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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 266. Wirkung der L. C. -- Erweiterungen. (Forts.)

1. Bei den Klagen auf repetitio gilt die Regel, daß
die Früchte und andere Erweiterungen schon von Anfang
an ersetzt werden müssen, so daß in dieser Hinsicht die
L. C. ohne allen Einfluß ist. Auch macht es dabei durch-
aus keinen Unterschied, ob eine solche Obligation durch
eine strenge oder freie Klage verfolgt wird, wie denn na-
mentlich die der condictio indebiti zum Grunde liegende
Obligation von Anfang an, also vor allem Rechtsstreit,
und auch ohne Mora, den Fruchtersatz mit umfaßt (p).

2. Unter den Klagen auf einen bisher fremden Gegen-
stand (quod meum non fuit) wurden die freien und
strengen Klagen unterschieden.

a) Bei den freien Klagen dieser Klasse galt, wie es
scheint, von jeher und ohne allen Widerstreit die Regel,
daß Früchte erstattet werden müßten (q). Hier aber war
die Sache deswegen von keiner Erheblichkeit, weil meist
der eigenthümliche Inhalt jeder besonderen Obligation, und
insbesondere die Einwirkung der Mora, eine frühere Ver-

sondern deutet ihn erst an in dem
§ 7 (s. u. Note s), obgleich sie
ihn durchweg unverkennbar vor-
aussetzt.
(p) L. 65 pr. § 5. 7, L. 15 pr.
de cond. indeb.
(12. 6). Auf dieselbe
Klasse von Klagen bezieht sich augen-
scheinlich L. 38 pr. § 1--6, § 10
bis 15 de usur. (22. 1). Bloße An-
wendungen auf das Interdict unde
vi,
und auf die actio pignoratitia
finden sich in L. 4 C. unde vi (8. 4),
und L. 3 C. de pign. act. (4. 24).
Allerdings können Zinsen mit
der cond. indebiti nicht gefordert
werden, welches jedoch unten be-
sonders erklärt werden wird.
(q) L. 38 § 15 de usur. (22. 1)
"In ceteris quoque bonae fidei
judiciis fructus omnimodo prae-
stantur."
§. 266. Wirkung der L. C. — Erweiterungen. (Fortſ.)

1. Bei den Klagen auf repetitio gilt die Regel, daß
die Früchte und andere Erweiterungen ſchon von Anfang
an erſetzt werden müſſen, ſo daß in dieſer Hinſicht die
L. C. ohne allen Einfluß iſt. Auch macht es dabei durch-
aus keinen Unterſchied, ob eine ſolche Obligation durch
eine ſtrenge oder freie Klage verfolgt wird, wie denn na-
mentlich die der condictio indebiti zum Grunde liegende
Obligation von Anfang an, alſo vor allem Rechtsſtreit,
und auch ohne Mora, den Fruchterſatz mit umfaßt (p).

2. Unter den Klagen auf einen bisher fremden Gegen-
ſtand (quod meum non fuit) wurden die freien und
ſtrengen Klagen unterſchieden.

a) Bei den freien Klagen dieſer Klaſſe galt, wie es
ſcheint, von jeher und ohne allen Widerſtreit die Regel,
daß Früchte erſtattet werden müßten (q). Hier aber war
die Sache deswegen von keiner Erheblichkeit, weil meiſt
der eigenthümliche Inhalt jeder beſonderen Obligation, und
insbeſondere die Einwirkung der Mora, eine frühere Ver-

ſondern deutet ihn erſt an in dem
§ 7 (ſ. u. Note s), obgleich ſie
ihn durchweg unverkennbar vor-
ausſetzt.
(p) L. 65 pr. § 5. 7, L. 15 pr.
de cond. indeb.
(12. 6). Auf dieſelbe
Klaſſe von Klagen bezieht ſich augen-
ſcheinlich L. 38 pr. § 1—6, § 10
bis 15 de usur. (22. 1). Bloße An-
wendungen auf das Interdict unde
vi,
und auf die actio pignoratitia
finden ſich in L. 4 C. unde vi (8. 4),
und L. 3 C. de pign. act. (4. 24).
Allerdings können Zinſen mit
der cond. indebiti nicht gefordert
werden, welches jedoch unten be-
ſonders erklärt werden wird.
(q) L. 38 § 15 de usur. (22. 1)
„In ceteris quoque bonae fidei
judiciis fructus omnimodo prae-
stantur.“
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[111/0129] §. 266. Wirkung der L. C. — Erweiterungen. (Fortſ.) 1. Bei den Klagen auf repetitio gilt die Regel, daß die Früchte und andere Erweiterungen ſchon von Anfang an erſetzt werden müſſen, ſo daß in dieſer Hinſicht die L. C. ohne allen Einfluß iſt. Auch macht es dabei durch- aus keinen Unterſchied, ob eine ſolche Obligation durch eine ſtrenge oder freie Klage verfolgt wird, wie denn na- mentlich die der condictio indebiti zum Grunde liegende Obligation von Anfang an, alſo vor allem Rechtsſtreit, und auch ohne Mora, den Fruchterſatz mit umfaßt (p). 2. Unter den Klagen auf einen bisher fremden Gegen- ſtand (quod meum non fuit) wurden die freien und ſtrengen Klagen unterſchieden. a) Bei den freien Klagen dieſer Klaſſe galt, wie es ſcheint, von jeher und ohne allen Widerſtreit die Regel, daß Früchte erſtattet werden müßten (q). Hier aber war die Sache deswegen von keiner Erheblichkeit, weil meiſt der eigenthümliche Inhalt jeder beſonderen Obligation, und insbeſondere die Einwirkung der Mora, eine frühere Ver- (o) (p) L. 65 pr. § 5. 7, L. 15 pr. de cond. indeb. (12. 6). Auf dieſelbe Klaſſe von Klagen bezieht ſich augen- ſcheinlich L. 38 pr. § 1—6, § 10 bis 15 de usur. (22. 1). Bloße An- wendungen auf das Interdict unde vi, und auf die actio pignoratitia finden ſich in L. 4 C. unde vi (8. 4), und L. 3 C. de pign. act. (4. 24). Allerdings können Zinſen mit der cond. indebiti nicht gefordert werden, welches jedoch unten be- ſonders erklärt werden wird. (q) L. 38 § 15 de usur. (22. 1) „In ceteris quoque bonae fidei judiciis fructus omnimodo prae- stantur.“ (o) ſondern deutet ihn erſt an in dem § 7 (ſ. u. Note s), obgleich ſie ihn durchweg unverkennbar vor- ausſetzt.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/129>, abgerufen am 25.04.2024.