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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Die Abschieds-Rede
und
letzten Willen
des Alt-Vaters
Alberti Julii I.

LJeben Kinder und werthesten Freunde! Sehet,
ich werde in wenig Tagen sterben, doch, GOtt
wird mit euch seyn. Meine Seele ist, GOtt sey
Lob und Danck gesagt, wohl berathen, denn ich
bin versichert, daß sie GOTT gewiß zu Gnaden
auf-und annehmen wird. Das Zeitliche hatte ich
mir bereits aus dem Sinne geschlagen, jedoch auf
Einrathen meines Beicht-Vaters, Herrn Mag.
Schmeltzers, habe mir gefallen lassen, vor meinem
Abschiede, euch noch mündlich meine Gedancken
ein und anderer Dinge wegen zu eröffnen. Jch
habe zwar fchon vor einigen Jahren meinen letzten
Willen zu Pappier gebracht, welcher sich unter
meinen Scripturen finden wird, weiln sich aber seit
der Zeit auf dieser Jnsul vieles verändert, vermehret
und verbessert hat, so verlange ich nicht, daß man
sich eben in allen Puncten darnach einrichten solle,
ich will aber auch nicht, daß man dieses Manu-
script
gantz und gar hinweg werffe, denn die Ge-
setze, Anweisungen und Vermahnungen, so ich dar-
innen gegeben, sind zum Theil noch wohl Betrach-
tens-würdig, obschon einige derselben unnöth-
und überflüßig sind.

Das wenige, was ich etwa noch anzuordnen
habe, ist dieses:

1.) Soll
(Q 2)
Die Abſchieds-Rede
und
letzten Willen
des Alt-Vaters
Alberti Julii I.

LJeben Kinder und wertheſten Freunde! Sehet,
ich werde in wenig Tagen ſterben, doch, GOtt
wird mit euch ſeyn. Meine Seele iſt, GOtt ſey
Lob und Danck geſagt, wohl berathen, denn ich
bin verſichert, daß ſie GOTT gewiß zu Gnaden
auf-und annehmen wird. Das Zeitliche hatte ich
mir bereits aus dem Sinne geſchlagen, jedoch auf
Einrathen meines Beicht-Vaters, Herrn Mag.
Schmeltzers, habe mir gefallen laſſen, vor meinem
Abſchiede, euch noch muͤndlich meine Gedancken
ein und anderer Dinge wegen zu eroͤffnen. Jch
habe zwar fchon vor einigen Jahren meinen letzten
Willen zu Pappier gebracht, welcher ſich unter
meinen Scripturen finden wird, weiln ſich aber ſeit
der Zeit auf dieſer Jnſul vieles veraͤndert, vermehret
und verbeſſert hat, ſo verlange ich nicht, daß man
ſich eben in allen Puncten darnach einrichten ſolle,
ich will aber auch nicht, daß man dieſes Manu-
ſcript
gantz und gar hinweg werffe, denn die Ge-
ſetze, Anweiſungen und Vermahnungen, ſo ich dar-
innen gegeben, ſind zum Theil noch wohl Betrach-
tens-wuͤrdig, obſchon einige derſelben unnoͤth-
und uͤberfluͤßig ſind.

Das wenige, was ich etwa noch anzuordnen
habe, iſt dieſes:

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[243/0251] Die Abſchieds-Rede und letzten Willen des Alt-Vaters Alberti Julii I. LJeben Kinder und wertheſten Freunde! Sehet, ich werde in wenig Tagen ſterben, doch, GOtt wird mit euch ſeyn. Meine Seele iſt, GOtt ſey Lob und Danck geſagt, wohl berathen, denn ich bin verſichert, daß ſie GOTT gewiß zu Gnaden auf-und annehmen wird. Das Zeitliche hatte ich mir bereits aus dem Sinne geſchlagen, jedoch auf Einrathen meines Beicht-Vaters, Herrn Mag. Schmeltzers, habe mir gefallen laſſen, vor meinem Abſchiede, euch noch muͤndlich meine Gedancken ein und anderer Dinge wegen zu eroͤffnen. Jch habe zwar fchon vor einigen Jahren meinen letzten Willen zu Pappier gebracht, welcher ſich unter meinen Scripturen finden wird, weiln ſich aber ſeit der Zeit auf dieſer Jnſul vieles veraͤndert, vermehret und verbeſſert hat, ſo verlange ich nicht, daß man ſich eben in allen Puncten darnach einrichten ſolle, ich will aber auch nicht, daß man dieſes Manu- ſcript gantz und gar hinweg werffe, denn die Ge- ſetze, Anweiſungen und Vermahnungen, ſo ich dar- innen gegeben, ſind zum Theil noch wohl Betrach- tens-wuͤrdig, obſchon einige derſelben unnoͤth- und uͤberfluͤßig ſind. Das wenige, was ich etwa noch anzuordnen habe, iſt dieſes: 1.) Soll (Q 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/251>, abgerufen am 28.03.2024.