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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas Jscarioth wirckt gleich andern Apostlen
Geschirr mehr gantz gebliben/ worauf die Schlang verschwun-
den/ und besagter Zauberer hiervon nit einen geringen Ge-
spais geschöpfft.

Alle dergleichen Teuffels-Possen können nit unter die Mi-
racul gezehlt werden/ zumahlen der Sathan samt allem seinem
Anhang eigentlich kein Miracul würcken kan/ massen solches
allein der Göttlichen Allmacht vorbehalten; wol aber kan di-
ser verdambte Gesell die Augen der Umbstehenden also ver-
blenden; oder aber gesellt er die natürliche Kräfften der Ge-
schöpff also künstlich zusammen/ daß sie einen wunderlichen
Effect an Tag bringen/ und folgsam uns gar wunderlich vor-
kommt/ weil wir nit also kündig seyn der Eigenschafft der Na-
tur/ wie diser verdamte Bößwicht/ als der alle und jede Men-
schen in natürlicher Wissenschafft weit übertrifft.

Man thut so gar den Namen Miracul mißbrauchen/ daß
bißweilen auch die alte Zahn- und Zaumlose Weiber/ wollen
mit Miracul prangen/ welches sie maistens mit ihrer Aber-
glauberischen Kram zuwegen bringen. Jch habe selbst ein sol-
che alte Haus-Doctorin kennt/ welche mit dem Zettel/ worauff
dise folgende Wort geschriben waren/ und der Patient an
Hals gehengt/ das Fieber gewendt hat.

Fieber hin/ Fieber her/
Laß dich blicken nimmermehr:
Fahr derweil in ein wilde Au/
Das schafft dir ein alte Frau:
Sonst mustu fahren in Kuttelfleck/
Sihe alsdann/ wie dir die Herberg schmeckt/
Amen.

Daß zu Zeiten durch dergleichen aberglaubische Mittel
ein Kranckheit könne gewendt werden wunderbarlicher weis/
will ich es dermahlen nit widersprechen/ aber solcher Effect ist

keines

Judas Jſcarioth wirckt gleich andern Apoſtlen
Geſchirꝛ mehr gantz gebliben/ worauf die Schlang verſchwun-
den/ und beſagter Zauberer hiervon nit einen geringen Ge-
ſpais geſchoͤpfft.

Alle dergleichen Teuffels-Poſſen koͤnnen nit unter die Mi-
racul gezehlt werden/ zumahlen der Sathan ſamt allem ſeinem
Anhang eigentlich kein Miracul wuͤrcken kan/ maſſen ſolches
allein der Goͤttlichen Allmacht vorbehalten; wol aber kan di-
ſer verdambte Geſell die Augen der Umbſtehenden alſo ver-
blenden; oder aber geſellt er die natuͤrliche Kraͤfften der Ge-
ſchoͤpff alſo kuͤnſtlich zuſammen/ daß ſie einen wunderlichen
Effect an Tag bringen/ und folgſam uns gar wunderlich vor-
kommt/ weil wir nit alſo kuͤndig ſeyn der Eigenſchafft der Na-
tur/ wie diſer verdamte Boͤßwicht/ als der alle und jede Men-
ſchen in natuͤrlicher Wiſſenſchafft weit uͤbertrifft.

Man thut ſo gar den Namen Miracul mißbrauchen/ daß
bißweilen auch die alte Zahn- und Zaumloſe Weiber/ wollen
mit Miracul prangen/ welches ſie maiſtens mit ihrer Aber-
glauberiſchen Kram zuwegen bringen. Jch habe ſelbſt ein ſol-
che alte Haus-Doctorin kennt/ welche mit dem Zettel/ worauff
diſe folgende Wort geſchrıben waren/ und der Patient an
Hals gehengt/ das Fieber gewendt hat.

Fieber hin/ Fieber her/
Laß dich blicken nimmermehr:
Fahr derweil in ein wilde Au/
Das ſchafft dir ein alte Frau:
Sonſt muſtu fahren in Kuttelfleck/
Sihe alsdañ/ wie dir die Herberg ſchmeckt/
Amen.

Daß zu Zeiten durch dergleichen aberglaubiſche Mittel
ein Kranckheit koͤnne gewendt werden wunderbarlicher weis/
will ich es dermahlen nit widerſprechen/ aber ſolcher Effect iſt

keines
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[188/0200] Judas Jſcarioth wirckt gleich andern Apoſtlen Geſchirꝛ mehr gantz gebliben/ worauf die Schlang verſchwun- den/ und beſagter Zauberer hiervon nit einen geringen Ge- ſpais geſchoͤpfft. Alle dergleichen Teuffels-Poſſen koͤnnen nit unter die Mi- racul gezehlt werden/ zumahlen der Sathan ſamt allem ſeinem Anhang eigentlich kein Miracul wuͤrcken kan/ maſſen ſolches allein der Goͤttlichen Allmacht vorbehalten; wol aber kan di- ſer verdambte Geſell die Augen der Umbſtehenden alſo ver- blenden; oder aber geſellt er die natuͤrliche Kraͤfften der Ge- ſchoͤpff alſo kuͤnſtlich zuſammen/ daß ſie einen wunderlichen Effect an Tag bringen/ und folgſam uns gar wunderlich vor- kommt/ weil wir nit alſo kuͤndig ſeyn der Eigenſchafft der Na- tur/ wie diſer verdamte Boͤßwicht/ als der alle und jede Men- ſchen in natuͤrlicher Wiſſenſchafft weit uͤbertrifft. Man thut ſo gar den Namen Miracul mißbrauchen/ daß bißweilen auch die alte Zahn- und Zaumloſe Weiber/ wollen mit Miracul prangen/ welches ſie maiſtens mit ihrer Aber- glauberiſchen Kram zuwegen bringen. Jch habe ſelbſt ein ſol- che alte Haus-Doctorin kennt/ welche mit dem Zettel/ worauff diſe folgende Wort geſchrıben waren/ und der Patient an Hals gehengt/ das Fieber gewendt hat. Fieber hin/ Fieber her/ Laß dich blicken nimmermehr: Fahr derweil in ein wilde Au/ Das ſchafft dir ein alte Frau: Sonſt muſtu fahren in Kuttelfleck/ Sihe alsdañ/ wie dir die Herberg ſchmeckt/ Amen. Daß zu Zeiten durch dergleichen aberglaubiſche Mittel ein Kranckheit koͤnne gewendt werden wunderbarlicher weis/ will ich es dermahlen nit widerſprechen/ aber ſolcher Effect iſt keines

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/200>, abgerufen am 19.04.2024.