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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat keine gute Meynung/
Wochen ein reiliches Allmosen in ein gewisses Closter/ die
Geistliche heissen ihne ihren Bonifacium, der ist ihr anderter
Fundator und Stiffter/ ihr bester Curator und Procurator,
was der Joseph denen Egyptern gewesen/ das ist er diesen Geistli-
chen. Den Habacuc hat ein Engel bey dem Schopff genommen/
und gleichsam mit Haaren darzu gezogen/ daß er dem hungerigen
Daniel das Koch gebracht/ aber dieser Herr ist ein freywilliger
Gutthäter dieser Religiosen. Der Raab hat dem Eliae bey dem
Bach Carith nur allezeit ein Stücklein Fleisch und ein Brod ge-
bracht/ aber dieser Herr schickte gantze Ochsen und Kälber in das
Closter/ das gibt besser aus. O! was grosse Verdiensten sammlet
ihme dieser bey dem allerhöchsten GOTT! der auch versprochen/
daß Er einen Trunck-Wasser nicht wolle unbelohnter lassen; Die-
ser Herr Ferdinand Trof wird ungezweiffelt bey dem Heiligen Mar-
tino/ der auch denen Armen zu Nutzen seinen Mantel zerschnitten/
in der ewigen Glory sitzen. Das wol nicht/ wegen so häuffigen
Allmosen kommt er nicht ein Spann höcher in Himmel/ und dar-
umb/ weil er nicht gut Cordebonisch/ weil ers nicht gut gemeint.
Er heist Ferdinand Trof/ dieser Zunamm zu ruck heist Fort: Er
wolt gern fortkommen/ zu einem höhern Ambt steigen/ besser und
weiter promovirt werden/ und weil er weiß/ daß einer oder der
andere Geistliche viel bey Hof vermag/ also bedient er sie bester
massen/ spart kein einige Unkosten; wann das nicht wäre/ geden-
cket er: Jch wolt den Pfaffen nicht umb einen Creutzer werth anhän-
gen. Der ist ein sauberer Judas-Bruder/ der unterm Schein des
Allmosens und Freygebigkeit sein Ambition und Ehrsucht verbir-
get. GOTT dem HERRN ist fast kein Tugend angenehmer/
als die Demuth/ in welcher er sich/ nach dem Er die Menschheit
hat angenommen/ je und allezeit geübt/ absonderlich aber ware
sein einige Ergötzlichkeit/ wann Er bey gemeinen und gerinnen
Stands-Personen sich konte einfinden/ wie Er dann gleich nach
seiner Geburt nicht grosse Fürsten/ nicht Adeliche Häuser/ nicht
Hoch- und Wohlgeborne zu sich beruffen lassen/ sondern gemeine

Hirten

Judas hat keine gute Meynung/
Wochen ein reiliches Allmoſen in ein gewiſſes Cloſter/ die
Geiſtliche heiſſen ihne ihren Bonifacium, der iſt ihr anderter
Fundator und Stiffter/ ihr beſter Curator und Procurator,
was der Joſeph denen Egyptern geweſen/ das iſt er dieſen Geiſtli-
chen. Den Habacuc hat ein Engel bey dem Schopff genommen/
und gleichſam mit Haaren darzu gezogen/ daß er dem hungerigen
Daniel das Koch gebracht/ aber dieſer Herꝛ iſt ein freywilliger
Gutthaͤter dieſer Religioſen. Der Raab hat dem Eliæ bey dem
Bach Carith nur allezeit ein Stuͤcklein Fleiſch und ein Brod ge-
bracht/ aber dieſer Herꝛ ſchickte gantze Ochſen und Kaͤlber in das
Cloſter/ das gibt beſſer aus. O! was groſſe Verdienſten ſammlet
ihme dieſer bey dem allerhoͤchſten GOTT! der auch verſprochen/
daß Er einen Trunck-Waſſer nicht wolle unbelohnter laſſen; Die-
ſer Herꝛ Ferdinand Trof wird ungezweiffelt bey dem Heiligen Mar-
tino/ der auch denen Armen zu Nutzen ſeinen Mantel zerſchnitten/
in der ewigen Glory ſitzen. Das wol nicht/ wegen ſo haͤuffigen
Allmoſen kommt er nicht ein Spann hoͤcher in Himmel/ und dar-
umb/ weil er nicht gut Cordeboniſch/ weil ers nicht gut gemeint.
Er heiſt Ferdinand Trof/ dieſer Zunamm zu ruck heiſt Fort: Er
wolt gern fortkommen/ zu einem hoͤhern Ambt ſteigen/ beſſer und
weiter promovirt werden/ und weil er weiß/ daß einer oder der
andere Geiſtliche viel bey Hof vermag/ alſo bedient er ſie beſter
maſſen/ ſpart kein einige Unkoſten; wann das nicht waͤre/ geden-
cket er: Jch wolt den Pfaffen nicht umb einen Creutzer werth anhaͤn-
gen. Der iſt ein ſauberer Judas-Bruder/ der unterm Schein des
Allmoſens und Freygebigkeit ſein Ambition und Ehrſucht verbir-
get. GOTT dem HERRN iſt faſt kein Tugend angenehmer/
als die Demuth/ in welcher er ſich/ nach dem Er die Menſchheit
hat angenommen/ je und allezeit geuͤbt/ abſonderlich aber ware
ſein einige Ergoͤtzlichkeit/ wann Er bey gemeinen und gerinnen
Stands-Perſonen ſich konte einfinden/ wie Er dann gleich nach
ſeiner Geburt nicht groſſe Fuͤrſten/ nicht Adeliche Haͤuſer/ nicht
Hoch- und Wohlgeborne zu ſich beruffen laſſen/ ſondern gemeine

