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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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hat nichts verschweigen können.
cke/ massen der meiste Theil durch Satanische Beyhülff sich also
gefrohren gemacht/ wie man insgemein pflegt zu nennen/ daß
weder Pistollen- noch Mußquetten-Kugel seynd eingangen/ biß
man endlich Geistliche Mittel erfunden/ wordurch deß Satans
Mittel zu Wasser worden/ und der Bauern ihr Häut aus dem
Leim gangen. Samson hatte also weit anderst seine Stärcke/
massen diese von GOtt/ und nicht von dem bösen Feind/ der we-
gen keiner Stärcke pralen kan; weil man ihn mit einem Blaser
vertreibt und in die Flucht jagt/ so unter andern Ceremonien
bey Tauffung eines Kinds gesehen wird. Samson ein Held/
ein Obsieger/ ein Schrecken der Philistäer/ ein Kriegs-Fürst
ein Feld-Herr/ ein Glory deß gantzen Volcks Jsrael/ ist worden/
was? ein Gefangener: was mehr? ein blinder Mann/ was
mehr? ein elender Tropff/ was mehr? ein Sclav seines Weibs/
was noch? es wäre das genug/ aber dannoch noch mehr/ was
dann? ein Narr. Der ist weit kommen. Vorhero ein Uber-
winder/ nachmahlen ein Blinder. Pfuy! Vorher von jeder-
man gelobt/ nachmahlen von jederman gevopt. Pfuy! Vor
ein Streiter/ nachmahlen wie ein anderer Bernheiter. Pfuy!
Vorher alles und alles wegen seiner Haar/ nachmahlen muste
er seyn gar ein Narr/ dann nit anderst tractirten ihn die Fürsten
der Philistaeer. Pfuy! Pfuy! und abermahl Pfuy! Woher
dann alles dieses Ubel? daher: Er hat das Maul nicht können
halten/ er hat die Geheimbnus wegen der Stärcke seiner &
Caetera Dalila entdecket und offenbahret/ aber da geredt:
mein Engel/ laß bey dir allein: mein Hertz/ daß nit weiter
komme: mein Schatz/ aber zwischen uns zwey gesagt:
mein Leben. O Samson wie thorecht! weist du dann nit/ daß
ein Weib leichter trage einen Centner Bley/ als drey Loth Ge-
heimbnus? weist du dann nit/ daß ein Weib so viel Geheimbnus
halte/ als ein Raiff-loses Vaß Wasser? weist du dann nit/ daß
ein Mühl-Rad leichter zu arrestieren seye/ als ein Weiber-
Zung? so bald ein Wort bey einem Weib zu den Ohren hinein

gehet/
A 3

hat nichts verſchweigen koͤnnen.
cke/ maſſen der meiſte Theil durch Sataniſche Beyhuͤlff ſich alſo
gefrohren gemacht/ wie man insgemein pflegt zu nennen/ daß
weder Piſtollen- noch Mußquetten-Kugel ſeynd eingangen/ biß
man endlich Geiſtliche Mittel erfunden/ wordurch deß Satans
Mittel zu Waſſer worden/ und der Bauern ihr Haͤut aus dem
Leim gangen. Samſon hatte alſo weit anderſt ſeine Staͤrcke/
maſſen dieſe von GOtt/ und nicht von dem boͤſen Feind/ der we-
gen keiner Staͤrcke pralen kan; weil man ihn mit einem Blaſer
vertreibt und in die Flucht jagt/ ſo unter andern Ceremonien
bey Tauffung eines Kinds geſehen wird. Samſon ein Held/
ein Obſieger/ ein Schrecken der Philiſtaͤer/ ein Kriegs-Fuͤrſt
ein Feld-Herꝛ/ ein Glory deß gantzen Volcks Jſrael/ iſt worden/
was? ein Gefangener: was mehr? ein blinder Mann/ was
mehr? ein elender Tropff/ was mehr? ein Sclav ſeines Weibs/
was noch? es waͤre das genug/ aber dannoch noch mehr/ was
dann? ein Narꝛ. Der iſt weit kommen. Vorhero ein Uber-
winder/ nachmahlen ein Blinder. Pfuy! Vorher von jeder-
man gelobt/ nachmahlen von jederman gevopt. Pfuy! Vor
ein Streiter/ nachmahlen wie ein anderer Bernheiter. Pfuy!
Vorher alles und alles wegen ſeiner Haar/ nachmahlen muſte
er ſeyn gar ein Narꝛ/ dann nit anderſt tractirten ihn die Fuͤrſten
der Philiſtæer. Pfuy! Pfuy! und abermahl Pfuy! Woher
dann alles dieſes Ubel? daher: Er hat das Maul nicht koͤnnen
halten/ er hat die Geheimbnus wegen der Staͤrcke ſeiner &
Cætera Dalila entdecket und offenbahret/ aber da geredt:
mein Engel/ laß bey dir allein: mein Hertz/ daß nit weiter
komme: mein Schatz/ aber zwiſchen uns zwey geſagt:
mein Leben. O Samſon wie thorecht! weiſt du dann nit/ daß
ein Weib leichter trage einen Centner Bley/ als drey Loth Ge-
heimbnus? weiſt du dann nit/ daß ein Weib ſo viel Geheimbnus
halte/ als ein Raiff-loſes Vaß Waſſer? weiſt du dann nit/ daß
ein Muͤhl-Rad leichter zu arreſtieren ſeye/ als ein Weiber-
Zung? ſo bald ein Wort bey einem Weib zu den Ohren hinein

