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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ob schon das äusserliche Werck nicht übel geschienen.
Hirten auf den Feldern zu Bethlehem/ deren nach Aussag Rey-
nandi
vier gewesen/ benamtlich Michael/ Acheel/ Cyriacus/
und Stephanus/ welche dazumal/ weil unversehens der Schnee
zergangen/ und die Erden Augenblücklich die schönste Blumen her-S. Benav.
de 5. Fe-
stis de
Puero Je-
su.

vor gebracht/ auch die Bäumer mit denen häuffigen Blättern be-
kleidet worden/ besagte Blumen und Blätter denen Lämmlen umb
den Hals gebunden/ und selbe Fußfallender dem neugebornen Mes-
siae geopffert.

CHristo dem HERRN ist in solcher Demuth nach gefolgt
der wunderschöne Printz Absalon/ ein Sohn des grossen Monar-
chen in Jsrael/ massen solcher offtermals sich unter die Haupt-
Porten der Königlichen Burg gestellt/ und nicht allein alle ankom-
mendi Land-Sassen/ auch die Bauern und Tag-Wercker freund-
lich bewillkommet/ sondern dieselbe so gar auch gekust. Es kommt
ein Bauer mit einem verwirrten gewispleten Bart zu der Burg:
Guten Morgen/ sagt der junge Hertzog/ mein lieber Bauer/ ich
merck dirs aus dem Gesicht an/ daß es dir nicht allerseits gut geht:
Gelt du hast ein Klag über deinen Pfleger? Gnädigster Herr/ habt
es just errathen; Ach daß seynd schlimme Gesellen/ die sagen alle-
zeit: Die Bauern und Meel-Säck haben eine Natur/ wann schon
ein Meelsack scheint/ als seye er lähr/ so man aber mit Brügel dar-
an und darauf schlägt/ so staubt er gleichwol/ etc. O mein Bauer!
Jch wolte von Hertzen wünschen/ es wurde dir hierinnfals geholf-
fen/ und gibt ihme hierauf einen Kuß. Es kommt ein anderer Js-
raelitischer Bauer/ den grüst der Absolon gar freundlich/ fragt
an bey/ ob er nicht ein Klag einreiche? Ja/ antwortet der Bauer:
Jch klag über die Soldaten/ das Quartier ist halt ein deiblisch Thier/
jetzt erfahre ich es: Jch hab einen Soldaien im Haus/ der mich ne-
ben dem/ daß ich ihne in allem befriedige/ noch mit harten Strei-
chen tractirt: Ein Solat und ein Soldat seynd fast einander gleich
im Namen und im Werck/ ein Solat schmirbt das Maul/ und
ein Soldath schmirbt den Buckel. Ey! ey! sagt der Hertzog
Absalon/ das soll man auf keine Weiß gestatten/ GOTT gebs/

daß

ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen.
Hirten auf den Feldern zu Bethlehem/ deren nach Ausſag Rey-
nandi
vier geweſen/ benamtlich Michael/ Acheel/ Cyriacus/
und Stephanus/ welche dazumal/ weil unverſehens der Schnee
zergangen/ und die Erden Augenbluͤcklich die ſchoͤnſte Blumen her-S. Benav.
de 5. Fe-
ſtis de
Puero Je-
ſu.

vor gebracht/ auch die Baͤumer mit denen haͤuffigen Blaͤttern be-
kleidet worden/ beſagte Blumen und Blaͤtter denen Laͤmmlen umb
den Hals gebunden/ und ſelbe Fußfallender dem neugebornen Meſ-
ſiæ geopffert.