Hirten
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[150/0162] Judas hat keine gute Meynung/ Wochen ein reiliches Allmoſen in ein gewiſſes Cloſter/ die Geiſtliche heiſſen ihne ihren Bonifacium, der iſt ihr anderter Fundator und Stiffter/ ihr beſter Curator und Procurator, was der Joſeph denen Egyptern geweſen/ das iſt er dieſen Geiſtli- chen. Den Habacuc hat ein Engel bey dem Schopff genommen/ und gleichſam mit Haaren darzu gezogen/ daß er dem hungerigen Daniel das Koch gebracht/ aber dieſer Herꝛ iſt ein freywilliger Gutthaͤter dieſer Religioſen. Der Raab hat dem Eliæ bey dem Bach Carith nur allezeit ein Stuͤcklein Fleiſch und ein Brod ge- bracht/ aber dieſer Herꝛ ſchickte gantze Ochſen und Kaͤlber in das Cloſter/ das gibt beſſer aus. O! was groſſe Verdienſten ſammlet ihme dieſer bey dem allerhoͤchſten GOTT! der auch verſprochen/ daß Er einen Trunck-Waſſer nicht wolle unbelohnter laſſen; Die- ſer Herꝛ Ferdinand Trof wird ungezweiffelt bey dem Heiligen Mar- tino/ der auch denen Armen zu Nutzen ſeinen Mantel zerſchnitten/ in der ewigen Glory ſitzen. Das wol nicht/ wegen ſo haͤuffigen Allmoſen kommt er nicht ein Spann hoͤcher in Himmel/ und dar- umb/ weil er nicht gut Cordeboniſch/ weil ers nicht gut gemeint. Er heiſt Ferdinand Trof/ dieſer Zunamm zu ruck heiſt Fort: Er wolt gern fortkommen/ zu einem hoͤhern Ambt ſteigen/ beſſer und weiter promovirt werden/ und weil er weiß/ daß einer oder der andere Geiſtliche viel bey Hof vermag/ alſo bedient er ſie beſter maſſen/ ſpart kein einige Unkoſten; wann das nicht waͤre/ geden- cket er: Jch wolt den Pfaffen nicht umb einen Creutzer werth anhaͤn- gen. Der iſt ein ſauberer Judas-Bruder/ der unterm Schein des Allmoſens und Freygebigkeit ſein Ambition und Ehrſucht verbir- get. GOTT dem HERRN iſt faſt kein Tugend angenehmer/ als die Demuth/ in welcher er ſich/ nach dem Er die Menſchheit hat angenommen/ je und allezeit geuͤbt/ abſonderlich aber ware ſein einige Ergoͤtzlichkeit/ wann Er bey gemeinen und gerinnen Stands-Perſonen ſich konte einfinden/ wie Er dann gleich nach ſeiner Geburt nicht groſſe Fuͤrſten/ nicht Adeliche Haͤuſer/ nicht Hoch- und Wohlgeborne zu ſich beruffen laſſen/ ſondern gemeine Hirten

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/162>, abgerufen am 28.03.2024.