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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 21. Capitel.

Es ist nicht gut/ daß/ wenn man sich
früh gewaschen hat/ man das Wasser
von denen Händen abschleudere.

DIe Ursach wäre/ warum es nicht gut sey/
sagen die super-klugen Weiber/ weil man
sich selbiges Tages die Nahrung damit
verschleudert. Ihr sorgfältigen Büchsen! ich
will euch einmahl recht lassen/ aber nicht anders/
als mit folgender Condition, wenn nehmlich
einer sich wüsche/ und hätte einen kostbaren Ring
an Finger stecken/ welcher gern herab gienge/
und schleuderte mit denen nassen Händen solchen
unvermerckt hinweg/ daß er dadurch felbigen gar
verlustig würde/ so versichere ich/ ein solcher wird
in seiner Nahrung lange nicht erwerben/ was er
ietzt in einem Augenblick verschleudert hat.
Nechst dem ist das Schleudern der nassen Hän-
de sonst auch keine feine Zucht/ denn man kan ei-
nen andern leicht damit bespritzen/ daß solcher ge-
stalt nur Wieder willen dadurch entstehen kan/ ü-
ber diß/ kan das Wasser wohl auff etwas ge-
schleudert werden/ das durch einen eintzigen
Tropffen Wasser verderben kan; ausser solchen
Begebenheiten aber/ kan das Schleudern der
nassen Hände/ keinen Schaden bringen/ viel we-
niger die Nahrung verhindern.

Das
C 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 21. Capitel.

Es iſt nicht gut/ daß/ wenn man ſich
fruͤh gewaſchen hat/ man das Waſſer
von denen Haͤnden abſchleudere.

DIe Urſach waͤre/ warum es nicht gut ſey/
ſagen die ſuper-klugen Weiber/ weil man
ſich ſelbiges Tages die Nahrung damit
verſchleudert. Ihr ſorgfaͤltigen Buͤchſen! ich
will euch einmahl recht laſſen/ aber nicht anders/
als mit folgender Condition, wenn nehmlich
einer ſich wuͤſche/ und haͤtte einen koſtbaren Ring
an Finger ſtecken/ welcher gern herab gienge/
und ſchleuderte mit denen naſſen Haͤnden ſolchen
unvermerckt hinweg/ daß er dadurch felbigen gar
verluſtig wuͤrde/ ſo verſichere ich/ ein ſolcher wird
in ſeiner Nahrung lange nicht erwerben/ was er
ietzt in einem Augenblick verſchleudert hat.
Nechſt dem iſt das Schleudern der naſſen Haͤn-
de ſonſt auch keine feine Zucht/ denn man kan ei-
nen andern leicht damit beſpritzen/ daß ſolcher ge-
ſtalt nur Wieder willen dadurch entſtehen kan/ uͤ-
ber diß/ kan das Waſſer wohl auff etwas ge-
ſchleudert werden/ das durch einen eintzigen
Tropffen Waſſer verderben kan; auſſer ſolchen
Begebenheiten aber/ kan das Schleudern der
naſſen Haͤnde/ keinen Schaden bringen/ viel we-
niger die Nahrung verhindern.

Das
C 4
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[39/0061] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 21. Capitel. Es iſt nicht gut/ daß/ wenn man ſich fruͤh gewaſchen hat/ man das Waſſer von denen Haͤnden abſchleudere. DIe Urſach waͤre/ warum es nicht gut ſey/ ſagen die ſuper-klugen Weiber/ weil man ſich ſelbiges Tages die Nahrung damit verſchleudert. Ihr ſorgfaͤltigen Buͤchſen! ich will euch einmahl recht laſſen/ aber nicht anders/ als mit folgender Condition, wenn nehmlich einer ſich wuͤſche/ und haͤtte einen koſtbaren Ring an Finger ſtecken/ welcher gern herab gienge/ und ſchleuderte mit denen naſſen Haͤnden ſolchen unvermerckt hinweg/ daß er dadurch felbigen gar verluſtig wuͤrde/ ſo verſichere ich/ ein ſolcher wird in ſeiner Nahrung lange nicht erwerben/ was er ietzt in einem Augenblick verſchleudert hat. Nechſt dem iſt das Schleudern der naſſen Haͤn- de ſonſt auch keine feine Zucht/ denn man kan ei- nen andern leicht damit beſpritzen/ daß ſolcher ge- ſtalt nur Wieder willen dadurch entſtehen kan/ uͤ- ber diß/ kan das Waſſer wohl auff etwas ge- ſchleudert werden/ das durch einen eintzigen Tropffen Waſſer verderben kan; auſſer ſolchen Begebenheiten aber/ kan das Schleudern der naſſen Haͤnde/ keinen Schaden bringen/ viel we- niger die Nahrung verhindern. Das C 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/61>, abgerufen am 18.04.2024.