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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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gen; Denn wir gewiß Sorge trugen, ob er gar sich besinnen würde, oder
ob er in seiner Raserey nicht dahin fahren möchte.

§. 192.

Schächer-Busse haben wir sie zwar genandt, und damit
derselben ihren valorem nicht schwächen wollen; Allein Schächer-Busse
kan zwar eine wahre, muß aber auch gewiß, wann sie noch geschiehet, eine
rare Busse heissen. Zudem, wenn es auch eine wahre Busse heisset, so ist doch
unläugbar, der Mensch machet sich durch die auf lange Bancke geschobene
Bekehrung manches Trostes verlustig, des er warhafftig hätte geniessen kön-
nen, wenn er zeitiger sich dem Geiste Gottes hätte überlassen wollen.

§. 193.

Jst Menschliche Liebe bey uns, so wird man unserm GOtt
nicht allein für Justitz dancken, der uns eine wachsame Obrigkeit geschencket,
daß wir zu derselben Zuflucht nehmen und wider gefährliche Anläuffe böser
Menschen Schutz finden können; sondern man wird ihn auch loben, daß er
das Evangelische Predigt-Amt segnet, mit welchem solchen verirreten Scha-
fen Anweisung zum Himmel gegeben wird, wie wir denn auch nicht gehö-
ret haben, daß ein vernünfftiger Mensch davon anders geurtheilet haben sol-
te: Was Neid und Müßiggang raisonniren wollen, weiß man durch Got-
tes Gnade an seinen Orth hinzuthun, wohin es mit recht gehöret: Das
Werck dabey ist nicht unser, sondern des HErrn, der sihets, der hörets, der
richtets.

§. 194.

Bewahre uns nur unser GOtt unser Land, und einen jed-
weden Menschen in demselben für böse Dinge! solcher Arbeit in Gefängnis-
sen wolte man gerne entübriget seyn, und sich ohne dergleichen Furchterlich-
keit zu anderen Wercken sacrificiren: Wenn mans aber nicht besser als
also finden kan, muß es doch unser einer thun, der den armen Sündern die-
net. Und wer weiß, wenn es einmahl zur Offenbahrung in die Ewigkeit ge-
het, ob der Dienst an reichen Sündern besser, als an armen Sündern ge-
lungen sey.

§. 195.

Wir rühmen nechst dem unsre Justitz Herren, die unse
Treue und Arbeit nicht allein erkant, sondern uns allewege einen freyen Zu-
tritt in ihre Gerichts-Stuben verstattet, so offt wir ihrer Hülffe benöthiget
gewesen, denn es uns offters von diesen verworrenen Maleficanten so ver-
schürtzet wurde, daß wir ohne sie nicht heraus zukommen wusten: am mei-
sten loben wirs vor GOtt, daß sie mit uns auf gleichen Endzweck gezielet, ih-
nen nicht so wol ihr verdientes Urthel, als vielmehr das Heyl in Christo JE-
su, so viel an uns war, applicabel zu machen.

§. 196.

gen; Denn wir gewiß Sorge trugen, ob er gar ſich beſinnen wuͤrde, oder
ob er in ſeiner Raſerey nicht dahin fahren moͤchte.

§. 192.

Schaͤcher-Buſſe haben wir ſie zwar genandt, und damit
derſelben ihren valorem nicht ſchwaͤchen wollen; Allein Schaͤcher-Buſſe
kan zwar eine wahre, muß aber auch gewiß, wann ſie noch geſchiehet, eine
rare Buſſe heiſſen. Zudem, wenn es auch eine wahre Buſſe heiſſet, ſo iſt doch
unlaͤugbar, der Menſch machet ſich durch die auf lange Bancke geſchobene
Bekehrung manches Troſtes verluſtig, des er warhafftig haͤtte genieſſen koͤn-
nen, wenn er zeitiger ſich dem Geiſte Gottes haͤtte uͤberlaſſen wollen.

§. 193.

Jſt Menſchliche Liebe bey uns, ſo wird man unſerm GOtt
nicht allein fuͤr Juſtitz dancken, der uns eine wachſame Obrigkeit geſchencket,
daß wir zu derſelben Zuflucht nehmen und wider gefaͤhrliche Anlaͤuffe boͤſer
Menſchen Schutz finden koͤnnen; ſondern man wird ihn auch loben, daß er
das Evangeliſche Predigt-Amt ſegnet, mit welchem ſolchen verirreten Scha-
fen Anweiſung zum Himmel gegeben wird, wie wir denn auch nicht gehoͤ-
ret haben, daß ein vernuͤnfftiger Menſch davon anders geurtheilet haben ſol-
te: Was Neid und Muͤßiggang raiſonniren wollen, weiß man durch Got-
tes Gnade an ſeinen Orth hinzuthun, wohin es mit recht gehoͤret: Das
Werck dabey iſt nicht unſer, ſondern des HErrn, der ſihets, der hoͤrets, der
richtets.

