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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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die meisten einer Haselnuß groß/ welche Knopfweise auß den Felsen hervor
stehen. Disere Felsenstein sein gemeinlich mit einer rohtlechten Tinctur be-
sprengt/ welche ich ansehe nicht so fast vor Martialisch/ als aber vor einen
wirklichen Granatfluß. Von solcher Art Edelgesteinen seyn/ wie ich ver-
muhte/ jene Carfunkelstein/ deren Guler. Beschreib. Raet. pag 205. b. mit
folgenden Worten gedenket. Jn der Gegend/ da das Palenser-
und Livinerthal zusamen stossen/ nahe bey dem Dorff
Abiasco,
hat man zun Zeiten Galeatii Sforzae, Meyländischen Herzogs
Carfunkelstein/ so vorher allein auß Jndien zu uns bracht
wurden/ auß dem Steingebirg ans Liecht gebracht/ die es am
Glanz den Orientalischen bevor tahten/ wurden aber also
schwerlich auß den Felsen herfür gehauen/ daß oft der Kosten
die Nutzung übertraff.
2. jene
Weißgrüne Stein mit kohlschwarzen Strichen/
deren oben gedacht worden bey Anlas der jenigen Crystallen/ so in ihrer
mitte solche schwarze/ einem Crystallisirten Spießglaß gleiche/ Streimen
haben. Dise Strich sein bald grad/ in die länge gezogen/ bald gebogen/ und
gleichsam abgebrochen/ bald ordentlich gesetzet/ bald ohne Ordnung under
einander gemischt.

Nach dem wir uns mit betrachtung und aufhebung diser Steinen be-
lustiget/ stiegen wir vollends den Berg ab gen Ayrol/ Ariolo, Orienz/
Ayrolum, Arveolum, welches das erste Dorff ist im Livinerthal/ gelegen
an des Gotthards Fuß/ allwo das Quecksilber gestanden im 22. Zoll/ 4.
Scrup. Worauß wir geschlossen/ daß diser Ohrt tieffer lige/ als die Höhe
des Gotthards bey den Capucineren 1920. Schuhe/ höher aber/ als das
Wirthshauß zum Stäg/ hinter Altorff/ 1280. und höher/ als Altorff 1400.
Nach einer den 28. Jun. gemachten Prob ist Ayrol tieffer befunden worden/
als der Gotthard 1980. höher als der Stäg 1080. Altorff 1580. worvon
zu anderen Zeiten durch mehrere observationes eine mehrere Gewißheit zu-
erwarten seyn wird. Wann ich setze vor das Dorff Airolo 24. Zoll/ 41/2. lin.
Paris. so kommet die Höhe über dem Meer nach Mariotte 2995. nach Cas-
sino
3578. Pariser Schuhe.

Bey dem Dorff Ayrol ist ein saur-bitterer/ mit Vitriol und Salpeter
beschwängerter

Brunn/

dessen gedenket Hr. Wagner Helv. Cur. MSC.

Mit dem/ was wir bereits heut wahrgenommen/ waren wir noch nicht
vernügt/ sondern resolvirten uns annoch eine starke Tagreise zu tuhn auß
dem Livinerthal in Pündten/ namen mit uns einen Wegweiser/ pas-

sirten

die meiſten einer Haſelnuß groß/ welche Knopfweiſe auß den Felſen hervor
ſtehen. Diſere Felſenſtein ſein gemeinlich mit einer rohtlechten Tinctur be-
ſprengt/ welche ich anſehe nicht ſo faſt vor Martialiſch/ als aber vor einen
wirklichen Granatfluß. Von ſolcher Art Edelgeſteinen ſeyn/ wie ich ver-
muhte/ jene Carfunkelſtein/ deren Guler. Beſchreib. Ræt. pag 205. b. mit
folgenden Worten gedenket. Jn der Gegend/ da das Palenſer-
und Livinerthal zuſamen ſtoſſen/ nahe bey dem Dorff
Abiaſco,
hat man zun Zeiten Galeatii Sforzæ, Meylaͤndiſchen Herzogs
Carfunkelſtein/ ſo vorher allein auß Jndien zu uns bracht
wurden/ auß dem Steingebirg ans Liecht gebracht/ die es am
Glanz den Orientaliſchen bevor tahten/ wurden aber alſo
ſchwerlich auß den Felſen herfür gehauen/ daß oft der Koſten
die Nutzung übertraff.
2. jene
Weißgruͤne Stein mit kohlſchwarzen Strichen/
deren oben gedacht worden bey Anlas der jenigen Cryſtallen/ ſo in ihrer
mitte ſolche ſchwarze/ einem Cryſtalliſirten Spießglaß gleiche/ Streimen
haben. Diſe Strich ſein bald grad/ in die laͤnge gezogen/ bald gebogen/ und
gleichſam abgebrochen/ bald ordentlich geſetzet/ bald ohne Ordnung under
einander gemiſcht.