CHriſto dem HERRN iſt in ſolcher Demuth nach gefolgt
der wunderſchoͤne Printz Abſalon/ ein Sohn des groſſen Monar-
chen in Jſrael/ maſſen ſolcher offtermals ſich unter die Haupt-
Porten der Koͤniglichen Burg geſtellt/ und nicht allein alle ankom-
mendi Land-Saſſen/ auch die Bauern und Tag-Wercker freund-
lich bewillkommet/ ſondern dieſelbe ſo gar auch gekuſt. Es kommt
ein Bauer mit einem verwirꝛten gewiſpleten Bart zu der Burg:
Guten Morgen/ ſagt der junge Hertzog/ mein lieber Bauer/ ich
merck dirs aus dem Geſicht an/ daß es dir nicht allerſeits gut geht:
Gelt du haſt ein Klag uͤber deinen Pfleger? Gnaͤdigſter Herꝛ/ habt
es juſt errathen; Ach daß ſeynd ſchlimme Geſellen/ die ſagen alle-
zeit: Die Bauern und Meel-Saͤck haben eine Natur/ wann ſchon
ein Meelſack ſcheint/ als ſeye er laͤhr/ ſo man aber mit Bruͤgel dar-
an und darauf ſchlaͤgt/ ſo ſtaubt er gleichwol/ ꝛc. O mein Bauer!
Jch wolte von Hertzen wuͤnſchen/ es wurde dir hierinnfals geholf-
fen/ und gibt ihme hierauf einen Kuß. Es kommt ein anderer Jſ-
raelitiſcher Bauer/ den gruͤſt der Abſolon gar freundlich/ fragt
an bey/ ob er nicht ein Klag einreiche? Ja/ antwortet der Bauer:
Jch klag uͤber die Soldaten/ das Quartier iſt halt ein deibliſch Thier/
jetzt erfahre ich es: Jch hab einen Soldaien im Haus/ der mich ne-
ben dem/ daß ich ihne in allem befriedige/ noch mit harten Strei-
chen tractirt: Ein Solat und ein Soldat ſeynd faſt einander gleich
im Namen und im Werck/ ein Solat ſchmirbt das Maul/ und
ein Soldath ſchmirbt den Buckel. Ey! ey! ſagt der Hertzog
Abſalon/ das ſoll man auf keine Weiß geſtatten/ GOTT gebs/

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[151/0163] ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen. Hirten auf den Feldern zu Bethlehem/ deren nach Ausſag Rey- nandi vier geweſen/ benamtlich Michael/ Acheel/ Cyriacus/ und Stephanus/ welche dazumal/ weil unverſehens der Schnee zergangen/ und die Erden Augenbluͤcklich die ſchoͤnſte Blumen her- vor gebracht/ auch die Baͤumer mit denen haͤuffigen Blaͤttern be- kleidet worden/ beſagte Blumen und Blaͤtter denen Laͤmmlen umb den Hals gebunden/ und ſelbe Fußfallender dem neugebornen Meſ- ſiæ geopffert. S. Benav. de 5. Fe- ſtis de Puero Je- ſu. CHriſto dem HERRN iſt in ſolcher Demuth nach gefolgt der wunderſchoͤne Printz Abſalon/ ein Sohn des groſſen Monar- chen in Jſrael/ maſſen ſolcher offtermals ſich unter die Haupt- Porten der Koͤniglichen Burg geſtellt/ und nicht allein alle ankom- mendi Land-Saſſen/ auch die Bauern und Tag-Wercker freund- lich bewillkommet/ ſondern dieſelbe ſo gar auch gekuſt. Es kommt ein Bauer mit einem verwirꝛten gewiſpleten Bart zu der Burg: Guten Morgen/ ſagt der junge Hertzog/ mein lieber Bauer/ ich merck dirs aus dem Geſicht an/ daß es dir nicht allerſeits gut geht: Gelt du haſt ein Klag uͤber deinen Pfleger? Gnaͤdigſter Herꝛ/ habt es juſt errathen; Ach daß ſeynd ſchlimme Geſellen/ die ſagen alle- zeit: Die Bauern und Meel-Saͤck haben eine Natur/ wann ſchon ein Meelſack ſcheint/ als ſeye er laͤhr/ ſo man aber mit Bruͤgel dar- an und darauf ſchlaͤgt/ ſo ſtaubt er gleichwol/ ꝛc. O mein Bauer! Jch wolte von Hertzen wuͤnſchen/ es wurde dir hierinnfals geholf- fen/ und gibt ihme hierauf einen Kuß. Es kommt ein anderer Jſ- raelitiſcher Bauer/ den gruͤſt der Abſolon gar freundlich/ fragt an bey/ ob er nicht ein Klag einreiche? Ja/ antwortet der Bauer: Jch klag uͤber die Soldaten/ das Quartier iſt halt ein deibliſch Thier/ jetzt erfahre ich es: Jch hab einen Soldaien im Haus/ der mich ne- ben dem/ daß ich ihne in allem befriedige/ noch mit harten Strei- chen tractirt: Ein Solat und ein Soldat ſeynd faſt einander gleich im Namen und im Werck/ ein Solat ſchmirbt das Maul/ und ein Soldath ſchmirbt den Buckel. Ey! ey! ſagt der Hertzog Abſalon/ das ſoll man auf keine Weiß geſtatten/ GOTT gebs/ daß

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/163>, abgerufen am 25.04.2024.