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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Hoch-Ehrwürdige, Hochgelahrte, Hoch-
Achtbare, Hochweise, Hocherfahrne, Hoch-

geehrteste Herren und mächtige
Beförderer.

Jch Endes unterschriebener Bürger, Zeug-
und Leinweber allhier, bin in Erfah-
rung kommen, daß der Menschen-fressende
Tod, welcher nach Sirachs und anderer
frommen Lehrer Ausspruche, keine Person
anstehet, vor etlichen Tagen ihren dahero
gewesenen Calcanten oder Orgel-Bälgen-
Treter, den Wohlehrbaren und Nahmhaff-
ten, Meister N. N. mit seiner Sense, als einen
frischen Kraut-Strunck abgehauen und ins
Grab geworffen hat, als worüber Diesel-
ben, wie nicht unbillig, in grosses Leidwe-
sen versetzt worden, denn es verdriesset ja
wohl den Müller, wenn ihm ein Esel um-
fällt, warum solte es denn nicht nahe gehen,
wenn ein ehrlicher Mann und frommer Kir-
chen-Bedienter, in seinen besten Jahren, die
Beine, womit er, wie mir gesagt worden,
die Bälge über 13. Jahr getreten, in die Hö-
he reckt. Jch will zu ihrer eigenen Hoch-
preißlichen Untersuchung anheim gestellet
und gegeben seyn lassen, ob ihn der Doctor,
durch das vor etlichen Wochen eingegebe-
ne Vomitiv oder Brech-Pulver, die Schwind-
sucht verursacht, oder ob er sich dieselbe,
vielleicht durch seinen überflüßigen Fleiß, an
den Hals getreten hat. Denn der gnte Mann

wolte
Hoch-Ehrwuͤrdige, Hochgelahrte, Hoch-
Achtbare, Hochweiſe, Hocherfahrne, Hoch-

geehrteſte Herren und maͤchtige
Befoͤrderer.

Jch Endes unterſchriebener Buͤrger, Zeug-
und Leinweber allhier, bin in Erfah-
rung kommen, daß der Menſchen-freſſende
Tod, welcher nach Sirachs und anderer
frommen Lehrer Ausſpruche, keine Perſon
anſtehet, vor etlichen Tagen ihren dahero
geweſenen Calcanten oder Orgel-Baͤlgen-
Treter, den Wohlehrbaren und Nahmhaff-
ten, Meiſter N. N. mit ſeiner Senſe, als einen
friſchen Kraut-Strunck abgehauen und ins
Grab geworffen hat, als woruͤber Dieſel-
ben, wie nicht unbillig, in groſſes Leidwe-
ſen verſetzt worden, denn es verdrieſſet ja
wohl den Muͤller, wenn ihm ein Eſel um-
faͤllt, warum ſolte es denn nicht nahe gehen,
wenn ein ehrlicher Mann und frommer Kir-
chen-Bedienter, in ſeinen beſten Jahren, die
Beine, womit er, wie mir geſagt worden,
die Baͤlge uͤber 13. Jahr getreten, in die Hoͤ-
he reckt. Jch will zu ihrer eigenen Hoch-
preißlichen Unterſuchung anheim geſtellet
und gegeben ſeyn laſſen, ob ihn der Doctor,
durch das vor etlichen Wochen eingegebe-
ne Vomitiv oder Brech-Pulver, die Schwind-
ſucht verurſacht, oder ob er ſich dieſelbe,
vielleicht durch ſeinen uͤberfluͤßigen Fleiß, an
den Hals getreten hat. Denn der gnte Mann

wolte
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[431/0445] Hoch-Ehrwuͤrdige, Hochgelahrte, Hoch- Achtbare, Hochweiſe, Hocherfahrne, Hoch- geehrteſte Herren und maͤchtige Befoͤrderer. Jch Endes unterſchriebener Buͤrger, Zeug- und Leinweber allhier, bin in Erfah- rung kommen, daß der Menſchen-freſſende Tod, welcher nach Sirachs und anderer frommen Lehrer Ausſpruche, keine Perſon anſtehet, vor etlichen Tagen ihren dahero geweſenen Calcanten oder Orgel-Baͤlgen- Treter, den Wohlehrbaren und Nahmhaff- ten, Meiſter N. N. mit ſeiner Senſe, als einen friſchen Kraut-Strunck abgehauen und ins Grab geworffen hat, als woruͤber Dieſel- ben, wie nicht unbillig, in groſſes Leidwe- ſen verſetzt worden, denn es verdrieſſet ja wohl den Muͤller, wenn ihm ein Eſel um- faͤllt, warum ſolte es denn nicht nahe gehen, wenn ein ehrlicher Mann und frommer Kir- chen-Bedienter, in ſeinen beſten Jahren, die Beine, womit er, wie mir geſagt worden, die Baͤlge uͤber 13. Jahr getreten, in die Hoͤ- he reckt. Jch will zu ihrer eigenen Hoch- preißlichen Unterſuchung anheim geſtellet und gegeben ſeyn laſſen, ob ihn der Doctor, durch das vor etlichen Wochen eingegebe- ne Vomitiv oder Brech-Pulver, die Schwind- ſucht verurſacht, oder ob er ſich dieſelbe, vielleicht durch ſeinen uͤberfluͤßigen Fleiß, an den Hals getreten hat. Denn der gnte Mann wolte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/445>, abgerufen am 29.03.2024.