Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Mercks Wienn.
gen Dingen/ welche da die Brüder Joseph über ihre
Trayd-Säck in Egypten gemacht/ indeme sie diesel-
be zusammen gebunden (seynd Knöpff gewest) da-
hero nicht unbillig der Seeligmacher es genannt hat/
novem ubi sunt? Diese dreymal drey/ diese undank-
bare Zahl/ glaub ich ja nicht/ daß die Wiennstadt
werde zehlen/ sondern tröste mich/ als werde sie ewig
dem mildseligsten GOtt mit aufgehebten Händen
danken um die übermässige Gnad/ daß er sie so bald
von der verdienten Ruthen barmherzigst erlöset hat.

Wol recht setzet der H. David in einem Psalmen
27. mal die unendliche Göttliche Barmhertzigkeit/
quoniam in aeternum misericordia ejus.

Warum Saltzburg diesen Nahmen tragt/ ist
Ursach der Heilige Rupertus/ welcher allda wun-
derthätiger Weis das Saltz erfunden; Warum
die Stadt Constantinopel diesen Nahmen führet/
ist Ursach der Käiser Constantinus/ der sie also kost-
bar erbauet hat; warum Franckfurt mit diesem
Nahmen pranget/ seynd Ursach die Francken/ so all-
dorten ihre gewöhnliche Furth und Durchzug hat-
ten; Warum Bern in Schweitzerland also heisset/
ist diese Ursach: derselbige Fürst/ so sie erbauet/ be-
fande sich einmal auf einer Jagt/ und tragte seinen
Hof-Cavaliern vor/ wie daß er gesinnet seye/ an
demselbigen Ort eine Stadt zu erbauen/ und ihr den
Namen schöpffen von dem nechsten Wild/ so ihm
werde begegnen/ und weil er zum ersten einen Bern
angetroffen/ also muste die Stadt Bern heissen/ da-
hero die Bau-Leut und Bauers-Leut/ wie sie den
Wald umgehauen/ pflegten diß gemeine Liedl zu
singen:

Jhr Bäumer und Höltzer fallet gern:
Dann diese Stadt soll heissen Bern.
Jetzt
N

Mercks Wienn.
gen Dingen/ welche da die Bruͤder Joſeph uͤber ihre
Trayd-Saͤck in Egypten gemacht/ indeme ſie dieſel-
be zuſammen gebunden (ſeynd Knoͤpff geweſt) da-
hero nicht unbillig der Seeligmacher es genañt hat/
novem ubi ſunt? Dieſe dreymal drey/ dieſe undank-
bare Zahl/ glaub ich ja nicht/ daß die Wiennſtadt
werde zehlen/ ſondern troͤſte mich/ als werde ſie ewig
dem mildſeligſten GOtt mit aufgehebten Haͤnden
danken um die uͤbermaͤſſige Gnad/ daß er ſie ſo bald
von der verdienten Ruthen barmherzigſt erloͤſet hat.

Wol recht ſetzet der H. David in einem Pſalmen
27. mal die unendliche Goͤttliche Barmhertzigkeit/
quoniam in æternum miſericordia ejus.

Warum Saltzburg dieſen Nahmen tragt/ iſt
Urſach der Heilige Rupertus/ welcher allda wun-
derthaͤtiger Weis das Saltz erfunden; Warum
die Stadt Conſtantinopel dieſen Nahmen fuͤhret/
iſt Urſach der Kaͤiſer Conſtantinus/ der ſie alſo koſt-
bar erbauet hat; warum Franckfurt mit dieſem
Nahmen pranget/ ſeynd Urſach die Francken/ ſo all-
dorten ihre gewoͤhnliche Furth und Durchzug hat-
ten; Warum Bern in Schweitzerland alſo heiſſet/
iſt dieſe Urſach: derſelbige Fuͤrſt/ ſo ſie erbauet/ be-
fande ſich einmal auf einer Jagt/ und tragte ſeinen
Hof-Cavaliern vor/ wie daß er geſinnet ſeye/ an
demſelbigen Ort eine Stadt zu erbauen/ und ihr den
Namen ſchoͤpffen von dem nechſten Wild/ ſo ihm
werde begegnen/ und weil er zum erſten einen Bern
angetroffen/ alſo muſte die Stadt Bern heiſſen/ da-
hero die Bau-Leut und Bauers-Leut/ wie ſie den
Wald umgehauen/ pflegten diß gemeine Liedl zu
ſingen:

