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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ob schon das äusserliche Werck nicht übel geschienen.
an wem dann der Brieff solle überantwortet werden/ finden aber
keine Uberschrifft/ deßgleichen auch ohne Jnsigel/ glaubten also/
die gute Frau habe solches wegen Eilfertigkeit ihrer Reiß vergessen/
kehrten demnach schleinig wieder umb/ der Frauen/ als einer so gros-
sen Gutthäterin dieses anzudeuten; Es kunten aber zwey Capucci-
ner das Haus/ welches sie nur etliche Schritt nach ihnen gelassen/
auf keine einige Weiß mehr finden/ und da sie die benachtbarte Oer-
ther solches Hauses halber befragt/ wuste niemand aus allen umbli-
genden Dorffschafften/ daß einmal ein Haus wäre in dem Wald
gestanden. Jndem sie endlich den Brieff eröffnet und gelesen/ so
ware dieser Jnnhalt. Ehrwürdiger Pater, ich hab mit
sonderem Wohlgefallen dein Lieb und Andacht er-
kennt zu meinem
Lauretanischen Haus/ und weil
dir ist abgangen das jenige/ was zu Erhaltung des
Menschlichen Lebens nöthig ist/ als habe ich dich
nicht wollen verlassen/ und werde auch niemal dir
meine Hülff weigern/ wo es die Zeit und Noth er-
fordert. Maria Jungfrau.

Aus welchem die vor Freuden fast zerfloffene Religiosen satt-
sam kundten abnehmen/ daß ihnen die Mutter GOttes selbst sol-
che Gutthaten erwiesen/ in Ansehung ihrer vorgehabten Wall-
sahrt. Der Pater hat solches erst in seinem Tod-Bettel geoffenba-
ret/ den Brieff dem P. Provincial Venetianischer Provintz einge-
händiget/ dieser aber denselben der Fürstin von Camerino als grö-
sten Gutthäterinn ihres Ordens verehret/ Krafft dessen bereits viel
Wunderwerck sich zugetragen.

So ist dann das Wallfahrten nicht allein rühmlich/ sondern
auch höchst nutzlich und verdienstlich/ beforderst wann man alle
Ungelegenheiten/ die auf der Reiß nie abgehen/ mit Gedult über-
tragt/ alles gern wegen GOtt und seiner Heiligen leidet/ und die
Zeit mit eifferigen Gebet/ und wohl auch zu weilen mit Geistlichem

Ge-
X 2

ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen.
an wem dann der Brieff ſolle uͤberantwortet werden/ finden aber
keine Uberſchrifft/ deßgleichen auch ohne Jnſigel/ glaubten alſo/
die gute Frau habe ſolches wegen Eilfertigkeit ihrer Reiß vergeſſen/
kehrten demnach ſchleinig wieder umb/ der Frauen/ als einer ſo groſ-
ſen Gutthaͤterin dieſes anzudeuten; Es kunten aber zwey Capucci-
ner das Haus/ welches ſie nur etliche Schritt nach ihnen gelaſſen/
auf keine einige Weiß mehr finden/ und da ſie die benachtbarte Oer-
ther ſolches Hauſes halber befragt/ wuſte niemand aus allen umbli-
genden Dorffſchafften/ daß einmal ein Haus waͤre in dem Wald
geſtanden. Jndem ſie endlich den Brieff eroͤffnet und geleſen/ ſo
ware dieſer Jnnhalt. Ehrwuͤrdiger Pater, ich hab mit
ſonderem Wohlgefallen dein Lieb und Andacht er-
kennt zu meinem
Lauretaniſchen Haus/ und weil
dir iſt abgangen das jenige/ was zu Erhaltung des
Menſchlichen Lebens noͤthig iſt/ als habe ich dich
nicht wollen verlaſſen/ und werde auch niemal dir
meine Huͤlff weigern/ wo es die Zeit und Noth er-
fordert. Maria Jungfrau.

Aus welchem die vor Freuden faſt zerfloffene Religioſen ſatt-
ſam kundten abnehmen/ daß ihnen die Mutter GOttes ſelbſt ſol-
che Gutthaten erwieſen/ in Anſehung ihrer vorgehabten Wall-
ſahrt. Der Pater hat ſolches erſt in ſeinem Tod-Bettel geoffenba-
ret/ den Brieff dem P. Provincial Venetianiſcher Provintz einge-
haͤndiget/ dieſer aber denſelben der Fuͤrſtin von Camerino als groͤ-
ſten Gutthaͤterinn ihres Ordens verehret/ Krafft deſſen bereits viel
Wunderwerck ſich zugetragen.

So iſt dann das Wallfahrten nicht allein ruͤhmlich/ ſondern
auch hoͤchſt nutzlich und verdienſtlich/ beforderſt wann man alle
Ungelegenheiten/ die auf der Reiß nie abgehen/ mit Gedult uͤber-
tragt/ alles gern wegen GOtt und ſeiner Heiligen leidet/ und die
Zeit mit eifferigen Gebet/ und wohl auch zu weilen mit Geiſtlichem

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[163/0175] ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen. an wem dann der Brieff ſolle uͤberantwortet werden/ finden aber keine Uberſchrifft/ deßgleichen auch ohne Jnſigel/ glaubten alſo/ die gute Frau habe ſolches wegen Eilfertigkeit ihrer Reiß vergeſſen/ kehrten demnach ſchleinig wieder umb/ der Frauen/ als einer ſo groſ- ſen Gutthaͤterin dieſes anzudeuten; Es kunten aber zwey Capucci- ner das Haus/ welches ſie nur etliche Schritt nach ihnen gelaſſen/ auf keine einige Weiß mehr finden/ und da ſie die benachtbarte Oer- ther ſolches Hauſes halber befragt/ wuſte niemand aus allen umbli- genden Dorffſchafften/ daß einmal ein Haus waͤre in dem Wald geſtanden. Jndem ſie endlich den Brieff eroͤffnet und geleſen/ ſo ware dieſer Jnnhalt. Ehrwuͤrdiger Pater, ich hab mit ſonderem Wohlgefallen dein Lieb und Andacht er- kennt zu meinem Lauretaniſchen Haus/ und weil dir iſt abgangen das jenige/ was zu Erhaltung des Menſchlichen Lebens noͤthig iſt/ als habe ich dich nicht wollen verlaſſen/ und werde auch niemal dir meine Huͤlff weigern/ wo es die Zeit und Noth er- fordert. Maria Jungfrau. Aus welchem die vor Freuden faſt zerfloffene Religioſen ſatt- ſam kundten abnehmen/ daß ihnen die Mutter GOttes ſelbſt ſol- che Gutthaten erwieſen/ in Anſehung ihrer vorgehabten Wall- ſahrt. Der Pater hat ſolches erſt in ſeinem Tod-Bettel geoffenba- ret/ den Brieff dem P. Provincial Venetianiſcher Provintz einge- haͤndiget/ dieſer aber denſelben der Fuͤrſtin von Camerino als groͤ- ſten Gutthaͤterinn ihres Ordens verehret/ Krafft deſſen bereits viel Wunderwerck ſich zugetragen. So iſt dann das Wallfahrten nicht allein ruͤhmlich/ ſondern auch hoͤchſt nutzlich und verdienſtlich/ beforderſt wann man alle Ungelegenheiten/ die auf der Reiß nie abgehen/ mit Gedult uͤber- tragt/ alles gern wegen GOtt und ſeiner Heiligen leidet/ und die Zeit mit eifferigen Gebet/ und wohl auch zu weilen mit Geiſtlichem Ge- X 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/175>, abgerufen am 18.04.2024.