaten/ ſo dieſe Frau denen Geiſtlichen gethan/ ſondern hat alſobalden durch ein groſſes Wunderwerck gemacht/ daß ihr alle Haar wiederumb auf dem Kopff geſtanden/ und nicht das geringſte Haͤrl in Verlurſt gangen. Ann. Mi- nor. 2231 Von dem Sem, als einen Sohn des Patriarchen Noë wird von denen Dollmetſchern Goͤttlicher Schrifft regiſtrirt/ was Ge- ſtalten derſelbe noch auf der Welt etlich hundert Jahr im groͤſten Gluͤckſtand habe gelebt; und als der Patriarch Abraham derent- halben ihne befragt/ wie er doch ſolches umb GOtt verdienet ha- be/ gab er zur Antwort: Wie daß er in der Archen ſeines Vatters Noë alle Tag denen Thieren die Speiß ausgetheilt/ damit ſie nicht vor Hunger verderben; in Anſehung deſſen habe ihn GOtt alſo ſtattlich auch auf der Welt begluͤcket. Vega Dom. 6. poſt Pen. Wann dann der Allerhoͤchſte Gott nicht unvergolten laſt das Futter/ ſo man denen vernunfftloſen Thieren darreicht/ wie wird Er erſt belohnen die Gutthaten/ ſo ſeinet wegen denen Religioſen erwieſen werden? Es iſt ein Herꝛ/ der heiſt Ferdinand Trof/ gar ein uͤberaus guter Mann/ der ſchickt/ wo nicht alle Tag/ wenigſt alle Wochen T 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/161>, abgerufen am 28.03.2024.