Nach dem wir uns mit betrachtung und aufhebung diſer Steinen be-
luſtiget/ ſtiegen wir vollends den Berg ab gen Ayrol/ Ariolo, Orienz/
Ayrolum, Arveolum, welches das erſte Dorff iſt im Livinerthal/ gelegen
an des Gotthards Fuß/ allwo das Queckſilber geſtanden im 22. Zoll/ 4.
Scrup. Worauß wir geſchloſſen/ daß diſer Ohrt tieffer lige/ als die Hoͤhe
des Gotthards bey den Capucineren 1920. Schuhe/ hoͤher aber/ als das
Wirthshauß zum Staͤg/ hinter Altorff/ 1280. und hoͤher/ als Altorff 1400.
Nach einer den 28. Jun. gemachten Prob iſt Ayrol tieffer befunden worden/
als der Gotthard 1980. hoͤher als der Staͤg 1080. Altorff 1580. worvon
zu anderen Zeiten durch mehrere obſervationes eine mehrere Gewißheit zu-
erwarten ſeyn wird. Wann ich ſetze vor das Dorff Airolo 24. Zoll/ 4½. lin.
Pariſ. ſo kommet die Hoͤhe uͤber dem Meer nach Mariotte 2995. nach Caſ-
ſino
3578. Pariſer Schuhe.

Bey dem Dorff Ayrol iſt ein ſaur-bitterer/ mit Vitriol und Salpeter
beſchwaͤngerter

Brunn/

deſſen gedenket Hr. Wagner Helv. Cur. MSC.

Mit dem/ was wir bereits heut wahrgenommen/ waren wir noch nicht
vernuͤgt/ ſondern reſolvirten uns annoch eine ſtarke Tagreiſe zu tuhn auß
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[83/0103] die meiſten einer Haſelnuß groß/ welche Knopfweiſe auß den Felſen hervor ſtehen. Diſere Felſenſtein ſein gemeinlich mit einer rohtlechten Tinctur be- ſprengt/ welche ich anſehe nicht ſo faſt vor Martialiſch/ als aber vor einen wirklichen Granatfluß. Von ſolcher Art Edelgeſteinen ſeyn/ wie ich ver- muhte/ jene Carfunkelſtein/ deren Guler. Beſchreib. Ræt. pag 205. b. mit folgenden Worten gedenket. Jn der Gegend/ da das Palenſer- und Livinerthal zuſamen ſtoſſen/ nahe bey dem Dorff Abiaſco, hat man zun Zeiten Galeatii Sforzæ, Meylaͤndiſchen Herzogs Carfunkelſtein/ ſo vorher allein auß Jndien zu uns bracht wurden/ auß dem Steingebirg ans Liecht gebracht/ die es am Glanz den Orientaliſchen bevor tahten/ wurden aber alſo ſchwerlich auß den Felſen herfür gehauen/ daß oft der Koſten die Nutzung übertraff. 2. jene Weißgruͤne Stein mit kohlſchwarzen Strichen/ deren oben gedacht worden bey Anlas der jenigen Cryſtallen/ ſo in ihrer mitte ſolche ſchwarze/ einem Cryſtalliſirten Spießglaß gleiche/ Streimen haben. Diſe Strich ſein bald grad/ in die laͤnge gezogen/ bald gebogen/ und gleichſam abgebrochen/ bald ordentlich geſetzet/ bald ohne Ordnung under einander gemiſcht. Nach dem wir uns mit betrachtung und aufhebung diſer Steinen be- luſtiget/ ſtiegen wir vollends den Berg ab gen Ayrol/ Ariolo, Orienz/ Ayrolum, Arveolum, welches das erſte Dorff iſt im Livinerthal/ gelegen an des Gotthards Fuß/ allwo das Queckſilber geſtanden im 22. Zoll/ 4. Scrup. Worauß wir geſchloſſen/ daß diſer Ohrt tieffer lige/ als die Hoͤhe des Gotthards bey den Capucineren 1920. Schuhe/ hoͤher aber/ als das Wirthshauß zum Staͤg/ hinter Altorff/ 1280. und hoͤher/ als Altorff 1400. Nach einer den 28. Jun. gemachten Prob iſt Ayrol tieffer befunden worden/ als der Gotthard 1980. hoͤher als der Staͤg 1080. Altorff 1580. worvon zu anderen Zeiten durch mehrere obſervationes eine mehrere Gewißheit zu- erwarten ſeyn wird. Wann ich ſetze vor das Dorff Airolo 24. Zoll/ 4½. lin. Pariſ. ſo kommet die Hoͤhe uͤber dem Meer nach Mariotte 2995. nach Caſ- ſino 3578. Pariſer Schuhe. Bey dem Dorff Ayrol iſt ein ſaur-bitterer/ mit Vitriol und Salpeter beſchwaͤngerter Brunn/ deſſen gedenket Hr. Wagner Helv. Cur. MSC. Mit dem/ was wir bereits heut wahrgenommen/ waren wir noch nicht vernuͤgt/ ſondern reſolvirten uns annoch eine ſtarke Tagreiſe zu tuhn auß dem Livinerthal in Pündten/ namen mit uns einen Wegweiſer/ paſ- ſirten

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/103>, abgerufen am 28.03.2024.