Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
tiente diese Thorheit glauben wolte/ und bissen
sich vor seinem Zimmer die Katzen/ ich frage ei-
nen ieden/ wie solte einem solchen Patienten zu
Muthe seyn? Ja ich glaube/ daß dieses eine so
hefftige alteration und Gemüths-Kränckung
bey ihm erwecken würde/ daß er gar leicht des
Todes drüber seyn könne/ und dieses nicht um sei-
ner an sich habenden Kranckheit/ viel weniger
um der Katzen Geschrey willen/ sondern schlech-
terdings würde die närrische aber gläubische Ein-
bildung ihme eine Beförderung des Todes seyn.
Dahero man sich vor solchen Narren-Possen
wohl Ursach zu hüten hat.

Das 72. Capitel.

Wenn ein Weib Butter rühren will/
soll sie ein drey-creutzig Messer an das But-
ter-Faß stecken/ so geräth die But-
ter bald.

WAs vor albere Gauckel-Possen unter de-
nen Bauers-Weibern/ bey dem Butter-
und Käse-machen/ Küh-melcken und der-
gleichen/ vorgenommen werden/ wird einer nicht
wohl auff eine Küh-Haut schreiben können. Un-
ter diesen ist auch eines/ daß sie zu der Zeit/ wenn
sie Butter rühren/ ein drey-creutziges Messer
an das Butter-Faß stecken. Da ich nun eins-
mahls ein Bauer-Weib um die Ursach dessen

fragte/
H 5

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
tiente dieſe Thorheit glauben wolte/ und biſſen
ſich vor ſeinem Zimmer die Katzen/ ich frage ei-
nen ieden/ wie ſolte einem ſolchen Patienten zu
Muthe ſeyn? Ja ich glaube/ daß dieſes eine ſo
hefftige alteration und Gemuͤths-Kraͤnckung
bey ihm erwecken wuͤrde/ daß er gar leicht des
Todes druͤber ſeyn koͤnne/ und dieſes nicht um ſei-
ner an ſich habenden Kranckheit/ viel weniger
um der Katzen Geſchrey willen/ ſondern ſchlech-
terdings wuͤrde die naͤrriſche aber glaͤubiſche Ein-
bildung ihme eine Befoͤrderung des Todes ſeyn.
Dahero man ſich vor ſolchen Narren-Poſſen
wohl Urſach zu huͤten hat.

Das 72. Capitel.

Wenn ein Weib Butter ruͤhren will/
ſoll ſie ein drey-creutzig Meſſer an das But-
ter-Faß ſtecken/ ſo geraͤth die But-
ter bald.

WAs vor albere Gauckel-Poſſen unter de-
nen Bauers-Weibern/ bey dem Butter-
und Kaͤſe-machen/ Kuͤh-melcken und der-
gleichen/ vorgenommen werden/ wird einer nicht
wohl auff eine Kuͤh-Haut ſchreiben koͤnnen. Un-
ter dieſen iſt auch eines/ daß ſie zu der Zeit/ wenn
ſie Butter ruͤhren/ ein drey-creutziges Meſſer
an das Butter-Faß ſtecken. Da ich nun eins-
mahls ein Bauer-Weib um die Urſach deſſen

fragte/
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
tiente die&#x017F;e Thorheit glauben wolte/ und bi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich vor &#x017F;einem Zimmer die Katzen/ ich frage ei-<lb/>
nen ieden/ wie &#x017F;olte einem &#x017F;olchen Patienten zu<lb/>
Muthe &#x017F;eyn? Ja ich glaube/ daß die&#x017F;es eine &#x017F;o<lb/>
hefftige <hi rendition="#aq">alteration</hi> und Gemu&#x0364;ths-Kra&#x0364;nckung<lb/>
bey ihm erwecken wu&#x0364;rde/ daß er gar leicht des<lb/>
Todes dru&#x0364;ber &#x017F;eyn ko&#x0364;nne/ und die&#x017F;es nicht um &#x017F;ei-<lb/>
ner an &#x017F;ich habenden Kranckheit/ viel weniger<lb/>
um der Katzen Ge&#x017F;chrey willen/ &#x017F;ondern &#x017F;chlech-<lb/>
terdings wu&#x0364;rde die na&#x0364;rri&#x017F;che aber gla&#x0364;ubi&#x017F;che Ein-<lb/>
bildung ihme eine Befo&#x0364;rderung des Todes &#x017F;eyn.<lb/>
Dahero man &#x017F;ich vor &#x017F;olchen Narren-Po&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wohl Ur&#x017F;ach zu hu&#x0364;ten hat.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 72. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn ein Weib Butter ru&#x0364;hren will/<lb/>
&#x017F;oll &#x017F;ie ein drey-creutzig Me&#x017F;&#x017F;er an das But-<lb/><hi rendition="#c">ter-Faß &#x017F;tecken/ &#x017F;o gera&#x0364;th die But-<lb/>
ter bald.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>As vor albere Gauckel-Po&#x017F;&#x017F;en unter de-<lb/>
nen Bauers-Weibern/ bey dem Butter-<lb/>
und Ka&#x0364;&#x017F;e-machen/ Ku&#x0364;h-melcken und der-<lb/>
gleichen/ vorgenommen werden/ wird einer nicht<lb/>
wohl auff eine Ku&#x0364;h-Haut &#x017F;chreiben ko&#x0364;nnen. Un-<lb/>
ter die&#x017F;en i&#x017F;t auch eines/ daß &#x017F;ie zu der Zeit/ wenn<lb/>
&#x017F;ie Butter ru&#x0364;hren/ ein drey-creutziges Me&#x017F;&#x017F;er<lb/>
an das Butter-Faß &#x017F;tecken. Da ich nun eins-<lb/>
mahls ein Bauer-Weib um die Ur&#x017F;ach de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fragte/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0143] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. tiente dieſe Thorheit glauben wolte/ und biſſen ſich vor ſeinem Zimmer die Katzen/ ich frage ei- nen ieden/ wie ſolte einem ſolchen Patienten zu Muthe ſeyn? Ja ich glaube/ daß dieſes eine ſo hefftige alteration und Gemuͤths-Kraͤnckung bey ihm erwecken wuͤrde/ daß er gar leicht des Todes druͤber ſeyn koͤnne/ und dieſes nicht um ſei- ner an ſich habenden Kranckheit/ viel weniger um der Katzen Geſchrey willen/ ſondern ſchlech- terdings wuͤrde die naͤrriſche aber glaͤubiſche Ein- bildung ihme eine Befoͤrderung des Todes ſeyn. Dahero man ſich vor ſolchen Narren-Poſſen wohl Urſach zu huͤten hat. Das 72. Capitel. Wenn ein Weib Butter ruͤhren will/ ſoll ſie ein drey-creutzig Meſſer an das But- ter-Faß ſtecken/ ſo geraͤth die But- ter bald. WAs vor albere Gauckel-Poſſen unter de- nen Bauers-Weibern/ bey dem Butter- und Kaͤſe-machen/ Kuͤh-melcken und der- gleichen/ vorgenommen werden/ wird einer nicht wohl auff eine Kuͤh-Haut ſchreiben koͤnnen. Un- ter dieſen iſt auch eines/ daß ſie zu der Zeit/ wenn ſie Butter ruͤhren/ ein drey-creutziges Meſſer an das Butter-Faß ſtecken. Da ich nun eins- mahls ein Bauer-Weib um die Urſach deſſen fragte/ H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/143
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/143>, abgerufen am 25.04.2024.