Jhr Baͤumer und Hoͤltzer fallet gern:
Dann dieſe Stadt ſoll heiſſen Bern.
Jetzt
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0201" n="185[191]"/><fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
gen Dingen/ welche da die Bru&#x0364;der Jo&#x017F;eph u&#x0364;ber ihre<lb/>
Trayd-Sa&#x0364;ck in Egypten gemacht/ indeme &#x017F;ie die&#x017F;el-<lb/>
be zu&#x017F;ammen gebunden (&#x017F;eynd Kno&#x0364;pff gewe&#x017F;t) da-<lb/>
hero nicht unbillig der Seeligmacher es genan&#x0303;t hat/<lb/><hi rendition="#aq">novem ubi &#x017F;unt?</hi> Die&#x017F;e dreymal drey/ die&#x017F;e undank-<lb/>
bare Zahl/ glaub ich ja nicht/ daß die Wienn&#x017F;tadt<lb/>
werde zehlen/ &#x017F;ondern tro&#x0364;&#x017F;te mich/ als werde &#x017F;ie ewig<lb/>
dem mild&#x017F;elig&#x017F;ten GOtt mit aufgehebten Ha&#x0364;nden<lb/>
danken um die u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Gnad/ daß er &#x017F;ie &#x017F;o bald<lb/>
von der verdienten Ruthen barmherzig&#x017F;t erlo&#x0364;&#x017F;et hat.</p><lb/>
        <p>Wol recht &#x017F;etzet der H. David in einem P&#x017F;almen<lb/>
27. mal die unendliche Go&#x0364;ttliche Barmhertzigkeit/<lb/><hi rendition="#aq">quoniam in æternum mi&#x017F;ericordia ejus.</hi></p><lb/>
        <p>Warum Saltzburg die&#x017F;en Nahmen tragt/ i&#x017F;t<lb/>
Ur&#x017F;ach der Heilige Rupertus/ welcher allda wun-<lb/>
dertha&#x0364;tiger Weis das Saltz erfunden; Warum<lb/>
die Stadt Con&#x017F;tantinopel die&#x017F;en Nahmen fu&#x0364;hret/<lb/>
i&#x017F;t Ur&#x017F;ach der Ka&#x0364;i&#x017F;er Con&#x017F;tantinus/ der &#x017F;ie al&#x017F;o ko&#x017F;t-<lb/>
bar erbauet hat; warum Franckfurt mit die&#x017F;em<lb/>
Nahmen pranget/ &#x017F;eynd Ur&#x017F;ach die Francken/ &#x017F;o all-<lb/>
dorten ihre gewo&#x0364;hnliche Furth und Durchzug hat-<lb/>
ten; Warum Bern in Schweitzerland al&#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;e Ur&#x017F;ach: der&#x017F;elbige Fu&#x0364;r&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;ie erbauet/ be-<lb/>
fande &#x017F;ich einmal auf einer Jagt/ und tragte &#x017F;einen<lb/>
Hof-Cavaliern vor/ wie daß er ge&#x017F;innet &#x017F;eye/ an<lb/>
dem&#x017F;elbigen Ort eine Stadt zu erbauen/ und ihr den<lb/>
Namen &#x017F;cho&#x0364;pffen von dem nech&#x017F;ten Wild/ &#x017F;o ihm<lb/>
werde begegnen/ und weil er zum er&#x017F;ten einen Bern<lb/>
angetroffen/ al&#x017F;o mu&#x017F;te die Stadt Bern hei&#x017F;&#x017F;en/ da-<lb/>
hero die Bau-Leut und Bauers-Leut/ wie &#x017F;ie den<lb/>
Wald umgehauen/ pflegten diß gemeine Liedl zu<lb/>
&#x017F;ingen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Jhr Ba&#x0364;umer und Ho&#x0364;ltzer fallet gern:</l><lb/>
          <l>Dann die&#x017F;e Stadt &#x017F;oll hei&#x017F;&#x017F;en Bern.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">N</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Jetzt</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185[191]/0201] Mercks Wienn. gen Dingen/ welche da die Bruͤder Joſeph uͤber ihre Trayd-Saͤck in Egypten gemacht/ indeme ſie dieſel- be zuſammen gebunden (ſeynd Knoͤpff geweſt) da- hero nicht unbillig der Seeligmacher es genañt hat/ novem ubi ſunt? Dieſe dreymal drey/ dieſe undank- bare Zahl/ glaub ich ja nicht/ daß die Wiennſtadt werde zehlen/ ſondern troͤſte mich/ als werde ſie ewig dem mildſeligſten GOtt mit aufgehebten Haͤnden danken um die uͤbermaͤſſige Gnad/ daß er ſie ſo bald von der verdienten Ruthen barmherzigſt erloͤſet hat. Wol recht ſetzet der H. David in einem Pſalmen 27. mal die unendliche Goͤttliche Barmhertzigkeit/ quoniam in æternum miſericordia ejus. Warum Saltzburg dieſen Nahmen tragt/ iſt Urſach der Heilige Rupertus/ welcher allda wun- derthaͤtiger Weis das Saltz erfunden; Warum die Stadt Conſtantinopel dieſen Nahmen fuͤhret/ iſt Urſach der Kaͤiſer Conſtantinus/ der ſie alſo koſt- bar erbauet hat; warum Franckfurt mit dieſem Nahmen pranget/ ſeynd Urſach die Francken/ ſo all- dorten ihre gewoͤhnliche Furth und Durchzug hat- ten; Warum Bern in Schweitzerland alſo heiſſet/ iſt dieſe Urſach: derſelbige Fuͤrſt/ ſo ſie erbauet/ be- fande ſich einmal auf einer Jagt/ und tragte ſeinen Hof-Cavaliern vor/ wie daß er geſinnet ſeye/ an demſelbigen Ort eine Stadt zu erbauen/ und ihr den Namen ſchoͤpffen von dem nechſten Wild/ ſo ihm werde begegnen/ und weil er zum erſten einen Bern angetroffen/ alſo muſte die Stadt Bern heiſſen/ da- hero die Bau-Leut und Bauers-Leut/ wie ſie den Wald umgehauen/ pflegten diß gemeine Liedl zu ſingen: Jhr Baͤumer und Hoͤltzer fallet gern: Dann dieſe Stadt ſoll heiſſen Bern. Jetzt N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/201
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 185[191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/201>, abgerufen am 19.04.2024.