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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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bereit dem Altvater, der sich diesen Tag über alle
massen vergnügt bezeigt hatte, mit größten Appe-
tit
zu gehorsamen. Selbst Herr Mag. Schmeltzer,
der doch sonsten eben kein fonderlicher Liebhaber vom
Toback-Rauchen war, ließ sich diesen Abend bereden
ein Pfeiffgen mit anzustecken, worbey jedennoch al-
lerhand erbauliche Gespräche geführet wurden, bis
endlich der Altvater Albertus, mit guter Art, sein
gantz besonderes Verlangen zu vernehmen gab, nach
und nach bey bequemer Gelegenheit eines jeden, letz-
lich mit angekommenen Europäers wahrhaffte Le-
bens-Geschicht anzuhören. Da nun Herr Mag.
Schmeltzer so wohl als die andern alle, dessen Ver-
langen so billig, als sich schuldig befanden, eine Höf-
lichkeit, nach Vermögen, mit der andern zu vergelten,
machte erstgemeldter ohne einziges Verzögern selb-
sten den Anfang, und erzehlete folgender massen seine
eigene, nemlich:

Die Lebens-Geschichte Herrn Mag.
Schmeltzers.

Jch Ernst Gottlieb Schmeltzer. bin der zweyte
Sohn eines Evangelisch-Lutherischen Predi-
gers, der in einem Polnisch-Preußischen, ohnweit
Elbingen gelegenen Dorffe sein heil. Amt zu verwal-
ten hatte. Der 28. Aug. des 1692sten Jahres ist
mein Geburts-Tag gewesen, und von diesem Tage
an, haben meine sel. Eltern keinen Fleiß gesparet,
mich nebst meinem ältern Bruder und einer älteren
Schwester, so GOtt gefällig, als die nachkommen-
den zwey jüngern Brüder und eben so viel Schwe-
stern aufzuziehen. Wir Kinder bekamen gleich

von

bereit dem Altvater, der ſich dieſen Tag uͤber alle
maſſen vergnuͤgt bezeigt hatte, mit groͤßten Appe-
tit
zu gehorſamen. Selbſt Herr Mag. Schmeltzer,
der doch ſonſten eben kein fonderlicher Liebhaber vom
Toback-Rauchen war, ließ ſich dieſen Abend bereden
ein Pfeiffgen mit anzuſtecken, worbey jedennoch al-
lerhand erbauliche Geſpraͤche gefuͤhret wurden, bis
endlich der Altvater Albertus, mit guter Art, ſein
gantz beſonderes Verlangen zu vernehmen gab, nach
und nach bey bequemer Gelegenheit eines jeden, letz-
lich mit angekommenen Europaͤers wahrhaffte Le-
bens-Geſchicht anzuhoͤren. Da nun Herr Mag.
Schmeltzer ſo wohl als die andern alle, deſſen Ver-
langen ſo billig, als ſich ſchuldig befanden, eine Hoͤf-
lichkeit, nach Vermoͤgen, mit der andern zu vergelten,
machte erſtgemeldter ohne einziges Verzoͤgern ſelb-
ſten den Anfang, und erzehlete folgender maſſen ſeine
eigene, nemlich:

Die Lebens-Geſchichte Herrn Mag.
Schmeltzers.

Jch Ernſt Gottlieb Schmeltzer. bin der zweyte
Sohn eines Evangeliſch-Lutheriſchen Predi-
gers, der in einem Polniſch-Preußiſchen, ohnweit
Elbingen gelegenen Dorffe ſein heil. Amt zu verwal-
ten hatte. Der 28. Aug. des 1692ſten Jahres iſt
mein Geburts-Tag geweſen, und von dieſem Tage
an, haben meine ſel. Eltern keinen Fleiß geſparet,
mich nebſt meinem aͤltern Bruder und einer aͤlteren
Schweſter, ſo GOtt gefaͤllig, als die nachkommen-
den zwey juͤngern Bruͤder und eben ſo viel Schwe-
ſtern aufzuziehen. Wir Kinder bekamen gleich

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[6/0020] bereit dem Altvater, der ſich dieſen Tag uͤber alle maſſen vergnuͤgt bezeigt hatte, mit groͤßten Appe- tit zu gehorſamen. Selbſt Herr Mag. Schmeltzer, der doch ſonſten eben kein fonderlicher Liebhaber vom Toback-Rauchen war, ließ ſich dieſen Abend bereden ein Pfeiffgen mit anzuſtecken, worbey jedennoch al- lerhand erbauliche Geſpraͤche gefuͤhret wurden, bis endlich der Altvater Albertus, mit guter Art, ſein gantz beſonderes Verlangen zu vernehmen gab, nach und nach bey bequemer Gelegenheit eines jeden, letz- lich mit angekommenen Europaͤers wahrhaffte Le- bens-Geſchicht anzuhoͤren. Da nun Herr Mag. Schmeltzer ſo wohl als die andern alle, deſſen Ver- langen ſo billig, als ſich ſchuldig befanden, eine Hoͤf- lichkeit, nach Vermoͤgen, mit der andern zu vergelten, machte erſtgemeldter ohne einziges Verzoͤgern ſelb- ſten den Anfang, und erzehlete folgender maſſen ſeine eigene, nemlich: Die Lebens-Geſchichte Herrn Mag. Schmeltzers. Jch Ernſt Gottlieb Schmeltzer. bin der zweyte Sohn eines Evangeliſch-Lutheriſchen Predi- gers, der in einem Polniſch-Preußiſchen, ohnweit Elbingen gelegenen Dorffe ſein heil. Amt zu verwal- ten hatte. Der 28. Aug. des 1692ſten Jahres iſt mein Geburts-Tag geweſen, und von dieſem Tage an, haben meine ſel. Eltern keinen Fleiß geſparet, mich nebſt meinem aͤltern Bruder und einer aͤlteren Schweſter, ſo GOtt gefaͤllig, als die nachkommen- den zwey juͤngern Bruͤder und eben ſo viel Schwe- ſtern aufzuziehen. Wir Kinder bekamen gleich von

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/20>, abgerufen am 28.03.2024.