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[5/0017] hat nichts verſchweigen koͤnnen. cke/ maſſen der meiſte Theil durch Sataniſche Beyhuͤlff ſich alſo gefrohren gemacht/ wie man insgemein pflegt zu nennen/ daß weder Piſtollen- noch Mußquetten-Kugel ſeynd eingangen/ biß man endlich Geiſtliche Mittel erfunden/ wordurch deß Satans Mittel zu Waſſer worden/ und der Bauern ihr Haͤut aus dem Leim gangen. Samſon hatte alſo weit anderſt ſeine Staͤrcke/ maſſen dieſe von GOtt/ und nicht von dem boͤſen Feind/ der we- gen keiner Staͤrcke pralen kan; weil man ihn mit einem Blaſer vertreibt und in die Flucht jagt/ ſo unter andern Ceremonien bey Tauffung eines Kinds geſehen wird. Samſon ein Held/ ein Obſieger/ ein Schrecken der Philiſtaͤer/ ein Kriegs-Fuͤrſt ein Feld-Herꝛ/ ein Glory deß gantzen Volcks Jſrael/ iſt worden/ was? ein Gefangener: was mehr? ein blinder Mann/ was mehr? ein elender Tropff/ was mehr? ein Sclav ſeines Weibs/ was noch? es waͤre das genug/ aber dannoch noch mehr/ was dann? ein Narꝛ. Der iſt weit kommen. Vorhero ein Uber- winder/ nachmahlen ein Blinder. Pfuy! Vorher von jeder- man gelobt/ nachmahlen von jederman gevopt. Pfuy! Vor ein Streiter/ nachmahlen wie ein anderer Bernheiter. Pfuy! Vorher alles und alles wegen ſeiner Haar/ nachmahlen muſte er ſeyn gar ein Narꝛ/ dann nit anderſt tractirten ihn die Fuͤrſten der Philiſtæer. Pfuy! Pfuy! und abermahl Pfuy! Woher dann alles dieſes Ubel? daher: Er hat das Maul nicht koͤnnen halten/ er hat die Geheimbnus wegen der Staͤrcke ſeiner & Cætera Dalila entdecket und offenbahret/ aber da geredt: mein Engel/ laß bey dir allein: mein Hertz/ daß nit weiter komme: mein Schatz/ aber zwiſchen uns zwey geſagt: mein Leben. O Samſon wie thorecht! weiſt du dann nit/ daß ein Weib leichter trage einen Centner Bley/ als drey Loth Ge- heimbnus? weiſt du dann nit/ daß ein Weib ſo viel Geheimbnus halte/ als ein Raiff-loſes Vaß Waſſer? weiſt du dann nit/ daß ein Muͤhl-Rad leichter zu arreſtieren ſeye/ als ein Weiber- Zung? ſo bald ein Wort bey einem Weib zu den Ohren hinein gehet/ A 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/17>, abgerufen am 28.03.2024.