§. 194.

Bewahre uns nur unſer GOtt unſer Land, und einen jed-
weden Menſchen in demſelben fuͤr boͤſe Dinge! ſolcher Arbeit in Gefaͤngniſ-
ſen wolte man gerne entuͤbriget ſeyn, und ſich ohne dergleichen Furchterlich-
keit zu anderen Wercken ſacrificiren: Wenn mans aber nicht beſſer als
alſo finden kan, muß es doch unſer einer thun, der den armen Suͤndern die-
net. Und wer weiß, wenn es einmahl zur Offenbahrung in die Ewigkeit ge-
het, ob der Dienſt an reichen Suͤndern beſſer, als an armen Suͤndern ge-
lungen ſey.

§. 195.

Wir ruͤhmen nechſt dem unſre Juſtitz Herren, die unſe
Treue und Arbeit nicht allein erkant, ſondern uns allewege einen freyen Zu-
tritt in ihre Gerichts-Stuben verſtattet, ſo offt wir ihrer Huͤlffe benoͤthiget
geweſen, denn es uns offters von dieſen verworrenen Maleficanten ſo ver-
ſchuͤrtzet wurde, daß wir ohne ſie nicht heraus zukommen wuſten: am mei-
ſten loben wirs vor GOtt, daß ſie mit uns auf gleichen Endzweck gezielet, ih-
nen nicht ſo wol ihr verdientes Urthel, als vielmehr das Heyl in Chriſto JE-
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§. 196.
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[111[109]/0117] gen; Denn wir gewiß Sorge trugen, ob er gar ſich beſinnen wuͤrde, oder ob er in ſeiner Raſerey nicht dahin fahren moͤchte. §. 192. Schaͤcher-Buſſe haben wir ſie zwar genandt, und damit derſelben ihren valorem nicht ſchwaͤchen wollen; Allein Schaͤcher-Buſſe kan zwar eine wahre, muß aber auch gewiß, wann ſie noch geſchiehet, eine rare Buſſe heiſſen. Zudem, wenn es auch eine wahre Buſſe heiſſet, ſo iſt doch unlaͤugbar, der Menſch machet ſich durch die auf lange Bancke geſchobene Bekehrung manches Troſtes verluſtig, des er warhafftig haͤtte genieſſen koͤn- nen, wenn er zeitiger ſich dem Geiſte Gottes haͤtte uͤberlaſſen wollen. §. 193. Jſt Menſchliche Liebe bey uns, ſo wird man unſerm GOtt nicht allein fuͤr Juſtitz dancken, der uns eine wachſame Obrigkeit geſchencket, daß wir zu derſelben Zuflucht nehmen und wider gefaͤhrliche Anlaͤuffe boͤſer Menſchen Schutz finden koͤnnen; ſondern man wird ihn auch loben, daß er das Evangeliſche Predigt-Amt ſegnet, mit welchem ſolchen verirreten Scha- fen Anweiſung zum Himmel gegeben wird, wie wir denn auch nicht gehoͤ- ret haben, daß ein vernuͤnfftiger Menſch davon anders geurtheilet haben ſol- te: Was Neid und Muͤßiggang raiſonniren wollen, weiß man durch Got- tes Gnade an ſeinen Orth hinzuthun, wohin es mit recht gehoͤret: Das Werck dabey iſt nicht unſer, ſondern des HErrn, der ſihets, der hoͤrets, der richtets. §. 194. Bewahre uns nur unſer GOtt unſer Land, und einen jed- weden Menſchen in demſelben fuͤr boͤſe Dinge! ſolcher Arbeit in Gefaͤngniſ- ſen wolte man gerne entuͤbriget ſeyn, und ſich ohne dergleichen Furchterlich- keit zu anderen Wercken ſacrificiren: Wenn mans aber nicht beſſer als alſo finden kan, muß es doch unſer einer thun, der den armen Suͤndern die- net. Und wer weiß, wenn es einmahl zur Offenbahrung in die Ewigkeit ge- het, ob der Dienſt an reichen Suͤndern beſſer, als an armen Suͤndern ge- lungen ſey. §. 195. Wir ruͤhmen nechſt dem unſre Juſtitz Herren, die unſe Treue und Arbeit nicht allein erkant, ſondern uns allewege einen freyen Zu- tritt in ihre Gerichts-Stuben verſtattet, ſo offt wir ihrer Huͤlffe benoͤthiget geweſen, denn es uns offters von dieſen verworrenen Maleficanten ſo ver- ſchuͤrtzet wurde, daß wir ohne ſie nicht heraus zukommen wuſten: am mei- ſten loben wirs vor GOtt, daß ſie mit uns auf gleichen Endzweck gezielet, ih- nen nicht ſo wol ihr verdientes Urthel, als vielmehr das Heyl in Chriſto JE- ſu, ſo viel an uns war, applicabel zu machen. §. 196.

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 111[109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/117>, abgerufen am 23.04.2024.